Ich kenne aus meiner Schule sehr viele Familien, in denen das Lernen zu Hause aus den gleichen Gründen nicht geklappt hat und das war ganz unabhängig vom Alter.
Übrigens konnte ich das gleiche bei meinem eigenen Kind beobachten und erlebe es gerade im Moment bei seinen Hausaufgaben.
Die gestellten Aufgaben werden zum Teil oder auch ganz als unangenehm empfunden. Sie sind mit Anstrengung verbunden. Ich erlebe seit Jahren, dass sich Kinder immer weniger anstrengen wollen bzw. die Aufgaben gerne vermeiden. Auffällig wird das z.B. bei der Schreibschrift oder beim Vokabeln lernen. Sie erfahren zu selten, dass Anstrengung belohnt wird bzw. erfolgt die Belohnung zu langsam. Durch Medien wird das Belohnungszentrum eben schneller aktiviert.
Kinder der Klassen 1-6 lassen sich meist noch zum Bearbeiten der Aufgaben überreden oder zwingen. Das geht aber meist mit viel Stress und Konflikten einher. Größere Kinder verweigern zum Teil die Arbeit zu Hause.
Wenn diesen Eltern dann die Bildung ihrer Kinder nicht egal ist, geraten sie in Stress. Sie wollen, dass ihre Kinder gut und problemlos lernen, aber die Kinder wollen in ihren Augen nicht. Dann bekommen die Eltern Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Ich kenne das selbst sehr gut. Es ist ein Teufelskreis.
Viele Eltern haben sich auch nicht getraut, bei Fragen um Hilfe zu bitten oder ihre Kinder nicht dazu angehalten, Kontakt zu den Lehrern bei Problemen zu suchen. Ich hatte das Gefühl, dass die Eltern den Lehrern beweisen wollten, wie toll ihre Kinder das alles können. Was soll denn der Lehrer von uns denken, wenn wir das nicht hinbekommen. Die Angst vor schlechten Noten beim Nachwuchs kommt noch oben drauf.
Und ich glaube eben doch, dass man dann schnell über die Schule und den schlechten Online-Unterricht flucht.
Jetzt mal ehrlich. In unserer Zeit sind bei vielen Menschen immer andere Leute schuld, wenn etwas nicht klappt. Auch die Abiturienten sehen aktuell nicht ein, dass sie es zum Großteil selbst verbockt haben. Wenn diese Abiturienten eine Familie gründen und es bei den eigenen Kindern nicht reibungslos in der Schule klappt, sind dann eben auch wieder andere Schuld.
Ich sehe die Verantwortung für schlechtes Lernen zu Hause viel mehr in der Erziehung als in der Ausgestaltung des digitalen Lernens.