Schülerin nimmt meine Äußerungen per Handy auf...

  • Liebe Community,


    ich bin gerade richtig von der Rolle und weiß gar nicht, wie ich damit klar kommen soll...:traenen:

    Die Vorgeschichte: V den Sommerferien haben 2 Mädchen aus meiner damals 5., jetzt 6. Klasse einen Klassenkameraden (ebenfalls aus meiner Klasse) regelrecht gemobbt und richtig krasse Dinge behauptet, z.B. dass er sie sexuell belästigt und sogar vergewaltigt habe, was nachweislich nicht im Entferntesten stimmt. Außerdem machten Sie bis in die Nacht Telefonterror bei ihm.

    Dies passierte wenige Tage vor den Sommerferien, so dass wir hofften, dass es im neuen SH besser werden würde. Dies passierte leider nicht und so. Daraufhin fand am 2. Schultag ein Gespräch der beiden Mädchen mit der Schulleitung statt. Und auch die Eltern des Jungen drohten mit der Polizei.

    Nach dem Gespräch endete das Mobbing (finde schon, dass man das als Mobbing bezeichnen kann) gegen den Jungen weitgehend, und ein anderes Mädchen geriet in den Fokus der beiden. Das Mädchen ist eh durch eine Autoimmunerkrankung vorbelastet und ist seit Ende letzter Woche nicht mehr in der Schule gewesen. Deren Mutter „drohte“ schon damit, ihre Tochter von der Schule zu nehmen deswegen.

    Dazu kommt, dass sich beide Mädchen, v.a. eins auch den LuL gegenüber sehr oft respektlos verhalten und ständig den Unterricht wegen Gequatsche stören. Ich habe schon diverse Sitzordnungen versucht, nichts hat bei Mädchen 1 bisher geklappt. Zuletzt saß sie praktisch neben mir am Pult und quatschte mir ständig rein, auch wenn ich gerade etwas für die ganze Klasse erklärte. Das Schlimmste, sie bricht immer in Tränen aus und schluchzt laut, sodass man sie teilweise eine Stunde nicht ansprechen kann. Sie fühle sich von mir ungerecht behandelt und auf dem Kieker.

    Nun vorgestern Klassenkonferenz für (mobbendes) Mädchen 1, heute für Nr. 2. Mädchen 1 wird für 1,5 Wochen in einer anderen Klasse beschult und muss ein Buch zum Thema Mobbing bearbeiten. Die KK war im Übrigen ein Drama. Mädchen 1 sah nichts ein, stritt alles ab, beschwerte sich über lächerliche Dinge und heulte die ganze Zeit wie ein Schlosshund. Da jedoch alle KuK sie bereits im Unterricht erlebt haben und sogar die Elternvertreterinnen geschockt von den Vorkommnissen sind bzw. waren, wurde die Erziehungsmaßnahme akzeptiert, auch von den Eltern. Es wurde dort auch von der Mutter thematisiert, dass ich sie angeblich ungerecht behandele, was entkräftet wurde.


    Nun war gestern der erste Tag, an dem Mädchen 1 nicht in der Klasse war. Einige SuS beschwerten sich schon am Morgen, dass Mädchen 2 (deren KK heute ist) in der Klasse herumpöbele und die Mutter des einen Schülers (Elternsprecherin) als „Hure und Nutte“ beschimpfe. Mädchen 1 hat ihren Freundinnen natürlich alles aus der KK erzählt und die eine Elternsprecherin hat ihr eine ganz harmlose Frage gestellt.


    Nachdem vorne am Pult nun ein Platz frei war, ließ ich einen Jungen dort sitzen. Die 3 Freundinnen von Mädchen 1 sagten, dass das doch der Platz von Mädchen 1 sei, woraufhin ich erwiderte, dass dort doch jemand anders sitzen könne, solange Mädchen 1 nicht da sei und dass wenn sie wiederkomme, sowieso woanders sitzen würde, da das vorne so nicht funktionieren würde und es mir zu stressig sei (okay, vielleicht unglücklich formuliert). Nun der Knaller: Anscheinend hat eines der Mädchen dieses Gespräch unter den Tisch mit dem Handy aufgenommen und Mädchen 1 sowie deren Mutter geschickt! Daraufhin bekam ich einen Anruf der Mutter, dass Mädchen 1 völlig außer sich sei und nun gar nicht mehr zur Schule kommen wolle, weil ich sie nicht mögen würde!!! Ich hätte doch versichert, dass Mädchen 1 wieder auf ihrem alten Platz sitzen könne, wenn sie wieder kommt (das habe ich mitnichten gesagt) und nun sitze da jemand anders. Mädchen 1 habe doch sowieso ein Aufmerksamkeitsproblem und müsse vorne sitzen, damit man sie im Griff habe, so mache man das doch mit solchen Schülern. Am besten solle sie auch alleine sitzen (geht nicht, kein Platz). Und außerdem habe sie die 4 Jahre in der Grundschule auch immer einen Einzelplatz vorne gehabt und die (die Mutter) habe die dort begleitet... Da fällt einem nix mehr ein... Ich wendete ein, dass ich auch noch andere Kinder in der Klasse habe und es nicht immer nur um ihre Tochter ginge, da war sie kurz ruhig....


    Nun ja, um das mal abzukürzen, das Klassenklima ist zurzeit ziemlich im Axxxx, weil die beiden Mädchen aufmischen und 4/5 der Klasse einfach nur genervt von denen ist. Ich fühle mich furchtbar unfähig. Die Schulleitung und das Kollegium stehen 100%ig hinter mir. Aber ich bin einfach nur fertig :-(((.


    Danke fürs „Zuhören“ und vielleicht habt ihr ja auch einen Tipp für mich... Ich weiß, dass ich das viel zu sehr an mich ranlasse..

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde mich mit solchen pauschalen Urteilen zurückhalten - immerhin ist das Kind regulär auf die weiterführende Schule gekommen. Dass hier im Hintergrund psychologisch gearbeitet werden muss, ist unstrittig. Ggf. ist ein dauerhafter Klassenwechsel denkbar.

    Unfähig braucht sich die TE deswegen aber nicht zu fühlen, denn die Schilderungen hier dürften ja nur die Spitze des Eisbergs ausmachen, da sie die Kinder womöglich jeden Tag sieht und den Stress jeden Tag mitbekommt.
    Die Äußerungen, die mit dem Handy aufgenommen wurden, sind nicht das Problem sondern die Aufnahme. Und Letzteres wiegt für mich deutlich schwerer. Dagegen muss etwas getan werden, weil das sonst Schule macht bzw. regelmäßig vorkommen wird und noch mehr Unfrieden stiftet. Wenn Schüler aktiv zur Vergiftung des Klassenklimas beitragen, kann man ihnen auch mit entsprechenden Ordnungsmaßnahmen begegnen. Und diese sollten völlig unabhängig von Deiner glücklichen oder weniger glücklichen Aussage ergriffen werden.

  • Von den pädagogischen Konsequenzen jetzt mal abgesehen: ungefragtes Mitschneiden von Gesprächen dürfte nach § 201 StGB strafbar sein. Würde hier in Absprache mit der SL (wie Bolzbold schon sagte) auch privatrechtliche Konsequenzen in Erwägung ziehen. Sonst machen die SuS demnächst was sie wollen.

  • Strafrechtlich dürfte hier aufgrund der fehlenden Strafmündigkeit nichts zu holen sein. Gleichwohl stellt die Tonaufnahme einen massiven Bruch des Vertrauensverhältnisses zwischen Lehrkraft und Schülerin dar, die einer weiteren Zusammenarbeit im Wege steht. Dementsprechend dürfte als angemessene Ordnungsmaßnahme regelmäßig die Versetzung in eine andere Klasse in Frage kommen und ist auch bereits in ähnlichen Fällen bestätigt worden.


    Zivilrechtlich wäre Schadensersatz oder Schmerzensgeld grundsätzlich denkbar, wenn denn überhaupt ein Schaden entstanden ist. Das dürfte bei Aufnahmen gegeben sein, die weiterverbreitet werden und die Lehrkraft lächerlich machen. Beim einfachen Abspielen einer Äußerung gegenüber den Eltern scheint mir das noch nicht gegeben zu sein.

  • Morgen,


    ui, da hast du ja nette Mädels in deiner Klasse. Bin allerdings erschrocken, wie schnell hier von einem Schulausschluss und einer Förderschule gesprochen wirde. Da würden aber mind. 15% meiner Schülerschaft plötzlich fehlen...

    Erst mal hast du doch alles richtig gemacht. Du hast das Verhalten dokumentiert und beide Schülerinnen haben eine Klassenkonferenz bekommen. Auch den Klassenwechsel finde ich super! Diese Konsequenz nutze ich auch sehr gerne. Allerdings reicht das natürlich nicht. Nun ist die Frage, was ihr für Konzepte an eurer Schule habt. Gibt es einen Trainingsraum? Sozialarbeiter? Sonderpädagogen? Beratungslehrer? Krisenteam? Führt ihr einen Klassenrat? Drehtürmodel? (Wer nervt, geht in eine andere Klasse). Diese Kids müssen irgendwo angedockt werden, damit du deinen Job als Lehrkraft wieder in Ruhe aufnehmen kannst und nicht ständig deine Aufmerksamkeit bei diesen Mädels hängt.

    Mit deiner Klasse würde ich ein deutliches Gespräch über das Anfertigen von Tonbandaufnahmen führen und die Eltern informieren mit zukünftigen Konsequenzen. Beim nächsten Mal würde ich aktiv werden. Denn wir reden hier von 6. Klässlern, oder?

    Wie hat dich denn die Mutter kontaktiert? Ich hoffe, sie hat nicht deine Nummer, sondern dich in der Schule angerufen. Ansonsten teile ihr mit, dass diese Kontaktmöglichkeit nicht weiter besteht. Du hast ein Anrecht auf dein Privatleben. Ich finde es sehr gut, dass du ihr deutlich gemacht hast, dass ihre Tochter nicht der Nabel der Welt ist.

    Bleib genau so weiter an der Sache dran. Dokumentiere alles, führe die nächsten Anhörungen/Teilkonferenzen und verschärfe die Konsequenzen. Hol dir die Schulsozialarbeit ins Boot.

    Und um bei all der Gemeinheit des Mädchens noch etwas Empathie zu wecken: Ein junger Mensch, der bereits seit 5 Jahren separiert werden muss an Einzeltischen, sich selbst nicht unter Kontrolle hat und häufig bitterlich weint, ist wahrscheinlich sehr, sehr unglücklich und verzweifelt. Und bei all der Nerven und Anstrengung die dieses Kind kostet, eigentlich schreit sie seit Jahren um Hilfe. Ich würde der Mutter auf jeden Fall eine Erziehungsberatung/Familienhilfe z.B. bei der Caritas o.ä. nahe legen, wobei das inzwischen eigentlich zu spät ist.

  • Wie ist denn die Handynutzung bei euch geregelt? Dürfen die Smartphones u. ä. Geräte während des Unterrichts überhaupt an sein? Bei uns steht eindeutig in der Schulordnung, dass sie bei Betreten der Klassenräume auszuschalten sind (und nur, wenn die Lehrkraft dies ausdrücklich erlaubt, genutzt werden dürfen). Von daher hätte die besagte Schülerin auch gegen die Schulordnung - deren Einhaltung sie zu Schuljahresbeginn mit ihrer Unterschrift bestätigt haben dürfte - verstoßen, falls es bei euch ebenfalls so geregelt ist.


    Edit: Bei uns ist nicht nur das Ausschalten des Smartphones in der Schulordnung vorgeschrieben, sondern es gilt auch ein Verbot von Bild- und Tonaufnahmen ohne Zustimmung der Lehrkraft.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Schulausschluss und Förderschule halte ich hier auch für völlig überzogen. Allerdings habt ihr ja mit den jetzigen Maßnahmen schon einmal einen Schritt Richtung Versetzung in eine andere Klasse getan. Diesen Weg würde ich nach der Aktion auch konsequent weitergehen. Die beiden Mädels müssen getrennt werden!


    Was die Sitzordnung angeht: Ich habe auch immer wieder Eltern auf der Matte, die da mit mir diskutieren wollen. Diese Diskussion habe ich immer konsequent abgelehnt. Sitzordnung ist deine pädagogische Entscheidung und gut.


    Holt euch Unterstützung von außerhalb der Schule. Welche Möglichkeiten gibts im Stadtteil? Maßnahmen durchs Jugendamt? Elternhilfe? Da muss dringend jemand IN die Familie, das könnt ihr schulisch alleine nicht lösen. Insofern musst du dich auch nicht schlecht fühlen.


    Die Aussage, die da auf dem Handy gelandet ist finde ich nach dem ganzen Theater, das es schon gab, nicht weiter schlimm... Natürlich ist die Aktion nicht zu akzeptieren, aber DU hast da wegen der inhaltlichen Aussage meiner Meinung nach nichts zu befürchten. Du bist Lehrer und Mensch und auch du darfst sagen, dass etwas stressig ist. Ich hoffe du hast eine SL, der hinter dir steht, aber das scheint ja so.

  • ...dass das erwähnte Mädchen aber massive Probleme hat, steht ja wohl fest. Welche Art der Störung bei ihr vorliegt, darf auch nicht dein Problem sein, dafür gibt es entsprechende Stellen.

    Ob eine entsprechende Unterbringung an einer Förderschule oder sogar in einer Anstalt angebracht ist, müsste ein entsprechendes Gutachten klären, und um dieses solltet ihr euch bei dieser ganzen Latte an Vorfällen dringend kümmern.

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  • Wie kann man denn nach solchen Vorfällen, die sicherlich sehr krass sind, auf die Idee kommen, das Mädchen müsse in eine geschlossene Anstalt? Mit solchen Urteilen/Empfehlungen aus der Ferne wäre ich vorsichtig. Ob ein Förderbedarf vorliegt bzw. eine Förderschule in Frage kommt (wie sind denn die schulischen Leistungen sonst?), kann man sicherlich prüfen.


    Ich würde zunächst einmal versuchen, die Mädchen zu trennen - verschiedene Klassen. Dann die Akte voll machen (diese dürfte schon recht voll sein) bzw. gut dokumentieren und dann der Schule verweisen bzw. gegen den nächsten Problemfall von ner anderen Schule eintauchen.

  • ... Bin allerdings erschrocken, wie schnell hier von einem Schulausschluss und einer Förderschule gesprochen wirde. Da würden aber mind. 15% meiner Schülerschaft plötzlich fehlen...

    Was nicht bedeutet, dass Feststellung des Förderbedarfs und ggf. Wechsel des Förderortes falsch wären. Klingt eher danach, als ob ihr euch daran gewöhnt hättet, 15% Kinder mit Förderbedarf mitzubeschulen und alles von Token über Trainingsraum bis Schulsozialarbeit gratis mit anzubieten. Wertfreie Feststellung.


    FrauTeacherin, ich würde mal ein paar Details aus dem Ausgangspost nehmen. Ansonsten ist aufschreiben immer gut und zwar so sachlich wie möglich. Verhalten xy, Konsequenz 1,2,3. Tausche dich weiterhin gut mit Kollegen aus, KSK gut vorbereiten, ausführlich dokumentieren, dass die Schulleitung Handlungsgrundlagen für Ordnungsmaßnahmen hat. Sprich mit Kollegen über deinen Frust oder mach eine Supervision, dass du im Eltern-Gespräch sehr, sehr sachlich sein kannst. Es geht um das Kind und sein Verhalten, lass dich bloß nicht angreifen.

  • . gut dokumentieren und dann der Schule verweisen bzw. gegen den nächsten Problemfall von ner anderen Schule eintauchen.

    "Schüler eintauschen" ist noch mal welcher Paragraph? Und denkst du, der Schulleiter kann mal eben jemand von der Schule werfen, der nervt? Rechtsgrundlagen sind immer schön bei solchen "Tips".


    .. . Ob ein Förderbedarf vorliegt bzw. eine Förderschule in Frage kommt (wie sind denn die schulischen Leistungen sonst?), kann man sicherlich prüfen.

    Weil die Schulleistungen ja hier das Problem sind, wie dem Ausgangsthread zu entnehmen war. *Ironie off*


    Auf welcher Grundlage tätigst du denn deine Aussagen? Hohler Bauch?

  • Das ist leider, wie es läuft.


    Wenn die Akte voll genug ist, kommt die Person an eine andere Schule (da noch schulpflichtig) und idR kommt dann jemand, den eine andere Schule "loswerden" will in Tausch.


    Das ist einfach, wie es läuft. Da gibt es keinen Paragraphen zu, aber das ist die Praxis.


    Und du würdest also jemanden, dessen Schulleistungen nahe am gymnasialen Niveau kratzen (jetzt mal theoretisch angenommen) auf eine Förderschule schicken wollen, weil es mal ein Schuljahr krasse Probleme gibt im sozialen Bereich? Das hätte fatale Folgen für den weiteren Werdegang und das spätere Leben dieser Person. Ob sich so jemand dann an einer Förderschule gut einfügt, wenn er/sie chronisch extrem unterfordert ist - das wage ich stark zu bezweifeln. Das muss sehr gut überlegt sein.

  • Als Mutter eines Kindes mit einer sozial-emotionalen Störung (Diagnostiziert!) bin ich, so übel das klingt, die Pauschalforderung "Das Kind muss weg!" gewohnt. Sie kam ja nicht von der TS, und sie kommt auch nur von einer Minderheit der Lehrkräfte - aber dann eben auch sehr vehement und gleich mit den krassesten Geschützen.

    Vielleicht unterscheidet aber mich und die Mutter dieses Mädchens - aber das mutmaße ich jetzt nur -, dass ich von der ersten Auffälligkeit in der 1. Klasse auf sehr professioneller Ebene mit den entsprechenden Stellen zusammengearbeitet habe (Erziehungsberatung, Kinderarzt, KJP, Kinderpsychologe, schulpsychologische Beratungsstelle, Schulsozialarbeit und natürlich den (meisten) Lehrern).

    Aber die wenigen Lehrer, die sofort von Schulwechsel (und dann?), Wechsel auf die Förderschule (die 50km weit weg ist) oder gleich in die (teilgeschlossene) Klinikschule der KJP sprachen, waren sehr laut und sehr nachdrücklich und in dieser emotional ohnehin sehr belasteten Situation wirklich keine Hilfe.

    (Was in meinem Fall nicht heißt, dass ich das kategorisch abgelehnt hätte. Aber eben nicht als finale Lösung nach dem ersten Vorfall akzeptieren wollte.)


    Wie dem auch sei, man könnte nun auch mutmaßen, dass eine Sechstklässlern hochgradig pubertär ist, aber wenn es eben schon viele Jahre so geht und sie einer "Extrabehandlung" bedarf, verschärft die Pubertät vielleicht das Problem, wird aber wohl nicht ursächlich sein.

    Eine Beratung der Eltern (ggf samt Kind) ist auf jeden Fall zu empfehlen. Leider ist das ja immer in jedem Bundesland anders organisiert und es gibt dann ja auch immer unterschiedliche Ansprechpartner für unterschiedliche Themen. Für Diagnostik und Therapiebesprechung saß ich in der KJP, für das Rechtliche und die Schullaufbahnberatung bei der schulpsychologische Beratungsstelle, für den familiären Umgang bei der Erziehungsberatung, dann noch die Therapeuten dazu, die es da alle gibt und für die Bedarfe in der Schule und dem Hort dann entsprechend mit den Lehrern und der Schulsozialarbeit. Ich halte mich für halbwegs resilient und kann mich solchen Dingen auch motiviert widmen, aber es war sehr, sehr, sehr anstrengend. Was ich nie getan habe war zu sagen: Kümmert ihr euch, das ist ja euer Problem!

    Habt ihr denn eine Schulpsychologin oder einen Schulsozialarbeiter? Wenn es den Eltern nicht bewusst ist, dass ihr Kind ein Problem hat, brauchen sie ja erstmal einen (niederschwelligen) Zugang dazu.

    Ich bin zwar "vom Fach" (Lehrerin), hatte aber selbst keine Ahnung, an wen ich mich überhaupt zuerst wenden konnte. Zum Glück gab es an meiner eigenen Schule eine Schulpsychologin, mit der ich mich intensiv austauschen konnte und die mir die Möglichkeiten aufzeigte.

    Also in Bezug auf das Kind empfehle ich an die Eltern heranzukommen und sie auf Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen.

    Problematisch wird es natürlich, wenn das alles schon geschehen ist und geschieht und die Eltern das abwehren. Dann bleibt wohl nur übrig über das Aufzeigen der "Strafen", die folgen werden, zu gehen. Aber ob der etwas ändert?! Ich bezweifle es.


    Ich habe jetzt über 5 Jahre - was am Gymnasium ja sehr ungewöhnlich ist - eine Klasse unterrichtet (in verschiedenen Fächern), in der ein Junge sehr auffällig war und der die Klassendynamik durch sein Verhalten massiv negativ beeinflusst hat. Ich war dort nie KL und ich kam mit dem Schüler auch weitergehend klar, aber andere hatten da massive Probleme. Es gab auch immer wieder den Vorwurf der Diskriminierung durch einzelne Lehrer und das auf dem Kieker haben. Nach zähem Ringen mit einer sich sehr in Abwehrhaltung befindlichen Mutter kam es nach einiger Zeit (Jahren!) doch zu einer Diagnostik. Das "Kind" erhielt dann eine Asperger-Diagnose sowie begleitende Maßnahmen und Hilfen. Auch wir Lehrer wurden für diesen spezifischen Fall geschult. Beim letzten Elternsprechtag bedankte sich die Mutter unter anderem bei mir, weil wir das Kind nicht aufgegeben hatten, sondern einforderten die vorhandenen Unterstützungssysteme in Anspruch zu nehmen und nicht die Kollegen allein zu lassen oder das Kind einfach umzuschulen. Denn das ist ja eher selten die ultimative Lösung. Man nimmt seine Probleme ja mit.


    Zur Frage nach dem Umgang mit der Tonbandaufzeichnung: Wer war das? Schülerin 2 oder eine der bisher unbeteiligten Freundinnen? Bei ersterer kann man es ja zusätzlich durch die KK sanktionieren. Aber auch wenn es eine dritte Person war, würde ich das keinesfalls durchgehen lassen. Und vor allem muss es für alle SuS hörbar kommuniziert werden, wo da die (rechtlichen!) Grenzen sind.

  • Wenn die Akte voll genug ist, kommt die Person an eine andere Schule (da noch schulpflichtig) und idR kommt dann jemand, den eine andere Schule "loswerden" will in Tausch.


    Das ist einfach, wie es läuft. Da gibt es keinen Paragraphen zu, aber das ist die Praxis.

    Von solch' einer Art "Tausch" habe ich noch nie gehört, muss ich sagen. Von keiner der mir bekannten allgemeinbildenden Schulen ist mir so ein Fall bekannt (von BBSn erst recht nicht). Dass es SuS gibt, die nach einer Ordnungsmaßnahmenkonferenz an eine andere Schule versetzt werden, habe ich schon öfter mitbekommen (gab es auch an meiner Schule schon), aber die von dir genannte Praxis finde ich sehr fragwürdig.


    Darf ich mal fragen, an welcher Schulform du unterrichtest, wo so etwas ja scheinbar gang und gäbe ist?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Der Schulleiter entscheidet über die Aufnahme - laut § 46 SchulG in NRW. Wenn also eine Schule einen Schüler loswerden will, geht das nur über ein Vier-Augen-Gespräch zwischen den beiden Schulleitungen. Und in der Regel läuft das in der Tat so: "Nimm Du einen von mir, dafür nehme ich einen von Dir."

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