Auch wenn man es nett ausdrücken will und sagt "ich verstehe, dass du Orientierungslosigkeit im shutdown erfahren hast und halt nicht antizipieren kannst,
Auch diese Ausdrucksweise ist etwas „von oben herab“. Du unterstellst außerdem ein Defizit „nicht antizipieren können“. Das ist kein echtes aufeinander Zugehen, da du stets implizit ausdrückst, dass du es besser weißt - was du ja notwendigerweise auch glaubst, denn sonst hättest du diese Meinung nicht.
Da hilft m. E. nur, sich einen echten Ruck zu geben und zu versuchen die Haltung des anderen prinzipiell zu akzeptieren bereit sein. Das dürfte hier schwer fallen, da man ja vermutlich glaubt, der andere schade mit seinem Verhalten anderen Mitmenschen.
Das ist das „Muss die Toleranz die Intoleranz tolerieren“- Dilemma.
Dennoch scheint es mir einen Versuch wert, auch den „Idioten“ die gebührende Achtung als Mitmenschen entgegenzubringen, wirklich zu versuchen zu verstehen, eventuell die eigene Gegenposition möglichst sachlich darzustellen und ansonsten seiner Wege zu gehen und die Situation auszuhalten.
Gerade bei der eigenen Schwester schwingen aber womöglich noch viele Emotionen mit. Im besten Fall liebt man sie und kann darum ihren gegenteiligen Standpunkt schwer ertragen.
Es ist so schade, liebe Samu, dass du dich mit ihr darüber entzweist, die Pandemie ist das auch nicht wert! Wenn nicht sonst noch irgendwelche Dinge zwischen euch liegen, lass sie doch einfach so, wie sie ist, und trink mit ihr ein Gläschen Rotwein oder einen leckeren Sommercocktail.