Mach lieber Englisch/Geschichte/Sozialkunde. Was ist wenn du in 7 Jahren durch das neue G9 und dem Rückgang der Referendare eine Stelle bekommen würdest? Mach erst deinen Plan A und dann Plan B, falls es am Ende nicht klappt.
Lehramt Geisteswissenschaften
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Mach lieber Englisch/Geschichte/Sozialkunde. Was ist wenn du in 7 Jahren durch das neue G9 und dem Rückgang der Referendare eine Stelle bekommen würdest? Mach erst deinen Plan A und dann Plan B, falls es am Ende nicht klappt.
Und was ist, wenn jeder 2. angehende Lehramtsstudierende so denkt? Zumindest an meiner Uni waren bisher, trotz aller noch so schlechten Prognosen, kaum Bewerberrückgänge zu verzeichnen.
Letztlich liegt die Entscheidung eh beim TE, mir für meinen Teil wäre das aber zu viel des Pokerns. Vielleicht ärgert er sich retrospektiv, das Risiko damals nicht eingegangen zu sein. Dann hat er aber immer noch, hoffentlich, einen sicheren Job, zwar ohne Ge/Sk, aber doch mit Fächern, die ihm ebenfalls zusagen. Andernfalls würde er sich ggf. ärgern, nicht auf die Warnungen gehört zu haben. Weil er dann zwar mit Ge/Sk-Fakultas, aber ohne Job dasteht.
Und wie stellst du dir "dann Plan B" vor? Dass er dann an die Uni zurückkehrt (an der er ja im Zweitstudium auch erstmal einen Studienplatz erhalten muss) und ein weiteres Fach nachstudiert? Ernst gemeinte Frage.
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Ein m. E. auch nicht zu unterschätzender Aspekt: Die seelische Belastung mindestens innerhalb der nächsten fünf Jahre.
Ja, es gibt genügend Leute, die ein Studienfach mit vergleichsweise schlechten bis sehr schlechten Berufsaussichten studieren, trotzdem fröhlich, heiter, unbesorgt. Solange, bis sie irgendwann auf den schwierigen Arbeitsmarkt drängen. In einigen Fällen ist das wohl auf erhöhte Risikobereitschaft zurückzuführen, in anderen Fällen auf besonderen Einsatz und Talent, in den meisten Fällen auf eine gute Portion Naivität.
Es gibt aber auch eine ganze Menge dieser Studierenden, die sich aufgrund der schwierigen Stellung ihres Faches über Jahre mit z. T. wirklich schweren Zukunftsängsten plagt. Da sich der TE – im Gegensatz zu seinen Freunden – schon jetzt ernsthafte Gedanken macht, würde ich ihn eher in dieser zweiten Kategorie vermuten. Das heißt nicht unbedingt, dass er besonders pessimistisch agiert, zu ängstlich, nein: Ich denke, dass das Gros dieser Studierenden realistischer und in vielerlei Hinsicht wohl auch reifer eingestellt ist.
Natürlich ist das Lehramt so oder so ein vergleichsweise sicherer Job, stellt man dem mal die freie Kunst, Geschichte, Philosophie etc. pp. gegenüber. Aber auch im Lehramt gibt es, je nachdem, große Unsicherheiten, die in den kommenden Jahren gehörig auf die Psyche schlagen könnten. Typsache.
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Ein Zitat noch, weil ich es recht passend finde: Mein Vater sagt gern: "Trotz aller Egozentrik der Menschen: Die Welt hat noch auf niemanden gewartet."
Kann man pessimistisch auslegen, aber angesichts der Tatsache, dass mein Vater Ingenieur bei einer großen Gesellschaft ist, bei der jährlich tausende Jung-Ingenieure vorstellig werden, die glauben, mit ihrem Abschluss sowieso schon den Jackpot geknackt zu haben: Hm, vllt. sollten sich das auch Studierende anderer, schlechter gestellter Fächer zu Gemüte führen.
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Ach, noch eine Anmerkung: Solltest du dich für Englisch/Französisch (ggf. + Schulpsychologie) auf Gymnasiallehramt entscheiden, könntest du dir nach dem Studium, vor dem Referendariat den Status quo ansehen und davon ausgehend entscheiden, ob du das Ref. an der Realschule, an der FOS/BOS oder sogar doch am Gymnasium antrittst, welche weitere Laufbahn du somit einschlägst. Je nachdem, wo (regional) und in welcher Schulform du einen Platz zum Ref. erhältst (ich weiß allerdings nicht, ob es möglich ist, sich präventiv für alle drei zu bewerben, das müsstest du noch in Erfahrung bringen – hast ja aber im Zweifel noch mindestens fünf Jahre Zeit dafür), und je nachdem, wie die weiteren Einstellungschancen, Stand 2025, prognostiziert werden. Du hieltest dir so demnach erstmal mehrere Optionen offen.
Nochmal zum Verständnis:
Gymnasium = Fakultas für Sek. I-II, d. h. inkl.
Realschule = Fakultas für Sek. I
FOS/BOS = Fakultas für Sek. II
Meines Wissens (ich bitte um evtl. Korrektur) ist das aber vorerst eine Art Sonderregelung, um die vielen Bewerber vom Gymnasium auf die weniger stark frequentierten Schulformen 'umzulenken' – es könnte also sein, dass das in fernerer Zukunft nur noch eingeschränkt möglich sein wird, je nachdem, wie die 'interne' Bewerberlage (diejenigen, die bereits auf das entsprechende Lehramt studierten) an RS und FOS/BOS aussieht.
Woher hast du diese Infos?
Soweit ich weiß, geht Ref FOS/BOS nur mit Lehramt für berufliche Schulen. Allerdings kann man nach dem 2. Staatsexamen auch mit GY ne Planstelle dort bekommen.
Und die Sondermaßnahme ist für Leute mit 1. Staatsexamen an GY/RS an Mittelschulen.
@TE es ist schwer eine Prognose so lange in die Zukunft abzugeben. Wenn würde ich aber zu ner Kombi ohne Geschichte raten.
Bin mir grad nicht sicher, hast du schon Praktika an einer Schule gemacht? Wenn nein, dann mach das bevor du dich entscheidest.
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Woher hast du diese Infos?
Soweit ich weiß, geht Ref FOS/BOS nur mit Lehramt für berufliche Schulen. Allerdings kann man nach dem 2. Staatsexamen auch mit GY ne Planstelle dort bekommen.
Hierher: https://km-bw.de/site/pbs-bw-k…ellungschancen%202020.pdf
Ist allerdings das Kultusministerium Baden-Württemberg, das dazu aber schreibt: "Absolventinnen und Absolventen eines gymnasialen Lehramtsstudiengangs können statt des gymnasialen Vorbereitungsdienstes auch den Vorbereitungsdienst für das höhere Lehramt an beruflichen Schulen absolvieren, wenn die studierte Fächerkombination an beruflichen Schulen einsetzbar und ausbildbar ist. Sie erwerben dadurch die Lehrbefähigung für berufliche Schulen und können die dort prognostizierten guten Einstellungschancen nutzen. Durch eine Prüfung kann zusätzlich die Lehrbefähigung für Gymnasien erworben werden. Darüber hinaus ist beabsichtigt, diesen Seiteneinstieg auch in den Vorbereitungsdienst der Lehrämter Sekundarstufe I und Grundschule zu ermöglichen. [...] Zur Deckung des Bedarfs an allgemeinen Fächern werden derzeit an beruflichen Schulen zusätzlich Gymnasiallehrkräfte eingestellt. Bewerberinnen und Bewerber mit allgemein bildenden Fächern, die nach einem gymnasialen Lehramtsstudium den Vorbereitungsdienst an einer beruflichen Schule absolvieren und dadurch die Lehrbefähigung für berufliche Schulen erwerben, haben jedoch bei vergleichbarer Leistungszahl auch künftig Vorrang."
Danach ließe sich ja immer noch zurück nach Bayern wechseln, und je nach Wohnort bzw. Heimat des TE sollte das Referendariat in Baden-Württemberg auch keine allzu große Zumutung darstellen.
EDIT: Sorry, hätte im vorherigen Beitrag direkt anmerken sollen, dass sich das auf BaWü bezieht, hatte es aber selbst verwechselt. Für mich persönlich sind v. a. die bayrischen und die baden-württembergischen Informationen und Prognosen relevant, die im Kopf noch auseinanderzuhalten fällt mir z. T. nicht ganz so leicht.
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Und die Sondermaßnahme ist für Leute mit 1. Staatsexamen an GY/RS an Mittelschulen.
Fast richtig: "Sondermaßnahme" heißt immer, dass jemand nach dem 2. Staatsexamen die Schulart wechselt.
Die besten deiner Optionen sind demnach, ich fasse zusammen:
- Latein/Englisch (GY)
- Latein/Französisch (GY)
- Englisch/Schulpsychologie (GY)
- Latein/Schulpsychologie (GY)*
- Englisch/Französisch (RS)
- Englisch/Schulpsychologie (RS)
- Englisch/Französisch (FOS/BOS)**
Falsch. Das sind nicht die "besten" Optionen, sondern die am wenigsten schlechten unter vielen noch schlechteren.
Bedenke auch, dass es möglich wäre, im weiteren Verlauf ein Erweiterungsfach (= 3 insg.) hinzuzunehmen. Wobei ich persönlich in dem Fall ggf. mit der Schulpsychologie erweitern würde, sprich 2 Unterrichtsfächer und dann evtl. + Schulpsychologie. Das ergibt m. E. am meisten Sinn – wäre aber auch andersrum möglich.
Schulpsychologie klingt wahrscheinlch interessanter als es dann (zumindest chancenmäßig) ist. Viele machen das nachträglich als Erweiterungsfach, für das es in Dillingen (an der landeseigenen Fortbildungsakademie) entsprechende Kurse gibt. Meines Wissens ist an derart ausgebildeten Schulpsychologen auch kein Mangel, weil sich in jedem Kollegium jemand findet, der das aus karrieretechnischen Gründen "mitnimmt".
Ein echter Tipp für ein Erweiterungsfach ist (noch) Ethik, weil bislang in Bayern der Religionsunterricht klar dominiert hat. Dementsprechend war Ethik ein Nischenfach, das in der Sek I fast immer fachfremd erteilt wurde. Das soll sich jetzt aber ändern, und Ethik soll nach einer Übergangseit nur noch mit Fakultas unterrichtet werden. Auch als Erweiterungsfach ist Ethik nicht mehr so leicht zu bekommen wie früher, als man "nur" das 1. Staatsexamen in Philosophie mitschreiben musste, um die Fakultas zu erlangen. Jetzt muss man ein paar Scheine absolvieren. Es wäre also sinnvoll, das schon im Studium mitzuerledigen.
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Ich würde studieren, was ich studieren will und keine Prognose verfolgen, die in 7 Jahren sowieso wieder anders aussieht.
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Ich würde studieren, was ich studieren will und keine Prognose verfolgen, die in 7 Jahren sowieso wieder anders aussieht.
Das ist prinzipiell nicht der schlechteste Rat - nur gibt es halt im Bereich des Lehramts Fächerkombinationen, bei denen die Prognosen vor 7 Jahren schon genauso mies ausgesehen haben wie sie es heute tun und auch in 7 Jahren noch tun werden. Ich vermute jedenfalls stark, dass z. B. Geschichte in den 50er Jahren schon genauso beliebt und genauso wenig gefragt war wie heute. Ein Mangelfach war das vielleicht kurz nach dem Krieg. Für Deutsch gilt prinzipiell das Gleiche.
Insofern sollte der Rat an den TE vielleicht eher lauten, "Studier was Du willst, aber heul hinterher nicht rum und vor allem sag nicht, du seist nicht gewarnt worden!"
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An dieser Stelle möchte ich allen danken, die sich an der Diskussion beteiligt und interessante Informationen beigesteuert haben. Ich bin mir bewusst, dass meine präferierten Fächer nicht ideal sind, was die Einstellungschancen anbelangt und dass es schwer ist, eine Prognose für die Situation in 7 Jahren zu treffen.
Ich werden frühestens zum nächsten Sommersemester zu Lehramt wechseln, da ich davor das Orientierungspraktikum machen möchte. Sollte ich dabei feststellen, dass Lehramt vielleicht doch nicht das ist, was ich mir erhoffe, hätte sich das Problem sowieso erledigt. Im kommenden Wintersemester gebe ich meinem aktuellen Studium noch eine letzte Chance - wie gesagt, hier wären die Berufsaussichten gesichert, weshalb ich bisher auch gezögert habe, den Schritt zu Lehramt mit eher unsicheren Fächern zu gehen - leider bin ich extrem unglücklich mit diesem Studium und möchte eigentlich nur noch aufhören. Währenddessen werde ich mich weiterhin über Möglichkeiten bzgl. geisteswissenschaftlicher Fächer informieren und hoffe, einen für mich zufriedenstellenden Weg einschlagen zu können.
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Ich wünsche dir alles Gute
Nur aus Neugier, was kann man studieren mit absolut gesicherten Beufsaussichten?
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Medizin
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Medizin
Mit Medizin steht dir auch noch der Weg ins Lehramt offen. In meinem Jahrgang im Vorbereitungsdienst gab es auch Mediziner im Quereinstieg für das Lehramt an beruflichen Schulen. Nur vielleicht als Idee. Allerdings unterrichten die dann kein geisteswissenschaftliches Fach, sondern Gesundheit und Biologie bzw. Chemie.
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Mit Medizin steht dir auch noch der Weg ins Lehramt offen. In meinem Jahrgang im Vorbereitungsdienst gab es auch Mediziner im Quereinstieg für das Lehramt an beruflichen Schulen. Nur vielleicht als Idee. Allerdings unterrichten die dann kein geisteswissenschaftliches Fach, sondern Gesundheit und Biologie bzw. Chemie.
Oder zum Beispiel die Medizinisch-technischen Assistenten. Kannte mal einen Arzt, der war nebenbei an einer Schule genau dafür.
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Dazu hätte ich einmal eine Frage: Ist bei jeder beruflichen Fachrichtung der Quereinstieg nach einem Fachstudium möglich oder gibt es Einschränkungen? In meinem Bundesland sind die Aussichten für die Fachrichtung Wirtschaft nur mäßig: Ich vermute mal, dass das bedeutet, dass nur ausgebildete Wirtschafspädagogen eingestellt werden und keine reinen Wirtschaftswissenschaftler, oder?
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Medizin
Oooh, wie vielseitig, das würde ich ja dann doch nicht aufgeben
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derzeit denke ich gilt das für Psychologie...
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Dazu hätte ich einmal eine Frage: Ist bei jeder beruflichen Fachrichtung der Quereinstieg nach einem Fachstudium möglich oder gibt es Einschränkungen? In meinem Bundesland sind die Aussichten für die Fachrichtung Wirtschaft nur mäßig: Ich vermute mal, dass das bedeutet, dass nur ausgebildete Wirtschafspädagogen eingestellt werden und keine reinen Wirtschaftswissenschaftler, oder?
In Niedersachsen ist es, soweit ich weiß, gar nicht möglich, in der beruflichen Fachrichtung Wirtschaft einen Seiteneinstieg zu machen. Ob es ansonsten Einschränkungen gibt, ist mir nicht bekannt.
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derzeit denke ich gilt das für Psychologie...
Was?
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Dazu hätte ich einmal eine Frage: Ist bei jeder beruflichen Fachrichtung der Quereinstieg nach einem Fachstudium möglich oder gibt es Einschränkungen?
Der Quereinstieg ist grundsätzlich nur dann möglich, wenn es keine grundständig ausgebildeten Bewerber gibt für den Posten. Also eine Stelle muss für den Quereinstieg offen sein.
Heißt entsprechend mit Wirtschaft ist es schwieriger, da es dort auch ein gutes Angebot an "normalen" Bewerbern gibt.
In technischen Fächern hingegen fehlen die.
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