Hallo,
ich würde in nicht allzu ferner Zukunft gerne in Bayern auf Gymnasiallehramt studieren. Die Fächer, zwischen denen ich noch schwanke, liegen alle im sprachlich/geisteswissenschaftlichen Bereich, d.h. zur Auswahl stehen Englisch, Französisch, Latein und Geschichte (+Sozialkunde).
Ich habe mir jedoch die Einstellungszahlen für diese Fächer angesehen, die mich dann doch etwas schockiert haben. So gab es im Februar 2020 40 Bewerber für die Kombination Englisch/Geschichte auf eine Planstelle, aber nur 7 Einstellungsangebote! Im September 2019 war es glatt noch schlimmer. 131 Bewerber und nur 8 Angebote.
Für Französisch + Beifach, sowie für Latein sehen die Chancen aktuell ein bisschen besser aus, aber auch nicht gerade berauschend.
Dass es ein Überangebot für Geisteswissenschaften gibt, wusste ich zwar schon, aber mit diesen Zahlen hatte ich nun doch nicht gerechnet. Kombinationen mit Latein/Französisch sehen nur geringfügig besser aus und selbst in den naturwissenschaftlichen Fächern (bis auf Physik, aber selbst da) gibt es viel mehr Bewerber als benötigt.
Mit der kürzlich erfolgten Wiedereinführung des G9 in Bayern soll zwar der Bedarf an allen Lehramtsfächern wieder steigen, v.a. im Jahr 2025, aber auch danach sagen die Prognosen für Bayern, dass die Einstellungschancen eher als günstig gelten. Außerdem werden in den nächsten Jahren die Babyboomer in Rente gehen, wodurch ja sicherlich einige Stellen frei werden. Wenn ich dieses WS oder nächstes SS also mit Lehramt anfangen würde, wäre ich irgendwann zwischen 2025 und 2030 fertig - grob gesagt - mit Referendariat usw.
Wie gesagt, ich bin etwas beunruhigt. Was passiert mit all den Leuten, die nach ihrem Studium keine Stelle bekommen? Die oben genannten Zahlen beziehen sich jetzt nur auf Planstellen und daneben gibt es natürlich noch kirchliche Angebote und Angebote von Privatschulen, aber das werden wohl auch nicht überborden viele sein.
Außerdem wird empfohlen, das Fach Geschichte mit Sozialkunde zu erweitern, um bessere Einstellungschancen zu haben und um Oberstufenunterricht geben zu können, da diese Fächer ab der 10. fast nur in Kombination unterrichtet werden. Hat man trotzdem irgendwelche Chancen auf Einstellung, wenn man nur Geschichte nimmt? Bzgl. Geschichte/Sk hätte ich persönlich noch die Hoffnung, zur Not anderweitig unterzukommen, also nicht im Lehrberuf, z.B. durch Praktika/Nebenjobs in Museen, Archiven etc. Wenn ich nur Sprachen nehme, was ich mir auch überlege, habe ich neben Lehramt ja praktisch gar keine anderen beruflichen Möglichkeiten.
Ich muss dazu sagen, dass ich derzeit etwas anderes studiere und damit überhaupt nicht glücklich bin. Ich konnte mich nach dem Abi nicht entscheiden, ob ich Lehramt oder eine andere Laufbahn einschlagen will und habe mich zunächst für letzteres entschieden, da mir jeder von einem geisteswissenschaftlichen Studium auf Lehramt abgeraten hat. Jetzt muss ich mir jedoch eingestehen, dass mein aktuelles Studium, obwohl es zu einem krisensicheren und anständig bezahlten Beruf führt - was nicht zu unterschätzen ist, wie auch momentan in der Corona-Krise sichtbar wird, nicht das ist, was ich will.
Lehramt sehe ich nicht als Notlösung, sondern ich habe ehrliches Interesse an diesem Beruf und bringe Begeisterung für die oben genannten Fächer mit. Fast alle davon hatte ich in der Oberstufe, sehr oft 15 Punkte und einen Abiturschnitt über 1,5. Das wäre also kein Verlegenheitsstudium.
Ich bin gerade etwas verzweifelt. Laut den offiziellen Zahlen müssten ja tausende von Absolventen gezwungen sein, nach dem Studium komplett umzusatteln, um nicht langfristig arbeitslos zu werden...
Was für Alternativen hätte man denn mit einem Lehramtsstudium? In Bayern besteht ja die Möglichkeit, Lehramt parallel auf Staatsexamen und auf Bachelor zu studieren.