Hm, jetzt hat's mich auch erwischt. Knapp drei Monate vor meinem Prüfungstermin hat mich voll der Referendariatskoller erwischt.
Bei kleinsten Kleinigkeiten könnte ich - und tu's auch, wenn ich zuhause bin - losheulen. Bestes Beispiel gestern abend: mein Freund bügelt friedlich seine Hemden, der Kater schnurrt auf dem Scanner und ich versuche, meine Fach- & Pädagogikseminarleiter telefonisch zu erreichen, um die letzten UBs zu koordinieren. Leider sind sie jenseits moderner Kommunikationstechniken. Pädagogik-Leiterin bietet mir also telefonisch einen Termin an. Daraufhin stimme ich diesen Termin mit meinem MusikFSL ab. Er notiert sich den Termin, ich soll die Päd-Leiterin nochmals anrufen, um zu bestätigen. Die Dame erreiche ich jedoch erst einige Tage später, da sie nicht über AB, E-Mail, Fax verfügt - eben die ganzen Sachen, die ein Ref haben muss! Nun erreiche ich sie aber gestern doch noch, da teilt sie mir mit, sie hätte den Termin schon anderweitig vergeben. Sie würde mir aber noch den soundsovielten und den... und den... anbieten, ich sollte doch noch mit dem Mu-FSL sprechen. Und mich dann wieder bei ihr melden.
Da hat's mir gestern abend wieder mal gereicht - wer ist denn hier damit beauftragt, mich auszubilden und mich zu betreuen? Ich dachte immer, ich sei der "Zögling" und die entsprechenden Leiter hätten das auch irgendwie im Blick. Statt dass sie mir hinterherrennen, nun umgekehrt. Mich k*tzt das so an! (Wo war nochmal der Smilie?)
Tja. Jedenfalls stellte dann mein Freund das Bügeleisen aus, hockte sich zu mir und versuchte mich heulendes Elend zu trösten. Die Referendare unter euch, die diesen Ref-Koller kennen, werden bestimmt wissend nicken und mir zustimmen, dass selbst so lieber Trost in solchen Fällen kaum weiterhilft.
"Nebenbei" soll ich meine 2. Staatsexamensarbeit schreiben. Nicht, dass es Richtlinien zur Anfertigung geben würde, die man dem Referendar einfach mal in die Hand drücken könnte. Nein, "sprechen Sie das mit Ihrer Erstgutachterin ab". Erstgutachterin meint, "halt ein Drittel Theorie und ein Drittel Praxis, 50 Seiten". Hossa! Was erwartet denn Erstgutachterin bezüglich ihres Faches von mir? Nichts? Wieviele Stunden der Einheit sollen ausführlich beschrieben werden? "Ach, Sie machen das schon!" Gibt es Standardwerke, die man gelesen haben sollte? "Ich vertraue Ihnen, dass Sie eine geeignete Literaturauswahl treffen werden." Hm.
Und so geht es weiter. Die Schule weiß um meine 2. Staatsexamensarbeit, die ich am 11.1. abgeben muss, aber verplant mich horrormäßig für fachfremden Vertretungsunterricht. Religion? Gar kein Problem! Hab ich zwar selbst in der DDR-Schule nicht gehabt, hab auch keine Ausbildung, aber "Sie machen das schon".
Mein Eindruck, den ich ganz am Anfang des Ref hatte, bestätigt sich: das Ganze ist - zumindest in meinem Fall - ziemlich unprofessionell. Dass darunter der "Lehrernachwuchs" leidet, die Ausbildung bestimmt nicht verbessert wird, interessiert keinen.
Vorgestern, als ich mal wieder einen Boxsack hätte gebrauchen können ("Frau X, 3 Vertretungsstunden am Montag - das schaffen Sie doch?") eine Bewerbung für eine Uni-Stelle geschrieben und als Forschungsprojekt (es ging um Projekte der Lehrerausbildung) etwas mit dem Ref. skizziert. So habe ich mir meinen Frust produktiv von der Seele geschrieben, das Ganze eine Nacht ruhen lassen, einem habilitierten Freund gezeigt, der meinte "liest sich gut" und abgeschickt.
Kann doch nicht sein, dass man sich von diesen 1,5 Jahren so kaputtmachen lässt, oder?
LG, das_kaddl
PS: Wem's gerade auch so geht: