Abordnung und Laufbahnbeurteilung

  • Hallo zusammen,


    ich bin gerade frisch aus dem Referendariat (E, D, SW an Gymnasien und Gesamtschulen) und habe bei der Stellensuche festgestellt, dass es derzeit viele Gymnasialstellen gibt, die mit einer Komplett- oder Teilabordnung an eine Grundschule für sechs Jahre verbunden sind. Eigentlich waren dies so gut wie alle Gymnasialstellen, die ich gefunden habe (mit Ausnahme von Mathe, Informatik und Physik).


    Nun kommt man ja bei Antritt einer Planstelle ja üblicherweise in das Beamtenverhältnis auf Probe und erhält regelmäßig Laufbahnbeurteilungen, die letzten Endes über den Verbleib im Schuldienst entscheiden. Hieraus ergibt sich für mich die Frage, ob die Arbeit an der Grundschule für diese Laufbahnbeurteilung herangezogen wird / werden darf. Ich habe hier im Forum mal gelesen, dass fachfremder Unterricht nicht für Laufbahnbeurteilungen herangezogen werden darf und hoffe dass das bei "schulformfremdem" Unterricht auch so ist. Versteht mich nicht falsch: Ich habe höchsten Respekt vor der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen an Grundschulen und würde mir als Teil eines Grundschulkollegiums auch Mühe geben, aber es ist halt etwas total anderes als die Arbeit an Gymnasien und Gesamtschulen und ich bin dafür überhaupt nicht ausgebildet. Ich gehe davon aus, dass die Qualität meines Unterrichts an der Grundschule in etwa der einer mittelmäßigen Referendarin entspräche, da ich praktisch bei Null anfangen würde, aber ein volles Deputat zu bewältigen hätte. Und natürlich möchte ich nicht als ungeeignet für den Lehrerberuf gelten, nur weil das Bildungsministerium glaubt, die Leute munter zwischen den Schulformen hin und her schieben zu können.


    P.S.: Es handelt sich bei den entsprechenden Stellen nicht um Grundschul- sondern um Gymnasialstellen, d.h. Grundschullehrer*innen können sich darauf gar nicht bewerben. Die Su*S an der Grundschule bekommen also so oder so keine ausgebildete Grundschullehrerin; ob ich mich nun bewerbe oder nicht. Das wollte ich nur sagen, weil man sich wohl schon die Frage stellen kann, warum sich jemand, der nicht die dafür notwendige Ausbildung hat, sich auf so eine Stelle bewirbt. Aber man ist nach dem Studium und Referendariat nun mal nicht für alle Schulformen qualifiziert.

  • Die Su*S an der Grundschule bekommen also so oder so keine ausgebildete Grundschullehrerin; ob ich mich nun bewerbe oder nicht.

    Ob die Grundschule eine Grundständige Lehrkraft bekommt oder nicht liegt nicht daran ob du dich da bewirbst oder nicht, sondern dass es keine gibt. Nur deswegen kannst du dich überhaupt darauf bewerben.

  • Das wollte ich nur sagen, weil man sich wohl schon die Frage stellen kann, warum sich jemand, der nicht die dafür notwendige Ausbildung hat, sich auf so eine Stelle bewirbt. Aber man ist nach dem Studium und Referendariat nun mal nicht für alle Schulformen qualifiziert.

    Das ist ein Instrument der Landesregierung, um mittelfristig den Stellenbedarf an Grundschulen durch den Überhang von Lehrkräfte im Gymnasialbereich zu decken. Wie du schon festgestellt hast, sind Lehrkräfte mit Mangelfächern dort ausgenommen. Andere kommen nur so überhaupt zu einer Planstelle.

    • Offizieller Beitrag

    Ergänzend dazu werden diese Lehrkräfte im Zuge der Entscheidung zur Rückkehr zu G9 als aufzubauende Reserve eingestellt, wenn der Bedarf an den Gymnasien ab dem Schuljahr 2026/2027 steigt - dann ist der jüngste G9 Jahrgang in der Q2 (dann statt Jg. 12 Jg. 13).

  • Ich finde es trotzdem echt seltsam. Ausgerechnet Grundschule. Außer, dass der Job auch "Lehrer" heißt, ist das doch eine deutlich andere Arbeit. Bin gespannt, ob jemand auf die eigentliche Frage auch noch eine Antwort gibt...

    • Offizieller Beitrag

    Da die Stellen ganz neu sind, wird es wohl kaum riner wissen (nicht mal die Zuständigen). Viele Stellen sind Teilabordnungen, d.h. die Frage stellt sich ‚nur‘ für die Vollabordnung.


    Wie ist es bei den aktuellen Fällen, wo die Leute auf einer Grundschul- oder Sekundarschulstelle eingestellt worden sind, mit der Garantier, nach 3 Jahren eine Sek2-Stelle angeboten zu bekommen. Die ersten müssten langsam mit der Probezeit fertig sein?

  • Elphaba : Wenn die Stelle an der GS für Gym-Leute als Planstelle ausgeschrieben ist, dann trittst du dieses ja sehenden Auges an (da würde dann also nicht nur das KM meinen, man könne munter Lehrkräfte zwischen Schulformen herumschieben, sondern du dir das ja auch offenbar bewusst zutrauen), insofern sehe ich nicht, weshalb man nicht das beurteilen soll, was immerhin 6 Jahre lang deine Arbeit sein wird. Kompletter Neuling bist du nach dem Ref nicht mehr, ggf. gibt es eine berufsbegleitende Nachqualifizierung, ansonsten bleibt nur schnelle Einarbung, wenn die Noten in den Probezeitbeurteilungen relevant sind für dich (denn auch mit mittelprächtigen Noten würdest du die Probezeit ja bestehen...). Hier in BW zumindest gibt es für GymLeute die an die GS gehen meiner Kenntnis nach eine berufsbegleitende Nachqualifizierung, weil die von dir angesprochenen v.a. pädagogischen und didaktischen Lücken durchaus gesehen werden, beurteilt wird aber letztlich die Tätigkeit an der GS. Letztlich muss man an dieser Stelle wohl die Verantwortung übernehmen für die selbst gefällte Entscheidung zumindest vorerst schulformfremd eingesetzt zu werden, um dafür aber eben auch in einem aktuell an der eigenen Schulform nicht benötigten Fach eine Planstelle zu erhalten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Da die Stellen ganz neu sind, wird es wohl kaum riner wissen (nicht mal die Zuständigen). Viele Stellen sind Teilabordnungen, d.h. die Frage stellt sich ‚nur‘ für die Vollabordnung.


    Wie ist es bei den aktuellen Fällen, wo die Leute auf einer Grundschul- oder Sekundarschulstelle eingestellt worden sind, mit der Garantier, nach 3 Jahren eine Sek2-Stelle angeboten zu bekommen. Die ersten müssten langsam mit der Probezeit fertig sein?

    Ah, das wusste ich tatsächlich nicht. Wie CDL im Folgebeitrag schon geschrieben hat, in BW gibt es eine ähnliche Maßnahme schon länger, das weiß ich von einer Bekannten.

  • Hier in BW ist mein letzter Kenntnisstand, dass auch gar nicht sichergestellt ist, dass die Lehrkräfte, die sich damals auf die Maßnahme eingelassen haben am Ende tatsächlich einmal am Gymnasium landen werden. Ich glaube vor etwa einem oder zwei Jahren mal wollten die Gewerkschaften von Frau Eisenmann eine feste Zusage, dass diejenigen Sek.IIler, die sich auf die Maßnahme eingelassen haben wenn sie es denn wollen würden am Ende des ursprünglich in Aussicht gestellten Zeitraums auch eine Wahlmöglichkeit erhalten würden zu bleiben oder in die Sek.II zu gehen. Meiner Kenntnis nach hat sich Frau Eisenmann bis heute vor einer solchen festen Zusage gedrückt und es bei wagen Aussagen belassen (weil man die Leute eben letztlich im Gym-Bereich nicht benötigt, sondern an den Grundschulen). Das Programm in BW gibt es ja immer noch. Wurde auch für dieses Schuljahr wieder ganz aktiv beworben. Und weil man immer noch mangels Beschränkungen irgendwelcher Art massenhaft Gym-Leute ausbildet in Studium und Ref, die man dort von den Fächern her in dieser Anzahl niemals benötigen wird, gab es für dieses Schuljahr auch gleich noch ein Programm für Sek.IIler, um in den Sek.I-Bereich komplett zu wechseln. Bisher waren nur die GMS dafür geöffnet, aktuell die gesamte Sek.I. Gymnasiale Lehrkräfte können offensichtlich einfach alles, also sollten so ein paar popelige Laufbahnbeurteilungen kein Problem darstellen. ;) Das KM wird sich sicherlich hüten, an der Stelle die Latte bei den Leuten aus anderen Schulformen zu hoch anzulegen, schließlich benötigt man diese Leute dringend anderweitig und ist dennoch nicht gewillt über Studienplatzbegrenzungen in der Sek.II so zu steuern, wie man das umgekehrt bei allen anderen Schulformen macht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Also bevor ich an die Grundschule gehe, würde ich mich am Berufskolleg bewerben. Mir liegen ältere SuS einfach mehr. Ich weiß allerdings nicht, wie es dort mit meinen Fächern aussieht. Ausgeschrieben war nicht so viel, aber paradoxerweise gab es einige Gym-Stellen mit sechsjähriger Abordnung ans Berufskolleg :staun:. Warum schreiben die denn nicht selbst aus, wenn sie jemanden brauchen? Da würde ich mich auch direkt bewerben bzw. nach der Abordnung da bleiben.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt tatsächlich zwei verschiedene ‚Programme‘.


    1) GS-Stelle, aber Möglichkeit/Versprechen, nach 3 Jahren eine Sek2-Stelle angeboten zu bekommen (Sek2-Stellen gibt es auch an Sek1-Schulen, Achtung, spitzfindig kann das Ministerium auch...)

    Da bin ich nicht mehr sicher, wie der Lohn ist, ich glaube tatsächlich erstmals E und erst danach A13.


    2) ganz neu: eine A13-Stelle am Gym. Aber das Gym leiht einen für 6 Jahre (voll oder teilweise) aus. Solche Teilabordnungen gibt es immer wieder und auch schon mal als Teil von Ausschreibungrn (zb Teilabordnung bei der Flüchtlingsunterbringung oder DaF-Klasse...). Die 6 Jahre sind aber neu und ein anderes Kaliber. Dafür weiss man schon jetzt mit Sicherheit, dass man in 6 Jahren dieses Gym hat.

  • Die 6 Jahre sind aber neu und ein anderes Kaliber. Dafür weiss man schon jetzt mit Sicherheit, dass man in 6 Jahren dieses Gym hat.

    Ja, genau solche Stellen waren das. Aber sechs Jahre können halt echt lang werden. Mit dieser Probezeitbeurteilung stelle ich mir das wie ein sechsjähriges Ref mit vollem Deputat vor :tot:. Ich meine, man ist halt nicht qualifiziert für das, was man da tut, und weiß das auch. Berufskolleg würde ich mir dahingegen zutrauen und denke auch, dass mir das Spaß machen würde.

  • Wenn dir ältere Schüler mehr liegen, würde ich die Grundschule nun erst Recht sein lassen, trotz aller Lockangebote. Da würde ich an deiner Stelle wirklich genauer Richtung Berufskolleg Ausschau halten. Ich meine, dass deine Fächer dort auch ziemlich gesucht sind, da können andere mehr zu sagen.

  • Wenn dir ältere Schüler mehr liegen, würde ich die Grundschule nun erst Recht sein lassen, trotz aller Lockangebote. Da würde ich an deiner Stelle wirklich genauer Richtung Berufskolleg Ausschau halten. Ich meine, dass deine Fächer dort auch ziemlich gesucht sind, da können andere mehr zu sagen.

    Denke ich eigentlich auch, aber das Gymnasium, von dem man dann abgeordnet wird, ist halt wirklich richtig toll :(.

  • Niedersachsen hat die Umstellung nun hinter sich

    und hat in den letzten Jahren auch Gym-LuL mit direkter Abordnung eingestellt,

    allerdings für 1-2 Jahre und es gibt eine Angabe dazu, welcherAnteil der Probezeit an der entsprechenden Schulformen absolviert werden muss (1/3 oder 2/3 von 3 Jahren), müsste ich nachschauen.


    Gibt es etwas ähnliches für NRW?

  • bisschen OT, weil keine Antwort auf die Frage:

    wir haben jetzt demnächst auch Einstellungesgespräche für diese "Vorgriffsstellen". ich persönlich empfinde sie als Unding; selbst bei höchster Begabung und besten Absichten ist man doch wieder nur ne Last für seine GrundschulkollegInnen und kaum hat man sich eingearbeitet, ist man wieder weg. Mit ein bisschen Glück kommt aus dem Konstrukt überdies noch bequem raus; ich denke da an: Elternzeit auf 6 Jahre ausdehnen und sich selbst an einer Sek II-Schule vertreten, bis die Zeit vorbei ist. Andererseits könnten vielleicht beide Seiten profitieren; wir am Gymnasium wissen praktisch nichts über die Grundschule.

  • wir haben jetzt demnächst auch Einstellungesgespräche für diese "Vorgriffsstellen". ich persönlich empfinde sie als Unding; selbst bei höchster Begabung und besten Absichten ist man doch wieder nur ne Last für seine GrundschulkollegInnen und kaum hat man sich eingearbeitet, ist man wieder weg.

    Naja, ohne diese Vorgriffsstellen fehlen dann eben Grundschullehrkräfte, sodass die verbliebenen das entweder alleine stemmen oder mit ganz fremden Professionen zusammenarbeiten müssen. Dann ist die Zusammenarbeit mit Sekundarlehrkräften wahrscheinlich das geringere Übel. Noch besser wäre natürlich, wenn mehr grundständig ausgebildete GS-Lehrkräfte eingestellt werden könnten.

  • Wenn alle guten Willens sind, kann es gelingen, aber es braucht Einarbeitung.

    Halbjährliche Abordnungen sind da besonders ungünstig.

    Aus Sicht einer Grundschullehrkraft kann ich sagen, dass man Gym-LuL zwar die GS erklären muss, nicht aber das System an sich.


    50% Mangel fängt man auch nicht mal eben mit dem verbliebenen Team auf, zudem ja in der GS nicht eine Std ausfällt, sondern immer alles vertreten wird.

    Schulen, die über eine längere Zeit einen größeren Mangel haben, sollten ein Voraus-Besetzungsrecht oder irgendeinen Bonus bekommen. 150%-Versorgung.


    Vertretungskräften (ohne Lehramt) muss man z.T. noch ganz anderes erläutern und häufig werden sie nur für 3 Monate eingestellt. Da ist die Situation an den Schulen dann noch ungewisser, weil man bis zu den Herbstferien gar nichts weiß, danach einarbeitet und zu Weihnachten oder ab Januar wieder alles offen sein kann.

  • Das wollte ich nur sagen, weil man sich wohl schon die Frage stellen kann, warum sich jemand, der nicht die dafür notwendige Ausbildung hat, sich auf so eine Stelle bewirbt.

    Weil vermutlich Arbeitslosigkeit oder die Suche nach einem Job außerhalb des Schulsystems für viele unattraktiver ist.


    Das "Geschenk" für den Bewerber ist bei diesen Stellen, dass es überhaupt die Sicherheit gibt, nach einer festgelegten Zeit an das Gym zu wechseln.

    Früher wurden Stellen für andere Schulformen geöffnet und du bliebst dann dauerhaft dort hängen oder mußtest einen umständlichen und nicht gesicherten Laufbahnwechsel machen. Ich habe Kollegen, die sind auch nach 20 Jahren noch auf einer S1-Stelle.

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