Gehören Lehrer/innen zu den reichsten 10% in Deutschland?

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    Wenn ich ehemalige Mitstudenten anderer Fächer treffe, die eine mehr oder minder entspannte 40 Stunden Woche mit Homeoffice und aufgeschriebenen Überstunden haben und jetzt mit 40 in den sechsstelligen Bereich kommen, bereue ich meine damalige Berufswahl, sowohl wenn ich mir die Spannweite der interessanten, wechselnden Tätigkeiten anschaue als auch aufs Gehalt, bei dem bei uns Lehrern bekanntermaßen eher minimales Steigerungspotenzial vorhanden ist. Besagte Kollegen sind übrigens keine "overachiever" sondern genauso durchschnittlich wie ich ;).

    LehrerIn wird man nicht primär des Geldes wegen sondern - und das tun hier viele UserInnen recht offen kund - wegen der Jobsicherheit und dem Beamtenstatus.

    Das ist eben eine Abwägung, ob ich die Chance auf ein fettes Gehalt, außertarifliche Bezahlung (und oft auch Arbeitszeiten) haben möchte, oder ob ich mit weniger zufrieden bin, mir aber in Krisenzeiten keine Gedanken darüber machen muss, ob ich am Monatsende mein Gehalt aufs Konto bekomme.

  • Also: Jurist*innen mit Prädikatsexamen als "durchschnittlich" zu bezeichnen ist schon trollig.

    Lies doch bitte mal genau, ich spreche von Bier Wasser Limo Kollegen von der Uni. Die Juristen sind nen anderes Thema.


    Laut dem Artikel gehen die besten Juristen aber trotzdem eben nicht in den Staatsdienst.


    Edit: habe die Zitate deutlicher kenntlich gemacht, die letzten zwei Abschnitte, auch jener mit der Pension, sind Zitate.


    Edit: ich glaube es ist hier ein Sakrileg, unseren Beruf nicht als den tollsten, wertvollsten, erfüllensten und am fairsten bezahlten anzusehen. My Bad, wusste nicht, dass hier alle top zufrieden sind und nie hadern...:pfeifen:

    Einmal editiert, zuletzt von Janm ()

  • LehrerIn wird man nicht primär des Geldes wegen sondern - und das tun hier viele UserInnen recht offen kund - wegen der Jobsicherheit und dem Beamtenstatus.

    Und ganz sicher nicht nur aus diesen drei Gründen!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Lies doch bitte mal genau, ich spreche von Bier Wasser Limo Kollegen von der Uni. Die Juristen sind nen anderes Thema.


    Laut dem Artikel gehen die besten Juristen aber trotzdem eben nicht in den Staatsdienst

    und warum vermischst du alles?
    Was verdienen denn die Bier-Limo-KuK? In meinem Bundesland ist man mit einer 40-Stunden-Woche zumindest nicht verbeamtet, was durchaus weniger Geld bedeutet.

    Und klar, die besten Jurist*innen mit Prädikatsexamen lachen über den Staatsdienst, aber dafür verkauft man seine Seele und Freizeit. also, 100K verdienen, 70Stunden arbeiten, um dann sagen zu können, dass man einem großen Unternehmen geholfen hat, Kartellregelungen umzugehen... da verdiene ich lieber "nur" A13 und trage dazu bei, aus Kindern mündige Bürger*innen zu machen.

  • und warum vermischst du alles?
    Was verdienen denn die Bier-Limo-KuK? In meinem Bundesland ist man mit einer 40-Stunden-Woche zumindest nicht verbeamtet, was durchaus weniger Geld bedeutet."

    meine Güte, mein letzter ganz ironiefreier Post zu diesem Thema.


    Ich spreche von Studienkollegen, mit denen ich zusammen die Universität besucht habe. Wir sind befreundet, obwohl wir nicht denselben Studiengang hatten. Ich studierte Lehramt, besagte Freunde BWL oder VWL. Auf sie bezog ich mich mit der 40 Stunden Woche und dem Homeoffice. Diese Studienfreunde kommen jetzt langsam in den Bereich, wo sie ab 100.000 verdienen, Tendenz steigend. Sie erreichen dieses Gehalt mit durchschnittlicher Leistung und eben solchem Engagement und eben nicht mit 70 Stunden. Dies nur zu meiner anekdotischen Evidenz. Das war's von meiner Seite, jetzt könnt ihr mir sagen, warum das alles nicht stimmen kann. :kuss:


    Tschüss

    • Offizieller Beitrag

    natürlich kann das stimmen. So einen Fall habe ich zuhause (nicht mit dem Verdienst, dafür aber 35 Stunden, es lebe IG-M). Und natürlich mit toller Leistung aber ohne Ehrgeiz, als der beste anerkannt zu werden)
    Aber wieviele Stellen mit dem Gehalt gibt es? Als mein Mann seinen Job aus ökonomischen Gründen verlor, gab es weit und breit keine einzige Firma, die auch nur in der Nähe von A13-Niveau bezahlt hätte. Wir sind 100km umgezogen und er pendelt 50km (und ist netto noch unter meinem A13).
    Wenn seine Firma pleite gehen würde, dann hat er wieder mehrere Monate nichts und dann vll nur die Hälfte an Verdienst.
    Mir kann nichts passieren, außer ich würde ein Kind aus dem Fenster schmeißen, wie Catelyn meinte.

    Ich habe ebenfalls Kontakt zu meinen Studienkolleg*innen (anekdotische Evidenz) oder zu meinen jetzigen Kolleg*innen in der Behörde. In der Behörde verdienen sie zwischen E6 (nicht studiert) und E13 (E13 totale AUsnahme, die meisten mit Studium haben E11).
    Die meisten meiner Studienkolleg*innen würden eine Party über 100% E13 machen (also die, die nicht Lehrer*innen in Deutschland geworden sind).

  • Also: Jurist*innen mit Prädikatsexamen als "durchschnittlich" zu bezeichnen ist schon trollig.

    Man braucht um Richter zu werden kein Prädikat. In Hessen bspw. müssen es 16 Punkte in der Summe sein, mit mindestens 8 Punkten im zweiten Examen. Mit 9 Punkten im zweiten reichen im ersten auch 7 Punkte. Prädikat ist ab 9 Punkten / "vollbefriedigend".

  • Aus meinem Uni-Freundeskreis kann ich nur sehr ähnliches berichten, wie @Janm . Sehr hohe Gehälter, und das meistens sogar noch mit viel angenehmeren Arbeitszeiten und Verträgen. Dazu zählen z.B. 35-Stunden-Wochen, oder die Option komplett im Homeoffice zu arbeiten und somit ortsungebunden zu sein. Da haben sich zwei Kollegen mal kurzfristig entschieden ein paar Monate auf Teneriffa zu überwintern und einfach von dort zu arbeiten. Die andere Kollegin konnte ohne Probleme zu ihrem Partner ziehen, der in eine andere Stadt ziehen musste. (Übrigens, auch der kann inzwischen im Homeoffice arbeiten zu 0 bis 100%, je nach Belieben).

    Keiner davon ist ein Überflieger und alle hatten eine deutlich kürzere Ausbildungsdauer von 3-5 Jahren statt 6,5/7 Jahren.


    Das gibt einem dann schon zu denken... Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich nochmal dieselbe Wahl treffen würde, wenn ich damals schon gewusst hätte, dass sehr bald Homeoffice in der Wirtschaft gang und gäbe wird und die Bedinungen für Arbeitnehmer immer besser (Work-Life-Balance) werden.

    • Offizieller Beitrag

    Man braucht um Richter zu werden kein Prädikat. In Hessen bspw. müssen es 16 Punkte in der Summe sein, mit mindestens 8 Punkten im zweiten Examen. Mit 9 Punkten im zweiten reichen im ersten auch 7 Punkte. Prädikat ist ab 9 Punkten / "vollbefriedigend".

    Ich hatte gerade davor noch gegoogelt, und eine Seite gefunden, wo es erwähnt wurde (und es bestätigte mich, weil ich es von Jura-Freund*innen kannte, aber sie haben sich alle eher für die großen Kanzleien entschieden), aber es ist vielleicht nicht überall so. Zumindest zu meinen Studienzeiten war aber ein Prädikat im ersten Examen auch kein Zuckerschlecken und nur sehr wenigen gegönnt.
    (die 1-2 Jahre in der Bibliothek und die 1000e Karteikarten, ich weiß nicht.)

  • Ich studierte Lehramt, besagte Freunde BWL oder VWL. Auf sie bezog ich mich mit der 40 Stunden Woche und dem Homeoffice. Diese Studienfreunde kommen jetzt langsam in den Bereich, wo sie ab 100.000 verdienen, Tendenz steigend. Sie erreichen dieses Gehalt mit durchschnittlicher Leistung und eben solchem Engagement und eben nicht mit 70 Stunden. Dies nur zu meiner anekdotischen Evidenz.

    Tja, nun. Ich habe aufgrund meiner beruflichen Fachrichtung "Wirtschaftswissenschaften" während meines Lehramtsstudiums sogar mit BWL- und VWL-Student*innen in denselben Vorlesungen und Seminaren gesessen. Habe zwar nicht mehr zu allzu vielen von ihnen Kontakt, aber keiner von denen verdient viel mehr als ich, einige machen unbezahlte Überstunden (eine - wie hast du es so schön bezeichnet - "entpannte" 40-Stunden-Woche hat kaum jemand) und im Homeoffice ist in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis - bis auf eine Bekannte, die als Pharmareferentin schon immer den größten Teil ihrer Arbeit von zuhause aus gemacht hat - gar niemand mehr. Bestes Beispiel: Der Mann meiner Freundin, die ebenfalls an meiner Schule arbeitet. Hat BWL studiert und arbeitet als Wirtschaftsprüfer, verdient genauso viel wie wir, arbeitet aber mind. 45 Stunden die Woche. Selbst schuld? Wer weiß...

    Soviel zu meiner anekdotischen Evidenz.


    Aus meinem Uni-Freundeskreis kann ich nur sehr ähnliches berichten,

    Joa, das hattest du schon öfter berichtet und wir hatten festgestellt, dass wir wohl sehr unterschiedliche Menschen kennen ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Und klar, die besten Jurist*innen mit Prädikatsexamen lachen über den Staatsdienst, aber dafür verkauft man seine Seele und Freizeit. also, 100K verdienen, 70Stunden arbeiten, um dann sagen zu können, dass man einem großen Unternehmen geholfen hat, Kartellregelungen umzugehen... da verdiene ich lieber "nur" A13 und trage dazu bei, aus Kindern mündige Bürger*innen zu machen.

    es ist wirklich (leider) ein Mythos, dass man für ein 100K-Monatsgehalt seine Seele und sein Leben verkaufen muss. hab auch mehrere Kumpels mit etwa 120 K und die haben leitende Funktionen in stinknormalen und auch nützlichen Unternehmen inne, großzügige Dienstwagen und Homeoffice-Regelungen und arbeiten sich alle nicht kaputt.

  • Laut dem Artikel gehen die besten Juristen aber trotzdem eben nicht in den Staatsdienst.

    Meine Frau ist auch Juristin. Vor einiger Zeit hatten sie ein Ehemaligen-Treffen. Sie waren damals etwa 30 Personen im Kurz zur Examens-Vorbereitung. Neun davon sind am Ende endgültig durch zweite Examen gefallen. Von denen, die sehr gut waren, sind tatsächlich die meisten in große Kanzleien gegangen. Ganze vier davon haben aber nach ein paar Jahren in den öffentlichen Dienst gewechselt. Statt sechsstelligem Gehalt und Anwesenheit bis 22 Uhr in der Kanzlei sitzen sie nun im Rathaus auf A13/A14 Stellen und sind....... überaus zufrieden. Vielleicht hilft es auch, mal die andere Seite kennenzulernen.


    Industrieunternehmen sind nochmal etwas anderes. Da gibt es tatsächlich Unternehmen, die gut Geld machen und sehr arbeitnehmerfreundlich sind. Andere wiederum pressen ab einer gewissen Gehaltsstufe das maximale aus den Mitarbeitern heraus. Ich denke, dass dort die Spannbreite sehr groß ist. Manche Unternehmen können sich hohe Gehälter schlichtweg nur begrenzt leisten, da sie gestiegene Rohstoff- und Energiepreise nicht an ihre Kunden weitergeben können.


    Ich habe zwei Extrembeispiele im Bekanntenkreis:


    1. Großer Hersteller von Sondermaschinen. Seit 80 Jahren am Markt, hat aber 50% seines Geschäfts in Russland gemacht. Jetzt bangen alle um ihre Arbeitsplätze. Die Konditionen waren bisher wohl recht gut. Viele dort sind sich sicher, so gute Konditionen nicht noch einmal zu finden.


    2. Großer Automobilzulieferer, der Aluminium verarbeitet: Da Aluminium sehr energieintensiv in der Verarbeitung ist, explodieren dort gerade die Kosten. Die Kunden (vor allem deutsche Autobauer) haben knallhart formuliert: "Wenn ihr die Preise erhöht, gucken wir systematisch, was eure umsatzstärksten Produkte bei uns sind und kaufen diese künftig woanders". Jetzt will man Teile der Produktion nach Tunesien verlagern.


    Ich denke, da geht es uns schon ziemlich gut, wenn wir solche Probleme nicht haben.


    Trotz allem gibt es Mangelberufe, bei denen eine sehr hohe Nachfrage seitens der Arbeitgeber herrscht und bevor Firmen solche Leute gar nicht finden, zahlen sie halt mehr oder kommen Kandidaten so gut es eben geht, entgegen. Gezielt darauf hinstudieren, was zehn Jahre später mal Mangel sein könnte, um dann in einer guten Verhandlungsposition zu sein, halte ich aber für den falschen Weg.

  • es ist wirklich (leider) ein Mythos, dass man für ein 100K-Monatsgehalt seine Seele und sein Leben verkaufen muss. hab auch mehrere Kumpels mit etwa 120 K und die haben leitende Funktionen in stinknormalen und auch nützlichen Unternehmen inne, großzügige Dienstwagen und Homeoffice-Regelungen und arbeiten sich alle nicht kaputt.

    Wen ihr so alles kennt...8) Ich kenne überhaupt nur zwei Personen (eine davon die o. g. Pharmareferentin), die einen Dienstwagen gestellt bekommen (nicht mal in leitenden Positionen).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Link?

    https://www.lto.de/recht/feuil…rdienen-richter-zu-wenig/


    Leider hatte @Janm "vergessen", gleich den zweiten, aber entscheidenden, Absatz des Artikels zu erwähnen:


    Man muss daher davon ausgehen und einkalkulieren, dass Fragen nach der "Angemessenheit" von Einkommen stets in hohem Maß von Interessen bestimmt sind, die nicht unbedingt etwas mit rationalen Kriterien zu tun haben und sich nur schwer objektivieren lassen.

    Es ist durchaus interessant, wenn sich ein 2. Vorsitzender des BGH mit einem monatlichen Einkommen von über 11.000€/Monat über eine zu geringe Bezahlung aufregt. Irgendwie scheint auch da der Bezug zur Einkommensverteilung in Deutschland verloren gegangen zu sein.

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