Karrierewechsel ins Lehramt: Anregungen und Antworten gesucht!

  • Guten Abend zusammen!


    In den letzten Wochen habe ich den Weg in dieses schmucke Forum gefunden – und bevor ich meine Fragen stelle und Gedanken hierhin ergieße, wollte ich einfach mal sagen: Ich habe selten ein so nützliches, gut geführtes, detailreiches Forum erlebt wie dieses. Wenn ich überlege, wie viel Zeit und virtuelle Tinte ihr alle in dieses Forum investiert, helft und Fragen aus der Welt schafft, kann ich nur sagen: Hut ab und vielen Dank!

    Man könnte fast meinen, hier seien nur Pädagogen unterwegs ;)


    Nun zum eigentlichen Thema. Es geht um einen möglichen Karrierewechsel ins Lehramt. Ich bin 32 und arbeite seit 4 Jahren als Dolmetscher und Übersetzer für Englisch und Französisch in einer öffentlichen Behörde, eigentlich auch mit viel Freude. Ich mag es, als „Rampensau“ vor vielen und für viele Menschen zu arbeiten, öfters auch mal wirklich zu „helfen“. Leider aber bisher ohne unbefristeten Vertrag (der gegenwärtige läuft noch bis Juli 2021). Ein unbefristeter Vertrag ist nur über eine Umschulung auf einen büro- und verwaltungslastigen Job im Backend, also ohne viel menschlichen Kontakt, in Sicht. Seit sich diese Situation vor ein paar Monaten herauskristallisiert hat, bin ich zunehmend auf Alternativen- und Sinnsuche.


    Und beim Lehramt gelandet. Nicht völlig zufällig, nicht ohne Peilung. Unterrichtet und mit Kindern & Jugendlichen gearbeitet habe ich schon seit meiner Jugend: Nachhilfelehrer, Jugendgruppenleiter, Tennistrainer, zertifizierte Lehrkraft für Deutsch und Englisch als Fremdsprachen mit Berufserfahrung an Sprachschulen. Aber klar: Regelschulen sind ein ganz eigenes Universum, deswegen habe ich mich schon um die ersten freiwilligen Hospitationen gekümmert, was aber wegen Corona noch schleppend verläuft.


    Die BL, die für mich in Frage kommen, sind aus privaten Gründen BW und NRW, da meine bessere Hälfte ab Mitte September eine Stelle an einer Berufsschule in Offenburg antritt und ich meine Wurzeln in NRW habe.


    Mich überrascht selbst, wie offen ich bei der Wahl der Schulart bin. Nicht zuletzt nach dem Studium eures Forums und der Befragung des NRW-Chancenrechner-Orakels habe ich den Gedanken an das Gym-Lehramt ad acta gelegt. Ich kann mich aber mit dem Gedanken, Sek I oder BK/BS zu unterrichten, sehr gut anfreunden, und bin gespannt auf die Hospitationen. Natürlich stelle ich mir U-Einheiten zu Shakespeare, Weimarer Republik, demographischer Entwicklung und Camus in der Oberstufe herausfordernd und spannend vor. Aber ich bin auch relativ sicher, dass es mich erfüllen kann, Jugendliche zur mittleren Reife zu führen und zwischendrin kleinere Brötchen zu backen oder am beruflichen Gymnasium Erwachsene mit unterschiedlichstem Werdegang auf dem Weg zum (Fach-)Abitur zu begleiten.


    Zur Fächerkombi: Englisch und Französisch liegen beruflich nahe, kombinieren würde ich das gern mit einem Sachfach, wo sich aufgrund meines ersten Studiums Geschichte oder SoWi/Politik anbieten, da ich dort bereits ECTS-Punkte gesammelt habe. Einen Seiteneistieg habe ich nämlich nicht vor (sowieso nur in NRW möglich bei meinen Fächern), ich würde nochmal den Weg an die Uni gehen. Ich habe einen schottischen "Magister" in European Studies und einen MA Konferenzdolmetschen, auf die ich aufbauen kann. Zwei Unis haben mir schon signalisiert, dass ich mir fachlich 2-5 BA-Semester anrechnen lassen könnte, je nach Fächerkombi. Idealerweise würde ich dazu Französisch (die meisten ECTS-Punkte) und eins der Sachfächer belegen und Englisch als Drittfach wählen. Und ich weiß, es liegt euch schon auf den Lippen, aber: ein MINT-Lehrer werde ich leider wirklich erst im nächsten Leben … 😉


    Zusammengefasst stehe ich vor folgenden Optionen (glaube ich):


    1) BW oder NRW: Lehramt Sek I mit Französisch, Ge/SoWi + Englisch studieren.


    2) BW oder NRW: Lehramt BK/BS mit Französisch, Ge/SoWi + Englisch studieren (und optional in BW die Zusatzlehrprobe für GyGe draufsetzen)


    3) BW oder NRW: Drauf pfeifen, dass ich in Französisch mehr ECTS-Punkte hab, und die Sprachen umdrehen, um sicherzugehen, dass es auch tatsächlich 3 Fächer werden: Englisch, Ge/SoWi + Französisch (dann aber wohl 2 mehr Semester an der Uni verbringen)


    4) NRW: Nochmal was völlig Verrücktes tun und für BK eine berufliche Fachrichtung von Grund auf studieren – in meinem Fall wohl Sozialpädagogik an der TU Dortmund (Tübingen in BW liegt leider zu sehr JWD). Kombiniert mit Englisch dann wahrscheinlich.


    5) An der Fächerkombi herumschrauben, damit ich evtl. bessere Chancen habe: Philo als Sachfach z. B. (?!?!). Auch Spanisch hätte ich noch in der Hinterhand. Aber da bräuchte ich euren Input (nein, wirklich kein MINT 😉).


    und natürlich 6) Den Karrierewechsel abblasen.



    So, nach der epischen Ausbreitung habe ich ganz viele kleine Fragen zu den Optionen und auch im Allgemeinen. Ich freue mich über jede Antwort, Bemerkung, Überlegung dazu (und bin sowieso begeistert, falls ihr bis hierhin noch nicht ausgestiegen seid!)!


    a) Scheint euch irgendeine der Optionen oben besonders sinnvoll und überzeugend oder sinnlos und verrückt? Zu welcher würdet ihr spontan raten? (und ich weiß, entscheiden kann nur ich 😉)


    b) Wie gefragt ist Französisch an Realschulen (+), Gesamtschulen etc. und an BK/BS wirklich? Kommt man damit überhaupt auf viele Stunden? Wird man wegen oder trotz Französisch eingestellt? Speziell an BK/BS: wird außerhalb von beruflichen Gymnasien und speziellen Fachschulen für Fremdsprachenkorrespondenten/Kaufleute etc. überhaupt Französisch unterrichtet? Das erscheint mir trotz Recherche noch nebulös.


    c) Würde sich irgend ein BK/eine BS auch nur einen Deut um meine Berufserfahrung scheren? Macht mich das für irgendjemanden bei der Einstellung interessanter, kommt das irgendwie zum Tragen?


    d) Für BK NRW: Werden SoWi und Ge zusammen unterrichtet? Kann ich am beruflichen Gymnasium Prüfungen in beiden Fächern bzw. dem Mischfach abnehmen, auch wenn ich nur eins von beidem studiert habe? In BW scheint das ja der Fall zu sein, zumindest laut Aussage der Studienberatung Uni Freiburg.


    e) Wie viel attraktiver ist SoWi im Vergleich zu Geschichte?


    f) Bringen Ausbildungen im bilingualen Unterricht, wie etwa der MA (bilingual) an der Uni Wuppertal oder das Europalehramt Sek I an den PHs in BW (jeweils eine Sprache + ein Sachfach), einen echten Vorteil bei der Einstellung? Wird bilinguales Unterrichten überhaupt gebraucht, gibt es da eine realistische Möglichkeit, das im Berufsleben auch zu verwenden? Bringt im bilingualen Profil Französisch etwas oder sollte es doch Englisch sein?


    g) Wäre es doch eine sinnvolle Idee, auf GyGe zu studieren, um hinterher alle Optionen (Sek I und BK/BS) zumindest relativ offen zu haben?


    h) Wie könnte ich meine Fächerkombi pimpen?


    Mein Gott, ist das lang geworden. Wie gesagt, schon jetzt Tausend dank für jeglichen Kommentar! Ich bin sehr gespannt.


    Gute Nacht und viele Grüße

    Scotsman

  • Conni

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • In NRW würdest du an Realschulen (Lehramt HRSGe) super Chancen haben. Dort ist die Kombi fast egal. Am Gymnasium hat man in NRW laut den Prognosen mit SoWi bessere Chancen als mit Geschichte, da würde sich dann FR+EN+SW anbieten. Hast du schon Mal ein Praktikum an einer der Schulformen gemacht, die in Frage kommen? Am besten könntest du dann in jedem Fach eine Stunde unterrichten und dir dann überlegen, mit welchen Lerngruppen du besser klar kommst.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Rein nach den bekannten Lehrerbedarfsprognosen:

    1) BW oder NRW: Lehramt Sek I mit Französisch, Ge/SoWi + Englisch studieren.

    BW: Französisch +, (Geschichte -), Englisch - / weniger empfehlenswert

    NRW: Französisch +, (Geschichte -), Englisch + / sehr empfehlenswert

    2) BW oder NRW: Lehramt BK/BS mit Französisch, Ge/SoWi + Englisch studieren (und optional in BW die Zusatzlehrprobe für GyGe draufsetzen)

    BW: so nicht studierbar

    NRW: Französisch 0, Geschichte 0, Englisch + / empfehlenswert

    3) BW oder NRW: Drauf pfeifen, dass ich in Französisch mehr ECTS-Punkte hab, und die Sprachen umdrehen, um sicherzugehen, dass es auch tatsächlich 3 Fächer werden: Englisch, Ge/SoWi + Französisch (dann aber wohl 2 mehr Semester an der Uni verbringen)

    siehe 1 / kein Unterschied

    4) NRW: Nochmal was völlig Verrücktes tun und für BK eine berufliche Fachrichtung von Grund auf studieren – in meinem Fall wohl Sozialpädagogik an der TU Dortmund (Tübingen in BW liegt leider zu sehr JWD). Kombiniert mit Englisch dann wahrscheinlich.

    NRW: Sozialpädagogik +, Englisch + / sehr empfehlenswert

    5) An der Fächerkombi herumschrauben, damit ich evtl. bessere Chancen habe: Philo als Sachfach z. B. (?!?!). Auch Spanisch hätte ich noch in der Hinterhand. Aber da bräuchte ich euren Input (nein, wirklich kein MINT 😉).

    BW: Französisch +, Philosophie 0, (Spanisch -) / empfehlenswert

    NRW: Französisch +, Geschichte 0, Spanisch + / sehr empfehlenswert


    -----


    In NRW stünden deine Chancen alles in allem sehr gut. Wenn BW, dann eher Philosophie statt Geschichte, da ersteres "immerhin" mittelmäßig gesucht ist.

  • In BW ist Französisch an der Sek.I Mangelfach (ist ja auch eins meiner Fächer). Bilinguale Angebote haben einige Realschulen in BW (an so einer bin ich auch), allerdings nur sehr selten mit Französisch und deutlich häufiger mit Englisch. Die Bili-Ausbildung erhöht deine Einstellungschancen, weil nach aktuellem Stand 10% der Planstellen für Bewerber mit Mangelfächern (wie Frazösisch) vorgehalten werden und weitere 10% der Stellen für Bewerber mit relevanten Zusatzqualifiktaionen (wie Bili) oder bestimmten Berufserfahrungen (da könntest du ebenfalls prüfen, ob du darunter fällst). Französisch und Bili sind insofenr also durchaus beide sinnvoll, Bili dann aber unter Umständen eher mit Englisch, als mit Franz. Die Bili-Ausbildung musst du nicht unbedingt schon im Studum absolvieren, sondern kannst diese aktuell auch noch im Ref als Zusatzqualifikation abschließen (der Aufwand im Ref ist für die Anwärter mit und ohne Bili-Studium identisch, im Studium unterscheidet dieser sich aber- einfach prüfen, was dir für dich zielführender erscheint). Drei Fächer sind durchaus sinnvoll für die spätere Schulpraxis. Geschichte dürfte allerdings deutlich überlaufener sein, als Politik, insofern eher Politik als Bonusfach ergänzen. Letztlich werden aber beide Fächer an der Sek.I im Zweifelsfall fachfremd unterrichtet. Dennoch wird es sicherlich auch noch in ein paar Jahren Schulen im ländlichen Raum geben, die dankbar wären endlich auch mal eine tatsächlich grundständig ausgebildete Lehrkraft in in Politik zu erhalten (das wird echt von so ziemlich allen Fachbereichen unterrichtet), die dazu noch gleich zwei Hauptfächer mitbringt, ein Bili-Angebot aufbauen kann und als neue Allzweckwaffe taugt. ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wenn es dir wirklich egal ist, wo du arbeitest. Dann würde ich dir zum schnellsten raten und SEK I Englisch/Französisch + Geschichte (besser Ethik) machen.

  • Schau, dass du die Praktika machst. Die Arbeit an der Realschule ist deutlich anders als im beruflichen Schulwesen. Die meisten Lehrer haben auch eine deutliche Präferenz, mit welcher Altersklasse von Schülern sie lieber arbeiten. Zu den Fächern und Chancen wurde ja schon viel gesagt.

  • Naive Frage einer Nicht-Sprachenlehrerin, die aber an einer Realschule ist:

    In NRW ist ja seit diesem Schuljahr das Pflichtjahr Französisch in der Klasse 6 an Realschulen abgeschafft worden. Es ist nunmehr ein Wahlfach ab Klasse 7. Dabei gibt es (bei uns zumindest) immer nur einen Kurs.

    Bei uns sind nun in den vier 6er Klassen das Fach Französisch weggefallen. Das bedeutet, dass bei uns 12 Wochenstunden Französisch weniger unterrichtet werden. Wir hatten in den letzten Jahren tatsächlich einen Mangel an Französischlehrenden. Dieser Mangel hat sich aber nun seit diesem Schuljahr durch den Wegfall des Pflichtjahres (bei uns zumindest) erledigt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass das woanders eventuell auch so sein kann.

    Ist Französisch an der Realschule also generell immer noch so ein Mangel in NRW?

  • Laut offiziellen Angaben schon. Wie es dann im Einzelfall ausfällt, hängt natürlich von der Schwerpunktsetzung der Schulen und auch dem Einzugsgebiet und dessen individuelle Bedürfnisse ab.

  • Huhu,


    bis letztes Schuljahr war ich auch an einer BS im nördlichen Schwarzwald. Viel Erfolg für deine Frau in Offenburg!


    Französisch/Englisch ist für die BS nicht so die Top-Kombi ehrlich gesagt... Zwar braucht man Englisch meist in jeder Schulart... Französisch ist aber ein eher selten gewähltes Fach. Es wird ja quasi nur am BG angeboten und da ist es häufig so, dass die Schüler es entweder in der Realschule hatten und damit ihre Sprachenpflicht erfüllt haben.. Falls dies nicht der Fall ist, wählen die Schüler viel eher Spanisch oder Russisch als Französisch. Bei uns waren es durchschnittlich 15% des Jahrgangs die Französisch gewählt haben.. Und das deckt man dann halt mit einer Kollegin oder einem Kollegen vollständig ab. D.h. an der BS würdest du fast ausschließlich Englisch unterrichten und das wäre gut zu überlegen, da Englisch in fast allen Schularten Prüfungsfach ist, was wiederum heißt, dass du durchaus mit zwei, drei oder gar vier Abschlussprüfungen im Jahr rechnen darfst...


    Wenn du tatsächlich nochmal zurück an die Uni möchtest, würde ich eher zu Geschichte raten, zumindest wenn du an die BS willst.


    Da ich mich im SekI-Bereich leider gar nicht auskenne, will ich da aber auch nicht unbedingt zuraten. Ich würde 5.-8. Klasse nicht unterrichten wollen... Aber das muss jeder selber wissen. ;)


    Ich wünsche dir ein gutes Händchen bei der Auswahl und alles Gute,

    Mrs Pace

  • Wenn du so breit aufgestellt und interessiert bist, würde ich zum Berufskolleg in NRW raten. Hier hast du eine große Bandbreite und dadurch sehr viel Abwechslung, da du sowohl Leute durchs Abi bringst, in Flüchtlingsklassen deine Pantomimefähigkeit zur Schau stellst als auch Leute beim Nachholen des Hauptschulabschlusses unterstützt. Oder mit Sozialpädagogik ErzieherInnen ausbildest und in der Praxis begleitest. Oder im dualen System mit den Azubis arbeitest. Die Einstellungschancen sind gut, mit Sozialpädagogik sogar sehr gut. Mach mal eine Hospitation am BK, ob das was für dich ist. Die Heterogenität und der permanente Wechsel zwischen extremen Leistungsniveaus in den verschiedenen Bildungsgängen und auch innerhalb von Klassen kann dem einem riesigen Spaß machen, andere kann man damit jagen :zahnluecke: Ich würde nichts anderes machen wollen. Und gerade wenn du eher aus dem Bereich Erwachsenenbildung kommst, passt das vielleicht eher. Gerade was Aufsichtspflichten etc. betrifft ist es am BK einfach viel entspannter.

  • Bilinguale Angebote haben einige Realschulen in BW (an so einer bin ich auch), allerdings nur sehr selten mit Französisch und deutlich häufiger mit Englisch. Die Bili-Ausbildung erhöht deine Einstellungschancen, weil nach aktuellem Stand 10% der Planstellen für Bewerber mit Mangelfächern (wie Frazösisch) vorgehalten werden und weitere 10% der Stellen für Bewerber mit relevanten Zusatzqualifiktaionen (wie Bili) oder bestimmten Berufserfahrungen (da könntest du ebenfalls prüfen, ob du darunter fällst).

    Super, vielen Dank, CDL! Das ermutigt mich wirklich, die bilinguale Option zu wählen - endlich mal jemand, der sagt, dass sie auch etwas nützt :)

    Dennoch wird es sicherlich auch noch in ein paar Jahren Schulen im ländlichen Raum geben, die dankbar wären endlich auch mal eine tatsächlich grundständig ausgebildete Lehrkraft in in Politik zu erhalten (das wird echt von so ziemlich allen Fachbereichen unterrichtet), die dazu noch gleich zwei Hauptfächer mitbringt, ein Bili-Angebot aufbauen kann und als neue Allzweckwaffe taugt. ;)

    Haha, dann habe ich ja meinen Auftrag erhalten 8)!

  • Jawohl, sehr gut. Mission "wirb den neuen Franz-Englisch-Pol/G-Bili-Lehrer für die Sek.I und den ländlichen Raum in BW an" ist womöglich geglückt. BW:NRW 1:0 :P Mit Französisch scheint ja den Antworten hier im Thread nach zu schließen BW und Sek.I deutlich erfolgsversprechender zu sein, als NRW. Falls dein Herz also an Französisch hängt, dann komm hierher ins Ländle. :)


    Egal wofür du dich am Ende entscheidest wünsche ich dir alles Gute und erstmal einen guten Start in Offenburg (PH Freiburg wäre da ja ums Eck, die das Bili-Studium anbietet). Meld´ dich gerne, wenn es am Ende tatsächlich BW und Franz oder Pol werden sollten, solltest du Fragen haben. Beide Fächer teile ich und helfe nach Möglichkeit gerne auch bei weiteren Fragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Zu allererst vielen, vielen Dank an alle für eure Rückmeldungen! :top:


    Ich entnehme dem grob, dass in NRW und BW die Chancen in der Sek I grundsätzlich besser sind als an BK/BS, vor allem bei meiner Fächerkombi mit Französisch. Das hilft sehr. Und ja: Jetzt ist sicherlich das Wichtigste, dass ich es in verschiedene Klassenräume schaffe und ein Gefühl dafür bekomme, wo ich mich wohl(er) fühle! Zum Glück haben sich schon einige Schulen trotz Corona positiv zurückgemeldet, vielleicht wird das zeitnah etwas!



    Grundsätzlich haben sich für mich aus euren Antworten aber nochmal zwei Fragen ergeben.


    1)

    In BW ist Französisch an der Sek.I Mangelfach (ist ja auch eins meiner Fächer).

    Französisch/Englisch ist für die BS nicht so die Top-Kombi ehrlich gesagt... Zwar braucht man Englisch meist in jeder Schulart... Französisch ist aber ein eher selten gewähltes Fach.

    Wir hatten in den letzten Jahren tatsächlich einen Mangel an Französischlehrenden. Dieser Mangel hat sich aber nun seit diesem Schuljahr durch den Wegfall des Pflichtjahres (bei uns zumindest) erledigt.

    ich vermute, dass die offiziellen Angaben noch nicht schnell genug sind, die Auswirkungen von G9 einzuarbeiten und würde auch denken, dass jede Realschule nur noch mit einem Französischlehrer (am liebsten in Teilzeit) auskommt.

    Zum Thema Französisch fasse ich zusammen:

    In der Sek I BW würde es zwar die Einstellungschancen erhöhen - in NW auch (noch), aber dort setzt man anscheinend die Axt ans Fach an. Und die Aussage zu den BK/BS fand ich auch sehr hilfreich: Französisch ist dort nur am berufl. Gymnasium interessant, und da kommt man wahrscheinlich mit 2 oder 3 Lehrkräften aus.


    Bis auf CDLs Kommentar klingen eure Posts also fast so ... als würde Französisch in der näheren bis mittleren Zukunft ein absolutes Nischenfach, außer an Gymnasien. Oder ist es das vielleicht schon immer gewesen?! Jedenfalls frage ich mich dann tatsächlich, ob das ein Grund ist, es doch nicht oder doch ein anderes Fach zu studieren? Nur auf Englisch zu setzen und 2 Sachfächer zu machen?



    2)

    Außerdem noch eine grundsätzliche Frage zum Thema Geschichte/Sozialwissenschaften/Politikwissenschaften und den ganzen Fächern (und Fächerverbünden), die daran hängen:

    mit SoWi bessere Chancen als mit Geschichte

    (Geschichte -)

    SEK I Englisch/Französisch + Geschichte (besser Ethik) machen

    Wenn du tatsächlich nochmal zurück an die Uni möchtest, würde ich eher zu Geschichte raten, zumindest wenn du an die BS willst.

    Geschichte dürfte allerdings deutlich überlaufener sein, als Politik, insofern eher Politik als Bonusfach ergänzen. Letztlich werden aber beide Fächer an der Sek.I im Zweifelsfall fachfremd unterrichtet.


    Ihr seid in euren Posts mal auf Geschichte, mal auf SoWi/Politik eingegangen. Mal wurde mir zu SoWi, mal zu Geschichte geraten (letzteres hat mich SEHR gewundert - ich hab die Aussage hier aus dem Forum, man werde "trotz" und nicht "wegen" Geschichte eingesellt, lebhaft vor Augen). Beim Durchlesen von Webseiten Freiburger Realschulen gestern ist mir aufgefallen, dass beide Fächer mehr oder weniger zusammen in einen Fächerverbund namens EWG (Erdkunde, Wirtschaft, Gesellschaft oder so ähnlich) geworfen werden und auch nicht prüfungsrelevant sind. Dazu kommt noch CDLs Info, dass SoWi sehr oft fachfremd unterrichtet wird ...


    Was mich zu der Frage bringt: Ist es dann eigentlich egal, welche Gesellschaftswissenschaft man studiert, weil sie nicht unbedingt förderlich ist, alles im Schulalltag in einen Topf geworfen wird und man im Zweifel einfach fachfremd die jeweils andere unterrichtet? Und gilt das gleiche dann auch für (Praktische) Philosophie?

  • Zum BK in NRW: Am Beruflichen Gymnasium wird in NRW GL unterrichtet, das ist eine Mischung aus Geschichte, Politik/ Sowi und Erdkunde. Das ist auch im Bereich des Fachabiturs der Fall. Bei dualen Ausbildungen habe ich keine Ahnung. Aber an Gesamtschulen gibt es das auch.


    Bei uns an der Schule würden wir dich wenn nur wegen Englisch einstellen. In Französisch haben wir noch 4 Kollegen auf ca. 6 Kurse, mit GL Lehrern können wir Wände tapezieren. Aber wir würden dich jedenfalls deswegen nicht nicht einstellen (es sei denn deine Konkurrenz ist besser und hat Mathe) und meine SL ist immer der Meinung, dass Leute die auch mal was anderes gesehen haben als Schule und Uni eindeutig da wert geschätzt werden sollen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • EWG gibt es in BW seit dem Bildungsplan 2016 nicht mehr. Das ist jetzt also nach oben ausgelaufen und ab jetzt nur noch aufgeteilt als WBS (Wirtschft, Berufs- und Studienorientierung= Wirtschaftslehre als Studienfach), Gemeinschaftskunde (=Politikwissenschaften) und Geographie an den Schulen. Geschichte wurde (und wird weiter) sowieso schon in BW als Einzelfach unterrichtet an der Sek.I.


    Nein, es ist natürlich nicht egal, was du studierst, denn im Zweifelsfall wirst du natürlich erstmal vorrangig in deinen Fächern eingesetzt. Gerade in der Sek.I arbeiten aber viele Schulen mit mehr oder weniger intensiven Klassenlehrerkonzepten, mit dem Ergebnis, dass diese Klassenlehrkräfte dann in den eigenen Klassen auch diverse Fächer fachfremd unterrichten, um möglichst viele Stunden in der eigenen Klasse zu haben. Du musst insofern in BW und in der Sek.I davon ausgehen, dass du später auch in anderen Fächern fachfremd eingesetzt wirst, wenn die Schule an der du bist ein entsprechendes Konzept hat oder Fächer nicht anders abdecken kann (weil es eben nicht genügend Lehrer mit diesem Fach gibt) und du auch bereit dazu bist fachfemd zu unterrichten. Ich hatte in den Vorstellungsgesprächen Schulen, die direkt angekündigt haben, sie hätten mich gerne neben meinen eigenen Fächern auch noch in Deutsch, Geo, Ethik, BK ("kann jede/r, die BK-Leute legen das Material raus, Sie müssen nur noch in der Stunde die SuS beaufsichtigen") und Musik fachfremd eingesetzt (weil eben so viele passende Lehrkräfte fehlten). Das war mir für mein erstes Jahr zuviel und auch inhaltlich an vielen Stellen zu weit weg von meiner Expertise. Das passt für mich einfach nicht zu meinem fachlichen Anspruch. Tatsächlich mache ich jetzt nur Ethik fachfremd (und würde bei Bedarf auch Geschichte machen, aber da wird es keinen Bedarf geben).

    Was die Prüfungsrelevanz anbelangt: WBS ist beispielsweise in Form der Projektprüfung Teil der neuen Hauptschulabschlussprüfung (die ja auch alle Realschulen in BW anbieten) und damit durchaus prüfungsrelevant.


    Was Französisch anbelangt, beachte bitte, dass nur mein Beitrag sich auf BW und Sek.I bezogen hat, alle anderen Kommentare bezogen sich entweder auf NRW (und Sek.I oder BS) oder aber auf BW und BS. Da gibt es eben nicht nur zwischen den Schulformen sondern auch innerhalb der Schulform zwischen den Bundesländern große Unterschiede bei den Bedarfen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • yestoerty und CDL Auch die beiden Kommentare sind sehr hilfreich für mich!


    Sehr interessant, über die Fächeraufteilung in der Realschule zu hören. Dass gerade der neue Bildungsplan greift und sich Dinge ändern, hatte ich schon dunkel rausgelesen - ich konnte bloß nicht ganz eruieren, was neu und was alt war ;). Dein Post hat das jetzt wirklich glasklar gemacht, CDL. Mit dem fachfremden Unterricht habe ich an sich kein Problem (innerhalb gewisser Grenzen, wie bei dir) - aber es ist schön zu hören, dass das eigene Studienfach dann schon noch eine mehr oder weniger gewichtige Rolle bei der Stundenzuteilung spielt!


    Ach ja, und das Bild von der GL-Lehrer-Tapete wird mich wahrscheinlich in den Schlaf verfolgen ;)

    • Offizieller Beitrag

    Was Französisch anbelangt, beachte bitte, dass nur mein Beitrag sich auf BW und Sek.I bezogen hat, alle anderen Kommentare bezogen sich entweder auf NRW (und Sek.I oder BS) oder aber auf BW und BS. Da gibt es eben nicht nur zwischen den Schulformen sondern auch innerhalb der Schulform zwischen den Bundesländern große Unterschiede bei den Bedarfen.

    Auch der Hinweis auf "10% der Stellen für bili und co" ist BW-spezifisch. Die Einstellung läuft in NRW ganz anders ab.

  • Auch der Hinweis auf "10% der Stellen für bili und co" ist BW-spezifisch. Die Einstellung läuft in NRW ganz anders ab.

    Klar, mein kompletter Beitrag war ja auch nur auf BW und nur auf Sek.I in BW gemünzt. Über NRW weiß ich zu wenig, um sinnvoll antworten zu können. Das überlasse ich also gerne den Experten dafür. ;) Trotzdem mal wieder spannend, wie unterschiedlich die Länder hier einfach ticken bzw. wie verschieden die Bedarfe und in der Folge die Einstellungspolitik sind.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Dass DU das weißt, war mir klar. Der TE darf nur halt nicht denken, dass er mit einer bili-Quali über eine bestimmte Quote kommt.
    (Andererseits gibt es in NRW soviele (fast nur) Stellen über schulscharfe Verfahren, so dass eine Schule, die einen will bzw. bili braucht, auch bili ausschreibt und da dürfen sich nur Leute mit bili bewerben.)

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