Umgang mit weinenden Kindern

  • Ich bin Kollegin, schreibe aber in diesem Fall auch als Mutter einer Erstklässlerin. Sie hat ziemlich dicht am Wasser gebaut und kann leider gar nicht damit umgehen, wenn sich andere streiten. Ich war ähnlich und hoffe deshalb einfach mal darauf, dass es sich mit der Zeit bessert (bei mir wa das so).

    Nun scheint die Klassenlehrerin öfters mal sehr laut zu werden, da wohl einige in der Klasse recht "verhaltenskreativ" sind. Meine Tochter versteht, dass sie nicht gemeint ist, die Tränen kommen dann aber trotzdem. Bis dahin würde ich sagen, da muss sie durch. Nun hat sie aber seit einigen Wochen regelrecht Panik in die Schule zu gehen und hat nun endlich mit dem Grund rausgerückt. Wenn sie weint, muss sie vor die Tür und darf erst wieder rein, wenn sie sich beruhigt hat. Da sie aber vor der Tür alleine Angst hat, dauert das wohl meistens ein wenig und vor dieser Situation hat sie bereits im Vorfeld Angst. Dieses Vorgehen finde ich nicht OK, ich bin bestimmt niemand, der meint sie braucht eine Sonderbehandlung im Sinne von Köpfchen streicheln etc. Aber vor die Tür stellen, weil man zu sensibel ist, empfinde ich als kontraproduktiv.

    Wir möchten nun nächste Woche ein Gespräch mit der Lehrerin und dann natürlich auch gerne Alternativen für einen Umgang mit der Heulerei benennen. Unsere Tochter wünscht sich einfach ein Ignorieren ihrer Heulerei, das möchte die Lehrerin aber wohl nicht (ich nehme an, es stört Mitschüler). Habt ihr Ideen oder Erfahrungen mit solchen Situationen? Sie ist ansonsten ein eher fröhliches Kind und empfindet die Tränen nach eigener Aussage als nicht so schlimm, es passiert halt und lässt sich leider nicht ausschalten.

    Danke für eure Antworten.

  • Hallo FrauRottenmaier,

    hast du nicht vor einem Jahr von zwei Jungs geschrieben, die in die erste Klasse kommen?

    Beurlaubung aus familiären Gründen


    Zum Gespräch:

    Ich würde das Problem der Lehrerin so schildern, wie du es geschrieben hast, nämlich dass deine Tochter Angst vor der Situation hat. Ich vermute, dass die Lehrerin das Kind deswegen vor die Tür geschickt hat, um ihm eine Chance zu geben, sich zu zurückzuziehen und zu beruhigen. Als ich noch einen Gruppenraum direkt beim Klassenzimmer hatte, habe ich heulenden Kindern angeboten, sich in den Gruppenraum zur Beruhigung zurückzuziehen. Im Augenblick ignoriere ich es, wenn jemand weint, ich finde, das gehört einfach einmal dazu um Stress abzubauen. In der Regel beruhigen sich die Kinder schnell. Allerdings habe ich ältere Schüler, nämlich Drittklässler und da kommt das Weinen vermutlich seltener vor.

    Auf Lösungsmöglichkeiten müsst ihr gemeinsam kommen bzw. ist das die Aufgabe der Lehrerin. Mit ungefragten Vorschlägen würde ich mich erstmal zurückhalten, denn das würde ich als betroffene Lehrerin als grenzüberschreitend empfinden.

    Wenn ich in der Situation wäre, es keine andere Rückzugsmöglichkeiten gäbe und das Weinen längere Zeit immens stört, würde ich mir überlegen, ob ich ein Kind des Vertrauens mitschicken würde. (Ich schicke z.B. in manchen Fällen zwei Kinder (falls zuverlässig) vor die Tür bzw. an einen Rückzugsort um einen Streit zu klären.)

  • Dass man lauter wird als nötig kann ich gut nachvollziehen, allerdings weiß ich, dass es eigentlich nicht in Ordnung ist und rede mit den Kindern im Ausnahmefall darüber. Die zu bestrafen, die vor Schreck weinen geht gar nicht. Der Lehrerin sollte klar sein, dass sie Grenzen überschreitet und ich finde es fast schon traumatisch, sich als Sechsjährige regelmäßig anhören zu müssen, wie andere angegbrüllt werden. Dann noch vor die Tür geschickt zu werden ist m.M.n. nach etwas, dass ich als Mutter mit dem Schulleiter klären wollte, das ist nämlich auch eine Frage der Aufsichtspflicht.


    Aus Erfahrung weiß ich, dass man sehr vorsichtig sein muss, sich mit dem Lehrer seiner Kinder anzulegen. Hier würde ich aber wohl recht deutlich werden. Das verhaltensauffällige Kind braucht Sondermaßnahmen und nicht das Kind, das vor Schreck weint. Das ist wirklich sehr, sehr grenzwertig und ich würde es so höflich wie möglich aber auch so deutlich wie nötig ansprechen, dass das aufhört.

  • Vielleicht ist das "vor die Tür schicken" gar nicht böse gemeint. Wenn ich Kinder in meiner Klasse habe, die so dolle weinen, dass ich nicht mit ihnen ins Gespräch kommen kann/trösten kann, dann schicke ich diese auch raus. Eine Runde Beine vertreten, atmen beruhigen - aber immer mit einer Person der Wahl und mit dem Hinweis: Kommt wieder rein, wenn ihr Hilfe braucht oder ihr euch beruhigt habt.


    Ansonsten als Idee für dich und dein Kind: (leider auf englisch) https://the-motherload.co.uk/the-hug-button/

  • Vielleicht ist es ein guter Einstieg, zunächst zu klären, wie die Lehrkraft die Situation einschätzt oder erlebt.

    Auch würde ich das Fehlverhalten der anderen nicht mit einbeziehen, sondern unabhängig davon erläutern, dass dein Kind das Zurechtweisen anderer als „schlimm“ empfindet und deshalb weint.

    Wie auch immer es in dieser Klasse abläuft: Tatsächlich hat man immer mal Kinder in Klasse 1, die schon weinen, weil sie kommen und bleiben sollen, weil der Stuhl ein anderer als gestern ist, weil der grüne Stift fehlt, weil es keine Hausaufgaben gibt oder sie am Montag keine vorweisen können (da nie erteilt) oder weil die Lehrerin sie anschaut oder nicht anschaut.


    Bei fast allen Kindern gibt es sich bis zu den Herbstferien, wenn es darum geht, Regeln und Grenzen abzustecken und zu verstehen, wie Schule an sich funktioniert,

    manchmal dauert es auch bis Weihnachten.

    Danach ist nicht mehr absolut alles neu und überfordernd, Methoden sind bekannt und wiederholen sich, Kinder und Lehrkräfte und ihre Persönlichkeiten sind bekannt...


    Zurück zur Situation:

    Weint das Kind leise vor sich hin oder stört es,

    meinen weitere, es dann trösten zu müssen,

    weint es nur dann oder auch zu anderen Gelegenheiten,

    wann hört das Weinen auf und was könnte helfen, ohne zu stören?


    Vielleicht kann man das gemeinsam besprechen, vielleicht kann das Kind im Raum in eine Ecke gehen, (vielleicht gibt es die gerade wegen Corona nicht),

    vielleicht kann es ein Zeichen geben, vielleicht bespricht man, wie man sich schneller beruhigt, wenn man selbst nicht gemeint und nicht betroffen ist,

    vielleicht hilft ein Kurzzeitwecker, sodass das Kind versteht, dass es sich zeitnah beruhigen muss...

  • Vielleicht ist das "vor die Tür schicken" gar nicht böse gemeint. Wenn ich Kinder in meiner Klasse habe, die so dolle weinen, dass ich nicht mit ihnen ins Gespräch kommen kann/trösten kann, dann schicke ich diese auch raus.

    Ich frage immer, ob sie kurz raus möchten, weil viele es auch unangenehm finden, wenn andere das mitbekommen oder sie sogar immer anschauen, während sie weinen. Ich lasse dann z.B. auch die Sitznachbarin/Freundin mitgehen. Aber ich habe auch schon größere Schüler...


    Neulich weinte eine in meiner 5. plötzlich los, weil sie eine Hausaufgabe vorlesen sollte... Sie hatte sie auch und sie war richtig, sie weinte aber weiter 🤷🏼‍♀️. Ich ging dann selbst mit ihr vor die Tür und die Sitznachbarin durfte mitkommen, aber sie hat weder mir, noch ihr erzählt, was eigentlich los ist... (weiß ich bis heute nicht). Alleine vor die Tür schicken finde ich schwierig, in jeder Altersstufe, denn offensichtlich hat das Kind ja irgendwas und braucht vielleicht Beistand.


    Die Lehrerin sollte das unbedingt wissen, dass das eine schlimme Situation für deine Tochter ist. Vielleicht könnt ihr im Gespräch eine Alternative finden.

  • Ich hoffe, sie schickt das Kind nicht raus, weil es sie (die Lehrerin) nervt. Das kommt auch in höheren Klassen vor (das weinen). Ich biete Kindern in solchen Fällen auch an, rauszugehen bzw. frage ich sie, ob sie einen Moment rausgehen möchten. Und es darf immer jemand nach Wahl des betreffenden Kindes mitkommen (sofern ich denjenigen Schüler als vertrauenerweckend einschätze und auch so, dass es nicht tragisch ist, wenn der Begleiter ein paar Minuten Unterricht verpasst). Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich den Begleiter abgelehnt habe und das Kind sich jemand anderes aussuchen sollte. Letzteres hat bislang immer ohne Diskussionen funktioniert (die Schüler wissen eigentlich direkt, warum jemand Bestimmtes nicht mit raus darf, z.B. weil er/sie sehr leistungsschwach ist).


    Wenn Deine Tochter selbst möchte, dass ihr Weinen schlicht ignoriert wird, und das in der Klasse selbst kein Problem ist, liegt die Lösung doch auf der Hand. Würde ich der Kollegin so vorschlagen. Ich nehme an, dass sich Deine Tochter nicht selbst traut, dies der Lehrerin zu sagen. In solchen Fällen wissen das aber meistens einige der Mitschüler, und die teilen einem das dann mit ;) So ist jedenfalls meine Erfahrung.

  • Wenn Deine Tochter selbst möchte, dass ihr Weinen schlicht ignoriert wird, und das in der Klasse selbst kein Problem ist, liegt die Lösung doch auf der Hand

    Das Problem zieht in Klasse 1 aber weitere Kreise, weil viele Kinder in dem Alter in der Regel nicht ignorieren können.

    Auch sind die Kinder gerade erst ca. 6 Wichen in die Schule gegangen und sie verstehen nicht alle den Unterschied zwischen der Rolle Mutter, Lehrerin, Erzieherin, die Corona-Situation mit gebotenem Abstand macht es nicht leichter.

    Bei einem weinenden Kind erwarten andere Kinder, dass sich anwesende Erwachsene vorrangig darum kümmern. Tun sie dies nicht, ist dies absolut unverständlich und wird m.E. nachhaltig die Beziehung der SuS zur Lehrkraft beeinflussen: Erwachsene ist für Kinder hier verantwortlich, hilft aber nicht.


    Zum einen kennt man bisher nur die eine Version,


    zum anderen kann ich mir gut vorstellen, dass es folgendermaßen läuft: Das Kind hat in der Situation der Zurechtweisung Angst und weint,

    die Lehrkraft fragt im direkten Anschluss, was es habe.

    Das Kind mag vielleicht nicht sagen, dass es Angst hat, weicht aus, sagt nichts, wird auch bei weiteren Nachfragen nichts sagen, sondern noch mehr Angst haben und noch mehr weinen.

    Die Lehrkraft schickt das Kind in den Flur, nachgefragt oder nicht, dort hat das Kind noch mehr Angst und weint weiter.

    Würde die Lehrkraft in den Flur kommen, hätte das Kind auch Angst und würde weinen.

    Solange man nicht darüber reden kann, schaukelt es sich nur weiter hoch.


    Beruhigt sich das Kind nicht zeitnah, muss es weinend in die Klasse zurück, die Situation steht weiterhin im Raum, beeinflusst auch das Unterrichtsgeschehen und kann nicht geklärt werden, andere Kinder werden dadurch unruhig ODER nutzen die unübersichtliche Situation aus.

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus >


    Da ich davon ausgehe, dass Frau rottenmaier das Geschlecht ihres Kindes kennt, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten.

    a) das Kind hat in der Zwischenzeit sein Geschlecht gewechselt. Soll vorkommen. Kein Problem.

    b) die Situation soll anonymisiert werden


    Möglichkeit c (die Situation stimmt nicht) würde ich gefühlt erst einmal ausschließen.


    Aber ein Hinweis noch als Moderator: kannst du davon ausgehen, dass die Lehrerin deiner Tochter deines Sohnes deines Kindes hier nicht mitliest? Ich musste kürzlich erst einen Beitrag löschen, weil der User von einer anwesenden Kollegin wiedererkannt wurde.


    Daher habe ich (persönlich, nicht als Moderator) immer Bauchschmerzen mit Fragen aus Elternsicht.


    Grüße,


    Kl.gr.Frosch


    P. S.: Emotionen sind okay, auch wenn die Lehrerin sich gestört fühlt. Deine Tochter soll sich nicht dafür schämen.

  • Wenn sie mitliest, weiß sie wenigstens, dass ihr Verhalten nicht okay ist. Sie brüllt (andere) Kinder an und schickt dann eins raus, weil es weinen muss. Sie sollte die rausschicken, die sich daneben benehmen.

  • und es gibt noch eine Erklärung


    Frau Rottenmaier hat 3 Kinder, 2 Jungen, die letztes Jahr in die Schule kamen und ein Mädchen jetzt (genau umgekehrt wie bei meiner Schwester, Zwillingsmädchen und direkt anschließend ein Junge. Fremde meinten immer, dass es Drillinge seien, weil alle drei gleich groß waren (die Zwillinge waren etwas kleiner als Durchschnitt)), deshalb habe ich mich überhaupt nicht gewundert. Ich habe aber auch nicht nachgelesen.


    Aber Froschs Möglichkeit könnte auch sein (manchmal verfremde ich auch etwas unwichtiges, um nicht gleich erkannt zu werden.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Frau Rottenmaier hat 3 Kinder, 2 Jungen, die letztes Jahr in die Schule kamen und ein Mädchen jetzt...

    Die Jungs kommen ja dieses Jahr in die Erste, dann müssten es Drillinge sein:zahnluecke:


    Aber egal welches Kind es betrifft, hier werden Grenzen überschritten.

Werbung