Wechsel von SchülerInnen zum beruflichen Gymnasium

  • An den Beruflichen Gymnasien hat man G9, sonst G8. Man hat da ja 13 Schuljahre. Oder stimmt das nicht? Also hier scheint es schon einfacher zu sein, denn die "Kracher", die vom Gymnasium wechseln und keine guten Noten haben machen dort ganz passable Abiture.

    Bei uns sind es sowohl am BG als auch am allg Gym wieder 13 Schuljahre

  • An den Beruflichen Gymnasien hat man G9, sonst G8. Man hat da ja 13 Schuljahre. Oder stimmt das nicht? Also hier scheint es schon einfacher zu sein, denn die "Kracher", die vom Gymnasium wechseln und keine guten Noten haben machen dort ganz passable Abiture.

    Die Verweilzeit ist die gleiche und auch die zentralen Prüfungen sind die gleichen. Nur weil ihr bestimmte SuS abgestempelt habt, heißt das nicht dass sie nicht ein gutes Abitur machen können. Welche Gründe das haben kann wurde schon öfters beschrieben hier.


    Es ist eher ein Beweis dafür, dass die "Leistungen" der abgebenden Schule wirklich wenig über das Potential aussagen. Das geht natürlich in beiden Richtungen und zieht sich weiter durch Studium, Ausbildung, Berufsleben etc.

  • Das wusste ich nicht

    Wieso? Am allgemeinbildenden Gymnasium machen sie nach der 12. Abi und am BG nach der 13., also hier in BaWü.

    Das stimmt aber für andere Bundesländer nicht. Ich finde diese pauschalen Aussagen trotzdem nicht gut und vor allem nicht zutreffend.

  • Das wusste ich nicht

    Das stimmt aber für andere Bundesländer nicht. Ich finde diese pauschalen Aussagen trotzdem nicht gut und vor allem nicht zutreffend.

    Da stimme ich dir zu. Bei uns gehen auch (oft) leistungsstärke SuS ab, von denen wir das niemals gedacht hätten und die wir auch anders beraten, wenn wir davon Wind bekommen (was jedoch nicht immer was nützt)


    Aber andererseits wird wieder deutlich, dass man als Lehrkraft auch mal einen Blick über den eigenen Tellerrand wagen sollte um zu verstehen, warum SuS diesen Schritt gehen.

  • Wie sind Schüler miteinander vernetzt?

    Da kennt wahrscheinlich der eine Jahrgang den nächsten. Oder den darunter. Weiter gehen intensivere Bekanntschaften wahrscheinlich eher selten.

    Nun wechseln SuS nach dem 10. Jahrgang in Richtung berufliches Gymnasium. Sie berichten davon, wie "easy" die 11. Klasse (der Beginn der 11. Klasse?) ist. Der Jahrgang unter ihnen hört davon - und muss sich bis ~Anfang Februar entscheiden, was sie im nächsten Schuljahr machen werden.


    Was passiert an den beruflichen Gymnasien?

    Dort kommen SuS aus drei oder mehr Schulformen zusammen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, ...). Das muss erst mal zusammengeführt und konsolidiert werden. SuS, die ihre Berechtigung zum Besuch der Oberstufe an einem Gymnasium erworben haben, kennen Arbeitstechniken, Klausurformate etc. am Gymnasium schon eher. Andere müssen das noch erlernen. Somit ist die 11. Klasse eindeutig eine "Einführungsphase". Das wird teilweise als sehr einfach empfunden. Ist es vielleicht auch.


    Und dann kommt die 12. und 13. Klasse. Und das Tempo & Niveau ziehen deutlich an. Bis dahin ist aber dem Jahrgang darunter das Bild vermittelt worden, dass das Berufliche Gymnasium ja sooo viel einfacher sei.


    Wenn man die offiziellen Durchschnittsnoten im Abitur (bezogen auf NDS) betrachtet, dann sind diese (zumindest in der Vergangenheit) am beruflichen Gymnasium um einige Nachkommapunkte schlechter als am allgemeinbildenden Gymnasium. Es wird in fast allen Fächern das identische Zentralabitur geschrieben. Daran kann's also nicht liegen. Eine Erklärung könnte sein, dass die BG mehr SuS zum Abitur führen, die zuvor an Haupt- oder Realschule waren. Aber solche SuS gibt es auch an den Gymnasien. Man kann vielleicht vermuten, dass die "ehemaligen Gymnasiasten" ähnliche Ergebnisse erzielen wie sie sie auch an ihren ehemaligen allgemeinbildenden Gymnasien erzielt hätten. Keine Ahnung. (Dies bitte nicht falsch verstehen: Auch "ehemalige Realschüler" habe ich schon dabei beobachtet, wie sie als Jahrgangsbeste ihr Abitur abgelegt haben. Die "Herkunft" ist also kein Indikator für "Leistung".)

  • Also in NRW schreiben die Schüler am BK nicht das gleiche Abi wie am Gymnasium. Hier schreiben ja teilweise 2 unterschiedlich Bildungsgänge nicht das gleiche Abi.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Also in NRW sind bei der Umstellung G9 zu G8 mehr Schüler ans Berufliche Gymnasium und zwar nach der 10. Klasse Allgemeinbildend und kamen so weiter auf die 13 Jahre Schule, bzw. drei Jahre Oberstufe.


    Vorteil eines Wechsels - man beginnt irgendwie bei 0. Manche Ansichten von Lehrern oder Mitschülern festigen sich in der Sek I, eine Chance von Neuanfang.


    Dann natürlich die Profilgebenden Leistungskurse.

    Bei uns Technische Informatik bzw. Chemietechnik als Fächer, die es sonst nicht unbedingt gibt.

    Begleitet von weiteren passenden Fächern und mehr Praxis in dem Bereich.


    Bei uns können sie außerdem noch die schulische Berufsausbildung des CTA bzw. ITAs erlangen.

    Praxisanteile / berufliche Vorbereitung ist viel größer.

    Wahlmöglichkeiten geringer, also mehr Klassenverband, weniger Kurssystem.


    Die chemischen Labore bei uns, behaupte ich mal, sind deutlich besser als an den meisten Gymnasien.


    Sind für mich alles nachvollziehbare Gründe, warum ich wechseln würde als Schüler.

  • Zum Einen denke ich, holen wir die Schülerinnen und Schüler in der Eingangsklasse ganz anders ab. Da wird sich wirklich gekümmert, dass man Jeden, der signalisiert, dass er möchte, auch tatsächlich "mitnimmt". Weiterhin wird den SuS durch den Schulwechsel auch quasi ein Neustart ermöglicht.

    Ich unterrichte zwar mehr im FHR als im AHR-Bereich, aber das ist ein entscheidender Punkt beim Übergang. Ich erlebe oft (viel zu oft leider) SuS, die mit schlechten Mathenoten zu uns kommen, aber dann bei mir im Unterricht aufblühen. Der Unterricht im FHR-Bereich ist oft kompetenzorientiert, was den SuS aus meiner Sicht entgegenkommt. Die kennen tatsächlich nur:

    ("Heutiges Thema: Die Parabel. Hier Funktionsterm, hier Wertetabelle, hier Schaubild. Zack, Übungsaufgaben.) I

    Viele KuK an den abgebenden Schulen scheinen eher auf dem Stand "Ich Chef, du nix, und das zeige ich dir auch" zu sein. Wenn man die SuS ernst nimmt und mal da abholt, wo sie stehen, funktioniert das auch in Mathe gut. Der Neustart hat schon vielen SuS geholfen (aber natürlich gibt es auch einige, die mit dieser Art des Unterrichts nicht zurecht kommen).

  • Was passiert an den beruflichen Gymnasien?

    Dort kommen SuS aus drei oder mehr Schulformen zusammen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, ...).

    Aus der Hauptschule wirst du selten SuS in der 11. Klasse des BG finden, weil der erweiterte Sek.I-Abschluss die Eingangsvoraussetzung ist. Dass SuS diesen in der Klasse 10 der Hauptschule erreichen, ist meiner Erfahrung nach nur sehr selten der Fall. Ehemalige Hauptschüler*innen, die den Realschulabschluss in der Klasse 10 Hauptschule erworben haben, könnten aber evtl. vorher eine Berufsfachschule besucht haben, in der sie den erweiterten Sek.I-Abschluss geschafft haben, und dann auf's BG gehen. Solche "Fälle" haben wir erfreulicherweise immer mal wieder.


    Edit: meine Ausführungen beziehen sich auf Niedersachsen, nicht auf NRW!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Meine Einschätzung ist, dass BG im allgemeinen schon leichter ist als allgemeines Gymnasium.

    Nicht zu unterschätzen ist dabei jedoch der jeweilige Schwerpunkt, der dann auch automatisch LK ist.

    Ich z.B. war auf einem Wirtschaftsgymnasium und fand es in den meisten Fächern schon eher recht leicht (im Vergleich dazu, was ich so von anderen gehört habe). Nur LK Wirtschaft war eines der wenigen Fächer, die ich nie leicht fand.

    An einem allgemeinen Gymnasium hätte ich deshalb u.U. durch die freiere Wahl der LKs sogar im Endeffekt ne bessere Abi-Note haben können (wenn ich es bis dahin geschafft hätte). Freunde von mir hatten die Fachrichtung Informatik - das muss auch kein Zuckerschlecken gewesen sein.

    Am allgemeinen Gymnasium gibt's dann halt Leute, die mit den LKs Deutsch und Reli oder so ins Abi gehen.

    Bei uns gab es nur die LKs: Wirtschaft oder Technik und Mathe, Englisch, Deutsch zur Auswahl. Wer damit nicht glücklich wurde, hatte eben Pech.

    Allgemein ist das Abi heute (wenn man sich die Statistiken anguckt) ohnehin leichter.

    So dass man es an so manchem BG je nach Fachrichtung schon fast geschenkt bekommen dürfte, meiner Einschätzung nach.

    Denn ich habe damals fast nix für die Schule gemacht und hatte dort trotzdem und trotz nicht ganz leichter Fachrichtung nie ernsthafte Probleme. Und ich bin nicht gerade Einstein oder so.

    Einmal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • @MrJules Die Frage ist, ob es halt wirklich fachlich „einfacher“ ist oder der Stoff halt „einfacher“ erscheint weil er dort anders vermittelt wird. Wenn ich Abiturprüfungen vom AG und BG in Mathe vergleiche, kann ich jetzt z.B. keinen Unterschied im Niveau erkennen...

  • Durchaus möglich, dass Lehrer an BGs das eher pragmatisch handhaben (auch viele Quereinsteiger) und Lehrer an allgemeinen Gymnasien oft einen bestimmten fachlichen Anspruch im Unterricht wollen.

    Auch möglich, dass Mathe da nicht das beste Beispiel ist, da an BGs halt wahrscheinlich oft sehr gute Mathelehrer vorhanden sind, die dann eben eine affine berufliche Fachrichtung haben (Technik, Informatik, Wirtschaft).

    Auch möglich, dass sich das Niveau mehr angeglichen hat mit allgemeinem Abwärtstrend.

    War aber eh nur mein subjektiver Eindruck. Großteils kommt es wohl auf die einzelnen Lehrkräfte und deren Motivation an. Wobei man bestimmte Typen wahrscheinlich eher am allgemeinen Gymnasium finden wird, schätze ich.

  • Ich weiß nicht, wie es an anderen Schulen aussieht, aber an unserem BG unterrichten kaum Quereinsteiger*innen. Mir fällt gerade nur ein Kollege ein, der u. a. am BG unterrichtet und "gelernter" Informatiker ist.

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  • @MrJules Die Frage ist, ob es halt wirklich fachlich „einfacher“ ist oder der Stoff halt „einfacher“ erscheint weil er dort anders vermittelt wird. Wenn ich Abiturprüfungen vom AG und BG in Mathe vergleiche, kann ich jetzt z.B. keinen Unterschied im Niveau erkennen...

    Blöde Frage vielleicht, aber warum wird dann nicht die gleiche Prüfung geschrieben?

  • Humblebee


    Naja, besonders die technischen Fachrichtungen sind wohl so ziemlich die größten Mangelfächer überhaupt. Nicht ohne Grund können z.B. hier in Hessen Personen aus diesem Bereich ohne jegliche Berufserfahrung den Quereinstieg ins Referendariat machen. Die werden mit Kusshand genommen. Kann mir schwer vorstellen, dass das in anderen Bundesländern großartig anders ist.

    Da kommt es immer auf die Fachrichtung an. In diesem Bereich gibt es extrem wenig Absolventen und solche, die das auf Lehramt studiert haben, noch weniger.

  • Blöde Frage vielleicht, aber warum wird dann nicht die gleiche Prüfung geschrieben?

    Soweit ich es aus dem Thread hier heraus lese, ist der Anwendungsbezug halt anders.

    Während wir in Mathe zwar auch Anwendungsaufgabe haben (die aber oft "aufgesetzt" sind), haben die SuS am BG eher Aufgaben, die sich mehr auf den Bildungsgang beziehen.

  • Ach so, ich dachte, das bezöge sich primär auf das berufliche Schwerpunktfach. Wenn am BG aber in allen Fächern so ein starker Bildungsgangbezug hergestellt wird (siehe auch die Beispiele aus dem Englischunterricht, die jemand hier beschrieb), dann frage ich mich, mit welcher Berechtigung die SuS dadurch eine Allgemeine Hochschulreife erlangen ... ?


    Soll keine Kritik sein, bin nur ernsthaft interessant, habe in diese Systeme ja selbst kaum Einblick ...

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