Inwieweit schränkt Corona euer (Privat)Leben ein?

  • ich sehe eher für einige Freunde, deren Veranstaltungen ich seit fast 20 Jahre besuche, eine Insolvenz am Horizont, weil Pacht und andere Kosten nicht einfach wegfallen.

    Ähnliches gilt ja auch für Gewerbetreibende/Schausteller in der Mittelalterszene, auf Märkten, Messen oder z. B. auch einen großen Teil der freischaffenden Künstler oder Beleuchter, Tonmeister in Theatern etc.


    Ich bleibe dabei, dass Corona unsere Gesellschaft tiefgreifend verändert und sich viellleicht manch eine/r über die Konsequenzen nicht ganz im Klaren ist.


    Natürlich geht es uns in D. noch vergleichsweise gut, da wir durch die relativ hohen Sozialabgaben im Vergleich zu anderen Ländern bislang auch noch unser staatl. Gesundheitssystem funktionierend erhalten konnten.

  • Heute habe ich gelesen, dass wohl u.a. der gesellschaftliche Zusammenhalt im Juni deutlich besser beurteilt wurde, als noch im Februar diesen Jahres. Das betrifft zwar nicht alle gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen (Empfänger von Transferleistungen fallen ebenso raus, wie beispielsweise Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit) ist aber dennoch eine coronainduzierte Veränderung, die ich sehr positiv finde und die ich durchaus auch persönlich erlebe, wie ich gerade jetzt auch bei meiner Umzugsplanung erlebe: Da haben mich zahlreiche Nachbarn angesprochen und Hilfe angeboten, sollten mir durch Corona Helfer ausfallen, meine Freunde haben mich ganz selbstverständlich beim Packen unterstützt, damit ich das mit meinem Asthma trotz des ganzen Bücherstaubs, der aufgewirbelt wird gut packe (eine Freundin hat einfach den gesamten oberen Regalbereich abgestaubt und gewischt vor dem Einpacken, damit ich das nicht mit umziehe), andere Nachbarn haben sich gemeldet, um mir bei der Renovierung zu helfen oder mich auch einfach nur zum Essen eingeladen, sollte ich in der letzten Woche keine Zeit mehr zum Kochen haben. Ja, ich bin ein Mensch, der auch vor Corona viele Kontakte und sehr gute nachbarschaftliche Beziehungen hatte, was es leichter macht, dennoch ist das eine sehr deutliche Intensivierung und Solidarität. Das ist eine Coronafolge von der ich mir für uns als Gesellschaft wünsche, dass diese weiter um sich greift, auch die Menschen miterfasst, die weniger gut vernetzt sind, um dann gerne auch langfristig zu bleiben. Das tut uns als Gesellschaft nämlich sehr gut.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich merke in den letzten Tagen, dass die Hitze mein Privatleben jetzt mehr einschränkt als Corona vorher. Ich igel mich nur noch ein und suche die kühlsten Stellen in der Wohnung auf. Gesellschaft brauche und will ich dabei nicht, auch mangels "anständiger" Kleidung........ :hitze::zoepfe:

  • Von einer Einschränkung mag ich gar nicht reden. Stattdessen hat uns (mich und viele befreundete Kollegen) Corona bereits dazu veranlasst, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und da fallen doch diverse dienstliche Nebenschauplätze wie die 3. Fachkonferenz ohne erkennbaren Inhalt schlicht ersatzlos weg. Corona hat dafür gesorgt, die in vielerlei Hinsicht (Hygiene, Überfüllung, mangelhafte technische Ausstattung,...) prekäre Situation der Schulen zutage treten zu lassen. Insofern ist das bei aller Tragik im Einzelfall doch eine Art Befreiung, leider - wie beim Neustart in NRW heute zu sehen war - auch wieder ein Trugschluss, wenn man glaubte, nun sei die Besinnung auf das eigentliche pädagogische Kerngeschäft wieder allgemein hergestellt. Stattdessen wird jede "Blähung" aus ministerieller oder zumindest verwaltungsrechtlicher Quelle mehrfach diskutiert und die Ergüsse der merkwürdigerweise sehr gut erholt daher kommenden Schulleitung über die "Heldentaten" in der Corona-Zeit grenzen schon fast ans Komische. Schließlich: Der NRW-Familienminister liegt mit seiner Einschätzung, viele LehrerInnen hätten Corona als eine Art "Sabbatical" genutzt, unserer Meinung nach so falsch gar nicht. Angesprochen wird das selbstverständlich nicht, da ja bekanntlich eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Auch hier wäre "Einschränkung" jedenfalls keine geeignete Vokabel.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Der NRW-Familienminister liegt mit seiner Einschätzung, viele LehrerInnen hätten Corona als eine Art "Sabbatical" genutzt, unserer Meinung nach so falsch gar nicht.

    Sowas hat der im Ernst gesagt? :schimpf::explodier::qualm: Mehr WUT-Smileys gibts nicht. Wo kann ich das nachlesen?

  • Der NRW-Familienminister liegt mit seiner Einschätzung, viele LehrerInnen hätten Corona als eine Art "Sabbatical" genutzt, unserer Meinung nach so falsch gar nicht. Angesprochen wird das selbstverständlich nicht, da ja bekanntlich eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Auch hier wäre "Einschränkung" jedenfalls keine geeignete Vokabel.

    Eine Kollegin hat ja auch zu mir vor den Ferien gesagt (als ich mal wieder nicht wusste, wo oben und unten vor Lauter Korrekturen, Wochenplänen, Kopien usw. war), dass jeder Lehrer, der nicht mehr Freizeit durch Corona hat, etwas falsch macht.


    Tja, dann habe ich und auch diverse andere JÜL-Kollegen scheinbar was falsch gemacht, bei den meisten Kollegen ab Klasse 4 sah das schon deutlich anders aus, fing ja schon damit an, dass keiner von denen täglich Präsenzunterricht nachher hatte z.B.

  • Sowas hat der im Ernst gesagt? :schimpf::explodier::qualm: Mehr WUT-Smileys gibts nicht. Wo kann ich das nachlesen?

    https://www.presseportal.de/pm/66749/4670941 (u.v.m.)

    War über Tage hinweg Top-Thema in der Presse, landesweit (zumindest in NRW) rauf und runter...

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Eine Kollegin hat ja auch zu mir vor den Ferien gesagt (als ich mal wieder nicht wusste, wo oben und unten vor Lauter Korrekturen, Wochenplänen, Kopien usw. war), dass jeder Lehrer, der nicht mehr Freizeit durch Corona hat, etwas falsch macht.


    Tja, dann habe ich und auch diverse andere JÜL-Kollegen scheinbar was falsch gemacht, bei den meisten Kollegen ab Klasse 4 sah das schon deutlich anders aus, fing ja schon damit an, dass keiner von denen täglich Präsenzunterricht nachher hatte z.B.

    Danke für die Bestätigung, die ganz sicher nicht die Mehrheit (und auch nicht meine Praxis) beschreibt, im Einzelfall aber doch sehr auffällig ist.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • =Differenzieren bis zum Umfallen. Stell ich mir sehr arbeitsintensiv vor. Ob Schule oder Distanzunterricht macht da wohl keinen Unterschied.

    Naja, leider schon, denn vor Ort kannst du ja im Zweifelfall noch weiter differenzieren, indem du mal ein Blatt oder eine Aufgaben zusätzlich für einzelne rausgibst oder eben auch mal eine streichst, das geht alles zuhause nicht, sprich jeder Wochenplan muss eben wirklich passgenau zu jedem Schüler sein. Ich hatte ja bei 24 Schülern letztendlich in der vorletzten Woche dann 15 verschiedene Wochenpläne, damit sie jedem gerecht wurden. Und das funktioniert nur, wenn man alles für jeden einzeln genau kontrolliert, auswertet und darauf den neuen Wochenplan abstimmt, das kostet einfach verdammt viel Zeit (also zumindest bei mir, weil ich das ja jahrelang nicht mehr gemacht habe)

  • Susannea: Viel Spaß für die Kollegen, die das Vollzeit machen müssen :( ! In Dörfern, in denen man dadurch die Grundschule erhalten kann, verstehe ich das. In Berlin... weniger.

  • Susannea: Viel Spaß für die Kollegen, die das Vollzeit machen müssen :( ! In Dörfern, in denen man dadurch die Grundschule erhalten kann, verstehe ich das. In Berlin... weniger.

    Dir ist schon klar, dass es eben genau gar keinen Unterschied dabei macht, ob du Vollzeit oder Teilzeit arbeitest, der Umfang ändert sich genau gar nicht, wenn du für eine Klasse für alles zuständig bist. Ich halte das für eine sehr gute Variante, denn wenn die Kinder alle gemeinsam lernen, dann lernen sie eben auch viel voneinander, in jede Richtung, aber genau das fehlt dann ja leider beim Homeschooling. Das kannst du dann nur ausgleichen, indem du die Aufgaben mit Parallelkollegen austauschst.

  • Mir geht es um die 15 Wochenpläne für 24 Schüler. Wäre lieb, wenn du da erklären könntest, warum es keinen Unterschied macht, ob Vollzeit oder Teilzeit. In welchem Umfang habt ihr denn noch Homeschooling? Bei uns gibt es wieder Präsenzunterricht, nur das Maskenkonzept wurde etwas abgeändert.

  • Mir geht es um die 15 Wochenpläne für 24 Schüler. Wäre lieb, wenn du da erklären könntest, warum es keinen Unterschied macht, ob Vollzeit oder Teilzeit. In welchem Umfang habt ihr denn noch Homeschooling? Bei uns gibt es wieder Präsenzunterricht, nur das Maskenkonzept wurde etwas abgeändert.

    Jetzt haben wir gerade noch keine Wochenpläne und reinen Klassenlehrerunterricht, es ging ja um die Phase vor den Ferien.

    Und da macht es keinen Unterschied, wieviel man an Stunden hatte, denn der Arbeitsumfang, den die Schüler zu bewältigen hatte war ja der selbe. Wir waren einfach auf die Klassen aufgeteilt. Einziger Unterschied, ich war nur 3 Tage im Präsenzunterricht (aber sie haben ja an allen 5 Tagen an dem Wochenplan gearbeitet und den Rest eben immer zuhause gemacht). Der Wochenplan musste eben immer für alle Schüler den Umfang von 21/22 Unterrichtsstunden ca. haben. Und da war dann komplett egal, wieviel Arbeitszeit ich eigentlich habe. Und weniger differenzieren, weil ich eigentlich weniger arbeite geht ja auch nicht, deshalb sind ja nicht mehr Schüler "gleich".

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