Was könnte man verbessern, damit man es nicht bereut, Lehrer/in geworden zu sein?

  • Eine gute Planung hilft sicherlich im Zeitmanagement. Vielleicht. ohne jemandem nahe zu treten, liegt es ja auch daran, dass man als GS-Lehrer nicht seine 2 Stunden Mathe gibt und dann die Klasse verlässt, sondern dass man als Klassenlehrer wirklich einen Großteil des Schultages mit den Kleinen verbringt, sie beim Größerwerden begleitet. Nicht umsonst sagen sie öfter aus Versehen Mama oder Papa zu einem. Ich fühle mich schon auch ziemlich verantwortlich für alles und kann zu Hause schlecht meine Gedanken abschalten.

  • Ich höre immer heraus, dass man den Beruf wohl nur in den bekannten 41h schafft, wenn man ihn minutiös plant und ein regelrechtes Ordnungstalent ist. Ist das denn in anderen, vergleichbaren Jobs auch so?

    Davon abgesehen: Wie hoch ist die Rate der Lehrer, die nach 65 noch freiwillig arbeiten? Nach dem Tod von Ruth Bader Ginsbourg, war bis 87 oberste Richterin in den USA (Wer so lange in so einem Beruf arbeitet, macht es nicht, weil er es finanziell muss, sondern weil er so mit Leidenschaft bei der Sache ist.), fragte ich mich, in welchen Berufen es überhaupt üblich ist, deutlich über das Einstiegsrentenalter hinaus zu arbeiten. Bei Lehrern habe ich manchmal das Gefühl, dass sie mit 65 ganz froh sind, wenn das Jobleben herum ist - oder kenne ich da einfach die falschen Lehrer?

  • Immer noch im zweistelligen Bereich.

    Und du hast schon 40 Dienstjahre hinter dir? Wow! Meinen allergrößten Respekt! Mein 40jähriges Dienstjubiläum (zählen da die 1,5 Jahre Referendariat eigentlich mit 'rein?) hätte ich erst mit 70... So lange möche ich dann doch nicht arbeiten ;) !


    Um nochmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: ich bereue es nicht Lehrerin geworden zu sein. Zwar habe ich auch manchmal Phasen, wo mich alles wahnsinnig anstrengt, Klassenarbeitskorrekturen, "Verwaltungstätigkeiten" und diverse SuS mir wahnsinnig auf die Nerven gehen und ich schlecht schlafe, weil ich nicht abschalten kann, aber im Großen und Ganzen bin ich doch sehr zufrieden. Ich arbeite schon seit einigen Jahren nicht mehr Vollzeit (habe um vier Stunden gekürzt) und merke immer wieder, dass mir das gut tut. Dass ich dadurch später weniger Ruhegehalt haben werde, stört mich nicht.


    Ich bekomme übrigens zum Glück immer wieder positive Rückmeldungen von Schüler*innen- wie auch Elternseite. Gerade neulich hat sich ein Vater bei mir per Mail für den "informativen und humorvollen Elternabend" bedankt und eine Schülerin, die im letzten Jahr in meiner Klasse war und der ich zufällig begegnet bin, sagte, sie vermisse mich und meinen Unterricht. Über solche Sätze freue ich mich! Und wenn hinter meinem Rücken jemand meckert oder "Nicht-Lehrkräfte" meinen, dass Lehrer*innen ein faules Pack seien, muss ich sagen: da stehe ich drüber.


    Ansonsten kann ich Seph s Ausführungen nur zustimmen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • An Förderschulen gibt's das praktisch nicht. Und es geht ja dabei nicht um Titel, sondern um Verantwortung, Entscheidungsbefugnisse, Leistungsanerkennung, neue Aufgabengebiete usw.

    Ich kann jetzt nur für Niedersachsen sprechen: Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse kann man als Konrektor/in (A14) oder Rektor/in (A15) an einer Förderschule durchaus erhalten. Weitere Stellen für Lehrkräfte für Sonderpädagogik sind regelmäßig in der Behörde zu finden, so aktuell z.B. als Bearbeiter/in (A14) im Referat 53 (Inklusion im Bildungswesen/Förderschulen). Aber es stimmt schon: es ist schade, dass es nicht wenigstens anerkennend Stellen zwischen Kollegium und Schulleitung an den Schulen selbst gibt für bestimmte Aufgabengebiete.

  • Ich höre immer heraus, dass man den Beruf wohl nur in den bekannten 41h schafft, wenn man ihn minutiös plant und ein regelrechtes Ordnungstalent ist.

    Ich bin definitiv kein totales "Organisationstalent" und plane auch nicht minutiös, bin aber der Meinung, dass ich im Schnitt unter 40 Stunden pro Woche bleibe. Hab's zwar noch nie aufgeschrieben, aber ich würde mich eher bei max. 35 Stunden sehen.

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  • Wie hoch ist die Rate der Lehrer, die nach 65 noch freiwillig arbeiten?

    Kennst du denn viele Nicht-Lehrer*innen, die mit über 65 noch freiwillig arbeiten? Ich nicht, muss ich sagen; von einigen Selbstständigen mal abgesehen (und ob das bei denen wirklich vollkommen "freiwillig" ist oder eher finanziell bedingt, lasse ich mal dahin gestellt).

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  • Viele kenne ich nicht, ein paar hier und da schon. Ob das immer freiwillig ist, kann ich natürlich nicht sagen. In der Unterhaltungsbranche und in der Politik ist es zudem recht üblich.

  • Nein, natürlich nicht. Das war bissel doof ausgedrückt. Ich meinte, am Ende, wenn man in Pension ist, nach 40 Dienstjahren...

    Danke für die Aufklärung! ich bringe es aber - wie gesagt - trotzdem nicht auf 40 Dienstjahre...

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  • In der Unterhaltungsbranche und in der Politik ist es zudem recht üblich.

    Schauspieler*innen, Politiker*innen u. ä. kann man aber ja wohl nicht mit "Otto Normalverbraucher" (und dazu zähle ich auch uns Lehrkräft) gleichsetzen!

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  • Ansonsten fühle ich mich in dem Job ganz wohl und weiß v.a. die gute Work-Life-Balance zu schätzen.

    Bei mir ist es so, dass in den letzten Jahren ganz viele Aufgaben dazu gekommen sind, die es früher in der Form so nicht gab. Dieser Freitag ist der erste Tag in der Woche, den ich nicht bis abends in der Schule verbringe (Teamsitzungen, Dienstbesprechung, interne Fortbildungen usw...).

  • Oh, das ist übel Zauberwald ! Ich hatte in diesem Schuljahr bis jetzt nur einen einzigen zusätzlichen Termin in der Schule (mal abgesehen von einer Dienstbesprechung am Montag vor Sommerferienende) und das war der Elternabend Ende September. Ach ja, eine Art schulinterne Fortbildung hatte ich auch, aber das war ein freiwilliger Termin zur Einarbeitung in "Moodle", den ein Kollege angeboten hatte.

    Zwischen Herbst- und Weihnachtsferien sind bei uns allerdings auch noch eine DB, zwei Teamsitzungen und der Eltern- und Betriebssprechtag angesetzt und ich muss als stellvertretende Teamleiterin ersatzweise für einen Kollegen, der in Elternzeit geht, zur Abteilungsleitungsteamsitzung (großartiges Wort!). Wobei ich gespannt bin, ob diese Termine angesichts steigender Coronafallzahlen überhaupt alle in Präsenz stattfinden werden.

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    • Offizieller Beitrag

    Und wer kann es beurteilen? Machst du dich generell vom Urteil anderer frei? Wenn auch die Schulleitung nie ein "danke sehr" oder "gut so" übrig hat, die Schüler sowieso nicht, die Eltern sich allenfalls beschweren, woraus ziehst du deine Erfolge? Wir stellen nichts her, wir schreiben keine schwarzen Zahlen, kein Projekt wird honoriert, wir steigen nicht auf, es gibt keinen Titel. Wir arbeiten in einem sozialen Beruf, indem der Erfolg nicht messbar ist. Im Schnitt hat man einige Konflikte, negative Rückmeldung oder gar keine Resonanz aber nie positive Rückmeldung. Denn der eigentliche Erfolg (Kind hat was gelernt) ist natürlich auch nicht der unsrige, denn Kind a lernt und versteht halt und Kind b wird nie einen Schulabschluss schaffen. Jedenfalls wird nie jemand sagen "toll, wie Sie (fachfremd) Geschichte vermitteln, mein Kind hat etwas über die Neandertaler oder unsere Demokratie gelernt."


    Vielleicht kann sich der eine oder andere komplett frei machen von messbaren Erfolgen, mir scheint das eher die Ausnahme zu sein.

    ich merke doch, ob die Schüler im Unterricht mitgehen, etwas lernen, angeregt diskutieren, Fragen stellen (auch im Einzelgespräch vor oder nach der Stunde), ich merke, wie ich mit einer Klasse zusammenwachse, und ich merke, dass bei den Schülern doch etwas hängenbleibt. Oder wenn die Älteren nostalgisch in ihren Erinnerungen an die ersten Jahre auf der Schule schwärmen.

    Gerade während des Lockdowns gab es positives Feedback von den Eltern.


    Das Gerangel um Noten kenne ich nur teilweise: wir haben an der Schule einheitliche Bewertungstabellen (XY Rohpunkte entsprechen ABC Notenpunkten/Noten), und ganz ehrlich: wer in der Sek I immer eine 4 hatte, freut sich in der Oberstufe über 5 oder mehr Punkte.


    Transparenz ist hier das Zauberwort.


    Nein, meine SL sagt tatsächlich eher selten: "Toll, wie Sie die Renaissance rübergebracht haben", woher soll sie es auch wissen??

    Aber sie weiß, wer was macht und wer welchen Ruf im Kollegium und der Schülerschaft genießt. Schüler sind da deutlich duldsamer, als man oft denkt.


    Geht es denn einem Sachbearbeiter im gehobenen Dienst anders? Wenn er/sie alleine im Büro vor sich hin arbeitet?


    An der Schule kann man viel Kreativität einbringen, genau das liebe sich so an unserem Beruf, auch nach 14 Jahren noch.



    Was man selbst ändern kann:


    Fremdwörter lernen

    Z.B. "Nein" oder "Tut mir leid, das geht (jetzt) nicht/ nicht auch noch"


    Konzentriert am Stück arbeiten ohne dauernd aufs Handy zu schauen (Konzentriert am Stück ist schwer mit eigenen Kindern, ich weiß)


    Nicht den Anspruch haben, alles zu 100% zu machen (Betrifft z.B. Arbeitsblätter, stundenlange Fotorecherche zum Thema,... )


    Mails u.Ä. nicht auf dem Handy aufploppen lassen


    kein Whats App mit Schülern oder Eltern


    sich nicht ständig verfügbar machen

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