Droht der Kollaps ab 2035?

    • Offizieller Beitrag

    Maylin: mein Studium liegt zwar schon 25 Jahre zurück (man, bin ich alt), aber das war damals auch so. Die Klausur "Angewandte Kombinatorik" hat reihenweise Studenten und Studentinnen aus dem Rennen gekegelt.

  • Könnte der weitere Ausbau von Gesamtschulen und somit der sukzessive Abbau von Haupt-/Real-/Regionalschulen etc. nicht helfen, das Problem hier zu lösen?

    Da halten die Philologen vermutlich weiterhin dagegen, weshalb die Regionalschulen (andernorts Mittelschulen, Oberschulen genannt) kombinierte HS+RS sind, aber keine Oberstufe haben.

    GeSaS in NDS, die lange Zeit gar nicht neu genehmigt wurden, mussten zunächst ohne Zusage der Oberstufe starten, die Gym-Stellen an den GeSas sind auch schwieriger zu besetzen, zumal am Gym durch G9 viele offene Stellen waren.

    Dass der Bedarf an der Grundschule in Zukunft wieder abnehmen wird, ist vielen Prognosen bereits zu entnehmen. Somit könnte sich hier das Problem von selbst abschwächen. Bleibt zumindest zu hoffen.

    Woher kommen die Prognosen?

    Bei steigenden Geburtenzahlen weiß ich nicht, warum man weniger Lehrkräfte benötigen will.

  • Der Hauptgrund dafür, dass es in den Gymnasien noch besser aussieht ist, dass die Geburtenjahrgänge, bei denen man sich "verrechnet" hat, jetzt gerade erst da hinein wachsen. In unserer Stadt kalkuliert man damit, dass man in einigen Jahren 4-6 weitere Klassen im Sek 1 Bereich benötigt. Die Gymnasien sind bereits komplett voll, weil man die Schulform aus politischen Gründen nicht weiter ausbauen möchte hat man gerade beschlossen sämtliche Haupt- und Realschulen in "Oberschulen" aus zu bauen und zu vergrößern. Man plant also fest ein, dass alle hinzukommenden Kinder an diese gehen, unabhängig davon, ob diese, bzw. deren Eltern das auch wollen.

    Das ist eine Milchmädchenrechnung, die den Realitätstest nicht bestehen wird.

  • Gestiegene Geburtenzahlen? Reden wir gerade von Deutschland oder von Somalia?

    In Deutschland sind die Geburtenraten gestiegen, im Gegensatz zu Somalia. Bevor du irgendetwas behauptest, wäre cool wenn du dich informierst.


    Deutschland:

    http://letmegooglethat.com/?q=Geburtenrate+Deutschland


    Somalia:

    http://letmegooglethat.com/?q=Geburtenrate+Somalia

  • Palim


    Gesamtschule geht ja auch ohne Oberstufe. Besonders die nicht durchgängig-gestufte bzw. IGS bietet sich doch an, um Gym-Lehrkräfte zu intergieren. Diese können an einer Gesamtschule verbeamtet werden und dann auch die anderen Stufen in der Sek 1 unterrichten (auf dem Papier besteht schließlich kein Unterschied zwischen Gym- und H/R-Lehrkräften für die Sek 1).

    Klar würden sie dann weniger verdienen als an einem Gymnasium oder einer Gesamtschule mit Oberstufe. Aber das wird vielen sicherlich trotzdem weitaus lieber sein, als sich über viele Jahre von Vertretungsstelle zu Vertretungsstelle zu hangeln mit der Ungewissheit, ob man überhaupt irgendwann eine Planstelle kriegt.


    Was die Geburtenraten angeht:


    https://www.dw.com/de/geburten…C3%BCberaltert/a-54389384



    Ich habe auch gerade mal die Prognosen von Bayern und NRW angeguckt. Und dort ist ein sinkender Bedarf angegeben ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts bzw. für 2030.


    Ohne die zeitweise unkontrollierte Zuwanderung 2015/16 und eine generell geringere Zuwanderung (z.B. durch bessere Verteilung in der EU) wären die Geburtenraten noch deutlich niedriger.




    dasHiggs


    Dürfte ich fragen, was deine Frau für eine Fächerkombi hat, dass sie mit 1,0 keine Planstelle bekommt?


    Ich tippe mal auf zwei ungefragte Nebenfächer, ansonsten ist sowas doch nicht möglich, außer man möchte im Zentrum einer gefragten Metropole bleiben.

    Einmal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • @MrJules: Das ist eine reine politische Sache, da es pro-Gesamschule/pro-Inklusion-Parteien und contra-Gesamtschule/contra-Parteien gibt. Die Grünen befürworten z.B. ersteres. Ob man das selbst als Lehrer oder Elternteil möchte, muss man eben bei der Kreuzchenwahl berücksichtigen.

    In Hessen, da das Bundesland in deinem Profil steht, können jederzeit Gymnasiallehrer an reinen Sek I-Schulen arbeiten. Ob sie das dann auch wollen, steht auf einem anderen Blatt, da einige dieser Lehrer wieder an ein Gymnasium wechseln, sobald sie dort eine Stelle finden.


    Palim: Steigen denn die Geburtenzahlen wirklich? Der letzte Stand (2019) der Geburtenrate war 1,54 Kinder auf 2 Erwachsene - langfristig wird die Folgegenegeration kleiner sein als die Vorgängergeneration. Ausnahme: Migration innerhalb Deutschlands oder von außerhalb nach Deutschland.


    s3g4 : 2016 - 1,59, 2017 - 1,57, 2019 - 1,54 : Streng genommen sinkt sie leicht in Deutschland. Das letzte Mal, als die deutsche Geburtenrate über der Reproduktionsstabilitätszahl lag, war im Jahr 1969. In Bezug auf Somalia hätte ich differenzieren müssen: Wie in fast allen Ländern der Welt (technischer Fortschritt etc.) sinkt hier die Geburtenrate, aber sie liegt noch deutlich über 2,1, was im Umkehrschluss bedeutet, dass mit jeder Generation deutlich mehr Kinder geboren werden als davor.

  • Nicht zu vergessen die 40% GS-Studienanfänger die ihr Studium vorzeitig abbrechen (wobei unklar bleibt, warum der Anteil gerade im GS-bereich so exorbitant hoch ist, höher, als bei allen anderen Schulformen) und damit nie in den Schulen landen, obwohl sie dort dringend gebraucht werden würden und ihre Studienplätze entsprechend verplant waren.

    Es ist bei vielen tatsächlich der Matheanteil, der sie aufgeben lässt. Ich war während meines Studiums in NRW Tutor für Mathe und schliessend wissenschaftlicher Mitarbeiter. Die teilweise überzogenen Erwartungen der Uni an Mathewissen, welches zu lernen ist, hat viele verzweifeln lassen und sie haben die Klausuren reihenweise in mehreren Versuchen vergeigt. Meine Kontakte zur Uni bestätigen diese Entwicklung auch heute nach 20 Jahren noch (natürlich nur eine selektive Sicht bei wenigen Unis in NRW und Niedersachsen, die ich kenne). Das wird nicht der einzige Grund sein, aber ein Teil der Wahrheit.

  • In Hessen, da das Bundesland in deinem Profil steht, können jederzeit Gymnasiallehrer an reinen Sek I-Schulen arbeiten.

    Ja, arbeiten. Aber nicht verbeamtet werden. Das ist der entscheidende Punkt.

    An einer Gesamtschule können sie verbeamtet werden. An einer H/R-Schule nicht.


    Ich finde es zwar einerseits gut, dass Personen, die bewusst L2 studiert haben, nicht mit L3ern konkurrieren müssen. Aber wenn eine Stelle lange Zeit nicht besetzt werden kann, sollte es da mMn Ausnahmen geben an H/R-Schulen.

  • Ja, da gibt es einen Konflikt, in der Tat. Andererseits muss es auch, gerade wegen des Überhangs an L3ern, Vorteile bei der Wahl des L2-Studiums geben und das sind neben der kürzeren Studienzeit und der teilweise einfacheren Studieninhalte auch die Sicherheit, dass man bei gleicher Eignung bei der Einstellung gegenüber einem L3er bevorzugt wird. Andererseits dürfen L2-Lehrer auch in der Sek I von Gymnasien arbeiten, was in meinen Auge ein fairer Kompromiss ist.

  • Palim: Steigen denn die Geburtenzahlen wirklich? Der letzte Stand (2019) der Geburtenrate war 1,54 Kinder auf 2 Erwachsene - langfristig wird die Folgegenegeration kleiner sein als die Vorgängergeneration. Ausnahme: Migration innerhalb Deutschlands oder von außerhalb nach Deutschland.

    Worauf beziehst du dich? Auf die Zahlen des dw-Links, die @MrJules angegeben hat?

    Die Zahlen sind seit 2009 in Folge immer gestiegen,nun einmal leicht gesunken.

    Diese Kinder sind jetzt in den Schulen oder werden eingeschult.

    Regional sind die Zahlen zudem recht unterschiedlich.


    Die Folgegeneration wird WANN eingeschult?

    Reden wir davon, dass wir JETZT Lehrkräftemangel haben und dringend Leute in den Schulen bräuchten, aber seit 10 Jahren keine finden können,

    oder reden wir davon, dass wir in 30 Jahren weniger Lehrkräfte brauchen könnten?

    Diejenigen, die die Folgegeneration unterrichten sollen, sitzen jetzt in den Schulen und haben keine Lehrkräfte.


    Die KMK meint übrigens dazu

    Für die Lehrämter der Grundschule bzw. des Primarbereichs kann für ganz Deutschland von einer rechnerischen Ausgeglichenheit für den gesamten Prognosezeitraum ausgegangen werden.Dieser Befund täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass die Situation bis 2024 sehr angespannt und erst in den Folgejahren bis einschließlich 2030 wieder etwas Entspannung eintritt.

    Ob oder in welchem Maße dabei dann die steigenden Geburtenzahlen, die geringeren Absolvierenden, die gestiegene Bedarf eingerechnet wurden, ist fraglich. Schließlich sind es die Einschätzungen der Länder.


    Warum für 2019 der Bedarf z.B. in Nds deckend gesetzt wird, wo Stellen mehrfach offen bleiben und händeringend FöS-Lehrkräfte gesucht werden, verstehe ich übrigens nicht. Das Land ist offnebar damit zufrieden, hat aber, um 500 Lehrkräfte zu gewinnen, die sprachliche Förderung vor der Einschulung aus den Aufgaben der Schulen genommen (umgesetzt in 2019).


    Und solange man keine Lehrkräfte auf dem Arbeitsmarkt findet, wird man auch keine Verbesserungen in den Schulen durch Entlastungsstunden, zusätzliche Stunden für die Inklusion etc. umsetzen,

    sondern weiterhin den Bedarf mit Vertretungskräften, die weit weniger Geld kosten, auffangen wollen. Dann machen in Zukunft noch mehr Bachelor-Absolvierende den Anfangsunterricht in den GS.

  • Ich habe zwei Leute im Freundeskreis, die GS Lehramt abgebrochen haben wegen des Matheanteils im Studium. Das wurde wohl deutlich unterschätzt im Vorfeld.

    Selbst auf die Gefahr hin, mir Ärger einzuhandeln:

    Wer ein Abitur geschafft hat und dann bei einer Ausbildung als Grundschullehrer an der Mathematik scheitert, hat sein Abi irgendwie geschenkt bekommen oder ist einfach zu dumm.

    GS soll doch Grundschule bedeuten? Und wenn es Gesamtschule sein soll, wiederhole ich es genauso.


    Und ja, ich habe hohe Achtung vor Grundschullehrern. Sie haben unter den heutigen Bedingungen einen Knochenjob, bei viel zu geringer Bezahlung.

  • Auch die Vorgängergeneration hat zu wenig Kinder auf die Welt gebracht - wie ich bereits schrieb, war die Geburtenrate das letzte Mal 1969 über 2,1. Die einzigen 2 Gründe für die Zahlen sind also Binnen- und Außenmigration.

    Es ist schwer, an konkrete NC-Werte für Grundschullehramt zu kommen, aber eigentlich gab es bei meiner kurzen Stichprobe gerade eben überall einen NC, vermutlich irgendwo im 2,x-Bereich.

  • Wer ein Abitur geschafft hat und dann bei einer Ausbildung als Grundschullehrer an der Mathematik scheitert, hat sein Abi irgendwie geschenkt bekommen oder ist einfach zu dumm.

    Wie viele der Gymnasiallehrkräfte wohl am Mathestudium scheitern würden und stattdessen lieber andere Fächer auswählen?


    MINT ist doch Mangelfach am Gym, vielleicht sollte man für die SekII-Studiengänge auch über Verpflichtungen nachdenken. Dann hat jede Lehrkraft immer auch ein MINT-Fach.

  • Wie kommst du zu der Aussage?

    Logik. Wie soll es sonst gehen? Ich meine, ich bin gerade ernsthaft am überlegen, wie es im Ort x mehr Kinder als vor sagen wir 10 Jahren geben soll, wenn die Geburtenrate unter 2 liegt und es nicht an den o.g. Gründen liegen soll. Zusätzliche Tendenzen, die mir noch einfallen, sind, dass ich mal las, dass die Geburtenrate in ländlichen Gebieten höher sei als in urbanen und im Westen höher als im Osten. Ob das so einen großen Unterschied macht?

  • Die Statistiken für die Sek 1 täuschen m.E. auch erheblich.


    So suggerieren die Prognosen gerne, dass man im H/R-Bereich einfach eine Stelle findet, quasi egal mit welchen Fächern. Das mag allgemein zutreffen, aber:


    Es gibt auch einfach viele Schulen gibt, an die fast kein ausgebildeter L2er, der halbwegs bei Verstand ist, freiwillig gehen würde. (Das wird bei den Grundschulen ähnlich sein.)

    Dementsprechend sind es m.E. nur bestimmte Schulen/bestimmte Gebiete, an/in denen ein großer Mangel herrscht, wohingegen andere Schulen - vor allem auf dem Land - keine großen Probleme haben, neue Kräfte zu bekommen. In Hessen schon mal gar nicht, da hier gut bezahlt wird.

  • Dementsprechend sind es m.E. nur bestimmte Schulen/bestimmte Gebiete, an/in denen ein großer Mangel herrscht, wohingegen andere Schulen - vor allem auf dem Land - keine großen Probleme haben, neue Kräfte zu bekommen.

    Bei uns sind es definitiv nicht die Stellen auf dem Land, die bevorzugt angenommen werden.

    Im Umkreis von 30 min Fahrzeit rund um die Uni-Städte mag es noch gehen, alles, was dahinter liegt, ist erheblich schwieriger zu besetzen ... und das Land hat auch Schulen mit ca. 2 Std. realistischer Fahrzeit zur nächsten Uni mit Lehramts-Angebot.

  • Selbst auf die Gefahr hin, mir Ärger einzuhandeln:

    Wer ein Abitur geschafft hat und dann bei einer Ausbildung als Grundschullehrer an der Mathematik scheitert, hat sein Abi irgendwie geschenkt bekommen oder ist einfach zu dumm.

    GS soll doch Grundschule bedeuten? Und wenn es Gesamtschule sein soll, wiederhole ich es genauso.


    Und ja, ich habe hohe Achtung vor Grundschullehrern. Sie haben unter den heutigen Bedingungen einen Knochenjob, bei viel zu geringer Bezahlung.

    Also ich habe Mathe mit 3 Punkten durchs Abi gezogen und wäre am Grundlagenstudium Mathe unter Garantie gescheitert. Deswegen fand ich es auch sinnvoller, 2 Fächer zu studieren, in denen ich immer sehr gut war^^ (obwohl ich im Statistikanteil in Geo auch nur sehr haarscharf durchgeschlittert bin)


    Wie der Matheteil im Grundschullehramt aussieht, kann ich nicht beurteilen. Es schien aber halt doch ein wenig mehr gewesen zu sein als ein bissi Addition, Division & Co. Genug jedenfalls, dass die beiden das Handtuch geschmissen haben. Ob das repräsentativ für die Motive einer nennenswerten Zahl der Abbrecher ist, weiß ich natürlich nicht.

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