Individuelles Beschäftigungsverbot für Risikogruppen? (Verbeamtungschaos)

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,


    ich grüße euch herzlich aus Hessen, habe mich soeben hier registriert und erhoffe mir, die ein oder andere Antwort oder Empfehlung zu bekommen.


    Ich werde voraussichtlich zum 01.02.2021 auf Lebenszeit verbeamtet und habe dies bei all meinen Überlegungen ständig im Kopf. Leider bekam ich vergangenes Jahr die Diagnose Colitis Ulcerosa, eine chronische Darmerkrankung, die sich leider durch die Verbeamtungsfrage und das ganze Corona-Hin-und-Her immer wieder in Schüben bei mir auftaucht - so auch aktuell wieder. Durch die Medikamente, die ich einnehme (Immunsuppressivum, Cortison...), gehöre ich laut meines Arztes zur Risikogruppe und dadurch, dass ich momentan auch noch einen erneut heftigen Schub habe, besonders gefährdet bin.


    Bezüglich der Verbeamtung habe ich nun einen GdB beantragt, dem ein Gleichstellungsantrag beim Arbeitsamt folgen wird. Laut Schwerbehindertenbeauftragten und anderen Betroffenen wird bei der Verbeamtung durch diese (bewilligten) Anträge nur auf die kommenden 5 Jahre geschaut und in der Regel folgt dadurch die Verbeamtung ohne Probleme. Aber das habe ich nicht mehr in der Hand, ich kann nur hoffen :traenen: Von der GEW weiß ich, dass aktuell kein Besuch beim Amtsarzt ansteht, sondern dass man die Gesundheitsfragen via Post zugesendet bekommt und dann entschieden wird.


    Nun zu meinem eigentlichen Problem: Ich habe große Angst vor einer Ansteckung, möchte aber nur sehr ungern aus dem Präsenzunterricht gehen und mittels Attest aus dem Verkehr gezogen werden. Nicht nur, weil ich die Verbeamtung im Kopf habe und denke "ach, Sie waren die letzten Monate gar nicht mehr im Präsenzunterricht? Verbeamten können wir sie nicht!", sondern weil ich auch meinen Job und meine Klasse liebe!


    Ich weiß, dass es ein individuelles Beschäftigungsverbot bei Schwangeren gibt. Ich frage mich, ob ich als Risikogruppe - durch Empfehlung meines Arztes - die Möglichkeit habe, ausschließlich in einer Lerngruppe zu unterrichten (meiner Klasse) und nicht wie es mein aktueller Stundenplan vorsieht in 8 Lerngruppen (Fachkurse, AGs etc). Ich komme zwar dann "nur" auf 20 Stunden (von 27), aber es wird doch bestimmt Möglichkeiten geben, in der Verwaltung oder Ähnliches mitzuhelfen?! Ich würde mich zumindest schon einmal wohler fühlen, wenn ich weiß, dass ich wirklich nur mit den 19 SuS (in erster Linie) Kontakt habe. Oder würdet ihr mir raten, aus der Präsenz rauszugehen? Ich finde es so schwierig :angst:


    Habt ihr schon etwas von Sonderregelungen für Risikogruppen in Coronazeiten gehört? (Nichtschwangere)


    Vielen Dank im Voraus! Euch einen schönen Sonntag oder einen guten Start in die neue Woche :gruss:


    Herzliche Grüße,

    TeachSmart

  • Update: Laut Juristin der GEW scheint es so etwas nicht zu geben. Entweder ich gehe ohne Attest arbeiten und dann eben so, wie ich eingesetzt werde, oder ich bleibe mit Attest dem Präsenzunterricht fern :(


    Jetzt habe ich die Schulleitung um ein Gespräch gebeten, in der Hoffnung, dass sie meinen Einsatz im Regelbetrieb noch einmal überdenkt. Schließlich muss ich auch noch eine letzte Stunde kurz vor meiner Verbeamtung zeigen... mal abwarten.

  • Hallo!

    Ich kann an der Stelle nur mit der Erfahrung einer aktuell Schwangeren dienen.

    Meine Schulleiterin hat auf Augenhöhe mit mir besprochen, welche Aufgaben ich mir zutrauen und die auch mein Frauenarzt unkritisch sieht. Das wurde in der Gefährdungsbeurteilung für Schwangere schriftlich festgehalten. Diese Grundlage gibt es jetzt bei dir nicht, was es komplizierter macht. Ich hoffe, das Gespräch mit der SL läuft gut und ihr findet gemeinsam Lösungen. Eventuell kannst du noch den Personalrat mit einbeziehen.

  • Im Prinzip kann dein Arzt dir auf ein Attest schreiben was er für medizinisch sinnvoll hält. Komplett arbeiten oder gar nicht, dazwischen gibt es ja vieles.

    Dein Arzt könnte dir zum Beispiel attestieren, dass ein Einsatz in ein oder zwei Lerngruppen dein Gesundheitsrisiko erheblich minimieren würde. Was dann die SL draus macht ist was anderes...

    Ich würde zu meiner SL gehen und sagen: Ich bin Risikogruppe, möchte aber möglichst arbeiten. Dafür bräuchte ich aber folgende Rahmenbedingungen, können wir da eine Lösung finden? Und bei Bedarf eben deutlich machen, dass du sonst ganz raus bist.


    Ich hab das auch so ähnlich (schwanger) gemacht und die SL war sehr froh, mich nicht komplett im individuellen BV zu haben, sondern als Entlastung noch einsetzen zu können, eben in einem bestimmten Rahmen.

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Tatsächlich hatte ich gestern ein Gespräch mit der Schulleitung und einem Personalratsmitglied. Das Gespräch ist sehr wertschätzend mir gegenüber verlaufen und auch wenn es sich um Umorganisation und Mehraufwand handelt, so war die Schulleitung direkt bereit nach einer geeigneten Lösung zu schauen.


    Ich fühle mich jetzt viel wohler bzw. sicherer. Ich werde ab nächster Woche ausschließlich in meinem Jahrgang unterrichten und die zwei Stunden, die mir im Unterricht fehlen, werden von meiner Seite aus unterstützend ins Schulcurriculum und in die Schulentwicklung gesteckt.


    Ein Attest war nicht notwendig, wir haben es intern besprochen, um meiner Verbeamtung auch keine Steine in den Weg zu legen. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt, aber aktuell bin ich sehr zuversichtlich und dankbar, dass wir eine Lösung gefunden haben :)

Werbung