Leistungsbewertung ohne Zwischennoten - wieso, weshalb, warum?

  • Die Abiturnote wird doch in ganz Deutschland nach dem 15 Punktesystem für die gymnasiale Oberstufe berechnet. Ich verstehe gerade das Problem immer weniger. Die Zwischennoten im Ref haben sie hier in NRW auch abgeschafft, dafür gibt es jetzt zwei Noten pro Fach (Stunden und Entwurf, wobei der Entwurf etwas weniger zählt), so dass die gewünschte Note darüber nachgesteuert werden kann...schwachsinnige Änderung, aber dann hab ich eine Idee wo sie den Unsinn her haben.


    An der Universität gibt es übrigens noch weniger Notenstufen (bei uns 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0) und trotzdem kommt man damit hin. Vor allem die 5,0 finde ich sinnvoll, denn das heißt einfach nur "nicht bestanden", keine Diskussion ob ein bisschen nicht bestanden oder vielleicht doch...reicht einfach nicht.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • An der Universität gibt es übrigens noch weniger Notenstufen (bei uns 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0) und trotzdem kommt man damit hin. Vor allem die 5,0 finde ich sinnvoll, denn das heißt einfach nur "nicht bestanden", keine Diskussion ob ein bisschen nicht bestanden oder vielleicht doch...reicht einfach nicht.

    Diese Skala würde ich auch gerne in der Schule verwenden.

  • Und genau da kommt dann die Unverhältnismäßigkeit heraus. Jemand mit einem mathematischen Schnitt von 3,49 hat die selbe Note wie jemand mit einer 2,50 oder .51. Und trotzudem haben sie so gesehen die selbe Note im Zeugnis, nämlich 3.

    Wie gesagt: das arithmetische Mittel kann mathmatisch ohnehin nicht auf Noten gebildet werden. In Niedersachsen werden die Noten der Halbjahre und die der Prüfungen gewichtet aufaddiert, sodass eine Punktzahl zwischen 300 und 900 entsteht und dann anhand dieser ganzzahligen Gesamtpunktzahl eine Abiturnote ausgewiesen. Dafür muss an keiner Stelle mit arithmetischen Mittelwerten gearbeitet werden.

  • Das Problem bei der ganzen Sache ist einfach, dass Entscheidungen bezüglich Übertritt ans Gymnasium z. B. oder auch bezüglich Zulassung zum Studium, von Noten abhängig sind. In Deutschland ja noch viel mehr als bei uns z. B. "Lustigerweise" bewerten wir aber mit Zehntelnoten, während man sich in Deutschland überwiegend auf die Ordinalskala stützt. Das ist einfach wirklich nicht gerecht. Für meine Jugendlichen ist es komplett egal, ob sie die Matura mit einer 4.0 oder mit einer 6.0 (was faktisch nie vorkommt) bestehen, es gibt keine notenabhängige Zulassungsbeschränkung an unseren Universitäten und ETHs. Für einen deutschen Abiturienten ist ein Zehntel hin oder her aber mitunter entscheidend, vor allem wenn's um sowas wie Medizin geht.


    Ich finde unser Bewertungssystem an der Sek II in sich stimmig, auch wenn ich nicht zu 100 % damit einverstanden bin. Ich fände ein pass/fail-System gut. Man könnte ja sagen, sobald 3/4 der Fachlehrpersonen oder so mit "pass" stimmen, wird der Schüler in die nächste Klasse promoviert. In der Regel würde sich das wohl mit den errechneten Zeugnisnoten auch decken. Beim Übertritt Sek I - Sek II gilt bei uns aber auch der Notenschnitt des letzten Jahreszeugnis. Im Baselland muss dabei nur eine 4.0 fürs Gymnasium erreicht werden, das ist schon ziemlich gutmütig. Im benachbarten Aargau ist es eine 4.7 und die gilt auch, wenn der Schüler dann ins Baselland ans Gymnasium geht. An der Stelle wird es halt schwierig mit den Noten. Und ja, es ist einfach so, dass die Aussagekraft der Ziffernnoten beschränkt ist, auch wenn sie aufs Zehntel "genau" daherkommen. Danke Valerianus für die weiter oben verlinkten Quellen, gerade das mit der Mathe als zuverlässigen Prädiktor für den Erfolg im Studium hätte ich jetzt aus dem Bauch heraus auch so behauptet. Das gilt schon beim Übertritt ans Gymnasium, finde ich. Wer in der Mathe schlecht ist, dem fehlt einfach ein gutes Stück Abstraktionsvermögen, das auch in vielen anderen Fächern absolut unerlässlich ist. Eine notorische Schwäche im Deutsch halte ich aber für ebenso problematisch. Wer im Deutsch schlecht ist, hat in der Regel auch bei mir in der Chemie Mühe mit dem korrekten Umgang mit der Fachsprache und wenn's daran hapert, dann kann es irgendwann fast nicht mehr "genügend" werden.


    Zusammengefasst: Eigentlich bräuchte man keine "Zwischennoten". Uneigentlich aber doch, weil eben so viel von diesen Zahlen abhängt und da ist es sicherlich einfacher mit Zwischennoten irgendeine Art von "Genauigkeit" herzustellen als das System von Grund auf umzukrempeln. Was aber sinnvoller und unbedingt auch nötig wäre. Was aber langfristig nicht passieren wird.

  • Wenn du nur eine Note aus dem Abiturzeugnis benutzen dürftest, wäre das übrigens die Note in Mathematik, die hat den größten Einzelvorhersagewert, d.h. wir können den Schülern viel Leid in Deutsch o.ä. ersparen.

    Bin deinen Links nicht gefolgt, aber laut Wikipedia ist die Korrelation bei Deutsch höher als die bei Mathematik. Just saying.

    https://de.wikipedia.org/wiki/…nz_und_schulischer_Erfolg

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Die Abiturnote wird doch in ganz Deutschland nach dem 15 Punktesystem für die gymnasiale Oberstufe berechnet. Ich verstehe gerade das Problem immer weniger. Die Zwischennoten im Ref haben sie hier in NRW auch abgeschafft, dafür gibt es jetzt zwei Noten pro Fach (Stunden und Entwurf, wobei der Entwurf etwas weniger zählt), so dass die gewünschte Note darüber nachgesteuert werden kann...schwachsinnige Änderung, aber dann hab ich eine Idee wo sie den Unsinn her haben.


    An der Universität gibt es übrigens noch weniger Notenstufen (bei uns 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0) und trotzdem kommt man damit hin. Vor allem die 5,0 finde ich sinnvoll, denn das heißt einfach nur "nicht bestanden", keine Diskussion ob ein bisschen nicht bestanden oder vielleicht doch...reicht einfach nicht.

    Dann soll 5,0 schriftlich aber bitte auch bedeuten, dass man nicht einfach "SoMi=3" sagen kann und somit Defizite quasi unmöglich sind. So ist es nämlich bei einigen Kollegen...

  • Bin deinen Links nicht gefolgt, aber laut Wikipedia ist die Korrelation bei Deutsch höher als die bei Mathematik. Just saying.

    https://de.wikipedia.org/wiki/…nz_und_schulischer_Erfolg

    Aus der zweiten von Valerianus verlinkten Quelle, aus der diese Information entnommen ist:


    Zitat

    Die Ergebnisse beziehen sich auf den Studien-gang Psychologie der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main. Für andere Studiengänge und Universitäten hat die „Frankfurt Study“ lediglich paradigmatischen Charakter.

    (S. 347)


    Allerdings:


    In deinem Link von Wikipedia geht es um die Korrelation von Intelligenztest und Schulleistung.


    In der Aussage von Valerianus ging es um die Korrelation von Schulleistung und Studienerfolg.

  • Wie gesagt: das arithmetische Mittel kann mathmatisch ohnehin nicht auf Noten gebildet werden. In Niedersachsen werden die Noten der Halbjahre und die der Prüfungen gewichtet aufaddiert, sodass eine Punktzahl zwischen 300 und 900 entsteht und dann anhand dieser ganzzahligen Gesamtpunktzahl eine Abiturnote ausgewiesen. Dafür muss an keiner Stelle mit arithmetischen Mittelwerten gearbeitet werden.

    Aber Niedersachsen ist nicht überall.


    Ein einheitliches System wäre daher eine sinnvolle Sache. In Abschlussklassen jedwelcher Art (vom HS, RS, Abi, StaatsEx1, Bachelor, Master) ein einheitliches Punktesystem, damit könnte man dann bundesweit sich die Umrechnerei ersparen.


    Ich habe in Bayern studiert (noch mit StaatsExamen). Ich habe keine Noten auf meine Scheine bekommen, sondern nur meine Prüfungen abgelegt (soviel ich mich ereinnern kann 2x Deutsch, 2x Geschichte, Päda+Psycho und Didaktik, dazu eine Zula) und bin danach ins Ref gegangen. Auch dort gab es vergleichsweise wenig Noten. Und bei mir und vielen meiner Freunde war es dann im Endeffekt einfach ein Hoffen auf Note X und nicht Y, damit man eine Planstelle bekommt oder weit davon entfernt ist.

  • Ich glaube nicht, dass mehr Notenstufen genauer und schon gar nicht "fairer" sind. M.m.n. müssten Bewertungskriterien transparenter sein und mehr Bereiche bewertet werden. "Ein Schuljahr Mathe" ist irgendwie arg unspezifisch. Und wie Palim schrieb, wenn man nicht weiß, was man tun kann, um besser zu werden, dann interessiert die Note doch gar nicht. 3 ist okay, hätte man 12 Noten, dann wäre eben 5 okay, man würde sich auch daran gewöhnen.

  • Ich glaube nicht, dass mehr Notenstufen genauer und schon gar nicht "fairer" sind.

    Es ist eben ziemlich egal was man an der Stelle so glaubt solange für ein Medizinstudium eine 1.3 oder so auf dem Abizeugnis stehen muss. Von welchem Baum diese Note gefallen kam interessiert am Ende leider niemanden.

  • Es ist eben ziemlich egal was man an der Stelle so glaubt solange für ein Medizinstudium eine 1.3 oder so auf dem Abizeugnis stehen muss. Von welchem Baum diese Note gefallen kam interessiert am Ende leider niemanden.

    Und wenn in Klasse 7 noch 3-4 statt 4 auf dem Zeugnis stand, dann ist was genau fairer?

  • Nix. Aber das ist ja genau das Problem, dass es darum gar nicht geht. Ich bin wirklich froh, dass ich mir darum gar keine Gedanken machen muss, da es bei uns ja egal ist, welcher Schnitt auf dem Maturzeugnis steht. Hauptsache bestanden. Ich kann einfach wirklich recht objektiv Punkte abziehen für nicht gewusst und nicht verstanden, ohne dass sich jemand beschwert.

  • Ich habe in Bayern studiert (noch mit StaatsExamen). Ich habe keine Noten auf meine Scheine bekommen, sondern nur meine Prüfungen abgelegt (soviel ich mich ereinnern kann 2x Deutsch, 2x Geschichte, Päda+Psycho und Didaktik, dazu eine Zula) und bin danach ins Ref gegangen. Auch dort gab es vergleichsweise wenig Noten. Und bei mir und vielen meiner Freunde war es dann im Endeffekt einfach ein Hoffen auf Note X und nicht Y, damit man eine Planstelle bekommt oder weit davon entfernt ist.

    Ja, war in NDS früher auch so. Das fanden einige nicht fair, weil man nur für die einzelne Abschlussprüfung eine Note bekam, was U-Boot-Studierende begünstigen konnte, und weil es wenig transparent war.

    Inzwischen gibt es sehr viele benotete Klausuren und Studienanteile und man liest Wünsche, dass es mit weniger Noten besser wäre.


    Ein einheitliches System wäre daher eine sinnvolle Sache.

    Zu Beginn ging es um die Grundschule. Da gibt es solche mit 4 oder 6 Klassen, mit Eingangsstufe, Klassenlehrerprinzip oder ohne, mit viel oder weniger Unterricht, mit vielen oder wenigen Klassenarbeiten, mit NC zum Übergang in die weiterführende Schule oder ganz ohne und gerne über Nacht neuen Vorgaben, die alles wieder auf den Kopf stellen.

    Und selbst, wenn die Vorgaben alle einheitlich wären, sind die Noten deshalb nicht transparenter oder alle gleich, weil Lehrer X durchwirkt, was Lehrer Y bemängelt.

  • Es ist eben ziemlich egal was man an der Stelle so glaubt solange für ein Medizinstudium eine 1.3 oder so auf dem Abizeugnis stehen muss.

    Die Abiturnote wird aus 50-60 Einzelnoten gebildet. Die Forderung, dass die Teilnoten die gleiche oder eine ähnliche Genauigkeit haben müssten, wie die Abiturnote mag gefühlt plausibel sein, sachlich ist sie das nicht. Natürlich ist ein so komplex zusammengesetzter Endwert anders zu bewerten, als die Teilnoten, die immer nur sehr begrenzte Ausschnitte einzelner Fächer bewerten.

  • Du ... mit meinem "Gefühl" ist alles in Ordnung. Man kann an der Stelle auch argumentieren, dass man an jeder beliebigen Stelle auf Zehntel genau rechnen kann, wenn am Ende die Abiturnote auch aus so und so vielen Teilleistungen zusammengesetzt ist. Was ja ein rechnerisches Verfahren ist. Ich könnte in unserem System anstatt Einzelbewertungen auch die Punkte aller Prüfungen zusammenzählen und erst am Ende des Schuljahres eine Note machen - was hier auch schon von KuK erwähnt wurde (Berufsschule). Das kommt genau aufs gleiche raus wie fünf Einzelnoten miteinander zu verrechnen. Bei fünf Einzelnoten sieht der Schüler aber anhand einer simplen Zahl, wo er gerade steht.


    Ich verstehe die grundsätzliche Empörung übers Errechnen von Noten bei diesem Thema sowieso nicht wenn am Ende sich eh alle einig sind, dass weder das eine noch das andere Verfahren "besser" ist. Dann ist es doch wurscht, wie man es macht, schlussendlich geht's drum, dass das Verfahren für den Schüler transparent ist. Dass Notengebung grundsätzlich nicht objektiv sei, ist natürlich ein ziemlicher Witz. Als Fachlehrperson weiss ich sehr wohl, was ein junger Mensch in meinem Bereich abzuliefern hat, dass es den Anforderungen am Gymnasium genügt. Zudem werden in meinen Fächern die Anforderungen immer komplexer (von wegen "begrenzte Ausschnitte") weil es sich ja um aufbauende Fächer handelt. Was zumindest auf gymnasialer Stufe auf die meisten Fächer zutrifft.


    Naja. Ich glaube, es ging nur mal wieder drum, dass die üblichen Verdächtigen schreiben mussten, das arithmetische Mittel kann auf eine Ordinalskala nicht angewandt werden weil das mathematisch gesehen bäh ist. Ja, weiss ich. Das System möchte aber von mir, dass ich Punkte vergebe und daraus eine Note bilde. Dann mache ich das halt.

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