Kind mit Down-Syndrom im Regelschulbetrieb - Bitte um Erfahrungen

  • Liebes Forum,

    im kommenden 3. Schuljahr bekomme ein Kind mit Down- Syndrom (nicht sehr fit) mit Schulbegleitung in die Klasse. Es handelt sich um eine große Grundschulklasse mit mehr als 26 Schülern.

    Es wird zieldifferent unterrichtet. Die Zusammenarbeit mit den Eltern war wohl in der Vergangenheit wegen unterschiedlicher Sichtweisen nicht einfach.


    Mir wäre es recht, wenn ich von einigen, die damit Erfahrungen haben, einige Impulse bekäme, indem sie von ihren Erfahrungen - positiv und negativ - berichten würden, damit ich selbst für mich eine Strategie finde. Aspekte:

    - Differenzierung

    - Möglichkeiten der Inklusion

    - Umgang mit Eltern und Vereinbarungen

    - Worauf ist zu achten?


    Vielen Dank!

  • Schade, mich würde es auch interessieren.

    Mich auch - zumal unsere Schule eine sog. "Partnerklasse" mit inklusiven Kindern plant.

    Das wird zwar noch 2 Jahre dauern, aber trotzdem würde auch ich gerne Erfahrungsberichte lesen.

  • Hallo Caro07 ,


    weißt du denn, auf welchem geistigen Stand das Kind ist bzw. welches Vorwissen es aus Klasse 1 und 2 mitbringt?


    Mit freundlichen Grüßen

  • Ich weiß noch nicht viel, es soll aber nicht zu denjenigen gehören, die besonders fit sind. Ich bin jetzt in der Phase, wo ich möglichst viele Informationen sammle. Deswegen meine Anfrage hier.

  • Mich würde interessieren, ob du die Schulbegleitung kennst und ob sie alle Stunden begleitet. Beides wäre schon mal eine große Erleichterung.


    Ansonsten kommt es dann eben sehr auf den Einzelfall an. Materialien kann man nicht pauschal vorab wählen.

    Wir haben für bestimmte Bereiche inzwischen vieles in der Schule, gekauftes Material, selbst zusammengestellte Sammlungen, aus denen man wählen kann.

    Kommt ein Kind an die Schule, bemüht man sich möglichst zügig um einen Überblick und stellt dann Materialien zusammen, vor allem für Deutsch und Mathematik.

    Mit dem Anschaffen irgendwelcher Lehrwerke würde ich warten, bis klar ist, wie das Kind arbeiten kann. DANN kann man etwas auswählen, das nicht klassisch aus Buch und Arbeitsheft bestehen muss, manchmal aber eine gute Ergänzung ist.


    Ich finde zieldifferente Beschulung dann in der Hinsicht einfacher, dass ich frei wählen kann und dann in jedem Fach suche, was schon möglich ist und darauf aufbaue.

    Bei uns werden Kinder mit Down-Syndrom generell unter Förderbedarf GE geführt, was ich merkwürdig finde, entsprechend wäre es immer zieldifferente Beschulung ... bis zur Aufhebung des Förderbedarfes.

    Das Einbinden in weitere Fächer (SU, Rel) hängt davon ab, wie praktisch es gerade zugeht. Ist es textlastig (Steckbrief schreiben, Referat vorbereiten) benötigen die Kinder hier auch andere Materialien. Die Referendarin ist in Klasse 3 auf Bilder ausgewichen, anhand derer die Kinder dann auch Vorträge erarbeitet und gehalten haben. Das fand ich gut.


    Zu den Absprachen:

    Einerseits musst du dich hinsichtlich der Begleitung positionieren oder mit ihr absprechen.

    Was erwartet sie? Was erwartest du? Wo passt es oder wo könnt ihr euch treffen?

    Was braucht das Kind wirklich an Begleitung? Wo kann das Kind selbstständig agieren?

    Auf jeden Fall sollte klar sein, ob das Kind sich orientieren kann und in der Schule bleibt oder unter Daueraufsicht stehen muss und ob dies durch die Begleitung abgedeckt wird.


    Zum anderen musst du dich mit den Eltern absprechen.

    Es ist sinnvoll, sich anzuhören, was die Eltern erwarten.

    Ich schreibe Förderpläne und lege sie dar.

    Die Ziele (Kompetenzen) lege ICH fest - ggf. in Absprache mit einer FöS-Lehrkraft, wenn denn eine irgendwie in der Nähe sein könnte.

    Die Umsetzung der Inklusion lege übrigens auch ICH fest, weil ich keinen Einzelunterricht erteile, sondern eine Klasse unterrichte.

    Dazu gehört auch, dass man im Rahmen der Vorgaben Möglichkeiten findet.
    Da kenne ich die Vorgaben eures BL nicht.


    Recht machen kann man es nie allen.

    Die Eltern der betroffenen Kinder sind mal dankbar für differenzierte Beschulung, dann gibt es andere, die einem das gleich oder später zum Vorwurf machen. Häufig muss man erläutern, was Inklusion ist, was davon in dieser Schule zu realisieren ist und welche Möglichkeiten und Grenzen bestehen.

    Die Eltern der Klasse sind ähnlich ambivalent und übertragen das gerne auch auf die Kinder. Da muss man mit den Kindern arbeiten UND sich ggf. auch mal auf einem Elternabend deutlich positionieren.

  • Die Schulbegleitung ist immer da. (Geht wohl auch nicht ohne.) Offiziell haben in Bayern die Schulbegleitungen nicht die Aufgabe, mit den Schülern zu lernen und diese zu fördern. Sie sollen dort unterstützen, wo die Kinder die Unterstützung brauchen. Das wird spannend bei einem Down-Syndrom- Kind. Vor allem, wie ich den anderen der Klasse, also den restlichen 26 Schülern noch gerecht werden soll. Da gibt es auch ein paar zu unterstützende Kinder. Das ist ja keine kleine Klasse.


    Deine Aussagen im letzten Abschnitt treffen wohl im diesem Fall zu. Interessant deine Aussage zur Differenzierung. In der Vergangenheit tendierten wohl in dem Fall die Eltern dazu, dass sie die Differenzierung eher als Ausgrenzung empfanden und dies als Grund sahen zu intervenieren. Das ist mir ganz neu, dass man Differenzierung nicht als Chance, sondern als Ausgrenzung sieht.


    Im Augenblick sind noch 3 Wochen Schule bis zu den Ferien und ich kümmere mich gerade um meine 4. Klasse, die ich entlassen werde.

    D.h., ich bin noch nicht am Kennenlernen, sondern nur mal an Erfahrungen anderer zusammentragen. Damit ich schon einmal weiß, mit was ich mich im Voraus befassen sollte.

  • In der Vergangenheit tendierten wohl in dem Fall die Eltern dazu, dass sie die Differenzierung eher als Ausgrenzung empfanden und dies als Grund sahen zu intervenieren. Das ist mir ganz neu, dass man Differenzierung nicht als Chance, sondern als Ausgrenzung sieht.

    Es wird nicht anders gehen. Wie soll sie sich im Zahlenraum bis 1000 bewegen usw? Solche Eltern braucht man nicht auch noch.

  • Für Eltern mit einem behinderten Kind ist nach der Diagnose in der Schwangerschaft (bzw. nach der Geburt) nichts mehr wie es vorher war. Wie genau sich das anfühlt, wie man die Information verarbeitet und wie dauerhaft damit umgeht ist von Eltern zu Eltern verschieden. Es gibt Ehen, die daran zerbrechen, Geschwister werden mitunter buchstäblich vernachlässigt und ganz allgemein kostet es viel mehr Kraft und Nerven ein Kind mit Behinderung groß zu ziehen und sich damit abzufinden, dass es immer auf Hilfe angewiesen sein wird. Gleichzeitig ist jeder kleine Fortschritt natürlich ein riesiger Erfolg, wenn sich das Kind mit 6 alleine anziehen kann die Erleichterung, Freude, Dankbarkeit noch 100x größer, als wenn es ein anderes Kind mit 2 lernt.


    Dann gibt es noch den gesellschaftlichen Kontext, der Behinderung mit diversen sozialen Makeln behaftet und benachteiligt. Ganz zu schweigen vom unzulänglichen und überhauptnichtinklusiven Schulsystem.


    In diesen Kontext aus Schmerz, Scham, Stolz, Freude, Trotz, Müdigkeit, Motivation, Versagensangst, Löwenmuttermut, Expertentum zu eigenem Kind und Behinderungsbild und Liebe gerätst du nun. Und es wird sein wie meistens mit Eltern: zuhören, Spiegeln und am Ende transparente und klare Ansagen machen. Nichts was du nicht längst beherrschst mit all deiner Erfahrung.


    (Und Kids mit Downsyndrom können sooo witzig sein und viele sind begnadete Schauspieler, wenn ihr eine Theater-AG habt, dann probiert das mal :))

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  • Offiziell haben in Bayern die Schulbegleitungen nicht die Aufgabe, mit den Schülern zu lernen und diese zu fördern. Sie sollen dort unterstützen, wo die Kinder die Unterstützung brauchen.

    Das ist hier offiziell auch so.

    Trotzdem bleibt es eine Auslegungssache oder eine Frage der Absprache, finde ich und so erlebe ich es auch seit vielen Jahren, in meiner Klasse seit 6 Jahren, in Fachklassen noch länger.


    Es gibt durchaus die Ansicht, dass die Begleitung Materialien anpassen darf.

    Es gibt die andere Ansicht, dass die Lehrkraft die Materialien stellt.

    Darum muss man sich absprechen und die Erwartungen tauschen und Möglichkeiten finden.

    Einige Kinder brauchen nur eine Rückversicherung, andere jemanden, der bei der Handlungsplanung hilft (Was ist die Aufgabe? Was brauchst du? Womit beginnst du?)


    Konkret haben unsere GE-Kinder gerade jetzt mal einen Raum, in den sie ausweichen können, wenn sie mit der Begleitung sprechen wollen, sie gehen von da aus auch immer mal raus.

    Es gibt für diese Kinder gesonderte Wochenpläne, für andere auch, an denen sie arbeiten. Natürlich ist der Inhalt entsprechend.

    Weil wir seit 1 Jahr eine supertolle Förderschullehrkraft mit diesem Schwerpunkt haben, die an wenigen Tagen mit wenigen Stunden kommt, hat sie hier sehr viel unterstützt, mit Materialien geholfen und auch Elterngespräche begleitet oder mit übernommen.

    Davor hatten wir keine Hilfe und mussten selbst sehen, wie es gehen kann ohne und später mit Begleitung.

    Da du am sammeln bist, kannst du also auch gucken, wer ggf. helfen kann und zuständig ist, ob Lehrkräfte-Stunden zu beantragen sind (vermutlich schon zu spät), ob es BeraterInnen gibt oder anderes (BY ist da doch immer recht gut aufgestellt).

  • Mal eine langfristige Perspektive:

    Was kann ein Kind mit Down-Syndrom in der 10. Klasse?

    Es arbeitet mit Materialien, die für die 3. Klasse konzipiert sind. Diese sind schon recht herausfordernd. Es rechnet mit Unterstützung im Zahlenbereich bis 100. Auch Multiplikation ist möglich, muss aber intensiv geübt und regelmäßig wiederholt werden, ansonsten baut sich dieses Wissen sehr schnell wieder ab. Es kann ungeübte kurze Texte lesen, jedoch nicht sinnentnehmend. Hier benötigt es viel Hilfe.


    Sozial ist eine Integration in den Klassenverband vielleicht bis Ende der 6. Klasse möglich. Es gibt gleiche Interessen, Spiele, Verhaltensweisen. Da wird das Kind mit Down-Syndrom durchaus zur Geburtstagsfeier eingeladen, selbst, wenn vielleicht nur insgesamt vier Einladungen ausgesprochen werden dürfen.

    Nach der 6. Klasse lebt man sich langsam auseinander. Grundsätzlich bleibt ein freundlicher Grundton, durchaus wird auch geholfen (ob bei Aufgaben oder Schuhe-Zubinden oder ...).


    Für die Arbeit im Unterricht ist es praktisch, ein gemeinsames Oberthema zu finden (z.B. Märchen). Während die einen über mehrere Wochen hinweg Märchen untersuchen und selbst schreiben, lesen die I-Schüler gemeinsam mit dem I-Helfer ein Märchen (lassen es sich vorlesen. Überlegen, welche Laute die Bremer Stadtmusikanten machen, machen eine Audio-Aufnahme (Text gelesen durch I-Helfer, an der "richtigen" Stelle dann der Einsatz der Tiere, ...). Die Vorstellung des Ergebnisses kann dann für die ganze Klasse erfolgen. Das lässt sich natürlich nicht nur mit einem I-Helfer, sondern auch direkt in einer Schülergruppe umsetzen.
    Oder eine "Foto-Safari": Sammeln von Hinweisen zum Thema X in der realen Welt, präsentiert in einer "Ausstellung" (begleitet durch Schulbegleitung bei Spaziergang über Schulhof oder in der näheren Umgebung - schließlich soll auch ein wenig Lebensweltorientierung stattfinden...)


    Das vielleicht auch als Antwort, wie weit die Schulbegleitung eingebunden wird. Sie unterstützt beim Lesen, Verstehen, Bearbeiten von Aufgaben und Arbeitsblättern. Sinnvoll erscheint mir entweder ein längeres "Projekt" oder ein "Paket" von Arbeitsblättern für mehrere Stunden. Schwierig ist es ansonsten insbesondere zum Unterrichtsbeginn, alle SuS gleichzeitig anzusprechen (außer vielleicht zu Beginn eines neuen Themas für alle). "Schulbegleitung" gibt es auch in unterschiedlichsten Qualitäten. Einige sind eine sehr große Hilfe für das I-Kind und die Lehrkraft. Andere haben keine Ahnung, wissen das aber nicht, und werden zur Belastung für die gesamte Klasse. Man wird sich vielleicht zu Beginn und in regelmäßigen Abständen treffen, um das Arbeiten mit dem Kind zu besprechen. Was zum Beispiel heißt "beim Lesen unterstützen"? Liest man die Aufgabe einfach vor, lässt selber lesen, wie wird geholfen, gefragt, ...?

    Klärt auf jeden Fall, was passiert, wenn die Schulbegleitung erkrankt ist. Gibt es eine Vertretung, Agentur, ...? Wie ist die erreichbar und wie schnell ist sie da? Könnte das Kind für einzelne Tage tatsächlich "allein" zurechtkommen oder benötigt es eine lückenlose Aufsicht und Hilfe selbst z.B. beim Toilettengang oder Essen?


    Zum Umgang mit Eltern: Viele, aber längst nicht alle Eltern mit I-Kindern haben besondere Ansprüche an "ihre" Lehrkräfte. Sie erkennen nicht unbedingt Grenzen. Gibst du deine private Telefonnummer heraus, kann es durchaus passieren, dass das Telefon auch noch abends nach 22 Uhr klingelt. Am Wochenende sowieso.

    Eine Rechnung, die ich für alle Eltern (nicht nur inklusiv beschulter SuS) manchmal aufmache: Die Unterrichtsstunde hat 45 Minuten. In einer Klasse mit 25 SuS stehen pro Schüler 1,8 Minuten zur Verfügung...

  • Was du im Vorfeld unbedingt beachten musst: Das Down-Kind wird sehr viel Unterstützung von der Schulbegleitung brauchen. Wie setzt du um, dass dadurch der Rest der Klasse nicht permanent durch deren Gespräche gestört wird?


    Unverzichtbar: klare Absprachen mit der Schulbegleitung über IHRE Aufgaben und vor allem auch über DEINE Aufgaben. Manche Schulbegleitungen überschätzen gerne mal ihre Kompetenzen oder sind im anderen Extrem viel zu passiv.


    Ich würde mich außerdem in den kommenden Wochen intensiv mit der abgehenden Lehrkraft darüber austauschen, wie gewisse Sachen bisher gehandhabt wurden und auf ihre konkreten Erfahrungen und Tipps in Bezug auf dieses Kind aufbauen, sodass der Start im September möglichst reibungslos läuft.

  • Mal eine langfristige Perspektive:

    Was kann ein Kind mit Down-Syndrom in der 10. Klasse?

    Es arbeitet mit Materialien, die für die 3. Klasse konzipiert sind...


    Das wäre eine Menge, meine lernbehinderten Schüler kommen nicht weiter... Aber was bedeutet das nun für die TE?


    Caro07 , habt ihr außer der Schulbegleitung, zu der schon viel Hilfreiches gesagt wurde, noch andere Unterstützung aus der Förderschule oder so?

  • Ich finde alle Erfahrungen gut. Danke auch an Djino. Interessant war für mich zu lesen, wie weit das Ganze in der 10. Klasse gediehen ist.

    Sorry, ich möchte hier wegen des Wiedererkennungswertes nicht zu konkret werden. Nur so viel: Normalerweise haben wir sporadisch den MSD (das sind die Leute von den Förderschulen) da, doch der wird nächstes Schuljahr fast oder ganz gestrichen. In meinem Fall gab es zudem Uneinigkeiten mit den Eltern. (Somit ist das nämlich auch nicht mehr aktuell mit der guten Versorgung, palim.)


    Mir helfen diverse Schilderungen von Erfahrungen (auch mit älteren Down-Syndrom Kindern), für die ich mich herzlich bedanke! Ich ziehe mir dann das raus, was für mich relevant ist.

  • Viele Grundschulkinder mit Down-Syndrom brauchen tagsüber noch eine Schlafmöglichkeit. Habt Ihr daran gedacht?

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Noch einmal zum Erklären von Inklusion.

    In den letzten Jahren habe ich häufig von ganz unterschiedlichen Personen (Eltern, Schulträger, Ärztinnen des Gesundheitsamtes uvm) erlebt, dass etliche davon ausgehen, dass Schulen, die Inklusion machen (müssen) auch die notwendige Ausstattung erhalten. Oft wurde der in den Medien genannte Wunsch nach einem multiprofessionellen Team als Realität angenommen. Oft wurde eine sehr hohe Erwartung gesetzt, was Schule leisten muss, weil sie Inklusion umsetzen soll.

    In den Gesprächen setze ich deutlich dar: Ich stehe der Inklusion offen gegenüber, auch kann ich vieles realisieren. Aber die Traum-Vorstellungen, die manche hegen und mit entsprechend hohen Erwartungen an Schule herantreten, sind leider häufig Seifenblasen. Häufig lege ich offen, welche Ausstattung die Schule hat - und welche, z.T. gegen die Erlasse, nicht gewährt wird.

    Habe ich genau EINE Stunde sonderpädagogische Grundversorgung in der Woche für alle SchülerInnen dieser Klasse, ist es genau das: EINE Stunde für ALLE.

    Für Kinder mit Förderbedarf GE gibt es andere Stundenvorgaben, aber generell entsprechen die des Erlasses nicht unbedingt den Zuweisungen.

    Da die Eltern ein Recht auf Information haben, erläutere ich die gegebenen Umstände. :_o_)

  • Wenn du die Möglichkeit der Absprache mit der abgebenden Lehrkraft hast, kann man sicherlich den Leistungsstand und die bisher genutzten Materialien erfragen ... und auch die Hemmnisse.


    Nun gibt es ja eine Schulbegleitung, darüber lässt sich vieles ermöglichen, wenn eine gute Zusammenarbeit entsteht. Wenn das Kind samt Schulbegleitung wechselst, kennt diese das Kind ja auch schon.


    Ich glaube, inhaltlich musst du dann noch mal fragen, wenn du den Leistungsstand hast oder es konkreter wird.


    Unsere GE-Kinder arbeiten mit einem besonderen Lese-Konzept, bei dem es - wie sonst ja eigentlich auch - notwendig ist, täglich ein bisschen zu lesen (kleine Häppchen, viele Wiederholungen) Die Art und Weise wurde den Begleiterinnen erläutert, sodass sie dies nun im Rahmen des Wochenplanes umsetzen können. Ähnliches gilt für Matheaufgaben mit taktilem Material etc.


    Eines dieser Kinder hatte ich zu Beginn in meiner großen ersten Klasse. Das Kind ist sehr fröhlich und lernwillig, es war möglich, Materialien anzubieten, mit dem das Kind tatsächlich selbstständig gearbeitet hat und auch Fortschritte zeigte. Ich war sehr dankbar um die Materialien, die mir eine Kollegin zur Verfügung gestellt hatte. Diese war, im Hinblick auf die Inklusion von GE-Schülerinnen vorab in einer FöS hospitieren.


    Wenn das derzeit nicht möglich ist, kann man dir vielleicht jemanden vermitteln, mit dem du telefonieren kannst. Entweder organisierst du das selbst, weil dir jemand einen Tipp gibt, oder du bittest über die zuständigen Stellen um Hilfe/ Beratung DEINERSEITS, was aber häufig länger dauert.



    Sinnvoll finde ich auch, mich mit den Anforderungen auseinanderzusetzen. Bei den Kindern mit Förderbedarf Lernen merke ich in Gesprächen häufig, dass die Grundschullehrkräfte sehr viel erwarten. Da haben Förderschullehrkräfte einen ganz anderen Blick.


    Wichtig ist, dass man "zieldifferente Beschulung" für sich konkretisiert und fragt, was erwartet wird oder was möglich ist – erst einmal für sich als Lehrkraft. Es ist hilfreich, zu wissen, dass es Kinder gibt, die auch im 10. Schuljahr nicht über den Zahlenraum bis 10 hinausgekommen sind und nicht lesen können. Es ist auch gut, zu wissen, was die curricularen Vorgaben sind.


    Danach kann man dann speziell für dieses Kind schauen, wo es steht und was die nächste - sehr kleinen - Schritte sein könnten, die dann im Förderplan festgesetzt werden. Passen sie nicht, muss man in die eine oder andere Richtung nachsteuern. Läuft es gut, kann man dies festhalten UND den Eltern darlegen.


    Sollte es zuvor zu Unstimmigkeiten gekommen sein, musst du überlegen, ob Elterngespräche zu dritt und mit Protokoll erfolgen müssen und ob oder was du dir zur Kenntnisnahme unterzeichnen lassen willst.



    P.S.: Man kann auch bei Kindern mit Down-Syndrom nicht pauschal für eine Klassenstufe den erreichbaren Leistungsstand festsetzen. Es gibt auch Menschen mit Down-Syndrom, die ihr Abitur ablegen, ebenso gibt es Menschen ohne Down-Syndrom und ohne Schulabschluss.

  • P.S.: Man kann auch bei Kindern mit Down-Syndrom nicht pauschal für eine Klassenstufe den erreichbaren Leistungsstand festsetzen. Es gibt auch Menschen mit Down-Syndrom, die ihr Abitur ablegen, ebenso gibt es Menschen ohne Down-Syndrom und ohne Schulabschluss.

    ...und Menschen mit Down-Syndrom, die sehr "stark behindert" sind, nicht sprechen können, an Lesen überhaupt nicht zu denken ist. Daher dachte ich, es wäre hilfreich, einen Förderschulkollegen zur Beratung mit ins Boot zu holen, nicht weil diese erklären müssten, dass man dem Kind mehr Aufmerksamkeit schenken sollte oder sowas, sondern eher, um den Eltern ggf. einen Zahn zu ziehen, wenn diese das Abitur im Kopf haben, was in 99,9% der Fälle natürlich überhaupt kein Ziel darstellt.

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