Kinder ohne Aufenthaltstitel

  • Wie bringst du denn Menschenrechte mit meinen "Luxusproblemen" in Verbindung? Letztere meinte ich bewusst allgemein (hätte ich sicher noch stärker hervorheben können) und eher in Bezug auf unsere kleinen Alltagsproblemchen in Deutschland. Nachvollziehbar, dass sie uns in einem bestimmten Moment stören, aber doch im Vergleich unbedeutend, wenn andererorts das Recht auf Leben gefährdet ist (Wie ich vorab schrieb, es gibt noch Länder, in denen homosexuelle Handlungen mit dem Tod bestraft werden.).

    Ein Gesetz alleine ist nur wirkungsvoll, wenn es auch umgesetzt wird und die Bevölkerung es akzeptiert, das stimmt. Irgendwo muss aber angefangen werden und in einem tiefstkonservativen Land muss man sehr kleine Schritte gehen: Beim Beispiel "Homophobie" also erst einmal der Entfall der Todesstrafe, dann der Entfall jeglicher Strafen, iiiiirgendwann können wir uns dann auch über das Recht zur Heirat und zum Adoptieren von Kindern unterhalten.

  • Letztere meinte ich bewusst allgemein (hätte ich sicher noch stärker hervorheben können) und eher in Bezug auf unsere kleinen Alltagsproblemchen in Deutschland.

    Achso, ok.... dann hatte ich das falsch verstanden.


    Ein Gesetz alleine ist nur wirkungsvoll, wenn es auch umgesetzt wird und die Bevölkerung es akzeptiert, das stimmt. Irgendwo muss aber angefangen werden und in einem tiefstkonservativen Land muss man sehr kleine Schritte gehen: Beim Beispiel "Homophobie" also erst einmal der Entfall der Todesstrafe, dann der Entfall jeglicher Strafen, iiiiirgendwann können wir uns dann auch über das Recht zur Heirat und zum Adoptieren von Kindern unterhalten.

    Ja klar, da bin ich ganz bei dir. Es braucht eben beides, das wollte ich betonen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Stimmt genau Lehramtsstudent : Menschenrechte im Besonderen und Gesetze im Allgemeinen müssen auch in der Gesellschaft ankommen und von dieser gelebt werden. Diesbezüglich könntest du ja einfach mit gutem Beispiel vorangehen, indem du nicht immer wieder nach Wegen suchst die Rechte von Mitmenschen auszuhöhlen, zu begrenzen und nur deinem persönlichen politischen Verständnis unterzuordnen. Solltest du daran etwas ändern wollen : Beginn damit deinen SuS den Respekt entgegen zu bringen, den du von ihnen erwartest. Mach dich kundig zu dir bislang verborgenen Themen, wie interkultureller Pädagogik oder auch DaZ und lies dir jeden Morgen und jeden Abend den kleinen Prinzen durch, bis du dessen Weisheit verinnerlicht hast. Wenn du beginnst mehr mit dem Herzen zu sehen, als verbrämt durch deine AfD-Brille hast du einen ganz wichtigen Schritt dahin geschafft, um deinen SuS der Lehrer zu werden, den sie brauchen und verdienen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • ... hat der Teil meiner Familie, der neben Deutsch eine zweite Familiensprache von klein auf hatte diesen Teil der eigenen Identität an die nächste Generation nicht mehr weitergegeben, vor lauter Assimilationsdruck. So entwurzelt man Menschen ganz nachhaltig,...

    Und es gibt so viele deutsche Familien, die Enteignung hinter sich und Flucht durchgemacht haben. Unsere Gesellschaft hat diese Trauma nicht verarbeitet, weil es einfach totgeschwiegen wurde und Menschen sich zu assimilieren hatten. Möge es heute besser funktionieren.


    Z.B. hier:

    https://www.google.com/url?sa=…XHqEM-BBQK5oW67la&ampcf=1

  • Meine Grosseltern sind in Bayern "assimiliert", die hätten eigentlich noch Tschechisch gesprochen. Den Fehler mache ich hier sicher nicht. Mehr ist dazu auch nicht zu sagen, bringt eh nichts.

  • ...du meinst beeeehmisch, oder?

    ...kenn ich auch woher...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Beginn damit deinen SuS den Respekt entgegen zu bringen, den du von ihnen erwartest.

    Woher weist du, dass er das nicht macht? Hast du ihn schon im Umgang mit seinen Schülern gesehen?


    ...als verbrämt durch deine AfD-Brille...

    Wie sieht so ein Teil aus? Oder isses nur um wieder mal jemand in eine bestimmte Ecke zu stellen und persönlich zu diskreditieren?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • persönlich zu diskreditieren

    Die "betroffene" Person tut ja hier auch unverblümt ihre persönliche Meinung kund. Da muss man damit rechnen, dass andere Leute anderer Meinung sind und ja, dann sind wir auf der persönlichen Ebene. Da muss man dann auch einfach mal schreiben können... Weisste was, deine Meinung finde ich einfach nur zum Kotzen. Finde ich in dem Fall übrigens auch.

  • Wir dürfen gerne unterschiedlicher Meinung sein, dafür ist auch ein Forum da. Deswegen bin ich auch keinem böse, der unter meinen Beiträgen Smileys verteilt, mache ich ja auch. Solange wir da nicht auf die persönliche Ebene gehen, ist da auch alles gut - wir sind ja erwachsen und die Meisten halten sich auch daran ;) .

  • Unsere Gesellschaft hat diese Trauma nicht verarbeitet, weil es einfach totgeschwiegen wurde und Menschen sich zu assimilieren hatten.

    Ich denke aber, dass schon ein gewisses Maß an Aufarbeitung in den letzten Jahren stattgefunden hat, siehe z. B. das Thema "Kriegsenkel" und die Auswirkungen auf nachfolgende Generationen.


    Natürlich ist aber auch sehr viel erst mal unter den Tisch gekehrt worden, denn die Leute mussten ja nach dem 2. WK irgendwie weitermachen. Die Menschen mussten ja auch noch damit rechnen, bei "Anderssein" als "Feinde", "Kollaborateure" etc mit Repressalien/Ausgrenzung oder körperlichen Übergriffen (z. B. Frauen, die sich mit Kriegsgefangenen eingelassen haben) zu rechnen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich weiß nicht, ob man das wirklich vergleichen kann / sollte.
    Bestenfalls werden Mechanismen deutlich, die zeigen, dass bei Neuankömmlingen sich die Alteingesessenen zunächst auf die Gemeinsamkeiten untereinander berufen, um sich abzugrenzen.
    Das kann der Berliner gegenüber dem Königsberger sein, aber eben auch der Marzahner gegenüber dem Spandauer.

    Letztlich ist die Integration der Heimatvertriebenen aber geglückt, weil sie eben auch Deutsche waren und - seien wir ehrlich - weil sie optisch nicht aus dem Raster gefallen sind. Und es geht immer um den Kuchen, der droht, noch weiter geteilt werden zu müssen. Die damalige "Fremdenfeindlichkeit" gegenüber den Heimatvertriebenen dürfte nichts anderes gewesen sein.

  • Ich denke aber, dass schon ein gewisses Maß an Aufarbeitung in den letzten Jahren stattgefunden hat, siehe z. B. das Thema "Kriegsenkel" und die Auswirkungen auf nachfolgende Generationen.

    Das Kriegsenkelbuch ist 2009 (!) erschienen und zudem längst nicht jedem bekannt. Das Aufarbeiten beginnt erst und vor allem nur bei den Kindern. Eine Bekannte hat als Jugendliche ihren Vater gefunden, er hatte sich aufgeknüpft. Obwohl die Integration gelungen schien, man hat sich ein Haus gebaut, Landwirtschaft betrieben usw.


    Die Menschen haben sich abgerackert, um eine neue Existenz aufzubauen und sich anzupassen, aber alles was an Enteignung, Vergewaltigung, Ablehnung erfahren wurde ist eben nicht aufgearbeitet worden, das zeigt Sabine Bode eindrücklich.


    Klar, wer schon hier gelebt hat war ja selbst überfordert und kriegsgezeichnet. Aber wir sind das nicht, wir sind stark genug, aus der Komfortzone rauszukommen und uns mit Trauma und DaZ zu beschäftigen, wenn das unser täglich Brot ist. Und selbst wer das nicht tun möchte, soll doch bitte die in Frieden lassen, die sich für ihre Mitmenschen interessieren und einsetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mehrere Bücher von Frau Bode gelesen. Ja, sie erklärt den einen oder anderen Mechanismus - allerdings erscheinen mir manche Verhaltensmuster zu monokausal erklärt. Der Krieg hatte zweifellos eine nachhaltige Wirkung auf die Überlebenden, aber auch diese sind ja Kinder ihrer (Vorkriegs)Zeit. Ich glaube, dass in meiner Familie bestimmte Verhaltensmuster auch ohne den Krieg nachhaltig gewirkt hätten. Der Krieg hat sie nur noch zusätzlich verstärkt.

    Nebenbei: Das Aufarbeiten beginnt weniger bei den Kindern als eher bei den Enkeln und Urenkeln. Ich behaupte, dass meine Generation (Baujahr in den 70ern) die erste ist, die überhaupt Gefühle reflektieren kann, bewusst darüber sprechen kann und sich der eigenen Fehler in der Erziehung bewusst ist, um es besser zu machen.

    In der Konsequenz heißt das natürlich, dass wir anderen Menschen - hier Kindern und Jugendlichen - vermutlich stärker sensibilisiert und somit sensibler entgegentreten können als des die Generation über uns konnte.

  • Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst Bolzbold . Du sagst, die Mechanismen der Ausgrenzung von "Fremden" sind immer dieselben, das sage ich auch.

    ... Der Krieg hatte zweifellos eine nachhaltige Wirkung auf die Überlebenden, aber auch diese sind ja Kinder ihrer (Vorkriegs)Zeit...

    Die wiederum im ersten Weltkrieg aufgewachsen sind. Zwei Weltkriege stecken in unseren Knochen. Es gibt Berichte aus der Zeit im und nach dem 1.WK von Kindern, die Anzeichen von Traumata zeigen, logisch sind die nicht plötzlich verarbeitet, sondern werden weitergegeben. Geforscht wurde dazu unter anderem mit Angehörigen von Holocaustopfern. Trauma können definitiv weitergegeben werden, inzwischen gibt es auch Anhaltspunkte dafür, dass dies zu einem Teil genetisch passiert.

    Nebenbei: Das Aufarbeiten beginnt weniger bei den Kindern als eher bei den Enkeln und Urenkeln.

    Die "Kriegsenkel" sind die Kinder derer, die im Krieg Kinder waren. Bei unseren Schülern wären es deren Kinder, die Großeltern (jetzigen Eltern) sind geflohen. Wichtig wäre demnach, wenn die jetzigen Kinder Hilfe bekämen, die sie brauchen. Das können wir nicht leisten, wir sind Lehrer. Aber wir können natürlich unseren Teil dazu beitragen.


  • In der Konsequenz heißt das natürlich, dass wir anderen Menschen - hier Kindern und Jugendlichen - vermutlich stärker sensibilisiert und somit sensibler entgegentreten können als des die Generation über uns konnte.

    Genau, das meine ich auch. Hattest du den Satz später ergänzt?


    Ich habe übrigens zum Thema "Psychotherapie für Geflüchtete" von älteren Menschen immer wieder Kommentare gelesen "und wer hat uns damals geholfen?!" da sind so viele Wunden.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, der Satz war von Anfang an da.

    Was die ältere Generation angeht, so stimmt das leider - und daraus resultiert dann das fehlende Verständnis für die psychologische Behandlung von Geflüchteten. Meine Großmutter, die immerhin 96 geworden ist, war leider auch so ein Beispiel.

  • Man muss allerdings auch berücksichtigen, dass in vielen anderen Kulturkreisen Probleme innerhalb der Familie in der Familie bleiben und nicht nach außen getragen werden (sollen), wohingegen in Ländern wie USA, Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es ja eher schon ein "must-have" oder zumindest salonfähig eine Psychotherapie gemacht zu haben.

  • Man muss allerdings auch berücksichtigen, dass in vielen anderen Kulturkreisen Probleme innerhalb der Familie in der Familie bleiben und nicht nach außen getragen werden (sollen), wohingegen in Ländern wie USA, Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es ja eher schon ein "must-have" oder zumindest salonfähig eine Psychotherapie gemacht zu haben.

    In Österreich definitiv nicht. Zum einen sind die für viele nicht bezahlbaren Kosten (keine Kassenleistung) und zum anderen sind es die fehlenden Einrichtungen. Die, wie in Deutschland fast schon flächendeckend vorhandenen Kinderpsychologen und Tageskliniken sind hier nur selten und, wenn dann nur privat vorhanden. Ich bin oft froh, dass ich noch Kontakte aus Deutschland habe, wo ich zumindest mal was nachfragen kann (darf aber als Lehrerin nicht diagnostizieren und schon gar nicht therapieren).

  • In Österreich definitiv nicht. Zum einen sind die für viele nicht bezahlbaren Kosten (keine Kassenleistung) und zum anderen sind es die fehlenden Einrichtungen.

    Oh, Entschuldigung, dann ist da mein Infostand veraltet.

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