"Offizieller Widerstand" nach oben (Kultusministerium) möglich?

  • Gibt es irgendeinen offiziellen Dienstweg, über den man sich als Kollegium bzw. Abteilung gegen Umsetzung von Plänen des KM widersetzen kann? Es werden inzwischen viel zu viele Dinge erwartet, die wir allein aufgrund des Standorts sowie anderer Rahmenbedingungen gar nicht leisten können. Frust und Ärger sind nicht nur bei mir groß. (Ich bitte von ortsspezifischen Fragen und Detailfragen abzusehen.)

  • Können Schulleitungen nicht auch remonstrieren?

    Das trauen sich wohl die wenigsten Schulleitungen. Das wird doch "von oben" als Unfähigkeit interpretiert. Wenn eine SL nicht in der Lage ist, Vorgaben des Ministeriums umzusetzen, hat sie doch versagt. Zumindest ist das wohl die Befürchtung der Rektoren.

  • Remonstrieren haben sowohl wir als auch die SL mehrfach versucht. Wird schlicht und einfach ignoriert. Bzw. "Zur Kenntnis genommen".


    So langsam werden die Verbände und die Presse wach, nachdem man wochen- und monatelang Lügensteffis Presseerklärungen unkommentiert verbreitet hat. Es gab erste GEW-organisierte Demos (hätte schon fast nicht mehr daran geglaubt), auch im Land der großen Vorsitzenden, wo die meisten Lokalpressevertreter nach 29 Jahren Regierungszeit das richtige Parteibuch haben, ist inzwischen kritisches in den Zeitungen zu lesen, und es laufen ein paar Klagen bzw. einige KollegInnen lassen die Erfolgschancen von Musterklagen wegen grober Verletzung der Fürsorgepflicht prüfen.

    Spätestens jetzt, wo die Lügen offen daliegen ("Die Maßnahmen entsprechen immer noch den RKI-Empfehlungen" ließ Steffi gerade verkünden) stehen die Chancen vielleicht etwas besser.


    Vielleicht hilft das in Summe etwas, ohne öffentlichen Druck geht da nämlich garnix.


    Ansonsten bleibt nur "nicht-ziviler ungehorsam im Rahmen des Beamtenrechts":

    - Bei JEDEM noch so kleinen Symptom, ab zum Arzt.

    - Es ist wegen der Lüfterei zu kalt im Raum? Unterricht abbrechen, dokumentieren (dabei Aufsichtspflicht aber nicht verletzen).

    - SuS verletzen die sowieso schon zu laschen Maßnahmen? Rigoros heimschicken. Natürlich mit dem Hinweis, dass sie sich gerne über mich oder die SL beschweren können.

    - Nur noch Dienst nach Vorschrift. Keine Sekunde Mehraufwand außerhalb der unbedingt notwendigen dienstlichen Tätigkeiten.

    - Bei unsinnigen bzw. nicht umsetzbaren Anweisungen weiterhin remonstrieren. Mein SL hat beispielsweise schon vor Wochen schriftlich bekommen, dass ich keine Verantwortung für die Einhaltung der Abstandsregeln bei über 1000 Schülern auf dem Schulhof übernehme, noch dazu, wenn es Ausnahmen gibt wie "beim Essen und Trinken darf die Maske abgenommen werden".

    - Den SchülerInnen (wenn sie alt genug sind) klar machen, das SIE es sind, die am ehesten etwas ändern können, weil man bei besorgten Eltern und (älteren) SchülerInnen viel mehr Angst um Wählerstimmen hat, als bei den paar LuL, die sich ja sowieso nur beschränkt äußern dürfen.


    Ein Teil davon geht leider nur, wenn die SL mitzieht. Unsere tut's zum Glück.


    Bevor's jemand sagt: Ja, wenn das jeder macht, fährt der Karren an die Wand. Aber genau das ist nötig. In diesem System ändert sich sonst absolut gar nichts.

  • Mal zwei Beispiele, was Druck von außen bewirken kann, allerdings natürlich "kleinere Baustellen" und zwei Ebenen tiefer als die aktuellen Probleme:


    - Nachdem unsere Geräteprüfungen seit über 10 Jahren überfällig waren, was wir auch halbjährlich gemeldet hatten, hat ein Schüler der Stadt mit Klage gedroht. Er hat dabei ziemlich clever die Herausgabe der Prüfprotokolle verlangt, was ihm seit dem Informationsfreiheitsgesetz zusteht. DREI TAGE (!) später hat die Stadt "zufällig" festgestellt, man müsse mal ganz dringend die Geräte prüfen.


    - Unsere Klos waren jahrelang in dem Zustand, in dem die meisten Schulklos in Deutschland sind. Keine Klobrillen, zum Teil fehlende Trennwände plus der übliche Gestank. Auch das wurde ständig weitergemeldet und dort ignoriert. Der örtliche Chemie-Großbetrieb (ein richtig, richtig großer) hat dann irgendwann eine Pressemeldung herausgegeben, in der relativ deutlich stand "Unsere Jungs trauen sich nicht, in der Schule kacken zu gehen, aus Angst, dass sie sich was holen." Zack, drei Wochen später waren die Klos renoviert.


    Man kann also durchaus etwas erreichen. Man muss nur die richtigen Stellen aktivieren. Und das sind leider nicht wir.

  • Das erlebe ich auch so @DpB , bei uns werden Eltern alle Wünsche von den Lippen abgelesen, was Lehrer wollen (selbst wenn's in ner Verordnung steht) interessiert keene Sau. Man sollte sich immer mit Eltern gut stellen und die machen lassen.

  • Haha, danke - ich habe im Titel vollkommen vergessen, dass es mir um seit Jahren anstehende Dinge geht und nicht um Corona. ABER ich kann das trotzdem verwenden, danke sehr.


    Geht eher um sowas wie Schüler zum Unterrichtsbesuch zu bekommen, Zwang diese auch anzuzeigen und vorführen zu lassen (wofür sich die Hürden aber jedes Jahr verändern) und ich bspw. Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss in die Schule zwingen muss, obwohl sie bei uns nur den Hauptschulabschluss machen können, um die Berufsschulpflicht durchzusetzen. Witzigerweise könnten sie unter bestimmten Bedingungen ja einen besseren Abschluss machen, aber ausschließlich nicht bei uns (Besonderheit meiner Schule).


    Das sind so Sachen, die absolut alles schwierig machen; so viel Zeit in Papierkram investiert, der am Ende niemandem (!!!!!!) etwas bringt, Schülern keine Zukunftsperspektiven gibt und am Ende alle (außer uns) dastehen und sich wundern, dass sich rein gar nichts verbessert, die Lehrer aber immer häufiger krank werden oder Dinge einfach nicht mehr machen...... das ist einfach sinnlos und ein wunderschönes Symptom (?) des Lehrermangels - meiner Meinung nach.

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