Informatik & Physik Kombination

  • Guten Abend,


    ich habe vor ab dem kommenden WS mein LA Studium (Gymnasium) zu beginnen, bin mir aber mit der Fächerkombination nicht ganz sicher.


    Physik und Informatik sind ja beides eher Nebenfächer (zb in der Mittelstufe), habe ich dann nicht Probleme auf genug Stunden pro Woche zu kommen oder muss ich dann sehr viele unterschiedliche Klassen unterrichten?


    Wäre es eventuell sinnvoller ein Hauptfach wie Mathe, BWL oder Deutsch zu wählen und das dann mit Physik oder Informatik zu kombinieren?


    Ich stelle es mir stressiger vor viele unterschiedliche Klassen für jeweils wenige Stunden in der Woche zu unterrichten, als umgekehrt. Außerdem kann so wahrscheinlich auch schwerer eine Bindung zu den einzelnen Klassen aufgebaut werden.


    Wie schätzt ihr das ein, bzw. hat jemand Erfahrungen damit?

    Und wie stehen die Chance mit der Fächerwahl an einem beruflichen Gymnasium oder einem Berufskolleg eine Stelle zu bekommen?


    Viele Grüße,

    Petre

    • Offizieller Beitrag

    in welchem Bundesland? Mit der Fächerkombi kannst du dir wahrscheinlich direkt nach dem Bachelor (also wenn schon ausgesiebt wurde) deine Stelle aussuchen und die Schulen warten brav, bis du fertig bist.
    Wenn du dich für diese zwei Fächer real interessierst (und sie packst): mach es, es gibt genug andere Leute mit Hauptfächern. Wenn dein Traum allerdings ist, eine Klassenleitung zu haben und 10 Stunden die Woche in einer Lerngruppe zu haben, dann ist es natürlich doof.
    Je nach Bundesland wird der Stress der vielen Lerngruppen durch die deutliche kleinere Korrekturbelastung duraus ausgeglichen.

  • Erstmal danke für die schnelle Antwort.


    Bundesland ist BW, Klassenleitung muss nicht unbedingt sein. Habe nur Sorge wegen dem höheren Vorbereitungsaufwand bei mehreren Klassen aber vielleicht ist das ja auch gar nicht so.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist _vielleicht_ in den ersten Jahren so, WENN man dir (keine Ahnung, wieviele Jahre Physik es zb am Gym gibt) eine 5, eine 7, eine 8, eine 10, eine 11, eine 12, eine 13 gibt (wären so 14-15 Stunden bei uns), und ähnlich verteilt in Info. Möglich. Worst case szenario. Wobei du auch im Ref mehr Lerngruppen siehst, da du die selbe Anzahl an Stunden wie der Deutsch/Französisch-Referendar hast, sprich: du hast mehr Fundus / Lernreihen aus dem Ref.

    Eine gute, selbst mittelmäßige Schulleitung (und gute, selbst mittelmäßige Fachschaften) würden dafür sorgen, dass du einige Klassenstufen doppelt bekommst (DAS kann natürlich auch ein Problem sein, aber man kann nie nur Vorteile haben ;-D).

    SELBST, wenn das erste Jahr nach dem Ref das Horrorjahr schlechthin ist, weil man dir jede einzelne mögliche Lerngruppe gibt: nach dem Jahr bist du schwer bewappnet und musst nur noch den jeweiligen Lerngruppen anpassen, verbessern, wo du im Jahr davor weniger Zeit hattest, das neue Curriculum anpassen, usw...


    Du hast Interesse für die zwei Fächer, die unter den allgemeinbildenden Fächern wahrscheinlich die gesuchtesten sind, und zwar schulartübergreifend. Go for it! Wenn du auch für Mathe oder Deutsch brennst, okay, das ist eine Überlegung wert. Aber nicht ein weniger beliebtes Fach nehmen, nur aus der Überlegung heraus, dass du dann weniger Gruppen hast.

    PS: Wenn du so einer bist: Mathe Physik / Info / Mathe ;) dann kombinierst nur noch Vorteile. Deine Einstellungschancen im Vergleich zu Physik / Info sind allerdings nicht verbessert, es ist ja nicht möglich ;)

  • Erstmal danke für die schnelle Antwort.


    Bundesland ist BW, Klassenleitung muss nicht unbedingt sein. Habe nur Sorge wegen dem höheren Vorbereitungsaufwand bei mehreren Klassen aber vielleicht ist das ja auch gar nicht so.

    In Baden-Württemberg werden im Gegensatz zu NRW in allen Fächern Arbeiten geschrieben (in Nebenfächern zwar nicht verpflichtend, aber üblich). Und da es nur zweistündige Fächer sind, ist evtl. sogar mehr Korrektur.


    Allerdings gibt es in Baden-Württemberg seit neuestem am Gymnasium auch Hauptfächer wie IMP (Informatik, Mathematik, Physik), da wärst du mit deiner Kombi ideal. (Bei uns kommt es aber mangels Schüler nicht jedes Jahr zustande, es kann statt 3. Fremdsprache, NwT oder Musik gewählt werden). Bei uns werden aufgrund der Wahlmöglichkeiten übrigens oft Nebenfachlehrer in der Mittelstufe Klassenlehrer, weil sie die Klasse komplett haben.


    Es ist also immer wieder anders.


    (Physik ist übrigens ein Experimentalfach, bei uns sind Physik- und Chemielehrer oft noch spät an der Schule, (Schüler-)Versuche benötigen Zeit, aber mir macht es Freude und wenn es bei dir genauso ist?)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Was wäre denn das Problem wenn man Klassenstufen doppelt bekommt? Hört sich für mich eher nach einem Vorteil an 😄


    Physik steht ganz sicher, bei Informatik bin ich noch etwas am überlegen (Deutsch oder Mathe stehen noch zur Wahl). Gerade auch die Experimente in der Physik interessieren mich sehr.

    Wobei ich mir vorstellen kann, dass das Studium eventuell etwas entspannter abläuft wenn ich zwei Fächer habe die zusammen passen. Also beispielsweise Mathe und Physik anstatt Physik und Deutsch.


    So viele Klassen auf einmal zu haben, hört sich für mich definitiv nach einem worst case an.

    Für mich würden auch eher berufliche Gymnasien in Frage kommen später. Also WG, TG, BK, etc. Und gerade am TG sollte Physik und eventuell auch Informatik mehr Stunden im Lehrplan einnehmen als ein zweistündiges Nebenfach oder? So das man dort dann weniger Klassen pro Woche unterrichtet aber dennoch auf seine Stunden kommt. Oder sehe ich das falsch?

    • Offizieller Beitrag

    Was wäre denn das Problem wenn man Klassenstufen doppelt bekommt? Hört sich für mich eher nach einem Vorteil an 😄

    ICH bin nicht so scharf darauf, drei mal die Woche dasselbe zu erzählen. Aber man gewöhnt sich auch mal dran. Das hatte ich vor Jahren (das ist bei meiner Fächerkombi höchst selten und unwahrscheinlich), ich fand es furchtbar.

    Das hatte ich wieder dieses Jahr, ich war besser vorbereitet und organisiert und ich hatte ein super entspanntes Jahr.

  • Die Kombination eines der Fächer mit Mathe hat neben dem Einsatz in einem Kernfach und entsprechend weniger Lerngruppen bereits im Studium einen weiteren Vorteil: Sowohl in Informatik als auch in Physik ist gerade anfangs der Anteil von Mathematik relativ hoch. Man muss also ohnehin Mathe-Vorlesungen besuchen, die bei Mathe als Fach bereits angerechnet werden. Anders ausgedrückt: Mit Informatik/Physik hat man einen erhöhten Aufwand im Studium, da man sich einiges an mathematischen Inhalten ohnehin aneignen muss.


    Bei entsprechendem Interesse kann es sinnvoll sein, erst einmal Mathe/Physik zu studieren, da Informatik als Fach oft nur wenige Stunden hat. Der Bedarf an Lehrkräften ist in Physik und in Informatik bundesweit relativ hoch, in Informatik reichen aber oft 2-3 Lehrkräfte pro Schule aus. Anders als für Physik gibt es in einigen Bundesländern die Möglichkeit, sich auch berufsbegleitend für Informatik nachzuqualifizieren, wenn man das möchte. Hat die Wunschschule Bedarf, unterstützt sie das meist gerne.

    • Offizieller Beitrag

    Anders als für Physik gibt es in einigen Bundesländern die Möglichkeit, sich auch berufsbegleitend für Informatik nachzuqualifizieren, wenn man das möchte. Hat die Wunschschule Bedarf, unterstützt sie das meist gerne.

    der Vollständigkeit halber: in NRW kann man sich auch für Physik nachqualifizieren lassen. (jaja, in NRW geht einiges ;) )

  • Habe nur Sorge wegen dem höheren Vorbereitungsaufwand bei mehreren Klassen aber vielleicht ist das ja auch gar nicht so.

    Würde ich gar nicht als so schlimm sehen. Ob du jetzt fünf Stunden Mathe in der 5. Klasse vorbereitest oder 2 Stunden Physik in der 7. und 3 Stunden Info in der 9. Klasse, macht vom Aufwand her wenig Unterschied. Ehrlich gesagt sind für mich am BK die Kurse mit mehr Stunden sogar anspruchsvoller in der Vorbereitung, weil mehr Stunden natürlich auch eine tiefergehende Beschäftigung mit der Materie im Unterricht bedeutet. Je nach Vorwissen muss man dann auch um einiges länger in der Vorbereitung recherchieren.


    Ansonsten gilt, was schon gesagt wurde. Du suchst dir die Schule aus, solange du irgendwie einen Abschluss bekommst :-). Ob das jetzt Mathe/Physik, Mathe/Info oder Info/Physik ist, macht eher wenig Unterschied.

    Deine Einstellungschancen im Vergleich zu Physik / Info sind allerdings nicht verbessert, es ist ja nicht möglich ;)

    Schöner kann mans nicht beschreiben :)


    Ich selbst finde es nicht so schlimm, zweimal die Woche identische Dinge zu erzählen. An einem BK mit nur zwei bzw. dreijährigen Bildungsgängen ist das auch oft der Fall. Mehr als 2x muss allerdings nicht sein. Der Vorteil insbesondere in den ersten Jahren ist, dass du durch das mehrfache zeitnahe Wiederholen schnell gucken kannst, was schlecht gelaufen ist und direkt in der gleichen Woche einen neuen, verbesserten Versuch starten kannst. So wird die Qualität des Unterrichts viel schneller besser als wenn man nur alle drei Jahre den Stoff macht.


    Berufsbildende Schulen sind glaube ich im ganzen Bundesgebiet unterbesetzt, wenn dann noch deine Fachkombi dazu kommt, rollen die sicher den roten Teppich aus. Prüfe aber vorher, wie das mit deinem Lehramtsabschluss (aka. 2. Staatsexamen) funktioniert. In NRW sind BK und Gym/Ge unterschiedliche Abschlüsse. Zwar sind viele (alle?) Stellen am BK zusätzlich auch für Gym/GE geöffnet, eine Garantie gibt es dafür aber nicht.

  • Danke für die ganzen hilfreichen Antworten. Ich tendiere mittlerweile mehr zu Mathe und Physik und kann dann ja immer noch im Master oder später im Berufsleben Informatik dazu nehmen (Erweiterungsmaster oder nebenberuflich), wenn ich das bis dahin noch will.

    Deutsch habe ich wegen den Einstellungschancen jetzt mal komplett raus gelassen.


    @Kalle29: Habe mich schon mal über berufliche Gymnasien erkundigt und das ist in BW wohl ohne Probleme möglich.

  • Kalle29: Habe mich schon mal über berufliche Gymnasien erkundigt und das ist in BW wohl ohne Probleme möglich.

    Hier musst du dich noch etwas weiter informieren. Das berufliche Gymnasium ist eine Schulform an den beruflichen Schulen. Mir ist keine Schule bekannt, die ausschließlich ein BG hat. Daher wird man dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch an anderen Schulformen eingesetzt.

  • Am Berufskolleg unterrichtest du aber viele Klassen. Willst du jetzt ans Gymnasium oder nicht? Ich unterrichte am BK Informatik und da ist es Kernfach für einige Ausbildungsgänge. Und da habe ich eine Klassenleitung mit 4 Wochenstunden. Mehr als sie Deutsch und Mathe haben.

  • Die Kombination eines der Fächer mit Mathe hat neben dem Einsatz in einem Kernfach und entsprechend weniger Lerngruppen bereits im Studium einen weiteren Vorteil: Sowohl in Informatik als auch in Physik ist gerade anfangs der Anteil von Mathematik relativ hoch. Man muss also ohnehin Mathe-Vorlesungen besuchen, die bei Mathe als Fach bereits angerechnet werden. Anders ausgedrückt: Mit Informatik/Physik hat man einen erhöhten Aufwand im Studium, da man sich einiges an mathematischen Inhalten ohnehin aneignen muss.

    Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben. Ja klar, man muss mit Informatik/Physik auch Mathe-Vorlesungen besuchen, diese werden aber natürlich unabhängig vom Zweitfach angerechnet und somit ist der Aufwand (im Sinne von ECTS) von Mathe/Physik nicht geringer als für Informatik/Physik. Im Prinzip wird das Studium dadurch nur etwas breiter, was aber nichts unbedingt schlecht sein muss.


    Das nur der Vollständigkeit halber..

    "In einer Gesellschaft in der Privatsphäre kriminalisiert wird, haben nur noch Kriminelle Privatsphäre" - frei nach Phil Zimmermann

  • Informatik und Physik sind an allen Schulformen (vlt. von der Grundschule abgesehen) die Mangelfächer schlechthin. Solltest du das Studium schaffen, kannst du dir später deine Stelle aussuchen. Mit Deutsch oder Mathematik in der Kombi könntest du auch eine Klassenleitung übernehmen, das ist natürlich ein Plus, aber im Grunde lecken sich alle weiterführen Schulen die Finger nach Informatik- bzw. Physiklehrern, wenn wir mal ehrlich sind.

  • @Lehramtsstudent : Deine Aussage kann ich für Informatik unterschreiben, aber Physik gibt es z. B. an meiner Schule nur am BG Technik (und in der FOS gibt es das Fach "Naturwissenschaften" als "Mischung" aus Physik, Bio und Chemie), sprich: dafür benötigen wir genau eine Lehrkraft.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Gut, hast mich ^^ . Ich würde mal sagen, wenn der Threadersteller unbedingt an eure Schule möchte, es bereits diesen einen Lehrer gibt, und er absolut keine Kompromisse eingehen will, dann hätten wir tatsächlich einen arbeitslosen Physiklehrer. Ich würde mal sagen, ist ein überschaubares Risiko...

  • Ich schätze aber, dass es nicht nur an unserer BBS wenig Physikunterricht gibt, sondern dieses Fach an beruflichen Schulen allgemein nicht weit verbreitet ist (ich kenne mich allerdings im technischen Bereich nicht so aus; evtl. gibt es dort ja doch Schulformen, wo Physiklehrer*innen gebraucht werden). Wir hatten übrigens bis vor einem halben Jahr sogar zwei Kollegen, die Physik unterricht haben, aber der eine ist zum Halbjahr pensioniert worden ;) .

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich gehe auch einmal davon aus, dass es sehr vom Schwerpunkt der jeweiligen Berufsschule abhängt - Schwerpunkt Sozialpädagogik braucht tendenziell weniger Physiklehrer als Elektro- oder Metalltechnik. Gerade noch einmal nachgeschaut und bei uns ist es explizit genanntes Mangelfach in der H/R-, Berufsschule und Gymnasium. In der Förderschule werden Kandidaten mit Physik sicher auch nicht weggeschickt, wählt nur kaum einer dort. Nur in der Grundschule wird Physik als Teil des Sachunterrichts weniger gesucht. Man kriegt zwar auch damit aktuell eine Stelle, aber nicht zwangsläufig die Wunschschule.


    Mit freundlichen Grüßen

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