Ich sei nichts für den Lehrerberuf (Staatsprüfung) :-(

  • Liebe Mitglieder,


    ich habe mich hier angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß und dringend Rat und Meinungen benötige. Ich studiere zwei naturwissenschaftliche Fächer (Gymnasium) und hatte vor ein paar Tagen meine erste Staatsexamsprüfung. Diese habe ich auch bestanden. Die Prüfer meinten es sei alles kein Problem gewesen, aber jetzt kommt das ABER. Der Prüfungsvorsitzende meinte ich sei Null für den Lehrerberuf geeignet. Er hätte mich die ganze Zeit beobachtet. Einige Fragen hätte ich nicht schnell und präzise genug beantwortet (Ich muss dazu sagen, dass ich mega aufgeregt war und schon immer unter Prüfungsangst gelitten habe. Und bei mir ist es so, wenn ich mal etwas in einer Prüfung nicht sicher weiß, dann rede ich öfters mal um den heißen Brei). In der Schule würden schnelldenkende Schüler sitzen und ich würde ja dann total überfordert sein, weil ich nicht so kurz und knapp antworten könnte. Dann sagte er mir ich benötige unbedingt einen Plan B. Er sei ein älteres Semester und er hat viele Studenten/Referendare wie mich gesehen und alle hätte abgebrochen.

    Danach war ich extrem down und bin es immer noch. Ich war nach dem Schulpraxisemester so glücklich, weil mir alles so viel Spaß gemacht hatte und ich total tolle Rückmeldung bekommen hatte (z.Bsp, dass sie es dort bedauern würden, wenn ich nicht ins Referendariat ginge). Ich hatte auch mit der Beantwortung von Fragen an der Schule nie Probleme. Und in der Hinsicht wurde ich auch nie kritisiert. Zudem bin ich mir sicher, dass meine Mentorin mir damals so etwas gesagt hätte.

    Aber trotzdem zweifle ich jetzt extrem an mir und denke es ist wohl doch besser etwas anderes zu machen. Wobei ich mir einfach nichts anderes vorstellen kann. Ich arbeite unheimlich gerne mit Schülern, auch in meiner Freizeit. Ich habe zudem schon öfters gehört, dass man im Referendariat viel einstecken muss. Ich musste wie hier beschrieben ja jetzt schon einstecken und kann damit Null umgehen. Daher denke ich nicht, dass ich das Referendariat durchstehen kann, wenn ich nach jeder Kritik so down bin.:(


    Was sagt ihr dazu? Habt ihr solche Erfahrungen auch schon gemacht? Was würdet ihr mir raten?:(


    Liebe Grüße

  • Der Prüfungsvorsitzende kennt dich nur aus der Prüfungssituation einer rein akademischen, mündlichen Prüfung und meint daraus sicher deine Befähigung zum Lehramt ableiten zu wollen? Klingt wahlweise anmaßend oder als wäre das eine außergewöhnlich auffällige Prüfung gewesen. Letzteres kannst nur du selbst beurteilen, hör da ehrlich in dich hinein. Insgesamt würde ich mich aber vor allem daran orientieren, was ich an Feedback in der tatsächlichen unterrichtlichen Situation erhalten habe, sprich im Praktikum, vor allem, wenn Prüfungsangst in der mündlichen Prüfung eine Rolle gespielt hat. Ich habe selbst extrem starke Prüfungsangst. Im alltäglichen Umgang mit SuS spielt das aber keine Rolle und an den Mentor der hinten drinnen sitzt kann man sich auch mit Prüfungsangst gewöhnen, so dass einen das nicht daran hindert, seine Bestleistung zu zeigen, selbst wenn man diese unter Umständen in einer Prüfung nicht immer stabil abrufen und zeigen kann. Sei ehrlich und selbstkritisch zu dir selbst, aber überhöhe nicht das, was dieser Mensch dir gesagt hat im Vergleich zur Rückmeldung deiner Mentorin im Praktikum.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Lass dich bloß nicht verunsichern. Mir wurde auch nach einer Matheprüfung gesagt, ich würde eine ganz schlechte Lehrerin, weil ich "die Formeln nicht mit Leben füllen" könne. Meine Noten aus dem Ref sprechen da eine andere Sprache.

    Dein Prüfer hat die Vorstellung, dass in jedem Kurs 4 hochbegabte SuS sitzen, die schlauer sind als du. Das ist Quatsch. Und diejenigen SuS, die intelligenter sind als du, haben dir gegenüber aber einen Wissensrückstand. Darum musst du dir keine Sorgen machen.


    Ich würde deutlich mehr Wert auf die Aussage der Mentorin im Praxissemester legen, als auf die Aussage des Profs, der dich noch nie hat unterrichten sehen.


    Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!

  • Ein Bekannter von mir hat auch das 1. Staatsexamen bestanden (in einem Fach gerade so eben). Die Prüfer hatten auch Bauchschmerzen ihn auf die Schüler los zu lassen. 2. Staatsexamen hat er mit 1 gemacht.


    Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung :)

  • Stimmt: Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung! :rose:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Also, wenn ich an meine 1. Staatsexamensprüfung zurückdenke, da hätte man das gleiche über mich sagen können. ich weiß noch, dass ich auch bei einer Frage auf dem Schlauch stand und komische Blicke geerntet habe, ich bin aber auch überhaupt nicht der mündliche Prüfungstyp, da war ich auch sehr aufgeregt und hatte z.T. auch kleine Blackouts. Was diese Situation aber über meine Fähigkeiten als Lehrerin hätte aussagen sollen...? Ich finde, das ist auch eine komische Situation, in der man so etwas beurteilen will.

    Wenn du im Praxissemester so gute Erfahrungen gemacht hast, würde ich das "Urteil" von dem Prüfer nicht so ernst nehmen, sondern mich auf die eigenen Erfahrungen stützen.


    Meine eigenen Eltern haben die Hände überm Kopf zusammengeschlagen, als ich sagte, ich möchte Lehrerin werden: DU!?? :angst: (Nett, oder?). Ich bin's geworden und hab's nie bereut!

  • Glückwunsch zur bestandenen Prüfung.


    Ehrlich gesagt: ich war nach dem 1. Staatsexamen mit Sicherheit auch keine Person, der man den Lehrerberuf so mir nichts dir nichts zugetraut hätte. Im Referendariat und den Jahren danach kann man sich aber ungemein entwickeln.


    Wie schon gesagt: anhand einer Prüfungssituation ist es doch nur schwer möglich, die Fähigkeit zum Lehrerdasein zu messen. Egal wie viele Jahrzehnte der Prof schon prüft. Aber vielleicht ist gerade das sein Problem ;)

    Wer sich selbst zum Schüler hat, hat einen Esel als Lehrer.

  • Glückwunsch.


    Erstens: nach dem 1. Staatsexamen kommt das Referendariat - da machen viele Leute eine unheimliche Entwicklung durch. Daher würde ich mir so ein Urteil über jemanden nach dem 1. Stex so gut wie nie erlauben.

    Zweitens: Universitäre Prüfungssituation ist mit Unterricht nicht vergleichbar.

    Drittens: Wenn der Mann so viel Ahnung hätte, hätte er so ein Urteil nie abgegeben.

    Viertens: Mag von Fach zu Fach anders sein, mag heute anders sein, aber von Schulpraxis hatten meine Professoren keine Ahnung - noch nicht einmal die Didaktiker.

  • Vielen Dank für die Glückwünsche und die lieben Worte. Die bestandene Prüfung ist durch die paar Sätze des Vorsitzenden (er war kein Professor, sondern jemand der Lehrer ausbildet und wohl Unterrichtsbesuche macht) total nach hinten gerrückt. Ich kann mich immer noch nicht darüber freuen.

    CDL: Ich würde die Prüfung nicht als auffällig bezeichnen. Ich habe schon viele Prüfungen mit meiner Prüfungsangst hinter mich gebracht . Ich habe auch einen Schnitt von 1,xx. Also bin auch nicht gnadenlos schlecht, sondern immer nur extrem nervös. Mir wurde mal zu Beginn des Studiums von einer Prüferin gesagt, dass ich einfach drauf los reden soll. Auch wenn ich mal nichts weiß. Besser als nichts zu sagen. Und es waren von den gefühlt 50 Fragen, eben 2 Fragen dabei bei denen ich mir nicht sicher war und ich da etwas außen rum geredet habe. Ich wusste bei den Fragen auch nicht so wirklich worauf die hinaus wollten. Aber ich finde nicht, dass es eine auffällige Prüfung war. Ich hatte natürlich durch meine Angst ein unsicherers Auftreten. Auf Fragen von Schülern reagiere ich ganz anders wie auf Fragen in einer Prüfung. Ich habe diese zwei Dinge (Prüfung und Lehrerdasein) auch nie gegenübergestellt. Das waren für mich immer zwei Paar verschiedene Schuhe.


    Seid ihr auch der Meinung, dass man sich für das Referendariat ein dickes Fell zulegen muss? Und was waren eure Strategien das Ref durchzuziehen auch wenn mal heftige Kritik auf euch hineinprasselte? :traenen:Ich Überhöhe die Meinung dieses Mannes wohl wirklich. Es ist sehr schwer damit umzugehen. Die positive Kritik aus dem Praxissemester rede ich nur noch klein, so nach dem Motto ,,das war ja auch eine nette Schule und eine nette Mentorin etc''

  • Lass dich doch nicht von irgendwem verunsichern. Solange dir nicht im Ref jeder rückmeldet, dass du es lieber lassen solltest und du durch deine UBs fällst, ist doch alles gut. Es gibt immer unzufriedene, unprofessionelle, arrogante oder unfaire Menschen, die aufgrund einer nicht repräsentativen Erfahrung unqualifziert über dich urteilen. An diese Menschen solltest du keinen Gedanken verschwenden.

  • Ja, für das Referendariat ist ein dickes Fell mit Sicherheit kein Nachteil. Es kommt drauf an, mit welchen Personen man es zu tun bekommt, das können nette, faire Leute sein, die konstruktive Kritik auch so verpacken können, dass man gut damit umgehen kann.

    Oder eben nicht (Unterrichtsbesuche machen und Lehrer ausbilden schließt nicht aus, dass jemand ein ... Hinterteil mit fünf Buchstaben ... ist).


    Wie ging ich im Ref mit Kritik um? Ich bin damit "gesegnet", selbst einer meiner schärfsten Kritiker zu sein. Konnte ich die Kritik auch nur im Ansatz nachvollziehen, hab ich sie mir zu eigen gemacht (und es dabei wohl das eine oder andere Mal übertrieben).

    Konnte ich die Kritik auch nach ehrlicher Überprüfung nicht nachvollziehen, hab ich versucht, sie einfach abzuhaken (geht nicht immer so einfach).


    Geholfen hat sicher auch, dass ich - was "Lehrer sein" betrifft - ein recht vernünftiges Selbstbewusstsein habe, und das kam schon im Ref (wenn man positive Rückmeldungen kriegt - und da war mir immer wichtiger, dass ich das Gefühl habe, die SchülerInnen zu erreichen, ihnen etwas beizubringen - und auch mit ihnen vernünftig und fair auszukommen - als alles genau so zu machen, wie es sich jemand anderes vorstellt). Es hat auch geholfen, den Unterricht derer zu besuchen, die mich kritisierten ... und zu sehen, dass die auch nur mit Wasser kochen (wenn überhaupt).

  • Seid ihr auch der Meinung, dass man sich für das Referendariat ein dickes Fell zulegen muss? Und was waren eure Strategien das Ref durchzuziehen auch wenn mal heftige Kritik auf euch hineinprasselte? :traenen:

    Bei mir war es das Praxissemester, was nicht so rund lief, hatte Probleme mit einem Betreuer. Ein, bzw. zwei andere haben mich aber wieder aufgebaut und mich sehr unterstützt.

    Im Ref kann man auch Glück und Pech mit Fachleitern und Kollegen haben. Da auf jeden Fall selbst aktiv werden. Und auch Coachings suchen/annehmen. Bei uns waren die im Ref integriert, mir hat das enorm geholfen.

  • Mir stößt es auf, dass er dich anhand einer Prüfungssituation auf deine Lehrertauglichkeit bewertet. Wichtig ist auch, dass man das Herz auf dem rechten Fleck hat und mit den Schülern kann. Sortiere es ein in k.v. - kannste vergessen. Lass dich bloß nicht entmutigen!

  • Das Problem ist nicht die unsachliche Kritik, die könntest du vergessen. Das Problem ist dein Umgang damit, genauso wie die Prüfungsangst. Und dagegen hilft z. B. eine Verhaltenstherapie.

  • Seid ihr auch der Meinung, dass man sich für das Referendariat ein dickes Fell zulegen muss? Und was waren eure Strategien das Ref durchzuziehen auch wenn mal heftige Kritik auf euch hineinprasselte? :traenen:Ich Überhöhe die Meinung dieses Mannes wohl wirklich. Es ist sehr schwer damit umzugehen. Die positive Kritik aus dem Praxissemester rede ich nur noch klein, so nach dem Motto ,,das war ja auch eine nette Schule und eine nette Mentorin etc''

    Im Referendariat hatte ich auch ab und zu (zumindest gegen Ende) die ein oder andere Kritik einzustecken. Einen UB in Englisch hatte ich dermaßen in den Sand gesetzt, dass ich glaubte, das wäre es gewesen (habe trotzdem am Ende einen Schnitt von 2,2 gehabt, was mMn ganz okay ist).

    Im Referendariat geht es erst einmal nur um die Lehrerpersönlichkeit, zumindest habe ich immer den Eindruck (gehabt), von meiner Zeit im Ref und den Referendaren, die ich immer wieder betreue. Wenn man gut mit Schülern kann, ist das schon einmal die halbe Miete, das kann man eher schlecht lernen/trainieren. Der Rest ist üben üben üben...

    Wer sich selbst zum Schüler hat, hat einen Esel als Lehrer.

  • weißt du was ne deutsche Eiche ist?

    Also der Typ ist jedenfalls die dazu passende dumme Sau...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Danke für die Antworten. Ich muss jetzt nochmal über alles nachdenken.


    @samu: wegen der Prüfungsangst war ich schon in Therapie. Aber das hat wohl leider nichts gebracht.

    Das scheinnt bei dir eher ein allgemeines Problem mit dem Selbstbewusstsein zu sein. Daran solltest du arbeiten.

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