Wechsel von SchülerInnen zum beruflichen Gymnasium

  • Soweit ich weiß, hat Lehramtsstudent zumindest Englisch als Fach studiert. Ich auch.

    Er hatte im Studium des Grundschullehramtsfachs Englisch exakt 4 SWS fachwissenschaftliche Anteile (6 SWS Sprachpraxis, 8 SWS Didaktik).

  • Soweit ich weiß, hat Lehramtsstudent zumindest Englisch als Fach studiert. Ich auch.

    Du unterrichtest aber nicht an der Oberstufe und hast wahrscheinlich noch nie eine berufliche Schule betreten.

  • Daher hatte ich ja die Frage. Ich informiere mich gerne ...

    Das sehe ich auch so und finde es hier im Forum deshalb auch so spannend. Mich interessieren z.B. auch immer die Verfahren in anderen BL.


    Wir in Hessen haben eine sog. Leseliste für jeden Abijahrgang (also allg. Gym und BG identisch). Alle Abiturienten 2021 müssen z.B. in Deutsch "Aus dem Leben eines Taugenichts", "Die Verwandlung", "Woyzeck" und "Faust" lesen plus Lyrik bestimmter Epochen, Schüler mit Deutsch LK zusätzlich noch "Corpus delicti" und "Michael Kohlhaas". 2022 werden einzelne Werke ausgetauscht. Im Abi (was alle entweder schriftlich oder mündlich in Deutsch machen müssen in Hessen) sind diese Werke dann prüfungsrelevant.


    In Englisch gibt es ebenso eine Leseliste. Alle müssen fürs Abi 2021 "To Kill a Mockingbird" und "Mother to Mother" lesen, wer Englisch LK hat noch "Othello".


    Ich persönlich habe mich nach intensiver Auseinandersetzung mit einem Kanon/Leseliste angefreundet. Es gibt viele Argumente dafür oder dagegen. Für mich ist das stärkste Argument, dass dadurch nicht die individuellen Vorlieben des Lehrers in den Vordergrund rücken und alle Schüler hessenweit identische Textkenntnisse haben müssten. Diese Textkenntnisse sind aber, wie schon so oft hier geschrieben, nur der Rahmen. Die Einheiten zu den unterschiedlichen Lektüren (oder Epochen) werden ja gefüttert mit geschichtlichen, sozialen und politischen Hintergründen.

  • Was haltet ihr denn von der Aussage "Das Abi am BG ist insofern anders, dass es manchen SuS - vor allem vielleicht solchen, die mit Praxis mehr als mit Theorie anfangen können - leichter fällt als am AG. Deswegen ist es aber nicht per se einfacher, das ist schlicht persönliches Empfinden"?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • "Einfach" ist doch eh subjektiv. Mir fällt Englisch schwer, und mit Bio hab ich nie was anfangen können. Im Studium war Regelungstechnik mein Albtraum. Physik und Mathe, Elektrotechnik und Informatik fallen mir leicht.


    Das wird am AG ja schon durch die unterschiedlichen LKs abgebildet. Am BG noch etwas intensiver.

    • Offizieller Beitrag

    Danke kalle!
    Ich finde, es wird einfach viel zu oft vergessen. Klar spielt Fleiß eine Rolle bei der Abitur- oder Durchschnittsnote. Aber ein nicht zustande kommender LK kam viel Einfluss auf die Endnote haben. Wer musisch-künstlerisch gut ist, freut sich über einen besonderen LK, hat aber vielleicht Pech und doch keine Wahl und muss Geschichte nehmen.
    Viele Schulen sind zu klein, um alle Fächer anzubieten und für einige Schüler*innen macht es doch einen Unterschied, ob man Erdkunde oder Pädagogik, Bio oder Physik wählt.

    Ich sage "gerne", dass mein Abitur komplett ohne Mathe und NaWi ist. Ganz stimmt es nicht, ich hatte insgesamt 3 Stunden die Woche für Mathe, Bio, Physik und Chemie zusammen. Anteil am Abitur: ca. 6%, ein Fach wurde 3 Wochen vorher ausgelost. Ich war sehr gut in Mathe (zumindest für dieses Niveau, davor aber eigentlich auch), ich habe eine 1,0 in Mathe/NaWi auf dem Zeugnis. Wäre Bio oder Physik/Chemie gelost worden, hätte ich mich über eine 3,0 freuen können...
    War mein Abitur zu einfach, weil ich keine mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung hatte? Vielleicht. Aber dafür hatte ich 8 Stunden Philosophie die Woche, 4 Fremdsprachen, zwei davon wurden schriftlich und mündlich geprüft, die zwei anderen nur schriftlich, zusätzlich die Muttersprache schriftlich, mündlich plus noch dazu Literaturwissenschaft als Fach. Hinzu natürlich noch ein paar Fächer (es wurde in jedem Fach eine Abiprüfung abgelegt). "Mein" Abitur gilt / galt als das "Mülleimer-Abitur", das jeder macht, der kein Mathe kann. Kann sein. Aber 3-4 Fremdsprachen muss man aber auch können.

    Sind meine Schüler*innen doof, die kein Französisch können? Nö. Einige sind stinkefaul und _könnten_ es, wenn sie arbeiten würden. Einige sind durchschnittlich aber nicht unbedingt super talentiert, andere sind einfach sehr gut. und einige sind sehr gut, entscheiden sich aber für einen anderen Schwerpunkt.
    Jeder von uns, der zwei Fächer in "unterschiedlichen Bereichen" hat, kennt es: wie ein Schüler in einem anderen Fach ganz anders wirkt. Das hatte ich gerade dieses Jahr im Abitur. Ich hatte einen Drittel des Jahrgangs in der zweiten Fremdsprache unterrichtet: und bei den allermeisten war deren Entscheidung abzuwählen die beste ihrer Laufbahn. Menno haben wir uns in der Sek1 aneinandergerieben.
    und dann treffen wir uns in sozialwissenschaftlichen Fächern wieder und sie sind gut. Sehr gut. Argumentativ, analytisch, in der Lage, viele Verknüpfungen zwischen Theorie und Fall herzustellen, sie können Empfehlungen formulieren. Ein richtiger Genuss. und eine richtige Freude, dass diese Schüler*innen durch den jeweiligen Schwerpunkt ihren Weg gefunden haben. Sozial- und Geisteswissenschaften sind am AG möglich. Wenn sie lieber einen wirtschaftlichen Schwerpunkt gehabt hätten, wäre der Weg zum BK um die Ecke auch schön gewesen.


  • War mein Abitur zu einfach, weil ich keine mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung hatte? Vielleicht. Aber dafür hatte ich 8 Stunden Philosophie die Woche, 4 Fremdsprachen, zwei davon wurden schriftlich und mündlich geprüft, zusätzlich die Muttersprache schriftlich, mündlich plus noch dazu Literaturwissenschaft als Fach. Hinzu natürlich noch ein paar Fächer. "Mein" Abitur gilt / galt als das "Mülleimer-Abitur", das jeder macht, der kein Mathe kann. Kann sein. Aber 3-4 Fremdsprachen muss man aber auch können.

    Naja inwiefern manches Abitur als "Mülleimer-Abitur" gilt, sei mal dahin gestellt.

    Päda hat z.B. den Ruf, dass man ja nur "labern" muss. DAS versuchen wir unseren SuS bereits in Klasse 9 auszureden, wenn sie sich für oder gegen bestimmte Fächer entscheiden müssen. Glauben einige, andere wiederum nicht. So geht es dann in die EF ... und sie bekommen einen ersten Eindruck, dass man in Päda sehr wohl 5en schreiben kann ... [und das obwohl die Themen, die man dort behandelt, im Vergleich zu den Theorien in der Q-Phase "leicht" sind. ]

    Bei einigen dringt es immer noch nicht durch ... und sie wählen teils trotz mäßiger Leistungen Päda als LK oder möchten Päda als 3. oder 4. Abifach nehmen. Also kommen sie so in die Q1 ... da werden dann nach und nach die "schwereren" Theorien behandelt (ja, es sind auch "dankbare" Themen dabei).

    Jedenfalls stellen sie dann fest, dass man trotz des vermeintlichens Rufs des Laberfachs doch nicht die 1 oder 2 vorprogrammiert ist, sondern dass auch Defizite dabei sein können.

    Manche SuS bekommen es bis zum Ende nicht hin

    a) ein gewisses Textverständnis zu zeigen (merkt man direkt in Aufgabe 1, wo es um eine "Textzusammenfassung" geht.)

    b) Theorie + Text aufeinander zu beziehen (merkt man dann bei Aufgabe 2). Jaja so eine Theorie kann schon mal verfremdet werden ... :autsch: oder irgendein Müll beim Bezug geschrieben werden.

    c) den eigenen Text ordentlich aufzubauen (Darstellungsleistung), wenige Orthographiefehler zu machen (manche schreiben wie Kraut und Rüben und man versteht nicht, was sie einem denn sagen möchten)


    Geschichte hat den Ruf, dass man ja so viele Daten auswendig lernen muss ... dass das nicht stimmt, merken die SuS dann irgendwann ...


    Bio hat bei SuS manchmal den Ruf, dass man das ja auch irgendwie hinbekommt. Dennoch gibt es auch da Reinfälle ... es gibt SuS, die "wegen" den vermeintlichen "Luschifächern" durchs Abi rasseln / nicht zugelassen werden ...

    Deutsch? Kann ja jeder! Ist ja die Muttersprache!

    Physik? Och wird schon gehen! Wir haben ja eine Formelsammlung. (Ernsthaft, wird von manchen SuS gedacht) 1. Klausur (EF): Upps! Man muss ja wissen WIE man WELCHE Formeln anwenden muss! Oh! Doch ne 5! Shit!

    Contra: EF-Vorstellung: Man macht genauso viele Experimene wie in der SI. Ja ... Experimente spielen schon ne Rolle ... aber es wird halt auch formaler (mehr Formeln, mehr Theorie, ... doch nicht so leicht).


    Also: Sind Päda, Deutsch, Bio leichter als Mathe oder Physik? Nö! Anders halt! Es werden andere Kompetenzen "abgefragt".

    Dennoch: Ich reiche SuS in meinen Fächern immer mal wieder (wenn es mal passt) eine alte Abiklauusr (oder zumindest Teilaufgaben hiervon) rein. Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, welche Anforderungen an sie im Abi gestellt werden ...

  • Auch AG haben durchaus ja Schwerpunkte, ich war an einem mit Naturwissenschaft und Sport als Schwerpunkt, meine Schwester an einem sprachlichen/künstlerischen. An diesem Wäre mir das Abi wahrscheinlich auch schwer gefallen (weniger Wahlmöglichkeiten im naturwissenschaftlichen Bereich).

    Ihr es umgekehrt an meinem Gym.


    Wir hatten in der Stadt auch ein (bzw. sogar zwei) Gym, wo es hieß, da wechseln die Leute hin, wenn es bei meinem zu schwer war.Zentralabitur hin oder her, die Punkte werden nun einmal auch schon vorher gesammelt. Plus die Wahlmöglichkeiten, das macht viel aus.


    Leichter/schwerer ist also nicht nur eine Frage nach AG oder BG.

    Es kommt halt auf die eigenen Fähigkeiten an.


    Ich finde physikalische Chemie total geil un da setze ich mich gerne auf den Hosenboden für, habe viele Inhalte im Studium freiwillig gemacht. Die meisten anderen sind wegen der PC durchs Studium gerasselt.


    Am AG ist das Abi sicher etwas "allgemeiner" und vielleicht in der Breite "schwerer", am BG sicher spezialisierter, dafür in der Tiefe "schwerer" (was auch immer "schwerer" heißen mag). Auf ein Studium oder eine anspruchsvolle Ausbildung werden die SuS an beiden Arten von Schulen vorbereitet.

    Das finde ich sehr treffend formuliert.


    Schwerer ist immer individuell. Alles wo Verständnis gefordert war, war für mich "einfach", alles wo ich auswendig lernen musste, war für mich "schwerer".

  • Ich finde tatsächlich den Unterricht in Physik am Berufskolleg anspruchsvoller als am Weiterbildungskolleg. In meinen UPPs am WBK hatte ich ein echtes Niveauproblem (sprich: Niveau zu niedrig für die eigentliche gymnasiale Oberstufe, aber am oberen Rand für das, was die Studierenden dort können), am BK geht es schon etwas mathematischer zu.


    Ein Vergleich mit dem Gymnasium kann ich nicht liefern, da meine Schülerzeit inzwischen fast 20 Jahre her ist.

  • Dennoch: Ich reiche SuS in meinen Fächern immer mal wieder (wenn es mal passt) eine alte Abiklauusr (oder zumindest Teilaufgaben hiervon) rein. Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, welche Anforderungen an sie im Abi gestellt werden ...

    Hihi, ich habe meinen eigenen Kindern meinen gelben Bio-Leistungskursordner von anno dunnemals reingereicht. Meine Mädels haben daraufhin Bio genommen und nach meinem gut geführten alten Ordner gelernt, ein paar Freunde von ihnen auch (der eigene Lehrer machte keine Heftaufschriebe), mein Sohn hat mit der Bemerkung "zu viel Chemie und zu viel zu lernen" lieber Physik gewählt. :)

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus >


    Ich gebe zu, ich habe diesen Thread bisher kaum verfolgt.

    Ich bin leider gerade auch auf dem Sprung - werde heute Abend mal reinschauen.

    Damit es bis dahin ruhig bleibt, schließe ich mal kurz.


    Kl.gr.Frosch, Moderator

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>

    Beiträge / Diskussion bzgl. Frauenquote etc. entfernt.

    Thread ist wieder offen.


    Macht weiter - ich würde sagen, das Thema ist derzeit der Unterschied zwischen Gymnasium und BK.


    kl. gr. frosch, Moderator

  • Och einigen wir uns doch auf die Formel: Die Schulform / die Schule, an der man selbst unterrichtet ist die einzig Wahre und die beste Schulform / Schule forever! [außer diejenigen, die unzufrieden sind :pfeifen:. Diese können ja dann wechseln. Vll. sollten wir einen Bereich aufmachen: Welche Schulform bietet welche Vorzüge? Und für die Nörgler: Diese könnten dann notieren, welche Schulform welche Nachteile bietet]

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