Feinziele im Unterrichtsentwurf?

  • Hi ihr alle,


    ich schreibe gerade meinen ersten Unterrichtsentwurf. Ja, und jetzt überlege ich mir, was man bei den Stundenzielen (Feinzielen) einträgt, wenn die Schüler verschiedene Sachen in der Stunde machen. Zähle ich dann die einzelnen Ziele JEDER Schülergruppe auf?
    Ich hoffe, ich konnte die Frage noch verständlich formulieren, denn mir raucht schon der Kopf von der ganzen Stundenvorbereitung... :)


    Grüße, Kassiopeia<br>

  • Hi Kassiopeia...
    ...sitze auch noch dran, du arbeitest nicht als einzige um diese Zeit (und das am Sa abend!!). Also, ich bin in NRW und bei uns am Sem gibt es genaue Feinziele seit ein paar Jahren nicht mehr, wir haben ein Thema zu formulieren und dann kommt das Kernanliegen, das sind dann die Ziele. Da soll rein, was, wie, warum ungefähr. Beispiel aus altem UB von mir (13 LK geschi):


    "Die SuS imaginieren auf Basis selbständiger Quellenanalysen unterschiedliche Perspektiven und visualisieren diese in Karikaturen. In gemeinsamer Auswertung der Produkte gewinnen sie ein Gesamtbild der komplexen historischen Situation und erkennen die Dimensionen des Problems auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Ausgehend von Ergebnissen und Methode reflektieren sie die Perspektivität von Geschichte und Geschichtsinterpretation und schärfen so ihre Kritikfähigkeit gegenüber vorgegebenen Interpretationen von Wirklichkeit."


    Ich schreibe es immer als Feststellung, manche (die meisten, glaube ich) schreiben lieber, die SuS sollen xyz...). Was nicht hineingehört, sind Arbeitsaufträge oder sowas (klingt bei deiner Frage ein bisschen so), das kannst du als Anhang mit den Arbeitsmaterialien hinten dran heften.
    Ich weiß nicht ob dir das hilft, sonst frag nochmal etwas genauer nach!
    Gut's Nächtle,
    JJ



    <br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kassiopeia


    Also hier in Hessen ist man noch ganz wild auf Maximal- Minimal- Grob- und Feinlernziele (am besten plus Operationalisierungen). Jedenfalls in Ffm / Gymn.


    Einfacher wäre es für mich dir einen Tipp zu geben, wenn ich Fach, Thema und Arbeitsform(en) der Stunde wüsste ...


    Aber hier schonmal das, was ich so kenne, am Besipiel Texterschließung in Englisch..


    Grobziel: Die Schüler sollen den Text "the sausage from outer space" inhaltlich und sprachlich erschließen.


    Minimalziel: Die S sollen den Text verstehen und nacherzählen können.


    Maximalziel: Die Schüler solen über das Textverständnis hinaus die Haltung der außerirdischen Wurst gegenüber den Menschen erkennen und benennen können.


    Feinziele:


    kognitiv:
    - Die S sollen den Text selbstständig erschließen können (Operat: indem sie ihn sich in verschiedenen Sationen hörend und reproduzierend erarbeiten)


    - sie sollen den Handlungsablauf vollständig erfassen (Operat: indem sie ihn sich gegeseitig nacherzählen und gemeisam Lücken schließen)



    sprachlich/instrumentell:


    Die Schüler sollen
    - den Text laut vorlesen können
    - ihr Hörverständnis schulen (Op: indem sie das Vorgelesene konzentriert verfolgen und in eigenen Worten wiederholen)
    - das zum Textverständnis nötige Vokabular (to fly, to land, to be shocked, sausage, starship, human beings) kennen- und verwednen lernen (Op: indem sie aus dem Text heraussuchen, nachschlagen, blabla)
    - sich zum Text frei äußern können (indem sie Verständnisfragen beantworten und die Wurstprobleme diskutieren)
    etc...


    affektive / soziale Lernziele:
    - die S sollen in Gruppen selbständig arbeiten und sich ggs. unterstützen
    - die S sollen eine Werthaltung zu der armen Alien-Wurst entwickeln und verstehen, wie schwer es ist, fremd in einer Gesellschaft zu sein (transfer)
    - die S sollen aufeneinander Bezug nehmen lernen (Gegefragen)
    - die S sollen...blabla.



    In vielen Seminaren sind die Operationalisierungen nicht mehr nötig, da sie sich ja in der Methodik finden - dann kann man die Lernziele noch allgemeiner formulieren.


    Der Wursttext ist übrigens kein blöder Witz von mir: so gesehen im neuen Lehrwerk "Camden City" (oder so ähnl.) auf der bekloppten Bildungsmesse Didakta.
    Mann, was es alles gibt.



    Dir einen lieben Gruß und poste doch nochmal wenn du es noch genauer wissen willst!


    Heike<br>

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich hab's schon befürchtet, dass die Sache mit der Wurst nicht ausgedacht ist. Sowas wäre doch eigentlich optimal für 'nen UB. Ich stell mir schon im Geiste die Sachanalyse und die Didaktik vor. Außerirdische Würste... :D


    Na ja, Justus und Heike haben jedenfalls eigentlich schon alles Wichtige wunderbar prägnant genannt, aber eines wollte ich noch hinzufügen, weil das bei mir etwa 2 Jahre lang ungefähr in jeder 3. Seminarsitzung thematisiert wurde. :rolleyes:
    Die Lernziele sollen nicht beschreiben, was die Schüler machen, sondern was sie können sollen. Vielleicht formulieren viele Refs daher die Lernziele eher mit 'sollen'. Aber im Prinzip kommt's natürlich eher auf den Inhalt an.


    Lg, Mia<br>

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Vielen lieben Dank für Eure Tipps! Ich hoffe, dass ich sie heute (mit einem etwas klareren bzw. wacheren Kopf als gestern) gut in meinen Entwurf einbauen kann.
    Aber mein Problem ist noch Folgendes: Meine Schüler machen nicht alle das gleiche in der Stunde, sondern bearbeiten verschiedene Dinge: Soll ich dann als Lernziele nur die Dinge aufzählen, die ALLE Schüler am Schluss können sollen (sozusagen die Schnittmenge), oder alle Lernziele aufzählen?
    Also ganz konkret: Meine Schüler bearbeiten das Thema "Birthday" in Englisch. Die einen üben ein Rollenspiel ein, andere malen Begriffe dazu oder stellen sie pantomimisch dar, die ihr Partner raten soll, wieder andere machen was ganz anderes. Soll ich dann die Lernziele derer, die das Rollenspiel einüben, die Lernziele derer, die die Begriffe malen bzw. pantomimisch darstellen bzw. raten usw. alle aufzählen?
    Mal noch eine ganz andere Frage: Wie lange sitzt ihr denn so (im Schnitt) an der Vorbereitung für einen Unterrichtsbesuch?
    Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag hofffe, dass ihr das tolle Wetter geniessen könnt!
    Kassiopeia<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kassiopeia,
    ja, die LZ werden normalerweise für alle angegeben - denn die Klasse soll ja hinterher (wenn auch durch verschiedene Lernwege) dasselbe können. Auzählen musst du diese (Lernwege/Methoden) nicht als Lerziele, denn sie sind ja keine, sondern Methoden!
    Wenn du Operationalisieren (S sollen x können INDEM sie y,z,a und b MACHEN) musst, kannst du ja in Klammern die Lernwege/Methoden (y,z,a,b) insgesamt nach jedem LZ angeben).


    Zur Zeit der Vorbereitung: Am Anfang des Rfes habe ich EWIG gebraucht - manchmal habe ich drei-vier Nachmittage an einem Teilentwurf gebastelt (ohne Material / Idee etc) und vor Wut gekocht.


    Später gings dann besser - nach nem Jahr oder so habe ich für einen vollständigen Entwurf zwei Nachmittage gebraucht.
    Man kommt rein in das didaktisch-methodische Gefasel, zum Glück!


    Viel Glück beim UB -


    Heike<br>

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  • Hallo!
    Wenn bestimmte Schüler etwas anderes machen, als die anderen, nennt man das 'indiv. Lernziele'.
    Feinziele sind haarkleinst aufgedröselte Lernziele. Beispiel:
    Groblernziel: Die Schüler sollen den Umgang mit der Nähmaschine lernen.
    Feinlernziel: Die Schüler sollen die Maschine sachgerecht aufbauen; Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen, im Team arbeiten,....tralala.
    So war es bei mir und ist es jetzt wieder bei meiner Referendarin. Allerdings kann man das nicht pauschalisieren, da jeder Seminarleiter seine eigenen Vorstellungen hat, was die Geschichte nicht leichter macht.
    Beim ersten Entwurf solltest du dir aber nicht so viele Gedanken machen, die werden dir schon sagen, was sie wollen, und das dann beim nächsten Besuch einfordern.
    Viel Erfolg wünscht Tusnelda. :D<br>

  • Puh, mir wird gerade mal bewusst, wie gut ich es an meinem GS Seminar in NRW anscheinend habe (sollte da in NRW tatsächlich einmal etwas angenehmer sein als anderswo?).
    Bei uns reicht im Entwurf im Hinblick auf die Stundenziele oder sogar nur DAS Stundenziel die absolute Shortform - also z.B.: Die Schüler sollen die ANNA-Zahlen kennen lernen und mit Hilfe von ANNA-Aufgaben die schriftliche Subtraktion vierstelliger Zahlen operativ üben. Dabei sollen sie Strukturen in den Ergebnissen der Subtraktionsaufgaben entdecken und beschreiben.
    Müssen viele von euch anderen die Lernziele so aufdröseln, wie es in Hessen zu sein scheint?
    LG
    RR<br>

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

  • In Hessen ist es leider auch gar nicht einheitlich so. Ich hatte eine Fachleiterin, die auch nur ein Lernziel wollte. Sobald man in einem Satz ein zweites untergejubelt hatte (manchmal hat man ja einfach tatsächlich mehrere), dann war bei ihr schon die ganze Stunde gelaufen. Und die Formulierung des Lernzieles musste absolut hieb- und stichfest sein. Formulierungen wie "kennen lernen" und "üben" waren bei ihr im übrigen auch absolut tabu, weil da nicht deutlich wird, was tatsächlich das Ziel dieses Kennenlernens oder Übens sein soll. Bei manchen Stunden war es relativ schwierig, eine andere Formulierung zu finden: Ich habe meistens versucht, ein Lernziel mit "Die Schüler sollen ....... erfassen/erkennen" oder so ähnlich zu formulieren.


    Aber diese Anforderung wurde bei mir tatsächlich nur von dieser einen FL gestellt, allen anderen waren aufgedröselte, hunderte von Lernzielen lieber. Manchmal fand ich das sogar einfacher, weil sich nicht alle Stunden einfach auf 1 Lernziel reduzieren lassen.


    viel Erfolg bei der Sysyphosarbeit des Lernzielformulierens,
    Mia


    P.S. Ich habe mich bis zum Schluss mit den Entwürfen ewig lang rumgequält: Am Anfang, weil ich noch nicht so recht wusste, wie's geht, am Ende, weil ich keinen Bock mehr auf didaktisch-methodisches Gefasel hatte. Das hat sich bei mir über mehrere Tage hingezogen, wobei ich jedoch meist nur mäßig effektiv gearbeitet habe. Als der Druck vor den letzten UBs bzw. der Prüfung dann groß genug war, habe ich so einen kompletten Entwurf dann aber auch an einem Tag runtergeschrieben.<br>

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo!
    Bei uns in Bayern / berufliche Schulen hat es in letzter Zeit auch einen Schwenk weg von den Lernzielen hin zu den Kompetenzen gegeben. Wir formulieren nicht mehr mit "sollen..." sondern beschreiben einfach, was die Schüler machen. z.B. Die Sch erarbeiten aus einen Gesetzestext die Voraussetzungen des Lieferungsverzuges.
    oder bei Gruppenarbeit: Die Schüler diskutieren die richtige Lösung und akzeptieren andere Meinungen.


    Das ist deutlich geschickter, denn solche Sachen kann man nicht so gut kontrollieren am Ende der Stunde
    Also weg vom Behaviourismus hin zum Konstruktivismus


    Schöne Grüße von Gela

  • Hallo Aktenklammer,


    nein, die Hausaufgabe gehört eigentlich nicht zu den Sachen, die mit Lernzielen aufzuschreiben sind; die SuS sollen ja - mit den gelernten Zielen in deiner Stunde - zu Hause diese Aufgaben bewältigen können. In der Grundschule ist das meistens eh nur eine Festigung / Vertiefung dessen was in der Stunde gelernt wurde. Möglicherweise ist das in anderen Schulformen aber anders.


    Gruß venti


    :)

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