Corona-Onlineunterricht - Eltern enttäuscht

  • . Wobei das vermutlich weniger lustig ist als man denkt. In Brennpunkten hat vielleicht nicht jeder Internet.

    Das ist nicht nur in Brennpunkten ein Problem. Es gibt hier im ländlichen Raum mehr als genug Ecken, in denen du eben kein Internet hast, weil es nicht lukrativ genug ist oder es ist so megalangsum in Zeiten mit Spitzenbelastung, dass dann du dann entweder von allein aufgibst oder du aus dem Netz fliegst.


    Dann kommt noch dazu, dass etliche meiner (jugendlichen) Herzchen irgendwelche Internetverträge abschließen und diese dann nicht bezahlen, weil sie der Meinung sind, dass sie das nicht müssen und dann natürlich abgeklemmt werden.

  • Es gibt hier im ländlichen Raum mehr als genug Ecken, in denen du eben kein Internet hast,....

    Korrigiert mich, wenn ich Blödsinn erzähle, aber läuft WLAN nicht über Telefonkabel?

  • Fand ich ein wenig lustig, da ja in erster Linie die Medienkompetenz der Lehrer oft in der Kritik der Debatte steht. Meinem Eindruck nach sieht es bei den Schülern keinesfalls besser aus - die können nur youtube, tiktok und insta.

    Ich denke, das ist bei beiden Gruppen der Fall. Viele KuK sind nicht mit besonderer Medienkompetenz ausgestattet (wobei hier eigentlich hauptsächlich der technische Teil der Medienkompetenz gemeint ist). Die SuS wirken immer so, als ob sie besonders technikaffin sind, weil sie ihre Handys schnell bedienen können. Wenn man aber mal genauer hinschaut, merkt man schnell, dass die Apps natürlich auf maximale Einfachheit getrimmt sind. Kein Appentwickler kann es sich leisten, eine schwer zu bedienende App zu bauen und damit vielleicht ein paar Kunden auszuschließen. Also sind Apps maximal einfach gebaut. Instagram besteht aus einem langen Feed und der Möglichkeit, über drei Symbole zu interagieren. Ein Herz, eine Sprechblase und ein Briefsymbol. Davon ist das Briefsymbol noch am schwierigsten zu verstehen. Tiktok benötigt nicht mal eine Anmeldung, sondern generiert einfach Inhalte durch wischen auf dem Gerät. Alle beliebten Apps sind innerhalb von einer Minute zu verstehen und in ihren Grundfunktionen so einfach, dass jeder Depp sie bedienen kann.


    SuS haben im Regelfall keinerlei höhere Kompetenz in Medien als die meisten KuK. Hier wäre massiv mehr zu tun - aber ich frage mich immer, in welcher Unterrichtszeit das geschehen soll. In vielen Fächern bin ich froh, meinen Stoff für die Prüfungen durch zu bekommen - Medienkompetenz wird da leider nicht abgefragt.

  • Das kommt darauf an, es gibt doch auch Gemeinden, die dafür zusätzliche Antennen aufgestellt haben und jetzt sogar aus der Förderung herausfallen können, wenn es einen Anbieter gibt, der eine Versorgung für die nächsten Jahre versprochen hat, auch wenn er sie nicht halten kann oder will.


    Die Versorgung ist zum Teil unterirdisch (wie wahr), das Kabel läuft bis zu einem bestimmten Knotenpunkt, wenn du dahinter wohnst, hast du Pech gehabt. Das „Dahinter“ kann aber auch mitten im Straßenzug sein.

    Glasfaserkabel sind hier noch nicht verlegt, allerdings wurde ein Strang genau bis zur Schule gelegt ... an den anderen Häusern vorbei. Das Kabel liegt bis INS Schulhaus, gebuddelt wurde im letzten Herbst, meine ich, die Schule ist aber noch nicht angeschlossen. Da verhandelt der Schulträger noch mit den Anbietern. Früher gab es kostenlose Internetzugänge für die Schulen, vielleicht hing das am alten Konjunkturprogramm, danach wohl normale Hausverträge, nun schießen die Kosten derart in die Höhe, dass der Schulträger nicht weiß, wie er das begleichen soll und noch verhandelt.

    Hier gibt es eine Karte

    https://www.bmvi.de/DE/Themen/…andatlas-Karte/start.html


    Der Handyempfang hängt nicht am Kabel, ist aber eben auch oft nicht gegeben. Darum steht bei uns in der Schule der Hausmeister immer draußen zum Telefonieren und ist im Gebäude schlecht erreichbar.


    Wenn es in der Schule schon so schwierig ist, sind die vorgebrachten Probleme der Eltern durchaus nachvollziehbar.


    Übrigens brechen auch die Telefongespräche gerne mal ab, vornehmlich morgens zwischen 10 und 11 Uhr.

  • Palim: super, vielen Dank für die eingängige Erklärung, das ist genau das Problem, das wir hier auch haben, selbst im Kernstadtbereich.

  • Ich finde es auch unglaublich, wie gnadenlos in dieser für alle schwierige und unbekannte Situation geurteilt wird. Als hätte der einzelne Lehrer das in der Hand, wie das Lernen klappt. Es war und ist für alle schwierig. Ich habe vor allem die Erfahrung gemacht, dass man einander mehr zu schätzen weiß: Ich freue mich, meine Schüler "in echt" zu sehen, und die Schüler freuen sich, wieder in die Schule zu kommen.


    Enttäuscht? Ja, sicher. Das Leben ist kein Ponyhof in so einer Pandemie. Was haben wir denn erwartet?

    Nun ja. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr wie sonst krank in die Schule schleppen, um meine Kollegen nicht zu belasten. Es könnte ja Corona sein. Wenn alle "Angeschlagenen" zu Hause bleiben müssen, wird es nochmals interessanter in der Winterzeit.

  • Nun ja. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr wie sonst krank in die Schule schleppen, um meine Kollegen nicht zu belasten.

    Das ist schön. Ich fand schon immer kranke Kollegen IN der Schule belastender als wenn sie zu Hause sind.

  • Kommt drauf an. Also unser W-Lan kommt über's Kabelnetz, wie das Fernsehen.

    Okay, aber auch in einer Gegend ohne 4G hat man doch zu Hause in aller Regel Internetzugang, oder?

  • Okay, aber auch in einer Gegend ohne 4G hat man doch zu Hause in aller Regel Internetzugang, oder?

    Naja, kommt drauf an wo man wohnt. Ich hatte in meiner 13 eine Schülern, die hatte nur mobiles Netz und das auch nur recht schlecht... Meistens Edge, wenn sie Glück hatte mal 3G. Es gibt einfach noch Gegenden in Deutschland, die sehr sehr ländlich sind und da kann man nicht voraussetzen, dass da ne Hochgeschwindigkeitsbreitband-Leitung liegt. Aber das sollte doch eher die Ausnahme sein.


    (Die Schülerin hat das so gelöst, dass der Papa ihr auf der Arbeit die Sachen auf einen USB-Stick heruntergeladen hat... Zuhause konnte sie dann weitgehend offline arbeiten.)

  • Es gibt einfach noch Gegenden in Deutschland, die sehr sehr ländlich sind und da kann man nicht voraussetzen, dass da ne Hochgeschwindigkeitsbreitband-Leitung liegt.

    Oh, ja, es gibt sie, diese ländlichen Ausnahmeregionen. TN aus Afghanistan haben sich darüber gewundert, dass sie in ihrer Heimat besseren Internetzugang hatten als hier. Ich sag halt immer wieder: Hessische Appalachen. Hat aber den Vorteil, wenn ich mal fehlende Schäfchen suchen muss, benutze ich die Buschtrommel oder gehe an ihre meet-n'greet locations und wupp, sind sie spä. 1-2 Tage danach wieder im Kurs :teufel:

  • Das ist schön. Ich fand schon immer kranke Kollegen IN der Schule belastender als wenn sie zu Hause sind.

    Wenn man nur zu viert ist und zwei krank sind, ist es schon belastend. Wir haben halt keinen Vertretungsplan. Die Klassen werden dann aufgeteilt unter den Verbliebenen. Es hat kaum mal jemand eine Freistunde, in der er vertreten könnte. Also gar nicht. Das sieht in euren Kollegien mit 50 - 80 Leuten natürlich anders aus. Jetzt bin ich an einer etwas größeren Schule, aber mehr Teilzeitleute, die an manchen Tagen gar nicht da sind und dann auch nich herzitiert werden.

  • Wie läuft es denn derzeit mit dem Home Schooling bei euch? Ich darf das Ganze gerade aus dem Home Office koordinieren... Es gibt aber nichts zu koordinieren, wenn die Kollegen nichts an Material schicken. :daumenrunter: Wenn die das alle die ganze Zeit schon so gemacht haben wundert mich die Kritik in der Öffentlichkeit dann doch wieder nicht.

  • Bei uns gibt es da nichts zu koordinieren. Wir sind verpflichtet am Wochenende die Wochenpläne hochzuladen und Montag um 8h werden die für die Schüler sichtbar gestellt. Parallel gibt man für den Schüler an, wann man per Chat- oder Videosprechstunde für Fragen erreichbar ist (mit fixem Termin). Abgabefrist für die Schüler ist einheitlich Freitag 15h.

    Außerdem sollte man die Unterrichtsergebnisse noch gebündelt am Ende der Woche schicken (Tafelbilder o.ä.).


    Finde das recht gut geregelt.

  • Maylin85 Schön, wenn das bei euch klappt. Bei uns sind die Schüler nicht so, dass sie freiwillig arbeiten, die brauchen täglich einen Tritt ;) Außerdem soll ich ja die Kollegen entlasten, indem ich ihnen die zusätzlichen Sprechzeiten mit den Schülern abnehme... (Hat auch damit zu tun, dass ich im Home Office feststecke)

    Nun sitze ich in der Zwickmühle, dass ich eben kein Material bekomme und die Eltern sich (zurecht!!!) eben leider bei mir beschweren.

  • Ob die freiwillig arbeiten, wird sich noch zeigen 😄 Mir ist das aber ehrlich gesagt auch egal, denn es ist klar kommuniziert, dass die Distanzlernaufgaben dieses Mal voll bewertet werden dürfen. Kommt nichts, trage ich für die Woche eine 6 ein und fertig.


    Ich finde es aber prinzipiell sehr gut geregelt, wenn Homeofficekollegen hierbei entlasten. Dass dann kein Material kommt und man dummerweise zwischen den Stühlen sitzt und den verständlichen Unmut abbekommt, hört sich allerdings nervig und undankbar an.

  • Korrigiert mich, wenn ich Blödsinn erzähle, aber läuft WLAN nicht über Telefonkabel?

    WLAN läuft über die Luft, genauer gesagt elektromagnetische Wellen. Die Abkürzung bedeutet Wireless local area network. Es ist also ein lokales Netzwerk. Über einen Router oder per Einwahl kann man sich, genau wie im kabelgebunden Netzwerk, mit dem Internet verbinden. Es gibt mehrere Möglichkeiten die Verbindung zum Internet herzustellen, wie z. B. DSL, Kabel, Richtfunk, LTE etc.

  • .. . Es gibt mehrere Möglichkeiten die Verbindung zum Internet herzustellen, wie z. B. DSL, Kabel, Richtfunk, LTE etc.

    Also haben doch Leute, die einen Telefonanschluss haben auch Möglichkeiten, Internet zu erhalten. Das hat ja nix mit Breitbandausbau, Handyempfang und Schulen ohne Netz zu tun?

  • Also haben doch Leute, die einen Telefonanschluss haben auch Möglichkeiten, Internet zu erhalten. Das hat ja nix mit Breitbandausbau, Handyempfang und Schulen ohne Netz zu tun?

    Grundsätzlich ja. Aber : Nicht jeder hat heute mehr einen Telefonanschluss. Wenn das Geld knapp ist, ist die Nutzung eines Handys meistens attraktiver, auch wenn die Bandbreite oder das Volumen beschränkt ist. Wenn eine Telefonanschluss mit Internet dann selbst im besten Fall nur 15-20 Euro im Monat kostet, kann das in einem Haushalt mit Hartz 4 schon ein relevanter Posten sein.


    Und selbst wenn eine Telefonanschluss oder Kabelanschluss vorhanden ist, muss das nicht heißen, dass man damit was anfangen kann. Wie schon mal erwähnt hängt die Zweigstelle meiner Schule an einer 3 MBit-Leitung. Das gab es erstmalig bei der Telekom im Jahr 1999 oder 2000 zu kaufen, also vor 20 Jahren. Die Schule liegt an einer Hauptstraße stadteinwärts in einer Stadt, die man getrost als Großstadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern bezeichnen kann. Ein Freund von mir wohnt in einer reinen Wohnsiedlung am Stadtrand. Dort liegen 2 MBit für ihn bereit. Glasfaser hat die Stadt jetzt verlegen lassen (und die Telekom hat sich lustigerweise genau dann auch entschlossen, ins gleiche Loch ihr Glasfaser zu legen), angeschlossen wird ab Dezember. Auf meinem Urlaub in Norddeutschland gab es ganze Landstriche, in denen per Mobilfunkt nur Edge verfügbar war (das E im Handydisplay, wo man weiß, dass nicht mal mehr WhatsApp richtig geht).


    Der Staat hat mit seinen Auflagen hier einfach massivst versagt. Das ist seit Jahren bekannt, jetzt fällt es erstmals richtig auf. Wenn der Staat Glück hat, ist Corona bald vorbei und keiner redet mehr drüber. Dann muss auch nix gemacht werden. Letztlich hängt es vom Glück hab, ob man einen vernünftigen Anschluss hat oder nicht (mein Papa wohnt in einem 500 Seelendorf in der Eifel - bei ihm waren immer 50 Mbit verfügbar, der Ausbau auf 100 MBit hat vor ein paar Monaten stattgefunden).

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