Unterrichtsplanung in Corona-Zeiten

Ja, theoretisch erschließt sich mir das. Praktisch fand ich immer unangenehm, diesen fremden Leuten, mit denen man zufällig halt zwangsvergesellschaftet wurde, irgendwas über mich erzählen zu sollen - ich hätte die Struktur auch wunderbar in unpersonalisierten Kontexten gelernt. Ich tu mich da heute noch sehr sehr schwer mit. Für introvertierte Menschen sind solche Unterrichtsphasen ein Graus.

Überlege auch gerade, ob ich in meinen Oberstufenkursen (übernehme einige, die bereits laufen) mit sowas einsteige oder direkt fachlich einsetze. Kennenlernen findet im Laufe der Zusammenarbeit ja eh statt und die Schüler kennen sich ja bereits. Andererseits will ich auch nicht komplett desinteressiert wirken^^ Mal sehen.

Maylin85: kann ich nachvollziehen, dass sich introvertierte Menschen da "entblößt" vor Wildfremden vorkommen, deshalb lasse ich da jede/n anfangs nur so viel erzählen, wie er/sie auch mag. Die extrovertierten erzählen da sowieso gerne mehr, das kann dann durchaus auch mal bei einem "stillen Wasser" als Eisbrecher wirken.

Blöd finde ich z. B. "Willkommensspiele" mit "Bällcheneinsatz", da komme ich mir immer vor wie die Seehunde aus den Variétés der 70er Jahre.

Zitat von Maylin85

Ich gestehe, wenn ich das lese, überfallen mich gruselige Erinnerungen an meine Berufsschulzeit 😄 Wir mussten sowas auch machen und ich habe nie verstanden, wieso (gerade bei Erwachsenen) nicht einfach mit Unterricht angefangen wird und wozu dieser ganze Kennenlernkram sein muss. Fand das immer sehr unangenehm. Aber empfinden viele wohl anders und die vorgestellten Methoden hören sich zumindest coronakonform an

Wir haben in den ersten beiden Tagen Einführungs-/Orientierungstage mit Klassenlehrer*innen-Unterricht. Diesen möchte ich natürlich auch dazu nutzen, dass sich die SuS aus meiner Klasse gegenseitig kennenlernen (und ich sie auch). Zum anderen darf ich in diesen beiden Schultage gem. Vorgabe der SL noch nicht mit Unterricht anfangen.

Und in Englisch finde ich diese kurzen Vorstellungsrunden sehr praktisch um festzustellen, wie gut die SuS Englisch sprechen .

Ich denke auch es kommt wirklich darauf an wie sehr sich die Leute schon kennen. Ich bekomme 4 neue 11er Klassen, die sich dann gerade erst kennenlernen, wo ich aber nicht Tutorin bin. In Englisch mache ich dann Schon etwas wo alle mal sprechen und halt auch erst mal miteinander um Hemmungen abzubauen und damit ich direkt mal einen Eindruck bekomme wie fit sie sind, genau wie Humblebee.

Vorher hatte ich als Tutorin Erzieher, da finde ich so was wichtig, die müssen sich dann auch wirklich mit Bewegungsspielchen und so herumschlagen und mal lächerlich machen. Part of the job 😋 Also zumindest "Soco bate Vira" oder "heads and shoulders" muss da drin sein. Das ist ja schon praxisorientierter Unterricht.

Ich finde diese Kennenlernrunden auch ätzend. Mich interessiert Es nicht besonders , mit wem ich da ein Seminar oder einen Kurs besuche, Und wenn doch , frage ich eben mal in der Pause oder so. Gerade , wenn man nicht weiß , ob die gemeinsame Präsenszeit schnell wieder eingeschränkt wird, wäre es mir als Erwachsener wichtig , die relevanten Infos zu bekommen - genau das sagen auch alle Studenten, die ich kenne. Denen nutzt es nämlich nicht viel, wenn sie Gesicht und Lieblingsessen der KommilitonIn kennen, aber keine Kontaktdaten haben, um sich ggf schnell zu vernetzten . Wichtige Infos fände ich daher z.B. wer wo arbeitet , ob die Schüler eine Kontaktdatenliste machen , wie ihr euch ggf im Falle von Quarantäne etc. austauscht usw.

Zitat von turtlebaby

Ich finde diese Kennenlernrunden auch ätzend.

Lieblingsessen usw. sind auch reichlich unnötige Infos für ein Kennenlernen. Mir ist beim Kennenlernen immer wichtig zu erfahren, woher jemand kommt, warum er jetzt hier ist und wohin es gehen soll.

Zitat von turtlebaby

Denen nutzt es nämlich nicht viel, wenn sie Gesicht und Lieblingsessen der KommilitonIn kennen, aber keine Kontaktdaten haben, um sich ggf schnell zu vernetzten . Wichtige Infos fände ich daher z.B. wer wo arbeitet , ob die Schüler eine Kontaktdatenliste machen , wie ihr euch ggf im Falle von Quarantäne etc. austauscht usw.

Das ist eigentlich Aufgabe der Lehrkraft und/oder Schule. Das ist nicht nur für den Fall einer Quarantäne wichtig, sondern generell für das Arbeiten im Internet.

Eine Kontaktdatenliste der SuS bekommen wir Klassenlehrer*innen sowieso aus dem Sekretariat (und die kann ich mir ggf. auch für alle Klassen holen, die ich unterrichte); diese enthalten u. a. Adresse, Tel.-Nr., Geb.-Ort und -Datum, Schulabschluss, bei Minderjährigen die Namen der Erziehungsberechtigten und in der Berufsschule natürlich auch die Kontaktdaten des Ausbildungsbetriebs. Ansonsten erhalten alle neuen SuS eine schulische E-Mail-Adresse, über die wir z. B. während des Homeschooling kommunizieren konnten, mit der sie sich im "school@min" einloggen können und über die sich die SuS aus meiner Klasse bei mir morgens abmelden sollen, wenn sie nicht zur Schule kommen können, weil sie krank sind o. ä.

Die meisten SuS richten dann ja untereinander auch noch eine Klassen-WhatsApp-Gruppe ein, aber damit haben wir Lehrkräfte ja nichts zu tun.

Für Seminare u. ä. bringen solche Kennenlernrunden wirklich wenig, aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass gerade meine Berufsfachschüler*innen sie am ersten Schultag immer ganz interessant finden, weil sie ja aus unterschiedlichen Orten des Landkreises (und z. T. auch aus dem Nachbarlandkreis) kommen und sich nur die wenigsten schon aus der vorherigen Schule kennen. Außerdem möchte auch ich als Lehrkraft ein wenig über die SuS, mit denen ich ein ganzes Schuljahr verbringen werde, erfahren.

Dass du turtlebaby das für dich als Studentin anders siehst, kann ich verstehen, aber meine SuS müssen da halt durch .

Zitat von Maylin85

'Ich gestehe, wenn ich das lese, überfallen mich gruselige Erinnerungen an meine Berufsschulzeit 😄 Wir mussten sowas auch machen und ich habe nie verstanden, wieso (gerade bei Erwachsenen) nicht einfach mit Unterricht angefangen wird und wozu dieser ganze Kennenlernkram sein muss."

Ich unterrichte auch in einer Berufsschule mehr oder weniger erwachsene Menschen und stelle fest, dass das Lernklima sowie die Lernleistung in Klassen, welche die Möglichkeit bekommen hatten, sich ausgiebig kennenzulernen, wesentlich besser ist, als wenn dies nicht der Fall war. Diese positiven Effekte konnte man besonders beobachten, wenn die Klasse direkt zu Beginn (2. Woche) eine (erlebnispädagogische) Klassenfahrt durchführte. Es war jeder integriert, verstand sich als Teil einer (Lern)gruppe und unterstützte die anderen. Dieser Effekt hielt dauerhaft über die gesamte Ausbildung an. Kennenlernen ist sehr sinnvoll.

Mantik: Wenn du unter den Kasten mit dem Zitat klickst (ist insbesondere am Handy manchmal nicht ganz leicht zu treffen), dann erscheint deine Antwort unterhalb des zitierten Beitrags, so dass diese leichter inhaltlich auseinanderzuhalten sind für Dritte. Willkommen im Forum.

Wir wirst du denn im kommenden Schuljahr das Kennenlernen in deinen Gruppen organisieren? Klassenfahrten und ähnliche teambildende Maßnahmen sind ja erstmal raus, wie gestaltest du also den ersten Tag oder sogar die erste Woche, um dennoch das von dir erwünschte Klassenklima zu erzielen?

Wir waren vom Betrieb aus direkt nach 3 Einführungstagen eine Woche auf "Klassenfahrt" mit allerlei pädagogischen Spielchen. Ich wusste an Tag 2, dass das nicht funktionieren wird und ich diese Ausbildung vermutlich abbrechen werde. War ein kaufmännischer Ausbildungsgang und wieso wir uns da zum Lolli machen sollten mit albernen Theaterspielchen und Bastelkram, hab ich bis heute nicht verstanden. Aber ich erkenne auch an, dass ich da wohl anders ticke als die Mehrheit, die überwiegend Spaß daran hatte 😊

Den Ansatz mit social media accounts finde ich übrigens recht interessant, denn da gibt man ja ohnehin nur Preis, was man möchte.

So einen erlebnispädagogischen Tag haben wir mit unseren "schwierigen" Klassen bis vor einigen Jahren auch durchgeführt. Diese wurden zum einen von einem evangelischen Jugendheim, zum anderen von einem BDKJ-Jugendhof, die sich beide in Schulnähe befinden, angeboten. Leider wurden vor ca. fünf oder sechs Jahren diese Angebote für Schulen eingestellt, so dass diese Tages- oder Mehrtagesveranstaltungen jetzt wohl nur noch im "kirchlichen Rahmen", z. B. als Konfirmandenfreizeit, gebucht werden können. Um den Klassenzusammenhalt, das Kennenlernen, Teamarbeit usw. zu fördern, fand ich diese Tagestouren super.

Klassenlehrerkolleg*innen, die Klassen der Berufseinstiegsschule haben, waren mit ihren Klassen zu Schuljahresbeginn schon mal im "Kletterwald" oder Kanufahren, aber da gab es jedes Mal ziemliches "Gezicke" und das Ganze ist natürlich sehr wetterabhängig (die o. g. Veranstaltungen wurden damals bei schlechtem einfach nach drinnen verlegt).

Aber Tagesveranstaltungen dieser Art fallen ja momentan sowieso leider wegen Corona flach.

Zitat von turtlebaby

aber keine Kontaktdaten haben, um sich ggf schnell zu vernetzten . Wichtige Infos fände ich daher z.B. wer wo arbeitet , ob die Schüler eine Kontaktdatenliste machen , wie ihr euch ggf im Falle von Quarantäne etc. austauscht usw.

Da ich es aktuell ja mit lauter Ü-18ern zu tun habe, überlasse ich es den TN selbst, ob sie sich z. B. per WhatsApp vernetzen. Ich habe in den Kursen vor Corona die Bildung von Lerngruppen außerhalb des Unterrichts empfohlen, aber wie gesagt - es sind Erwachsene - sie müssen selbst entscheiden, wer mit wem in welchem Umfang in Kontakt tritt.

Wegen Corona haben wir aber unsere Anmeldebögen überarbeitet mit der Bitte um Angabe einer Emailadresse und Angaben, wer Smartphone, Tablet, etc hat.

Hallo,

Zitat von Humblebee

Ich werde mich aber erstmal nur mit dem von unserem KuMi sogenannten "Szenario A" (= eingeschränkter Regelbetrieb) vorbereiten. Das heißt für mich eigentlich erstmal "Unterricht wie immer" (wobei ich sagen muss, dass wir unsere Stundenpläne auch erst zum Ende des Schuljahres hin erhalten werden, wenn einigermaßen klar ist, mit welchem der drei "Szenarien" wir starten).

dass Niedersachsen mit dem Szenario A (mit verändertem Rahmen-Hygieneplan "Corona Schule") starten möchte, wurde am Freitag nochmal bestätigt: https://www.mk.niedersachsen.d…eroffentlicht-191444.html.

Richtig Yubel ! Meinen (vorläufigen) Stundenplan habe ich nun doch schon erhalten - "Änderungen vorbehalten", wie unser Stundenplaner schrieb - und werde mich dementsprechend vorbereiten, wobei ich Gruppenarbeiten wahrscheinlich erstmal außen vor lasse. Die Info, ob wir überhaupt Partner- und Gruppenarbeiten machen dürfen, und andere den Unterricht betreffende Mitteilungen werden wir wohl erst am Montag vor Schulstart - also heute in zwei Wochen - auf den dann angesetzten Dienstbesprechungen von der SL bekommen.

Zitat von Humblebee

Meinen (vorläufigen) Stundenplan habe ich nun doch schon erhalten - "Änderungen vorbehalten", wie unser Stundenplaner schrieb - und werde mich dementsprechend vorbereiten, wobei ich Gruppenarbeiten wahrscheinlich erstmal außen vor lasse. Die Info, ob wir überhaupt Partner- und Gruppenarbeiten machen dürfen, und andere den Unterricht betreffende Mitteilungen werden wir wohl erst am Montag vor Schulstart - also heute in zwei Wochen - auf den dann angesetzten Dienstbesprechungen von der SL bekommen.

Bislang gibt es bei uns die Fach- und Klassenzuteilungen. Damit kann ich schon mal alles planen. Mit kooperativen Lernformen habe ich mich seit dem Shutdown zurückgehalten, würde mich aber angesichts der gelockerten Abstandsregelung zwischen Schülerinnen und Schülern freuen, bald wieder mit Partner- und Gruppenarbeiten zu beginnen.

Oh ja, ich auch, und wie! Diese "stumpfe" Einzelarbeit mit Arbeitsblättern und Aufgaben aus dem Buch bzw. Arbeitsheft vor den Ferien ist nicht nur meinen SuS sondern auch mir auf den Geist gegangen.

Zitat von Humblebee

Diese "stumpfe" Einzelarbeit mit Arbeitsblättern und Aufgaben aus dem Buch bzw. Arbeitsheft vor den Ferien ist nicht nur meinen SuS sondern auch mir auf den Geist gegangen.

Kann ich nachvollziehen, allerdings fürchte ich, dass das noch eine ganze Weile so weitergehen soll. Dazu kommt jetzt noch die Hitze und so wie sich unsere NL heute angehört hat, dreut uns nun auch die Maskenpflicht in den Unterrichtsräumen

Na ja, Niedersachsen will ja - wie Yubel schon schrieb - mit dem "eingeschränkten Regelbetrieb" starten und im überarbeiteten Hygieneplan steht nichts von einem Verbot von Partner- und Gruppenarbeit sondern lediglich, dass Abstände - wenn möglich - eingehalten weden sollen. Eine Maskenpflicht soll es demnach in den Klassenräumen nicht geben.

Zitat von Yubel

dass Niedersachsen mit dem Szenario A (mit verändertem Rahmen-Hygieneplan "Corona Schule") starten möchte, wurde am Freitag nochmal bestätigt: https://www.mk.niedersachsen.d…eroffentlicht-191444.html.

Enora: Wofür steht denn die Abkürzung "NL"?