Leistungsbewertung als Gegenstand in der Uni oder im Referendariat (aus "Umfrage: Masterarbeit zur Beurteilung von Schülerleistungen)

  • Das ist natürlich ideal... Konnten das auch deine Inklusionskinder?

    Teilsweise, kam aufs Kind an. Abstufungen gab es vor allem bei den GE-SuS, da konnte ein Kind das sehr gut, das andere GE-Kind hatte größere Schwierigkeiten, konnte das insofern auch mit Hilfestellung nur in Teilen leisten. Die Kinder mit anderen Förderschwerpunkten haben das alle problemlos geschafft und genauso gut gemacht, wie viele ihrer Mitschüler ohne Förderschwerpunkt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • [...] Trotzdem fand ich (und auch die KuK, die in meiner Klasse unterrichtet haben), dass dies nur eine mangelhafte mündliche Note sein kann. Im Arbeitsverhalten haben wir ihr aber ein "Entspricht den Erwartungen" gegeben.

    Dürft Ihr denn nur die mündliche Mitarbeit bewerten? Wenn man alle Bereiche der sonstigen Mitarbeit (also alles außer den Klausuren) betrachtet, hat sie doch auch gute Leistungen gezeigt...

  • Der Verlag an der Ruhr hat mal Hefte verlegt namens "Mein Könnerheft", dort waren alle Grundschulthemen aufgedröselt in einzelne "Ich kann..."-Formulierungen, das finde ich gut übertragbar auf andere Fächer und Klassenstufen. Sozusagen die Ziele des Lehrplans in Ich-Form zur Selbsteinschätzung.

  • Trotzdem fand ich (und auch die KuK, die in meiner Klasse unterrichtet haben), dass dies nur eine mangelhafte mündliche Note sein kann. Im Arbeitsverhalten haben wir ihr aber ein "Entspricht den Erwartungen" gegeben

    Vielleicht etwas OT: vielleicht liegt am anderen Bundesland, aber bei uns gibt es keine einzelne Bewertung des Arbeitsverhaltens. Das kenne ich nur aus der Grundschule bzw. Sek 1.


    Wir bilden unsere Noten aus den schriftlichen Leistungen und der Mitarbeit. Mitarbeit ist aber kein Synonym für der jenige meldet sich häufig. Vor dem Hintergrund gebe ich niemandem, der sich nicht meldet ein Mangelhaft. Vor allem nicht, wenn die Person ansonsten sich so verhält wie von dir beschrieben.

  • Ich hatte im Studium auch ein paar Veranstaltungen zu dem Thema, aber meist auf theoretischer Ebene - Gütekriterien und so. Und ja, gerade mündliche Leistungen sind schwer zu bewerten, geht mir auch so. Ich finde es gut, wenn es jemand wirklich kompetenzorientiert aufdröselt. Ich mache das persönlich nicht, sondern richte mich eher nach dem, was @samu beschrieb, also die verbale Bedeutung der Noten. Und ja, die Einserhürde macht bei mir auch der Anforderungsgrad III aus. Quantität klammere ich nicht vollständig aus.

  • Ich finde es gut, wenn es jemand wirklich kompetenzorientiert aufdröselt. Ich mache das persönlich nicht, sondern richte mich eher nach dem, was @samu beschrieb, also die verbale Bedeutung der Noten. Und ja, die Einserhürde macht bei mir auch der Anforderungsgrad III aus.

    Wobei sich das nicht widerspricht, denn du hast a) Kriterien, die du beurteilst und b) Niveaustufen dieser Kriterien in Form der AFB. Aber im Laufe der Zeit schreibt man das nicht mehr wortwörtlich auf und füllt auch keine Tabellen mit 264 Schülern aus. Die Gedanken stehen aber trotzdem dahinter. So wie man nicht mehr 30 Seiten Unterrichtsvorbereitung für 45.min. Unterricht tippt, aber halt trotzdem im Kopf die Lernvoraussetzungen etc.pp. checkt.

  • Dürft Ihr denn nur die mündliche Mitarbeit bewerten? Wenn man alle Bereiche der sonstigen Mitarbeit (also alles außer den Klausuren) betrachtet, hat sie doch auch gute Leistungen gezeigt...

    Die "sonstige Mitarbeit" fließt in die Bewertung des Arbeitsverhaltens ein (und z. T. auch in die des Sozialverhaltens, z. B. das Verhalten und Engagement bei Gruppenarbeiten).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vielleicht etwas OT: vielleicht liegt am anderen Bundesland, aber bei uns gibt es keine einzelne Bewertung des Arbeitsverhaltens. Das kenne ich nur aus der Grundschule bzw. Sek 1.


    Wir bilden unsere Noten aus den schriftlichen Leistungen und der Mitarbeit. Mitarbeit ist aber kein Synonym für der jenige meldet sich häufig. Vor dem Hintergrund gebe ich niemandem, der sich nicht meldet ein Mangelhaft. Vor allem nicht, wenn die Person ansonsten sich so verhält wie von dir beschrieben.

    Hier in Niedersachsen gibt es auch an den BBS "Kopfnoten", also Bewertungen des Arbeits- und Sozialverhaltens; Ausnahmen bilden bei uns z. B. die Fachoberschulklassen.


    Wir bilden unsere Noten (=Zensuren für die Fächer und Lernfelder) auch aus den schrittlichen und mündlichen Leistungen. Zur mündlichen Leistung zählt für mich - und das sehen ja meine KuK genauso, sonst kämen wir wohl nicht zu einem übereinstimmenden Meinungsbild - bei unseren älteren SuS vor allem, dass sich die SuS selbtständig beteiligen. Bei der genannten Schülerin war es ja so, dass sie sich niemals aus eigenem Antrieb gemeldet hat und wenn man sie mal drangenommen hat, auch nicht immer eine Antwort von sich gab. Wenn es um Partner- oder Gruppenarbeiten ging, hat sie "ihren Teil" der Aufgaben erledigt, aber kaum mit ihrern Mitschüler*innen gesprochen. Auch hat sie nie etwas von sich aus gefragt etc. Dafür kann man ihr doch keine "ausreichende" mündliche Mitarbeit bescheinigen, denn sie hat ja so gut wie überhaupt nicht mitgearbeitet i. S. v. sich selbstständig mündlich am Unterricht beteiligt.


    Meine Klasse ist eine Berufsfachschule Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Handel/Einzelhandel; ich glaube nicht, dass diese ehemalige Schülerin mit diesem Verhalten eine Ausbildung im Einzelhandel erfolgreich absolvieren kann, denn dafür müsste sie mal den Mund aufmachen und mit Kund*innen sprechen. Sie macht nun übrigens eine Ausbildung als Fachlageristin.

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  • Da bin ich echt froh, dass es bei uns nicht so ist. Mit solche Vorgaben käme ich nicht klar bzw. würde sie nicht so wie ihr umsetzen. Das macht die endgültige Note im Lernfeld ja noch weniger aussagekräftig über die erworbenen Kompetenzen als es sonst der Fall ist bzw. der individuelle lernfortschritt wird ja so nur sehr bedingt in der abgebildet.

  • Das verstehe ich jetzt gerade nicht wirklich! Wie genau kannst du denn den "individuellen Lernfortschritt" in einer Note abbilden bzw. warum ist das deines Erachtens nicht möglich, wenn ich die mündliche Mitarbeit in einer Note und das Arbeitsverhalten in einer anderen Note bzw. einer Beurteilung bewerte?

    Wenn jemand z. B. (da habe ich gerade einen Schüler aus einer Berufsfachschulklasse Eletrotechnik vor Augen, den ich im abgelaufenen Schuljahr in Englisch hatte) am Anfang des Schuljahres noch sehr zurückhaltend in der mündlichen Beteilgung ist, bekommt er von mir eine nicht so tolle Note (bis zu den Herbstferien stand er auf einer 4). Nach den Herbstferien kam dieser Schüler aber mehr aus sich heraus, meldet sich häufiger mit inhaltlich guten Beiträgen und hat sich damit bis zum Halbjahresende auf eine 2- "hochgearbeitet". Darin zeigt sich dann meiner Meinung nach auch der Lernfortschritt bei diesem Schüler. Ach so: im Arbeitsverhalten hat dieser Schüler ebenfalls ein "Entspricht den Erwartungen" bekommen, denn er hat zwar seine Arbeitsaufträge während des Unterrichts gut und zügig bearbeitet, aber häufig keine Hausaufgaben gemacht.

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  • Naja ganz einfach. Wenn ich beobachte, dass eine Person die gestellten Aufgaben immer selbstständig und korrekt durchführt, sich allerdings nicht meldet dann ist das für mich in keinem Fall eine mangelhafte Mitarbeit. Sicher keine 1 aber doch wenigstens eine 3. Deswegen heißt es bei uns auch sonstige Leistungen. Wenn für mich klar ersichtlich ist, dass eine Kompetenz vorhanden ist, sehe ich keinen Grund so eine schlechte Bewertung.


    Klar ist das kommunizieren von Wissen auch eine Kompetenz. Das muss aber mitnichten verbal erfolgen und es gibt genug Arbeitsplätze die das nicht in ähnlicher Form wie in der Schule bedürfen.


    Verstehe mich bitte nicht falsch. Wenn jemand mit der Zeit auftaut und sich mehr und mehr in den Unterricht einbringt, dann ist das auch eine tolle Entwicklung und das würde natürlich entsprechend honorieren.

  • s3g4 : Diese Schülerin hat sich ja auch auf "Ansprache" durch die Lehrkraft oftmals nur sehr kurze, z. T. falsche oder gar keine Antworten gegeben; also war wohl davon auszugehen, dass sie nicht immer alles verstanden hat. Sie hat zwar ihre Arbeitsaufträge im Unterricht selbstständig erledigt (aber kaum mit anderen zusammengearbeitet) und konnte auch ihre Hausaufgaben immer vorlegen, aber dass sie immer alles "korrekt" erledigt hat, glaube ich nicht (eine Überprüfung jeder einzelnen Aufgabe jedes einzelnen Schülers ist ja nicht möglich bei einer Klassenstärke von 20, zu Schuljahresbeginn noch 26 SuS).

    Für solch eine Mitarbeit gibst du wirklich ein "Befriedigend"? Wie muss sich denn dann jemand verhalten, der bei dir eine 4 oder 5 in der Mitarbeit bekommt?

    Und welche Kompetenzen könnte man dieser Schülerin nun bescheinigen? Meines Erachtens wären das u. a.: Durchhaltevermögen, Zuverlässigkeit, Sorgfalt und durchaus Lern- und Leistungsbereitschaft. Andere wichtige Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit habe ich bei ihr leider nicht entdecken können.

    Im Schriftlichen lag die Schülerin übrigens meistens zwischen 3 und 4, des öfteren aber auch bei einer 5. Im Endeffekt hatte sie einen Notendurchschnitt von 3,8 im Zeugnis.


    EDIT: Hinzufügen möchte ich noch, dass diese Schülerin keineswegs nur bei uns in der BFS so schlechte mündliche Noten bekommen hat. Wie sie selbst und ihre Eltern auf dem Elternsprechtag Ende November sagten, als ich sie auf die mangelnde mündliche Beteiligung im Unterricht ansprach, habe die Schülerin auch an ihrer vorherigen Schule (Hauptschule) immer mündlich eine 4- bis 5 in allen Fächern gehabt und sie sei auch zuhause sehr "mundfaul".

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Ok, dann habe ich deine erste Erwähnung der Schülerin und eurer Bewertung falsch verstanden und will nix gesagt haben.

  • Folgende Frage: eine Schule berechnet Noten so:


    1. Leistungskontrolle 10 von 30 Punkten (Note 5)

    2. Leistungskontrolle 19 von 20 Punkten (Note 1)

    Gesamt: 29 von 50 Note 4 (statt 3 bei (5+1)/2, was nicht geht, aber oft üblich ist, wie wir wissen.)


    Ergibt das Sinn?

    Einmal editiert, zuletzt von karuna ()

  • Meintest du nicht 29 von 50 Punkten? Das wären 58 %, was in der SEK II einer 3- entspräche. Eine solche Art der Bewertung ist aber genauso problematisch wie die eines einfachen Notendurchschnitts.


    Hier wurde ja schon öfter geschrieben, dass man Noten eigentlich nicht mitteln kann/soll. Da die zweite Leistungskontrolle deutlich besser war, sollte der Fortschritt mit in die Note eingehen (und natürlich auch die sonstige Mitarbeit, falls es nicht nur um eine Note fürs Schriftliche geht). Nur in der Gesamtschau kann eine adäquate Note gegeben werden.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • geändert, 29 natürlich

    Und danke, so verstehe ich es auch. Die Schule vergibt ab 60% die 3, aber unabhängig davon darf und sollte man doch weitere Kriterien einbeziehen.

  • Ergibt das Sinn?

    Vielleicht. Habe ich das richtig verstanden, dass die Noten der zwei Leistungskontrollen (also 1 und 5) für die letztendliche Note (eben die 4) überhaupt keine Rolle spielen?

    In meinem Bundesland für meine Schulart wäre es aber nicht legal. Legal wäre es, wenn es hier um die 2 Teile von 1 Arbeit gehen würde, dann wären die Teilnoten 1 und 4 ja wirklich irrelevant.

    Ich weiß nicht, was diese 4 als "Gesamt:"-Note darstellt - sicher nicht die Gesamtnote im Zeugnis?


    Also: hängt von Schulart und Bundesland ab. Ich tippe auf: nicht legal, möglicherweise sinnvoll, aber dann so schwer zu vermitteln, dass man es nicht versuchen sollte.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

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