Fühle mich alleine in der Seminargruppe

  • Mindestalter? Weil mit dem Alter ja auch 100% die Reife kommt

    Liebe Empörten!


    Packt die Goldwaage mal wieder weg - ich bin selbstverständlich ganz bei Euch, was die mangelnde Korrelation zwischen Alter und Reife angeht. Was ich in gewohnt pointierter Weise zum Ausdruck bringen wollte, ist, dass ich es hoch problematisch finde, wenn "Mädchen" (um mal bei dem von der TE eingebrachten Begriff zu bleiben) nach erfolgreich abgebüffelter Schul- und Studienzeit und mit dank hervorragend ausgebildetem Sitzfleisch ebenso hervorragenden Noten plötzlich vor Schülern stehen, ohne in ihrem Leben jemals etwas anderes gesehen zu haben als Schulen aller Art. Deshalb meine Anregung einer verpflichtenden einjährigen Tätigkeit außerhalb dieses Kosmos' und eines Mindestalters, das (wenn man es mal ernsthaft durchdenkt) eben dazu beitragen könnte, dass auch die emsigen Auswendiglernerinnen und So-schnell-wie-möglich-fertig-werderinnen wenigstens ein Mal auf die Bremse treten müssen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • eben dazu beitragen könnte, dass auch die emsigen Auswendiglernerinnen und So-schnell-wie-möglich-fertig-werderinnen wenigstens ein Mal

    Es geht darum, die Emsigen auszubremsen?:/


    Meiner Erfahrung nach ist man nach absolviertem Ref kein „Mädchen“ mehr, was auch immer man bis dahin im Kosmos gesehen hat.


    Und tatsächlich hilft da die einjährige Betätigung in einem anderen Berufszweig wenig, wenn man Träumer ist, unsortiert, lethargisch oder verpeilt, dann sucht man sich nämlich etwas, wo es nicht so darauf ankommt, während die Emsigen auch dann finden, was zu ihnen passt: eine strukturierte Tätigkeit, in der sie aufgehen können.


    Am Ende braucht man LuL, die vor der Klasse bestehen können und das immense Arbeitspensum bewältigen, was aber nach absolviertem Ref zu erwarten ist, das ist doch nun wirklich die Selektionsveranstaltung schlechthin.

  • Deshalb meine Anregung einer verpflichtenden einjährigen Tätigkeit außerhalb dieses Kosmos' und eines Mindestalters, das (wenn man es mal ernsthaft durchdenkt) eben dazu beitragen könnte, dass auch die emsigen Auswendiglernerinnen und So-schnell-wie-möglich-fertig-werderinnen wenigstens ein Mal auf die Bremse treten müssen.

    Wann bist du denn ins ref gestartet?

    Und hast du ein Jahr lang was anderes gemacht/denkst du du hast was verpasst, wenn du das nicht gemacht hast oder woher kommt diese Idee?


    Die jüngeren Lehrer haben auch meiner Erfahrung nach eher einen Überblick wie das „richtige Leben“ ist. Schon allein dadurch wie das Studium umstrukturiert wurde. Sehe eher an älteren Kollegen, dass die oftmals absolut keine Ahnung haben, wie es auf dem freien Markt ab geht- woher sollen sie das auch wissen?


    Ein Jahr bringt nur relativ wenig. In einem Jahr lernst du den freien Markt nicht kennen.


    In einem Punkt gebe ich dir aber recht: oft merkt man am Anfang, dass die Refs sich selten wirklich durchsetzen können oder Autorität ausstrahlen können. Da fehlt einfach die Praxis aus dem Studium. klar wir haben mittlerweile weitaus mehr Praxisphasen, aber das EOP kannst du in die Tonne kloppen, weil es da nur ums beobachten und nicht ums unterrichten geht (bin so froh, dass ich mir das anrechnen lassen konnte) und im Praxissemester machst du auch nicht soooo viel. Da sollte man vielleicht eher über einen dualen Master oder so nachdenken. Dadurch wird man auch deutlich sicherer. Habe mir ja jetzt quasi selbst ein duales Studium gebastelt mit meiner Stelle und merke wie viel mir das im Vergleich zu meinen Kommilitonen bringt.


    Das die Lehrerausbildung nicht optimal läuft sehen aber glaube ich wir alle so :/

  • Ich stimme fossi74 da völlig zu. Eine Berufsausbildung oder mindestens ein sehr langes, durchgängiges berufliches Praktikum würde in der Lehrerauasbildung sicher einiges bringen. Wir in beruflichen Schulen haben diese Voraussetzung schon immer um überhaupt ins Ref starten zu dürfen.


    Allerdings verlängert das natürlich die Ausbildung, wirbt ggf. neue Lehrer ab (weil sie sehen, was es außerhalb der Schule noch alles gibt) und ist somit in Zeiten des Lehrermangels eher kontraproduktiv.


    Ich würde trotzdem jederzeit dafür stimmen, wenn ich denn gefragt würde. :aufgepasst:

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Sowas ist richtig unnötig. Wie viele Medizinstudenten oder Jurastudenten müssen denn in einen anderen Beruf vorher reinschnuppern? Oder wie viele Tischler müssen sich in nem Praktikum nen anderen Job angucken?

    Bei der Polizei habe ich sowas auch noch nie gehört.

    Oh und ich denke angehende Piloten müssen sowas auch nicht machen

    • Offizieller Beitrag

    Sowas ist richtig unnötig. Wie viele Medizinstudenten oder Jurastudenten müssen denn in einen anderen Beruf vorher reinschnuppern? Oder wie viele Tischler müssen sich in nem Praktikum nen anderen Job angucken?

    Bei der Polizei habe ich sowas auch noch nie gehört.

    Oh und ich denke angehende Piloten müssen sowas auch nicht machen


    Aber weder Ärzte noch Piloten bereiten Schüler*innen auf das Berufsleben vor, auch beraten sie nicht, usw...

  • Und hast du ein Jahr lang was anderes gemacht/denkst du du hast was verpasst, wenn du das nicht gemacht hast oder woher kommt diese Idee?

    Die meisten Lehrkräfte an beruflichen Schulen haben vor ihrem Studium eine Ausbildung gemacht und ich denke, die kommt ihnen auch für ihr späteres Berufsleben als Lehrkraft gut zupass. Ich persönlich finde es super, dass unsere Refis einfach schon "mehr im Leben stehen" als die "kleinen Küken", die - wie Fossi es schon passend beschrieb - direkt nach dem Abi und dem Studium das Ref beginnen. Zumindest berichtet mir auch eine Bekannte, die an einer Grundschule tätig ist, immer wieder, wie unsicher die jungen Referendar*innen, die an ihre Schule kommen, noch sind. Gutes Gegenbeispiel sind die beiden Refererendarinnen, die im Mai bei uns begonnen haben: beide schon Anfang 30; beide haben eine Ausbildung vor dem Studium absolviert (und die eine danach noch zwei Jahre in diesem Beruf gearbeitet); eine ist verheiratet und hat bereits zwei Kinder. Diese beiden sind einfach schon viel lebenserfahrener, wissen genau, was sie wollen und sind m. E. dadurch ziemlich "tough".


    Ich persönlich habe nach zweijähriger (berufsfachschulischer) Ausbildung und einem Jahr betrieblichem Praktikum erst mit 23 mein Studium begonnen und bin mit 30 ins Referendariat gestartet.

    Sehe eher an älteren Kollegen, dass die oftmals absolut keine Ahnung haben, wie es auf dem freien Markt ab geht- woher sollen sie das auch wissen?

    Siehe oben: was berufliche Schulen angeht, so haben die meisten KuK - jüngere wie ältere - irgendwann mal in der "freien Wirtschaft" gearbeitet.


    Natürlich ist dies meine Sichtweise als Lehrkraft an einer BBS!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Sowas ist richtig unnötig.

    Im Gegenteil! ich finde es absolut wichtig, dass auch eine Lehrkraft mal eine Zeitlang über den "Tellerrand Schule" hinausblickt. Das ist absolut notwendig, wenn ich - zumindest in der Sek. II - meine Schüler*innen auf das Berufsleben vorbereiten will.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber weder Ärzte noch Piloten bereiten Schüler*innen auf das Berufsleben vor, auch beraten sie nicht, usw...

    Und Ärzte retten dein Leben und Piloten fliegen von A nach B. Sind also nicht weniger wichtig als Lehrer. Und Kinderärzte beraten bspw auch.

    Muss jetzt jeder Berater vorher was anderes gemacht haben? Sag das mal jemanden bei der Krankenkasse etc.

    Aber hör mal, bei Erziehern habe ich auch noch nie gehört, dass die in einen anderen Beruf reinschnuppern. Oder Leute die beim Jugendamt arbeiten.

    Das hinkt absolut. Lehrer ist ein normaler Beruf. Lehrer zu sein ist nichts Ultra krasses was 1000 weitere Anforderungen erfordert.

    Siehe oben: was berufliche Schulen angeht, so haben die meisten KuK - jüngere wie ältere - irgendwann mal in der "freien Wirtschaft" gearbeitet.

    Meines Wissens geht es hier aber um GyGe und nicht BBS. BBS ist eh was anderes. Da liegt der Fokus meist auch bei was anderem. BBS bereitet auf den Beruf vor, GyGe aufs Leben/Uni. Beides sind einfach andere Bereiche, wo bei BBS nochmal andere Qualifikationen gewünscht sind. BBS hat aber auch Veronica Mars erwähnt, vorher hat niemand von BBS gesprochen ;)

    • Offizieller Beitrag

    wenn du glaubst, dass das Gym (übrigens gehört dazu die Gesamtschule, das weißt du ja) nur auf die Uni vorbereitet und nicht aufs Berufsleben, dann liegst du entweder falsch oder mein Gymnasium ist wohl eine Berufsschule.

    Ich bin ein Fan von "im Zweifel mach mal bitte vorher eine solide Ausbildung", würde aber nicht soweit gehen, 12 Monate zu fordern, finde aber diese 5 Wochen das absolute Minimum.
    Einfach eine andere Berufsform WIRKLICH erfahren.

    Viele Führungskraftprogramme fordern übrigens solche praktische Erfahrungen in anderen Berufsfeldern und das ist durchaus sinnvoll. Perspektivenwechseln bringen viel mehr, als man es in dem Moment sieht. Es relativiert vielleicht auch andere Sachen.
    Ja, der wechselnde Stundenplan ist doof. Ja, Freistunden sind doof. Dafür muss ich aber keine 9 Stunden vor Ort sein, habe andere Freiheiten, die ich in einem anderen Beruf eben nicht habe.
    usw..

  • (übrigens gehört dazu die Gesamtschule, das weißt du ja)

    Da ist an einer arbeite sollte mir das wohl klar sein. Du weißt ja auch das GyGe für GYmnasium/GEsamtschule steht, nicht wahr? ^^

    nur auf die Uni vorbereitet und nicht aufs Berufsleben, dann liegst du entweder falsch oder mein Gymnasium ist wohl eine Berufsschule.

    Da ich Leben und Uni geschrieben habe, impliziert meine Aussage ja was anderes als deine Interpretation. Aber es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass eine BBS unter anderem neben der Ausbildung besucht wird und explizit darauf dann vorbereiten soll und ein Gymnasium (und Gesamtschule, wie gesagt GYGE) da allgemeiner aufs Leben vorbereitet und gerade auch Kompetenzen die in der Uni gebraucht werden, vermitteln soll? Von meinen Freunden, die eine BBS besucht haben, habe ich nicht gehört, dass die Uni Trainee oder Unierkundungstage, Studienerkundung etc hatten. Die wurden auf ihren späteren Job in dem sie wahrscheinlich arbeiten werden, vorbereitet.

    Ich bin ein Fan von "im Zweifel mach mal bitte vorher eine solide Ausbildung", würde aber nicht soweit gehen, 12 Monate zu fordern, finde aber diese 5 Wochen das absolute Minimum.
    Einfach eine andere Berufsform WIRKLICH erfahren.

    Das bringt meiner Meinung nach nichts. Habe ich nebenbei gemacht. Sogar noch neben der Schulzeit. Außer, dass ich bei manchen Äußerungen einiger meiner (ehemaligen) Kollegen (Meine aktuellen sind suppa!) die Hände übern Kopf zusammenschlage, da das manchmal so weit ab von der Realität ist, hat es mir nichts gebracht.

    Ja, der wechselnde Stundenplan ist doof. Ja, Freistunden sind doof. Dafür muss ich aber keine 9 Stunden vor Ort sein, habe andere Freiheiten, die ich in einem anderen Beruf eben nicht habe.
    usw..

    So ein Wissen setze ich eigentlich als „gesunden Menschenverstand“ voraus. Ich denke jedem ist klar, dass jeder Beruf vor- und Nachteile mit sich bringt. Und ich persönlich empfinde den freien Markt als deutlich negativer als das heile Schulleben. Im freien Markt baust du scheiße und verlierst mitunter deinen Job. Bis du deine Verbeamtung verlierst muss aber auch ordentlich „die kacke am dampfen sein“. Ich glaube wirklich nicht, dass so viele angehende Lehrer so die Augen vor der Realität verschließen.

  • Bei der Polizei habe ich sowas auch noch nie gehört.

    Keine Ahnung wie das in Deutschland ist aber bei uns gibt es für einige Berufe tatsächlich ein Mindestalter. Polizisten und Hebammen z. B. Ganz früher mussten die Anwärter auf diese Berufe tatsächlich erst mal eine andere Berufslehre machen bevor sie im passenden Alter mit der eigentlichen Ausbildung beginnen konnten. Dann hat man sich eine neue Schulform ausgedacht um die Leute zu "parken" - Diplommittelschule hiess das damals (abgekürzt DMS, böse Zungen sagten dem damals "dumme-Mädchen-Schule"). Heute heisst es Fachmittelschule und hat längst nicht mehr mit "parken" zu tun sondern ist mit der Ausbildung sehr nahe an der Berufspraxis dran. Meine FMS-Zweitklässler Berufsfeld Gesundheit gehen die nächsten 3 Wochen ins Praktikum, in die Physiotherapie, ins Spital, in Kindertagesstätte, etc. etc.. In der 3. Klasse machen sie Abschlussprüfung und dann kommt ein ganzes Jahr Berufspraxis bevor sie überhaupt mal den Fachmaturitätsausweis bekommen der für das Studium an der FH berechtigt. Leider gibt es sowas nicht für unsere Maturanden. Statt zum Militär würde ich die ja auch alle erst mal arbeiten schicken. Für angehende Mediziner ist sowas jetzt auch angedacht, das wird wohl kommen, dass die erst mal ein Praktikum am Spital machen müssen bevor sie überhaupt zum Studium zugelassen werden.

  • Das meinte ich doch, dass du das eben weißt.

    Und auf gesunden Menschenverstand zu hoffen ist süss, aber unrealistisch. Und das weißt du auch. Einige Leute MUSS man zum gesunden Menschenverstand stupsen.

    Naja jeder hat doch Eltern und nicht jeder ist 100% Lehrerkind. Da sollte man zumindest ein bisschen was mitbekommen.

    ... ist man ja schon 18.

    Ja aber was tut das jetzt zur Sache? :D Wenn man Abitur in Deutschland hat, kann man ohne Umwege zur Polizei. Das hat aber primär was mit dem Bildungsabschluss zutun.

  • Ja aber was tut das jetzt zur Sache?

    Es ging um "Mindestalter" (und ich schrieb, ich weiss nicht, ob es das in D so gibt). Und das ist automatisch erreicht, wenn man die allgemeine Hochschulreife hat. Ist bei uns auch so. Wer die Matura am Gymnasium bestanden hat, darf sich direkt an der Polizeischule melden. Für die Ausbildung zum Polizisten ist aber keine allgemeine Hochschulreife erforderlich sondern entweder die Fachmaturität mit Berufsfeld Soziales oder eine andere abgeschlossene Berufsausbildung um das Mindestalter 18 erreicht zu haben.

    • Offizieller Beitrag

    bei der Feuerwehr braucht man tatsächlich vorher eine andere Ausbildung, aber es hat zum Teil andere Gründe (die allerdings auch für andere Berufe ganz praktisch wären)



    Nein, nicht jeder ist Lehrerkind, aber etwas selbst zu erfahren, ist schon was Anderes als die Eltern zu sehen.
    Wir können es dabei belassen, es gibt nunmal zwei Lager / Ansichten zum Thema "außerschulische Erfahrungen" im / vor dem Schuldienst.

  • Ja wie gesagt, das ist in Deutschland halt einfach anders geregelt. Selbst mit 18 darfst du nicht in den gehobenen Dienst wenn du Realschüler warst und keine Ausbildung hast. Aber das wird jetzt geändert, da es eine BBS Richtung dafür wohl geben soll, aber wie gesagt, primär ist es der bildungsabschluss

  • Korrigiere: Mindestalter für die Polizei ist bei uns sogar 20 Jahre. Hab gerade mal bei der Kantonspolizei nachgelesen. Das impliziert, dass man selbst mit bestandener Fachmatur bzw. gymnasialer Matur wenigstens beim Militär war bzw. mal angefangen hat irgendwas zu arbeiten, sonst geht es nicht auf.

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