3. Oktober 2020

  • Heute ist etwas geschehen, was ich mir niemals hätte träumen lassen.

    Ich habe eine Rede eines CDU-Politikers durchgehalten und bin zu tiefst beeindruckt. Ich unterschreibe nicht alles, was Arnold Vaatz heute vor dem sächsischen Landtag gesagt hat (da ich historisch einiges anders erlebt habe), dennoch ist diese Rede etwas Bemerkenswertes.


    Ich kann mir vorstellen, dass diese Rede ein interessantes Dokument für den Geschichts- oder Politikunterricht wird. Daher habe ich den Text erfasst und erst einmal für meine Kollegen bereitgestellt.

    Wen es interessiert: https://mathematikalpha.de/?sm…nload=1&download_id=24507


    Nochmal: Ich bin beeindruckt. :thumbup:


    D.h. aber nicht, dass ich CDU wähle, so weit geht es dann doch nicht.

  • Vaatz ist mir schon ein paar Male negativ aufgefallen (Klimawandel, EIKE, "Ehe für alle", AFD, Gastbeitrag Tichys Einblick, Covid-19-Demos). Ich wusste, dass er heute spricht, der Aufschrei in den letzten Tagen war laut genug.


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arnold_Vaatz


    Mag sein, dass er aufgrund seiner Vergangenheit, Ahnung über die deutsche Trennung/Einheit hat. Bei anderen Themen hat er wenig Ahnung (aber eine "sehr eigene Meinung" vorsichtig ausgedrückt). Mehr schreibe ich lieber nicht.

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    • Offizieller Beitrag

    Für mich: Selbstbeweihräucherung und Rumgeflenne, weil er denkt, dass man heute nicht mehr sagen dürfe, was man denkt. Die Zeit im Unterricht wäre mir dafür zu schade - aber ich bin ja eh in der Grundschule.

  • Da der Titel ja sehr weit gefasst ist, ausnahmsweise mal nicht OT: ich hörte vorhin im Radio einen Beitrag, indem - bei allen Problemen und Kritik - betont wurde, wie das Glücksgefühl damals überwog. Und dass es wunderbar wäre, wenn wir uns von diesem Gefühl etwas erhalten und immer wieder hervorholen würden.


    Da meine Familie völlig verquickt halb Ost halb West ist, versuche ich von dieser Freude etwas an meine eigenen Kinder (und an die jetzigen Schülergenerationen als "bundesdeutsche Nachwendekinder" ) weiterzugeben.


    Ich werde nie richtig zu Hause sein, weder in Ost noch in West, die Trennung sitzt noch tief. Und wünsche mir umso mehr, dass meine Kinder sich zu Hause fühlen können, wo immer sie leben möchten.

  • ich war bei Mauerfall an der Universität, wohnte immer weit weg von der Mauer. Entfernte Verwandte meiner Mutter wohn(t)en im Osten, sonst war es für mich zwar aufregend (Mauerfall) , aber eben auch weit weg.


    Meine Mitstudenten (alle Kinder der alten BRD) waren aus unterschiedlichen Gründen gegen die Einheit. Die einen wollten eine bessere DDR, die anderen meinten, es wäre zu teuer und wir könnten es uns nicht leisten (Lafontaine, Wechselkurs usw.). Ich sagt damals, 25 Jahre vor Merkel, wir schaffen das und war für die Einheit.


    Vor ein paar Jahren (nach 2015) trafen wir uns wieder (wir wohnen verstreut und sehen uns selten), Merkels Zitat und die AfD waren Thema. Meine Studienfreundin sprach mich an und fragte direkt, ob ich immer noch der Meinung sei, dass wir es schaffen (bzgl. Einheit). Ich wurde sehr nachdenklich und denke immer wieder daran (z. B. heute).


    Warum wollen so viele, dass wir es nicht schaffen (egal ob Einheit Deutschlands oder Integration der Flüchtlinge)? Es macht mich traurig und ja, ich hoffe genau wie Samu auf unsere Kinder.

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  • Vor ein paar Jahren (nach 2015) trafen wir uns wieder (wir wohnen verstreut und sehen uns selten), Merkels Zitat und die AfD waren Thema. Meine Studienfreundin sprach mich an und fragte direkt, ob ich immer noch der Meinung sei, dass wir es schaffen (bzgl. Einheit). Ich wurde sehr nachdenklich und denke immer wieder daran (z. B. heute).

    Welche Einheit soll es denn sein?

    Vielleicht sollten die westlichen Bundesländer einfach einmal akzeptieren, dass im Osten nicht alles so werden soll wie im Westen.

    Gerade das ist das große Problem.


    Solange die östlichen Bundesländer alles so machen, wie im Westen gern gesehen, ist alles ok. Scheren wir aus (wie im Moment bei Corona) ist alles im Osten böse, schlimm und noch schlimmer.


    Wenn man sich nur einmal überlegt, was gerade in den letzten Tagen gemeldet wurde. "Die Bundesregierung und die Bundesländer haben Strafen für falsche Angaben in Gaststätten beschlossen.", hieß es.

    Nein, das haben sie eben nicht. Sachsen erfasst noch nie Daten der Gäste, Sachsen-Anhalt hat es vor 2(?) Wochen abgeschafft und Thüringen wird die Gastronomen nicht anweisen, die Daten zu kontrollieren.

    Es gibt nun einmal den Föderalismus, ob es einem Herrn Laschet passt oder nicht.


    Ich glaube, dass wir die ständig genannte "Einheit" schon soweit erreicht haben, dass niemand ernsthaft am Grundgesetz und der Bundesrepublik an sich zweifelt.

    Unterschiede wird es immer geben, egal ob Ost-West oder Nord-Süd.


    Was aufhören muss ist, dass nach 30 Jahren immer noch ständig dem Osten erklärt wird, was sie zu machen und zu lassen haben.

    Die Mehrheit im Osten will ihre regionale Eigenständigkeit behalten.


    Ich stelle mir nur mal vor, die mitteldeutschen Ministerpräsidenten würden öffentlich NRW und Bayern für eine "verfehlte" Corona-Strategie kritisieren. (die relativen(!) Zahlen der Infizierten sind gemeint) Der Aufschrei wäre riesig.

    Anders herum wird aber pausenlos kritisiert. Und das betrifft viele Bereiche, u.a. auch die Bildung. Es tut mir leid, da sind Sachsen und Thüringen eben nun einmal besser als NRW, Niedersachsen und mittlerweile auch BW.


    Die "Einheit", wie meist gemeint, ist kein vernünftiges Ziel, den sie wäre Gleichmacherei.

    Respekt und Achtung den Menschen gegenüber, egal ob West oder Ost, ist wichtig.


    Kleine Episode am Rand: Ich bin noch vor 2 Jahren ernsthaft von einem an sich netten Kollegen aus Lippstadt gefragt worden, ob wir vor 1989 gehungert haben.

    Das sind die Dinge, die weh tun. Solange so etwas geschieht, haben wir noch einiges zu tun.

  • Mit Einheit meinte ich, dass es keine zwei Deutschlands mehr gibt. Ich bin für verschiedene Regionen, nicht für Gleichmacherei. Ich liebe die Vielfalt meiner Stadt, in der Menschen aus aller Welt ein Zuhause gefunden haben. Ich bin gerade nicht (!) für Gleichmacherei und bin für Respekt gegenüber allen Menschen (nicht nur "Biodeutsche mind. 6 Generation", nicht nur Heterosexuelle, deshalb lehne ich AFD und AFD-Nahe wie Vaatz ab). Ich verstehe Menschen nicht, die für sich berechtigt Respekt einfordern, es aber Migranten und Homosexuellen verweigern. Ich glaube immer noch, dass wir es schaffen, nur wollen es viele nicht. Ich stehe zu beiden Sätzen immer noch.


    In meiner Stadt haben alle Flüchtlinge von 2015 (und wir haben mehr aufgenommen als verlangt) richtige Jobs gefunden, weil es für alle "Patenschaften" gab, die Kinder besuchen inzwischen reguläre Schulen (auch unser Gymnasium, man merkt es, wenn sie wegen fehlendem Pass nicht einfach mit ins Ausland mitfahren können, nur deshalb weiß ich es). Ich freue mich, dass Hautfarbe keine Rolle mehr spielt (in meiner Klasse wurde eine Asylsuchende aus Nigeria mit übrigens hervorragenden Noten zur Klassensprecherin gewählt, einfach weil sie beliebt ist.) Nur unsere Rußlanddeutsche fallen immer wieder negativ auf und halten sich abseits (sprechen z. B. in Gegenwart von anderen laut russisch). Ihnen ist Deutschland zu bunt.


    Ich finde übrigens Lüge (falsche Angaben im Restaurant) nicht gut. In Baden-Württemberg verwendet die Polizei die Angaben nicht. Ich habe aktuell keine Angst vor Überwachung, bin auch hier im Forum unterwegs. Wenn die AFD an die Macht käme, würde ich es anders sehen.

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  • zu Pisa u. ä.


    Neben vieler anderer Gründe (Übergangsquote, Migrantenanteil) lag (liegt? ) es auch an unterschiedlicher Stundentafel. In Sachsen wird mehr Naturwissenschaft (also Physik, Chemie, früher auch Mathe) und weniger Gemeinschaftskunde/Wirtschaft unterrichtet. Die Unterschiede werden aktuell kleiner, sind laut Internet aber noch vorhanden (ich habe Gymnasium Baden-Württemberg und Sachsen verglichen). Ich war früher auch für mehr MINT-Fächer-Stunden in der Schule, habe aber inzwischen meine Meinung geändert. Gemeinschaftskunde ist auch wichtig.

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  • Übrigens Querdenker Ballweg will eine neue Verfassung. Es gibt also Menschen, die gegen unser Grundgesetz sind.


    Und Dumme wie der Kollege aus Lippstadt wird es immer geben. Ich kenne eine Ostdeutsche, die kurz nach der Wende meinte, die Türken könnten jetzt heim gehen, sie (Ostdeutsche) seien jetzt ja da. Solche Menschen, über die man nur die Stirn runzeln kann, gibt es auf beiden Seiten.


    Und bevor ich noch einen 4. Kommentar schreibe.


    Für die ostdeutschen Bundesländer kam der Shutdown im Frühjahr früh genug, für uns (Baden-Württemberg) vielleicht zu spät. Jetzt ist die Kontaktverfolgung unterschiedlich. Vor ein paar Tagen wurde veröffentlicht, dass das örtliche Gesundheitsamt für infizierte Leipziger durchschnittlich 25 Kontakte nachverfolgt, für Tübinger waren es noch nicht einmal zwei. Und so menschenscheu sind noch nicht einmal Schwaben (ich bin Badnerin). ;)


    https://www.tagesschau.de/inve…-kontaktpersonen-101.html


    (Ich fürchte, auch das wird sich nach unten angleichen, wenn die Zahlen weiter steigen. )

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  • Solange die östlichen Bundesländer alles so machen, wie im Westen gern gesehen, ist alles ok. Scheren wir aus (wie im Moment bei Corona) ist alles im Osten böse, schlimm und noch schlimmer.

    Jaja, der Besserwessi und der Jammerossi, so ist das mit den Klischees. Ich glaube, dass es nach wie vor wenig Relevanz hat, was im Osten passiert, weil es hier keine nennenswerte Industrie gibt. Die westlichen Bundesländer sind mit sich beschäftigt und der Osten hat damit zu tun, sich abzuschotten und die vermeintliche Überlegenheit in der Bildung hervorzukehren. Die alten Zeiten sind vorbei, merktest du nicht schon mehrfach an, dass die Schülerinnen den Astronomielehrer nicht mehr anhimmeln? Wie leben nicht mehr in den 60ern.


    Toll wäre, wenn es langsam mal strukturelle Anpassungen gäbe, Hochschulrektoren aus dem Osten und dergleichen mehr. Und die Vorurteilskiste mal komplett zu entleeren, das wäre urst knorke und dufte.


    Wobei, immerhin, die Kanzlerin ist ja eine dröge Physikerin von drüben und immer irgendwie beliebt gewesen mit ihrer Gelassenheit und Bodenständigkeit und irgendwie auch emotionalen Unbeholfenheit... Man denke an Merkel in Kindergärten oder Schulen im Gespräch mit Minderjährigen ^^


    Deswegen oder trotzdem denke ich auch: wir schaffen das. Bislang haben wir es ja auch immer irgendwie geschafft:respekt:

  • Die jungen Leute, und dazu zähle ich mich ausnahmsweise auch noch, weil ich beim Eintritt der DDR noch keine 10 Jahre alt war, haben keinen Bezug zum Wessi/Ossi Geplänkel. Wenn es nicht in der Schule und den Medien Thema wäre, würde niemand merken, dass es "im Osten" irgendwie anders sein soll, als "im Westen". In 50 Jahren hat sich das weitgehend erledigt, weil keiner der in der DDR Aufgewachsenen mehr lebt.

  • Solange die östlichen Bundesländer alles so machen, wie im Westen gern gesehen, ist alles ok. Scheren wir aus (wie im Moment bei Corona) ist alles im Osten böse, schlimm und noch schlimmer.

    Wer sagt das? Bildest du dir das vielleicht ein? Ich habe in meinem Leben noch keinen halbwegs intelligenten Menschen, bis auf einen ewig gestrigen Geschichtslehrer, soetwas über "den Osten" sagen hören.

    Jetzt in Corona Zeiten wird eigentlich nur über Laschet und Söder gelästert.


    Zitat

    Was aufhören muss ist, dass nach 30 Jahren immer noch ständig dem Osten erklärt wird, was sie zu machen und zu lassen haben.

    Die Mehrheit im Osten will ihre regionale Eigenständigkeit behalten.

    Jedes Bundesland ist regional eigenständig. Wer will "dem Osten" irgendwas erklären?


    Zitat

    Ich stelle mir nur mal vor, die mitteldeutschen Ministerpräsidenten würden öffentlich NRW und Bayern für eine "verfehlte" Corona-Strategie kritisieren. (die relativen(!) Zahlen der Infizierten sind gemeint) Der Aufschrei wäre riesig.

    Laschet (und Söder) werden ständig kritisiert. Es gehört zum Politiker-Sein dazu, ständig von allen Seiten kritisiert zu werden.


    Zitat

    Anders herum wird aber pausenlos kritisiert. Und das betrifft viele Bereiche, u.a. auch die Bildung. Es tut mir leid, da sind Sachsen und Thüringen eben nun einmal besser als NRW, Niedersachsen und mittlerweile auch BW.

    Über das sächsische Bildungssystem höre ich nur Positives. Die Bildung in den meisten Bundesländern taucht in meinen Nachrichten Quellen gar nicht auf. Die einzigen Bundesländer, die auftauchen sind Sachsen und Bayern (positiv) und Berlin (negativ).


    Zitat

    Die "Einheit", wie meist gemeint, ist kein vernünftiges Ziel, den sie wäre Gleichmacherei.

    Respekt und Achtung den Menschen gegenüber, egal ob West oder Ost, ist wichtig.

    Es gibt nicht "den Westen" und "den Osten". Hamburg ist anders als NRW, Bayern ist anders als Hessen und in Hessen ist Frankfurt anders als die Käffer im Vogelsberg.

    Einheit heißt, dass alle gemeinsame Grundsätze haben (mit dem Gundgesetz als kleinstem gemeinsamen Nenner) und nach außen als Einheit (BRD) auftreten.


    Edit: Frage gelöscht. Ihr habt recht, das war unnötig. Dumme Witze zum Thema zeigen vielleicht auch, wie weit man als jüngerer Mensch von der ganzen Thematik entfernt ist. Sowohl im Westen als auch im Osten.

  • Vielleicht sollten die westlichen Bundesländer einfach einmal akzeptieren, dass im Osten nicht alles so werden soll wie im Westen.

    :gruebel:

    Wer sagt das? Du? Und was meinst du mit "alles"? Ich wüsste jetzt nicht, dass "alles" in allen Bundesländern gleich laufen soll; das nennt sich Föderalismus.

    Wenn man sich nur einmal überlegt, was gerade in den letzten Tagen gemeldet wurde. "Die Bundesregierung und die Bundesländer haben Strafen für falsche Angaben in Gaststätten beschlossen.", hieß es.

    Nein, das haben sie eben nicht. Sachsen erfasst noch nie Daten der Gäste, Sachsen-Anhalt hat es vor 2(?) Wochen abgeschafft und Thüringen wird die Gastronomen nicht anweisen, die Daten zu kontrollieren.

    Ähm, ja.... "Der Osten" besteht also nur aus Sachen, Sachsen-Anhalt und Thüringen?!?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Der letzte Satz hätte allerdings nicht sein müssen :( .

    Der letzte Satz sagt wie alle anderen des Posts eben genau das: wer im Westen wohnt und aufgewachsen ist hat keine Ahnung von den Problemen und auch Vorurteilen im Osten. Es ist nicht so, dass Hamburg wie Hamburg ist und Dresden wie Dresden. Hamburg ist im Westen und Dresden im Osten und das wird noch eine Weile so bleiben. Aber ja, mit der Zeit wird das verblassen, so wie heute niemand mehr von Preußen spricht. Aber viele Menschen im Osten treibt eben um, was auch den TE umtreibt und das kann man offenbar nicht einfach wegreden.

  • Schmidt: Danke, ich stimme dir in den meisten deiner Aussagen zu! Der letzte Satz hätte allerdings nicht sein müssen :( .

    Ich habe genau aus dem Grund überlegt, ob ich den Beitrag liken soll. Aber der Rest war gut (ich hatte den Finger bereits auf dem Icon und manchmal fühle ich auch Frust darüber, dass Ostdeutsche sich selbst separieren und dann den anderen vorwerfen, sie würden separiert. (Und dann überspitze ich auch einmal, auch wenn ich weiß, dass es in der DDR Bananen gab, wenn auch nicht für jeden jederzeit. )

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  • Der letzte Satz sagt wie alle anderen des Posts eben genau das: wer im Westen wohnt und aufgewachsen ist hat keine Ahnung von den Problemen und auch Vorurteilen im Osten. Es ist nicht so, dass Hamburg wie Hamburg ist und Dresden wie Dresden. Hamburg ist im Westen und Dresden im Osten und das wird noch eine Weile so bleiben. Aber ja, mit der Zeit wird das verblassen, so wie heute niemand mehr von Preußen spricht. Aber viele Menschen im Osten treibt eben um, was auch den TE umtreibt und das kann man offenbar nicht einfach wegreden.

    In den 90er Jahren hatte ich an einer neugegründeten Schule in NRW Kollegen aus (fast) allen Bundesländern (nirgendwo gab es sonst Stellen). Wir stellten fest, dass die "Südländer" (Baden-Württemberg, Sachsen) mehr Mentalität gemeinsam hatten als die "Nordländer" (Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen). Wir waren damals neugierig, uns kennenzulernen und beurteilten nicht.


    Das hat sich inzwischen geändert. Kleine Unterschiede werden gesucht, überhöht und gefeiert. Deshalb hoffe ich, dass wir dies überwinden ("schaffen"), deshalb bin ich an Tagen wie gestern nachdenklich.

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  • Nachdem die Vaatz-Rede im Netz hinreichend verfügbar ist und kontrovers diskutiert wird, habe ich den Link zu meiner Datei entfernt.

  • ... Wir waren damals neugierig, uns kennenzulernen und beurteilten nicht.

    Das ist in etwa so, wie wenn man feststellt, dass doch alle Menschen gleich sind, egal ob schwarz oder weiß, mit oder ohne Kopftuch. We are the wööörld:tanz:


    Aber eben nur so lange, wie die anderen sich anpassen. Was man im Westen wirklich nicht versteht, nicht verstehen kann: in der DDR hat man auf eine Weise gelebt, sich mit diesem Land auf eine Weise identifiziert wie wir das in der BRD auch getan haben. (Und sich nicht über mangelnde Bananen oder den fehlenden Golf GTI definiert.)


    Dann kam der Mauerfall und mit ihm der Versuch, ein Land, was eben noch existiert hatte, zu ignorieren oder völlig undifferenziert schlechtzureden. Oder sag selbst, was löst der Begriff "DDR" in dir aus? Ist es Wertschätzung?


    Und was du hier sagst:

    manchmal fühle ich auch Frust darüber, dass Ostdeutsche sich selbst separieren und dann den anderen vorwerfen, sie würden separiert.

    Genau das meine ich. Ostdeutsche sollten alles annehmen, übernehmen und gut finden, alles was ihrer Denkweise, Kultur und Gesellschaft entsprach war plötzlich ein riesen Haufen Scheiße. Die Sprache ist gemeinsam und die Geschichte bis '45, ja, danach entstanden aber zwei verschiedene Staaten mit zwei Gesellschaften, zwei Rechtssystemen, zwei Schulsystemen, zwei Popkulturen, zwei Sportnationen, zwei Wertesystemen in puncto Familie, Arbeit, Gemeinschaft usw. Wir reden von zwei Staaten. Und das wird man in Castrop-Rauxel und Villingen-Schwenningen niemals nachvollziehen können. Ich erahne es, und auch nur, weil ich mein halbes Leben hier wohne. Für unsere Kinder ist es ein "Oma, erzähl doch mal von früher", für unsere und die Generation vor uns ist es identitätsstiftend, wo wir aufgewachsen sind.

  • Ich habe schon hier geschrieben habe, wie ich auf Fahrten durch die DDR von DDR-Beamten (Grenzer, Polizei) schikaniert wurde. Ich kenne aus meiner Kindheit und Jugend Menschen, die aus der DDR geflüchtet sind, weil sie schikaniert wurden. Wir hatten z. B. einen Geschichts-und Gemeinschaftskundelehrer, der als junger Mann geflüchtet war und in der BRD auf dem 2. Bildungsweg studieren konnte. Von daher löst der Staat DDR für mich keine positive Gefühle aus. Meine Verwandtschaft hat sich "angepasst " (führte ein Doppelleben), hätte ich vielleicht auch, es ist nicht mein Recht zu urteilen, es ist aber nichts, was ich bewundere. Auch mein Kollege aus Sachsen wurde schikaniert und erhielt 15 Jahre Berufsverbot, er war froh, dass er nach der Wende wieder in NRW unterrichten durfte.


    Ich las in den letzten Tagen, dass auch der Westen Dinge aus dem Osten übernommen hat (genannt wurde z. B. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie). Dafür bin ich sehr dankbar. Aber es wird immer so sein, dass sich die Minderheit eher an die Mehrheit anpassen muss (nicht gleich machen) und der Wunsch von DDR-Bürgern sich anzuschließen war größer als der vom durchschnittlichen Westbürgern. Wir (damals) Jungen kannten doch nur die Erzählungen der älteren, es war für uns ein anderes Land. Ich war damals einer von sehr wenigen Studenten in meiner Umgebung, der für ein Deutschland war und ich war auch eher besorgt ("Großdeutschland", können wir uns das leisten) als erfreut (das war die Generation meiner Eltern). Ich sah nur keine Alternative ("Kommt die DM, bleiben wir, ..."). Von daher war es tatsächlich kein aufeinander zu gehen und treffen in der Mitte. Das ist mir absolut bewusst.


    Ergänzung


    Nein, wertschätzen kann ich den Staat DDR nicht. Es gab gute Seiten, aber viel zu viel von oben befohlenes Unrecht. Alleine die Mauer. Warum muss man die eigenen Bürger daran hindern zu gehen (und sogar zu erschießen)?

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