Check der Krankenakte bei Verbeamtung

  • Hallo zusammen,


    ich habe das Forum durchsucht, leider aber noch nichts zu dem folgenden Thema gefunden:


    Ich strebe an, mich als Lehrer im Quereinstieg zu bewerben sobald ich die dazu notwendige Berufserfahrung habe.

    Leider bin ich in meinem jetzigen Job sehr, sehr unglücklich (falsche Versprechungen vor der Einstellung, andere Aufgabengebiete als vereinbart, zickige Kollegen und Überstunden ohne Ende, die weder vergütet, noch abzubauen sind - es wird einfach kein freier Tag auf Basis der Überstunden genehmigt, sogar meinen Urlaub darf ich nicht nehmen, obwohl Vertreter da sind. Naja, anderes Thema, aber für euch zur Einordnung).


    Aufgrund von Corona sieht es aber auch sehr schlecht aus kurzfristig in einen anderen Job zu wechseln. Es ist einfach nicht viel ausgeschrieben. Zudem kommt da ohnehin noch meine Kündigungsfrist von 3 Monaten zum Quartalsende, sodass ich eigentlich auch die Berufserfahrung in diesem Job "voll" machen kann.


    Jetzt überlege ich aus meiner Lage heraus einen Krankenschein zu nehmen. Ich möchte sicherlich nicht Wochen- und Monatelang krank machen. Ich weiß aber, dass Ärzte sehr schnell mal auf die Psyche gehen, wenn es um Krankenscheine geht, die nicht aus "offensichtlichen" Krankheiten rühren.


    Bitte keine Vorwürfe oder Anschuldigungen. Ich bin mehr als froh aufgrund von Corona nicht gekündigt worden zu sein und weiß, dass es Luxusprobleme sind. Nach über einen Jahr im Unternehmen ohne jemals krank gewesen zu sein und zudem nichtmal meine vollen Urlaubstage/Überstunden nehmen zu dürfen, "brauche" ich aber mal Auszeit.


    Zu meiner Frage:

    Sollte dem so sein und es steht Psyche/Burn-Out/Erschöpfung (wie auch immer) für 2-3 Wochen in meiner Krankenakte, wäre das bereits ein Ausschlusskriterium für den OBAS bzw. die Verbeamtung? Selbst wenn ich nicht in psychiatrischer Behandlung wäre?


    Vielen Dank vorab.


    Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht nicht für die Verbeamtung, aber für die Krankenkasse.
    WENN du wirklich den Weg über Krankenschein gehen willst (der Personalrat kann auch dein Recht auf Urlaub unterstützen und durchboxen. Polizist oder so wirst du wohl kaum sein, also wenn es nicht lebenswichtige Gründe gegen den Urlaub gibt: durchsetzen), aber: wenn, dann sag dem Arzt ganz klar und deutlich, dass er nirgendwo etwas mit "Müdigkeit" oder so vermerken darf. Eine solche "Müdigkeit" kostet mich fast 100 Euro im Monat. JEDEN Monat. Bis zum Lebensende.
    Also: KEINE Diagnose, auch kein Verdacht mit einem F in der Ziffer. F-Diagnosen (alles im psychischen Bereich) sind KO-Kriterium für die Privatversicherung, auch wenn es nur eine Müdigkeitsphase ist (da gibt es Fatigue und (chronische) Erschöpfung. Habe ich irgendwann netterweise in einem Winter nach einer doppelten Korrekturphase bekommen. Also grippig, hustend oder was auch immer...

    • Offizieller Beitrag

    zur Ergänzung: "vielleicht nicht für die Verbeamtung", aber die ganzen Rückfragen und dann Akten offenlegen, neue Atteste suchen, usw.. muss man sich wirklich nicht antun.
    Von außen könnte man genauso argumentieren: "Sie hatten einen Burn-Out (Gefahr), haben sich aber eher entschieden, das Ganze privat zu zahlen oder nicht zu behandeln, und dann schnell die Verbeamtung zu holen, weil Sie glauben, dass Sie jetzt ein schönes Leben haben".

  • Na super, dann hätte ich das mal schon im Studium wissen müssen :D

    Ich habe mich für eine Prüfung krankmelden müssen und habe da irgendwas mit F gehabt. Das weiß ich noch, dass ich das im Nachgang gegooglet habe uns es war "Nervenschwäche und chronische Erschöpfung".

  • Aber danke, an die private Krankenversicherung habe ich tatsächlich in dem Zuge noch gar nicht gedacht.


    Dann wird es für mich wohl "aushalten" bedeuten.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stimme O. Meier hier ausdrücklich zu. Die Motivation, in die Schule zu gehen, darf nicht die Unzufriedenheit in Deinem aktuellen bzw. letzten Job sein. Und die Aspekte, die Dich so massiv gestört haben, kommen in der Tat auch im Schulwesen vor - eins zu eins.

    Wenn Du nicht intrinsisch mit jungen Menschen zusammenarbeiten möchtest, Dich das ein Stück weit ausfüllt und erfüllt, dann lass die Finger davon.

  • Ich habe mir das mit dem Lehramt sehr gut überlegt. Meine Motivation rührt also aus dem langjährigen Wunsch (bereits seit dem Studium, welches ich aber noch abschließen wollte) und aus der Entscheidung heraus und habe ehrlich gesagt auch keine Lust auf Vorwürfe.

    Ich wäre ebenso bereit für ein Lehramtstudium, sofern ein Quereinstieg nicht klappt. Also, das ist bestimmt keine Laune wenn man sich sogar ein Studium nochmal geben würde.


    Ich habe einen minimalen Auszug meiner Arbeit gegeben. Ich kann hier schlecht interna preisgeben. Es wäre also nett, keine Vergleiche zu ziehen.

    • Offizieller Beitrag

    ich glaube, die vielleicht stichig rüberkommenden Kommentare sind aber nett gemeint. Man unterschätzt wirklich, wie zermübernd einige Aspekte in der Schule sein können (die du eben aufgezählt hast). Überstunden, keinen freien Tag, keinen Urlaub, usw.. das sind ganz normale Sachen. Klar hat man in den Schulferien einen anderen Luxus, aber nach dem Konferenzmarathon in November, der in der Regel voller Korrekturen ist, kommt ein Tag der offenen Tür an einem Samstag ohne Ausgleich vor Februar, und dann der Dezember mit Weihnachtsstress und neuen Korrekturen, wenn man nicht mit 4 Stapeln in den Weihnachtstagen rumsitzen will. Von den "Versprechen" zum Einsatz, Stundenplan, Aufstieg und so weiter nicht zu sprechen..
    und ja, ich liebe meinen Job, bin trotzdem realistisch, was dabei systemisch alles falsch läuft..

  • Alles gut, ich kriege die Aspekte bei Freunden / Verwandten mit, die eben diesen Beruf damals gewählt haben. Dass es sich auch hier nicht um eine 40 Stunden Woche handelt, man seinen Stift fallen lässt und Feierabend hat und dass sehr viel von den Fächern abhängig ist, ist mir bewusst.

    Ich glaube, dass man in jedem Job etwas zu meckern hat egal ob man glücklich ist oder eben nicht.

    Ich habe die Entscheidung aber wie gesagt sehr bewusst und reflektiert getroffen und werde mich nach deinen Hinweisen einfach in der momentanen Übergangssituation zurecht finden.

  • Kämpf mit Unterstützung von PR/Gewerkschaft für dein Recht auf Urlaub. Den Anspruch hast du und dieser darf nicht willkürlich vom AG unterlaufen werden. Das ist viel besser als "aushalten" und auch besser als dich krankschreiben zu lassen, wenn es eigentlich dein Urlaub ist, den du benötigst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ... Ich weiß aber, dass Ärzte sehr schnell mal auf die Psyche gehen, wenn es um Krankenscheine geht, die nicht aus "offensichtlichen" Krankheiten rühren.


    Was soll der Arzt deiner Meinung nach tun?

    Es gibt doch nur zwei Varianten: krank sein, dann zum Arzt. Oder nicht krank sein, dann natürlich keinen Erholungsurlaub vom Arzt verordnen lassen. Ich finde solche Anfragen immer schwierig, man kann hier keine Ferndiagnose stellen. Und bevor du zusammenklappst natürlich zum Arzt. Für die PKV gibt's übrigens Öffnungsklausel und es gibt auch eine Kasse, die dafür bekannt ist, jeden zu nehmen.

  • Urlaub einreichen, bei Ablehnung PR und BR einschalten und nach den betrieblich Gründen fragen. In der Regel knicken die Chefs dann ein.

    Ansonsten mach es dir doch selbst nicht so schwer. Ist zwar moralisch verwerflich aber wahrscheinlich effizient: Magen-Darm oder einfach offen mit deinem Arzt reden.

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