Ergänzung: Sowohl in der Berufs- als auch Technikerschule habe ich übrigens den Eindruck, dass sich die Manieren in den letzten 3-4 Jahren ganz rapide bessern. Ganz im Gegensatz zur gängigen Meinung und vielen Berichten von Allgemeinbildnern. Ich frage mich, wo das herkommt.
Ich möchte hier ebenfalls einstimmen. Meiner persönlichen Einschätzung nach sind die SuS innerhalb der letzten 8 Jahre (der Zeitraum, den ich überblicken kann) deutlich höflicher und umgänglicher geworden. Zwar gibt es des Öfteren verbale Ausfälle und ähnliches, aber insgesamt zeigen die SuS ein sehr viel respektvolleres Verhalten, als ich es teilweise selbst aus meiner Schulzeit in den 90ern kenne. Diese Einschätzung wird auch von vielen KuK geteilt, die von den Vorgängen in den späten 90ern und frühen Nullern noch heute Gänsehaut bekommen.
Das ist auch objektiv so: Die Anzahl der jugendlichen Straftäter ist seit 1992 nicht mehr so niedrig gewesen. (Stand 2019, Quelle: Statista)
Das mag mit dem selben Faktor erklärt werden, wie der Rückgang in der Jugendkriminalstatistik: Die bürgerliche Mitte hat spätestens in den 90ern aufgehört ihre Kinder autoritär zu erziehen. Prügelstrafen kommen heute nur noch in bildungsferneren und abgehängten Milieus vor; folglich lernen jene Kinder Gewalt kennen und wenden sie dann ebenfalls an.
Ich bin in den 80ern geboren (Westdeutschland) und wurde noch in der Erziehung geschlagen. Und wir haben damals ziemlich viel Mist gebaut, in unseren "Flegeljahren", auch Lehrer bespuckt, getreten und gemobbt. (Ich will das gar nicht beschönigen oder auf meine Eltern schieben; ich war ziemlich arschig, bevor ich doch noch die Kurve gekriegt hab, aber ich käme heute im Traum nicht darauf, dass körperliche Gewalt ein probates Erziehungsmittel ist...)
Heute wundert es mich manchmal, wie "brav" und "angepasst" die heutige Schülergeneration ist. Daher kann ich den Befund der neuerlichen Gewaltexzesse persönlich nicht nachvollziehen. Ich hab in meinem Umfeld, in den ersten 8 Jahren meines Berufslebens (4 Schulen, darunter zwei Sekundarschulen, eine Förderschule, ein Gymnasium), keine Gewalt gegen Lehrkräfte erlebt, weder mittelbar noch unmittelbar.
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass wenn schon nicht die Quantität gestiegen ist, die Qualität durchaus ein Faktor sein könnte: Liest man die Befunde, sind es ja vor allem besonders krasse Gewalttaten, die auffallen. (Waffengewalt, Schwere Körperverletzung etc.)