Gewalt gegen Lehrer

  • Aktuell geht es durch alle Medien. Die Umfrage von Schulleitern zeigt eine gestiegene Häufigkeit von Gewalt gegenüber Lehrern.

    Link sollte noch kommen.


    Wie erlebt ihr das ?

    Wie erfahrt ihr Gewalt ?


    Ich kann mir das nicht richtig vorstellen.

    Aus eigener Erfahrung kenne ich die "gefrusteten Werfer",

    Schüler, die Stifte, Lebensmittel, Bio-Untersuchungsmaterialien, wie kleine Samen, Bucheckern usw. nach vorne Richtung Pult werfen.

    Aber werdet ihr auch direkt von Schülern oder Eltern angegriffen ?

    Wann passiert das ?


    Zwar ein übles Thema, aber ich freue mich über

    Eure Erfahrungen

  • An meiner 1. Schule (nach dem Referendariat) gab es Gewalt gegen Lehrer. Ich selbst hatte einmal Glück dank Stundenplan (der Schüler bekam 3 "Tadel" wegen div. Vergehen an einem Tag, ich war die 1., beim 3. Mal flippte er aus. Einmal habe ich den Schulleiter rechtzeitig dazu geholt, es blieb bei der Drohung. Man durfte sich nicht "schwach" zeigen, bei mir blieb es bei verbaler Gewalt (bei Kollegen nicht).


    Zum Glück hat Schulleitung und Kollegium zusammen gehalten, aber letztlich war es der Grund für mich zu wechseln (ich fand es anstrengend, die Freude am Unterricht ging verloren). An den beiden Gymnasien danach habe ich nichts dergleichen erlebt (2. Wechsel hatte rein private Gründe).


    Ich denke, es war Frust der Schüler, die wussten, dass niemand auf sie wartet (kaum Chance auf einen Job) und Gewalt in der Familie (manche Schüler kannten nur Gewalt als "Problemlösung").

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Mir ging's wie Dir beim Lesen der Studie, ich war ehrlich überrascht. Bei mir selbst war das schlimmste, was passiert ist "Depp stellt ein Foto von mir im Unterricht auf Facebook, schreibt blödes Zeug dazu und bekommt danach einen Einlauf von mir und der SL, dass er nur noch so groß ist wie ein Spatz". Das könnte man als psychische Gewalt interpretieren aber ganz ehrlich, das ist für mich auch nix anderes als früher, wenn man ein blödes Bild vom Lehrer gemalt und heimlich ausgehängt hat (nur haben wir uns nicht erwischen lassen).


    Ergänzung: Sowohl in der Berufs- als auch Technikerschule habe ich übrigens den Eindruck, dass sich die Manieren in den letzten 3-4 Jahren ganz rapide bessern. Ganz im Gegensatz zur gängigen Meinung und vielen Berichten von Allgemeinbildnern. Ich frage mich, wo das herkommt.


    Ansonsten wüsste ich im ganzen Kollegium (ca. 100-120 Leute) in den letzten 10-11 Jahren bei körperlicher Gewalt genau einen Fall von Androhung. Klar, damit wird auch keiner hausieren gehen, aber normal kriegt man sowas doch zumindest im engeren Kreis (was bei mir dann doch so 30-40 sein dürften) mit.

    Und wir sind vom Einzugsgebiet und den Berufen nicht gerade mit Engelchen gesegnet.

  • Ich bin bisher nicht angegriffen oder beworfen und auch nicht beleidigt worden.

    Mich ärgert aber zunehmend die Respektlosigkeit, mit der Schüler auf Zurechtweisungen reagieren. Anscheinend bringt ihnen niemand mehr bei, sich als Reaktion einfach einmal zu entschuldigen und das Fehlverhalten umgehend abzustellen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Gewalt gegen Sachen, ja. Gegen Lehrere*innen - nein.

    Gewalt gegen Sachen habe ich an allen Schulen, an denen ich bisher unterrichtet habe, erlebt. Gewalt gegen Lehrer nur an meiner ersten nach dem Referendariat.

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  • Einer jungen Kollegin ist es mal passiert, dass ein Schüler aus Frust seinen Tisch abgeräumt hat. Er hat sich danach dafür entschuldigt. Was schlimmeres als das ist mir in 6 Jahren bei uns im Schulhaus noch nicht untergekommen.


    Ach... Da war natürlich noch die Sache mit den Bleistiften in der Mikrowelle. Aber das zählt nicht wirklich als "Gewalt".

  • Als Schüler hab ich in den 60ern des letzten Jahrtausends gewalttätige Lehrer erlebt, z.B.


    einen Biologielehrer, der mit seinem vorne gesplissenen Bambusstock, nachdem er den Gummistopfen von dessen Ende entfernt hatte, in die Gesichter der Schüler schlug, deren Antworten ihm nicht passten,

    einen Lateinlehrer, der Ohrfeigen verteilte nach drei Vokabelfehlern, dabei mit seiner linken Hand das eine Ohr seines Gegenübers abdeckend mit seiner muschelförmig gebogenen rechten Hand auf das andere Ohr schlug, was nicht selten das Blut aus der Nase des Schülers schießen ließ,

    einen Deutschlehrer, der mit der Rundkuppe seines (Klassenraum-)Bartschlüssels "Kopfnüsse" verteilte - an die Schüler, bei denen er zweistellige Formfehler in der Klassenarbeit gefunden hatte. (Nachtrag: Den Schädelbruch, den nicht wenige Schüler dadurch erltten, nannte man damals "Loch im Kopf". Folgen für den Herrn Oberstudienrat hatte das damals meines Wissens keine.)

    Auf der anderen Seite stehend sind mir zwei Gewalterfahrungen in Erinnerung geblieben:

    An einem Elternsprechtag gab mir ein Vater den Rat, wie ich die Aufmerksamkeit seines Sohnes fördern könne: "Zimmen Sie dem doch mal eine."

    Nachdem an einem Samstagmorgen eine zwölfjährige Schülerin zu mir geflohen war, um sich einer Zwangsverheiratung zu entziehen, fuhr ich mit ihr zur Polizei, die sie in die Obhut einer Mitarbeiterin des Jugendamtes gab. Am Nachmittag ging bei mir zwecks einer Rückfrage ein Anruf ein aus der Polizeidienststelle, in die man den Vater zitiert hatte. Während dieses Gesperäches mit einem der dort anwesenden Polizisten geriet im Hintergrund der Vater immer mehr in Rage - bis hin zu Morddrohungen nicht nur gegen mich, sondern auch gegen meine Familie. Das hat dann schon ein paar Nächte für unruhigen Schlaf gesorgt.

    In diesem Zusammenhang möchte ich noch meinen Eindruck vermitteln, den ich mit der seinerzeitigen Umstellung auf Gebundenen Ganztag gewinnen konnte: Durch ein breitgefächertes Aktivitätenangebot in den langen Mittagspausen blieben die bis dahin tagtäglichen Rangeleien besonders zwischen den Unterstufenschülern abrupt aus: diesbezüglich keine Hilfen mehr durch die Schulsekretärin nötig, ein Schülersanitätsdienst, der sich höchstens noch um Zusammenprallopfer zu kümmern hatte.


    Das war's.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

    • Offizieller Beitrag

    Falls die TE den Schmoll-Artikel aus der FAZ meint, so dünkt mich, dass das Eingangsposting im Wesentlichen Trigger sein sollte.

    Nur am Rande: Wenn ich Internetmobbing gegen Lehrkräfte als psychische Gewalt definiere, dann muss die Gewalt gegen Lehrkräfte angestiegen sein. Vor 20 Jahren war das nämlich noch nicht möglich - und was physische Gewalt angeht, haben sich die meisten Schüler gottlob immer noch im Griff.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Falls die TE den Schmoll-Artikel aus der FAZ meint, so dünkt mich, dass das Eingangsposting im Wesentlichen Trigger sein sollte.

    Nur am Rande: Wenn ich Internetmobbing gegen Lehrkräfte als psychische Gewalt definiere, dann muss die Gewalt gegen Lehrkräfte angestiegen sein. Vor 20 Jahren war das nämlich noch nicht möglich - und was physische Gewalt angeht, haben sich die meisten Schüler gottlob immer noch im Griff.

    Stand nicht nur in der FAZ, es gab wohl tatsächlich eine (angeblich) repräsentative Umfrage unter Schulleitern in NRW. Ich hab's in der Zeit gelesen. Internet"gewalt" war nur ein Gesichtspunkt, auch in anderen Bereichen kamen mir die Zahlen im Vergleich mit meiner eigenen Erfahrung extrem hoch vor.


    Tatsächlich bin ich im Moment auch gerade deshalb hier, weil ich den praktisch gleichen Thread wie Marmelädchen eröffnen wollte

  • Verbale Gewalt gegen Lehrer habe ich an unserer Schule bereits mehrfach erlebt. Mich persönlich hat es nur einmal betroffen: Ein Schüler meinte mich mit "Dumme Fo..., von einer Frau lase ich mir gar nichts sagen" angehen zu müssen.

    Zu körperlicher Gewalt kam es mit einem Schüler mit einer Störung im Autismusspektrum ( frage mich gerade, ob das der korrekte Begriff ist). Er schmiss Stühle nach dem Lehrer.

  • Was ich gerade völlig verdrängt hatte: Wir haben seit Jahren ein Problem mit Vandalismus auf dem Schulgelände. Ich habe mal ein paar Rotzlöffel weggescheucht, die kackdreist ein Loch in eine unsere Holzbänke brannten. Das sind aber nicht unsere Schüler, meist sind sie im Sek-I-Alter und wirklich saufrech. Ich bin so froh, dass ich mit denen ansonsten nichts zu tun habe. Die Polizei kümmert sich einen Scheiss darum.

  • Verbale Gewalt gegen Lehrer habe ich an unserer Schule bereits mehrfach erlebt. Mich persönlich hat es nur einmal betroffen: Ein Schüler meinte mich mit "Dumme Fo..., von einer Frau lase ich mir gar nichts sagen" angehen zu müssen.

    Darf ich mal nach der Reaktion fragen? Bei uns (allerdings deutlich ältere SuS) wäre da direkt ein mehrtägiger Schulausschluss fällig.

    Es geht in der Studie nicht um verbale Angriffe und Internetmobbing, sondern um körperliche Gewalt:


    WDR

    Es geht um beides. In der Zeit stehen wenigstens ein paar aufgeschlüsselte Zahlen:

    https://www.zeit.de/gesellscha…t-lehrer-angriffe-anstieg

  • Ich hatte tatsächlich schon einen Tisch am Kopf. Schüler drehte völlig durch, warf einen Tacker in die Klasse und versteckte sich dann unterm Tisch. Ich ging in die Hocke und versuchte Kontakt herzustellen... Da trat er mit voller Wucht gegen das Tischbein und ich hatte die Tischkante am Kopf einschließlich Kopfprellung. Erste Klasse übrigens... Da lief aber hinterher noch genug anderes und er musste irgendwann die Schule verlassen.


    Sonst nur das "übliche": "Ich hasse dich" von Schülern mit emotional-sozialem Förderstatus. Da steh ich aber drüber.

  • Körperliche "Gewalt": Ein Schüler, der vor ein paar Jahren bei mir einen Bodycheck versucht hat.


    Angedrohte Gewalt: Ein Vater drohte mir Prügel an (Zitat: "Wenn Sie mit meinem Sohn schimpfen, haue ich Ihnen eins auf die Fresse!"), ebenso ein Schüler einer Nachbarschule, als ich anmerkte, dass der Lehrerparkplatz weder Raucher- noch Aufenthaltsbereich sei, und er sich bitte in den entsprechenden Teil des Schulgeländes begeben möge.


    Ansonsten: Ein Kollege wollte längere Zeit (ich meine zwei Wochen) nicht vor dem Gebäude parken, da er im Politikunterricht das Thema "Rechtsradikailität/Nationalsozialismus" für den Schüler ohne Haare und mit weißen Schnürsenkeln in den Springerstiefeln offenbar unsachgemäß aufbereitet hatte. Da flog erst der Stuhl, dann Worte und Drohungen.

    Schulsozialarbeiterin wollte sich einen Schüler aus einer Berufsschulklasse (3. Lerhrjahr) für ein Beratungsgespräch rausholen; der war nicht da, zwei andere Schüler standen auf, griffen sich in den Schritt und meinten, dass sie auch noch Zeit hätten (der gerade unterrichtende Referendar war damit etwas überfordert).


    Die üblichen Anzüglichkeiten, Beleidigungen, etc., lasse ich mal weg. Davon gibt es im Berufsschulalltag genug.

  • Darf ich mal nach der Reaktion fragen? Bei uns (allerdings deutlich ältere SuS) wäre da direkt ein mehrtägiger Schulausschluss fällig.

    Es geht um beides. In der Zeit stehen wenigstens ein paar aufgeschlüsselte Zahlen:

    https://www.zeit.de/gesellscha…t-lehrer-angriffe-anstieg

    es gab mindestens dreimal zeitweisen Schulausschluß (ich glaube für 14 Tage), mehrmals Wechsel in die Parallelklasse und zweimal "Austausch von Schülern " (mit Nachbargesamtschule") während meiner Zeit.


    Wir hatten Klassenkonferenzen mit Jugendamt, Gespräche mit Polizei. Zwei der Schüler waren wegen Gewalt (außerhalb der Schule) polizeibekannt.


    Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Vater, der das Luftgewehr seines Sohnes für völlig harmlos hielt, wir sollten uns nicht so anstellen. Messer führten viele mit. Ich denke Gewalt ist sehr vom Schultyp abhängig. Ich bin daher froh, jetzt am Gymnasium unterrichten zu dürfen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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