(Digitales?) Homeschooling - was wird eigentlich erwartet?

  • Seit Beginn der Coronakrise lese ich immer wieder darüber, wie es sich jetzt rächt, dass die Schulen bei der Digitalisierung so langsam vorankommen und dass die Lehrer so schlecht für digitale Medien ausgebildet seien (und faul obendrein, wie immer...) und frage mich, was genau Schüler und Eltern eigentlich wollen. Oder wer das überhaupt will und wie genau es aussehen soll, falls wir im neuen Schuljahr doch wieder (wenn, dann hoffentlich nur kurze Zeit) darauf zurückkommen müssen.


    Irgendwo (Quelle weiß ich leider nicht mehr) habe ich gelesen, dass ein Schüler sagte, er bekäme von seiner Lehrerin "nur Aufgaben im Buch und Arbeitsblätter und dazu dann Lösungen, er lerne aber nichts dabei". Wieso lernt er "nichts" dabei? Wie sind die Schüler vor dem Jahr 2000 an ihr Wissen und ihre Abschlüsse gekommen...? Das Gespräch mit dem Lehrer/der Lehrerin ist sicher auf Dauer unerlässlich, aber wie würden ihm digitale Medien helfen, dass er was lernt? Würden sie das überhaupt???


    Ich habe bisher einen Mix aus Analogem ("Buch und Arbeitsblättern" mit Lösungen) und Digitalem gemacht (online Lückentexte und Übungen, Apps zum Lernen von Vokabeln, mp3 zum Hören der Lektionstexte etc.) und wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ich es noch "besser", also "digitaler" machen könnte (auch wenn für mich nicht digitaler = besser ist). Klar könnte ich Unterricht auch komplett online anbieten (habe ich auch teilweise versucht), nur mache ich den Aufwand nicht, wenn die SuS nicht dazu verpflichtet werden können und ich nur 6-10 SuS einer Klasse online habe, die dann ihre Kamera und ihren Ton ausschalten...


    WAS WIRD EIGENTLICH VON UNS ERWARTET?


    Danke für eure Einschätzungen.

  • Gute Frage

    Schüler- und Elternschaft (bei uns)

    - Wir mögen den Schülerinnen und Schülern zu ihren eingereichten Lösungen doch bitte Rückmeldungen geben. Nur Aufgaben und Lösungen zur Kontrolle reichen nicht.

    - Wir mögen doch bitte (im Idealfall) Videokonferenzen anbieten.

    - Wir mögen den Schülerinnen und Schülern doch alles in dem Maße erklären, wie sie es aus der Schule gewohnt sind.

    Ich habe aus unserer Schülerschaft (auch Oberstufe) öfter gehört, dass es wahnsinnig anstrengend gewesen sei, sich alles selbst beizubringen.


    Dass das nicht immer leistbar ist, wird oft übersehen (zum Glück sieht es unsere SL anders)


    Das Problem war halt, dass viele Schülerinnen und Schüler wussten, dass nicht erbrachte Leistungen nicht negativ in die Noten einfließen dürfen.

    Am Ende war es so, dass

    - meist die ohnehin leistungsstarken / motivierten Schülerinnen und Schüler etwas einreichten

    - die leistungsschwächeren / unmotivierteren Schülerinnen und Schüler eher nichts einreichten

    - (teilweise) auch Schülerinnen und Schüler etwas einreichten, die sonst stiller sind / von denen man es nicht unbedingt erwartet hätte

  • Das Problem war halt, dass viele Schülerinnen und Schüler wussten, dass nicht erbrachte Leistungen nicht negativ in die Noten einfließen dürfen.

    Das ist aber nicht überall so! Wir durften zwar die eingereichten Arbeitsergebnisse inhaltlich nicht bewerten, wohl aber nicht erbrachte Leistungen mit in die Note einfließen lassen.


    Ansonsten habe ich von meinen SuS vor allem gehört, dass ihnen der direkte Austausch im Unterricht fehlte, also die Möglichkeit bei Verständnisproblemen u. ä. direkt bei mir als Lehrkraft nachzufragen. Von daher würde ich mir wünschen (und somit würden wir auch den SuS entgegenkommen), dass bei erneuten Schulschließungen an unserer Schule verbindlich mit "Teams" gearbeitet würde. Zudem sollten m. E. die SuS zur Teilnahme an Videokonferenzen verpflichtet werden können; natürlich unter der Voraussetzung - und an der wird es vermutlich scheitern! -, dass alle SuS auch "vernünftigen" Zugang dazu haben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vor Corona habe ich niemals digital unterrichtet. Im Referendariat war das niemals Thema. Auch danach einfach nicht. Als plötzlich die Schulen dicht waren, bin ich hochmotiviert an das Thema rangegangen. Ich habe YouTube Videos erstellt. Arbeitsblätter. Beschreibungen. Weitere Quellen. Rückblickend betrachtet wohl eh zu viel und unübersichtlich. Jeder Lehrer probierte es anders. Und meine Schülerschaft hat oft überhaupt keine notwendigen Endgeräte. Korrekturen waren dann auch schwer ohne digitalen Stift und so weiter. Viele Schüler haben sich sowieso komplett ausgeklinkt. Ich war irgendwann ziemlich entmutigt und dankbar, als es endlich normal weiterging.


    Mir fehlen schlicht die Skills und meine Schüler waren daran auch nicht gewöhnt. Ich hoffe sehr, dass sich das in Zukunft ändert. Ich vermute, dass Schulen im Ausland viel weiter sind, jedenfalls habe ich das von einigen gehört. Vielleicht kann man dort Lernerfahrungen abgreifen. Und ich würde mich freuen, wenn es zukünftig Lehrerfortbildung auf diesem Gebiet geben würde. Wenn reflexartig in Zukunft bei jedem Aufflackern von Corona erstmal die Schulen dicht gemacht werden, ist das bitter nötig. Mich persönlich haben auf jeden Fall die Schulschließungen auf dem völlig falschen Fuß erwischt.

  • Ich habe auf Facebook mal kommentiert, was ich als Lehrer glaubte, was man von uns erwartet:


    1. Die Schule (der Staat) stellt allen Schülern ein möglichst schickes Tablet (gerne Apple) mit kostenfreiem Internetstick zur Verfügung. In ländlichen Gegenden baut er schnell das Netzt aus.


    2. Die Schulen unterrichten nach klassischem Stundenplan ausschließlich per Videokonferenz, so dass die Kinder durchgängig beschäftigt sind und ihre Eltern nicht nerven. Fragen und Unklarheiten (technisch und inhaltlich) werden ausschließlich von Schulen gelöst, so dass Eltern nicht unnötig mit der Bildung ihrer Kinder belästigt werden.


    3. Hofpausen finden ebenfalls gemeinsam digital statt. Wie gesagt, dass Kind darf nicht im Home-Office stören.


    4. Zu Mittag wird Essen auf Rädern angeliefert. Gegessen wird gemeinsam im digitalen Speisesaal. Kochen ist für Eltern, die Ganztagsbetreuung gewöhnt sind, eine Zumutung und zusätzliche Belastung.


    5. Es findet ebenfalls eine digitale Hausaufgabenbetreuung und AG-Zeit statt. Eltern dürfen derweil nicht belastet werden.


    6. Wenn Eltern nicht genervt und belastet werden, ist es auch egal, ob nur mit Schulbüchern und Arbeitsblättern gearbeitet wird. Achtung, das Ausdrucken darf nicht von den Eltern verlangt werden. Das ist wieder eine Belastung.


    7. Sollte ein Schüler eigenwillig das Tablet ausschalten und somit das Klassenzimmer verlassen und doch wieder seine Eltern nerven... Hierfür wurde leider noch keine Lösung gefunden.


    *Ironie aus*

  • Was wird erwartet? Ich denke, gar nicht so viel. Flipper79 hat schon einiges genannt.#

    Ich ergänze mal, auch wenn es dabei zu Wiederholungen kommt. Da die Frage ja eher in Richtung gesellschaftlicher Erwartungen geht, blende ich strukturelle, technische und rechtliche Einschränkungen erstmal aus.


    1.) Sinnvolle Aufgaben, mit denen der Lernprozess weitergeführt wird. Sie sollen also nicht nur Beschäftigungstherapie sein oder endlose Wiederholungend es alten Stoffs. Dazu müssen sie natürlich sinnvoll und zielführend gestellt werden mit einer klaren Vorstellung der Lehrperson, welche Lernziele erreicht werden sollen und wie die einzelnen Schritte dahin führen - wie im normalen Unterricht eben auch.


    2.) Transparenz über den Lernprozess. Die Schüler und Eltern müssen verstehen können, dass die gestellten Aufgaben sinnvoll sind.


    3.) Klare Rückmeldungen, die dem Schüler einen Überblick über seinen Leistungsstand geben und dem Lehrenden die Möglichkeit geben, diesen zu diagnostizieren.


    4.) Die Möglichkeit, mit der Lehrperson Kontakt aufzunehmen und Fragen und Probleme zu klären.


    5.) Die Möglichkeit, sich mit anderen Schülern der Lerngruppe auszutauschen, um soziales Lernen zu ermöglichen.


    Ich glaube, so hoch sind die tatsächlichen Ansprüche gar nicht. Und dass sie immer wieder pauschal mit dem Aspekt "Digitalisierung" vermischt werden, liegt einfach daran, dass viele der Kommentatoren und Journalisten sich gar nicht eingehend mit dem Thema "Unterricht" auskennen und hier einfach verschiedene Schlagbegriffe durcheinander werfen. Meine Punkte 1-4 lassen sich klar auch ohne Digitalisierung lösen, niederschwellige digitale Lösungen (Email, Lernplattformen etc.) können hier allerdings vieles erleichtern und beschleunigen. Zu Punkt 5, der natürlich auf Videokonferenzen herausläuft, fällt mir keine gute analoge Lösung ein. Was ein großes Problem zu sein scheint, ist dass es offenbar eine unglaublich große Bandbreite gibt, wie Kollegen das Home Schooling gestalten. Ich meine das überhaupt nicht qualitativ, sondern denke, dass es wohl für viele Schüler einfach unfassbar schwierig ist den Überblick darüber zu behalten, wie der einzelne Kollege unterrichtet und was er erwartet, wenn dies für jeden anders aussieht. Klar hat auch im Präsenzunterricht jeder seine eigenen Vorstellungen, Vorgehensweisen, Rituale, aber die Rahmenbedingungen sind prinzipiell erstmal gleich.


    Insgesamt glaube ich aber, dass die Schüler, Eltern und "die Gesellschaft" an sich schon ganz zufrieden wäre, wenn die oben genannten Punkte halbwegs konsequenz und im Großen und Ganzen einheitlich erfüllt werden. Das ist der pädagogische Anspruch.


    Der technische Anspruch ist ein anderer: Lernplattformen müssen stabil sein, Datenschutz muss geklärt sein, technische Ausstattung muss für Lehrende und Lernende vorhanden sein, alle müssen damit umgehen können etc. Das ist der Teil "Digitalisierung", der hier einfach in den eigenen Topf geworfen wird, was den Diskurs erschwert, zum empörten Aufschrei und zur Verteidigungshaltung bei vielen Kollegen führt und die Fronten verhärtet.

  • *Ironie aus*

    Ich weiß gar nicht, ob ich das alles so albern finde. In einem anderen Thread wurde sich darüber aufgeregt, dass auf Facebook jemand die "Betreuungspflicht" der Schulen eingefordert hat. Natürlich gibt es so eine Pflicht nicht per se, aber unsere Gesellschaft ist durchaus darauf ausgerichtet, dass die Kinder und Jugendlichen für einen bestimmten Teil des Tages verlässlich "aufgeräumt" sind. Deshalb kann man Fünftklässler auch nicht einfach um 10 Uhr nach Hause schicken, wenn die Lehrer krank sind.

    Wenn dies jetzt durch die Pandemie nicht mehr möglich ist, finde ich durchaus, dass die Schulen sich an einer Lösungsfindung beteiligen sollen - wenn sie auch natürlich nicht die alleinige Verantwortung tragen. Überspitze Darstellungen sind hierbei wenig zielführend.

  • Ich kann wiedergeben was meine Schüler sich diesbezüglich wünschen:


    - eine Mischung aus gestellten Aufgaben und Videokonferenzen*

    - im Langfach eine VK pro Woche, im Kurzfach eine VK alle zwei Wochen

    - zeitnahe Antwort auf Rückfragen (also spätestens nach einem Tag)


    *ich nenne es lieber Online Unterricht als Videokonferenz, denn die Webcam-Bildchen bringen eher wenig, ich verwende in Big Blue Button die Präsentation als Raster, mit Leerfolien für Digitale Tafel.

    Das funktioniert gut, bis hin zu Gruppenarbeiten (die IN der Schule ja wg. Abstand nicht möglich sind) in Breakout-Räumen.


    Zusätzlich habe ich mir in Kleingruppen Kinder in die VK bestellt, sozusagen Online-Nachhilfe.


    Die Unterrichtsvorbereitung hingegen habe ich dadurch entlastet, dass ich viel mit dem Buch gearbeitet habe. Ich habe also eher auf unserer Lernplattform (Moodle) noch ein paar Hinweise zu einer Buchaufgabe gegeben (oder auch ein kurzes Erklärvideo gemacht), als mir jetzt komplett neue Sachen auszudenken.


    Ferner habe ich als Klassenlehrer regelmäßige VK gemacht, und da auch wirklich nur über "Klassensachen" geredet. Die Kids, die da nicht da waren, habe ich angerufen.


    Das hat im Großen und Ganzen gut geklappt, allerdings bin ich KL in einer Projektklasse, wo jeder ein Notebook hat.


    Menschliche Probleme treten dann auf, wenn das familiäre Umfeld nicht stimmt, diese sind dann durch die Schule nur sehr schwer zu lösen.


    Technische Probleme sind teilweise lösbar: Gegen schlechtes Internet kann man als Schule nichts tun, fehlende Geräte hingegen kann man aus Schulbeständen verleihen oder aus den Corona Soforthilfen anschaffen.


    Insgesamt denke ich, dass von uns erwartet wird, dass wir einen Mix aus synchronem ("Videokonferenzen") und asynchronem (Aufgaben, Rückfragen beantworten) Unterricht bieten.


    Nach meiner Beobachtung haben Kinder, die eine gute Eigenmotivation und Selbstorganisation haben, auch im Homeschooling gut gelernt (introvertierte Kinder teilweise besser als in der "normalen" Schule). Auf der Strecke bleiben Kinder, die eine - ssagen wir mal - straffere Führun ("strenger Lehrer") brauchen.


    Natürlich ist es blöd, dass wir Lehrer dafür die Ausstattung nicht bekommen. Abe wenn man einen Internetzugang, einen Computer und ein Smartphone (für Videos) hat, dann kann man schon eine Menge machen - und das haben, glaube ich, die meisten.

  • Natürlich ist es blöd, dass wir Lehrer dafür die Ausstattung nicht bekommen. Abe wenn man einen Internetzugang, einen Computer und ein Smartphone (für Videos) hat, dann kann man schon eine Menge machen - und das haben, glaube ich, die meisten.

    Das habe ich jetzt in den vergangenen Monaten auch so gesehen. Je länger die Situation anhält - je mehr Zeit der Dienstherr also hat, angemessen zu reagieren - umso mehr sehe ich ihn in der Pflicht, uns mit der notwendigen, datenschutzkonformen, Technik auszustatten.

  • In NRW hätte man jetzt 6 Wochen Zeit, Schulen entsprechend auszustatten. Und auch zu überlegen, wie Familien unterstützt werden können, z.B. mit Leihgeräten für Schüler, die regelmäßig zentral gewartet werden. (Von Dienstgeräten für Lehrer wage ich nicht mal mehr zu träumen)

    Ich will gar nicht unbedingt den ganzen Unterricht in der Grundschule "digitalisieren". Aber auf die nächste Krise könnte man besser vorbereitet sein, wenn man das denn wollte.

  • Das habe ich jetzt in den vergangenen Monaten auch so gesehen. Je länger die Situation anhält - je mehr Zeit der Dienstherr also hat, angemessen zu reagieren - umso mehr sehe ich ihn in der Pflicht, uns mit der notwendigen, datenschutzkonformen, Technik auszustatten.

    Nur habe ich mit meiner eigenen Ausstattung einen derart effizienten Workflow, dass ich mich frage, ob ich mit der Technik vom Dienstherren nicht total uneffektiv wäre!

  • WAS WIRD EIGENTLICH VON UNS ERWARTET?


    Es wird erwartet, dass die S* nicht nur wiederholen, sondern sich auch Neues erarbeiten. Da die meisten das nicht gewohnt sind, erwarten sie Anleitungen per Video, denn das ist das, was sie kennen: mündliche Instruktion.


    Dass eine gut formulierte Aufgabe aus dem Buch zu einem gut aufbereiteten, informativen Text eine tolle Lerngelegenheit sein kann, erschließt sich dem Laien nicht aus dem bloßen Draufgucken.


    Aber ich denke auch, es wird erwartet, dass Lehrer Arbeitszeiten von mehr als 5 min. haben und man das sehen kann. Wenn ich als Mutter "S. 17 Nr. 3-5" als Wochenaufgabe lese, dann frage ich mich schon auch, wofür der Kollege bezahlt wird...

  • Ich habe auch das mit dem Betreuungsauftrag geschrieben ;-). Eltern-Gruppen sind da eine sehr gute Quelle bei Facebook.


    In der Sekundarstufe kann ich bestimmt ganz gut per Videokonferenz unterrichten, wenn die technischen Voraussetzungen stimmen und das System vor Ort hätte eingeübt werden können.


    In der Grundschule geht es einfach zu Hause nicht ohne Elternhilfe. Es geht ja auch in der Schule nicht ohne Lehrerhilfe. In der Grundschule ist das Lernen oft noch geleitet von didaktischem Material. Kinder lernen durch Anfassen. Eine Lern-App ermöglicht kein vertieftes Erfassen, schon gar nicht für schwache Schüler. Fernunterricht funktioniert in der Grundschule nicht und wird es auch mit allen digitalen Hilfsmittelchen nicht tun.


    Ich kann doch auch kein Kind, was sonst 9 Stunden am Tag außer Haus betreut wird, 9 Stunden digital in einer Videokonferenz betreuen.


    Ich sehe es schon als Problem unserer Gesellschaft, dass Kinder "aufgeräumt" werden. Normalerweise wird da ja schon eine Erkältung zum Problem, wenn man arbeiten muss. Nicht umsonst werden viele Kinder krank in Kita und Schule geschickt.


    Es gäbe so viele Möglichkeiten, die Arbeitswelt familienfreundlicher zu gestalten. Und es hätte auch während der Schulschließung Möglichkeiten gegeben, Familien zu unterstützen. Man hätte auch mal die Unternehmen in die Pflicht nehmen können oder betreuende Eltern niederschwellig finanziell entlasten können.


    Aber gerade Corona hat doch deutlich gezeigt, wie viel Familie und Kinder in unserem Land gegenüber dem Geld wert sind...

  • FLIXE

    Da sind wir gar nicht weit auseinander. Mich stört - schon immer - beim Lehrerbashing und bei der Reaktion der Kollegen darauf, dass hier immer schwarz/weiß argumentiert wird. Klassischerweise war das: "Lehrer haben ja soooo viel Urlaub!" - "Neeee, ich korrigiere in allen Ferien durchgehend und bereite Unterricht vor!". Beides stimmt in dieser absoluten Darstellung einfach nicht (sage ich als D/E-Lehrermit vorwiegend Oberstufe) und macht eine echte Auseinandersetzung unmöglich.

    Gleiches gilt in dem Fall, auf den du dich beziehst. Weder der Schrei nach 100%em "Betreuungsauftrag" noch die Reaktion "Hamma nich, soll die Gesellschaft lösen" (- ich weiß, dass du das so extrem nicht geschrieben oder gemeint hast), sind hier zielführend.

    Deswegen gilt für mich, dass das Problem gesamtgesellschaftlich gelöst werden muss, wobei sich die Institution Schule als einen für diesen Bereich besonders wichtigen und betroffenen Teil der Gesellschaft begreifen muss.

  • Mir hat übrigens ein "Zweitstudierender" gesagt, dass es irre schwierig sei, sich die von manchen Profs lediglich als Skript hochgeladenen Vorlesungen selbst anzueignen. Und die Person ist intelligent und interessiert, studiert freiwillig etwas völlig Neues, ganz ohne Benotung.


    WillG hat es sehr gut zusammengefasst, auch wenn Eltern nicht alles beurteilen können, was Lehrer tun, sie merken schon, wenn grundlegende Didaktik funktioniert. Eben z.B. u. a. daran, dass das Kind alleine klar kommt und hinterher mehr weiß als vorher. Tolle Apps erwarten sicher die wenigsten.

  • Oder sich den Schuh nicht anziehen und den Spieß umdrehen... Ich stelle meinen Schüler*innen Arbeitsmaterialien und Lernpläne bereit und erwarte, dass sie sich damit eingehend befassen und den Stoff beherrschen da ich „nach Corona“ darauf aufbauen werde ohne groß was zu wiederholen. Wer das nicht leisten kann, ist am Gymnasium falsch und in der Oberstufe so und so.

  • 1. Auch im Präsenzunterricht vor Corona hat nicht jeder Schüler in jeder Unterrichtsstunde ein Feedback vom Lehrer bekommen. Dann hätte nämlich vor lauter Feedback kein Unterricht mehr stattgefunden. Es ist ein völlig überzogene Anspruchshaltung das jetzt auf die Ferne zu fordern.


    2. Es ist vollkommen illusorisch, 8 Schulstunden Präsenzunterricht 1:1 durch 8 Schulstunden Videokonferenz ersetzen zu wollen. Das gelingt den Schülern nicht und das kann auch kein Lehrer sinnvoll leisten. Wer das macht/probiert ist in kürzester Zeit Burn-out-Kandidat.


    3. Meiner Erfahrung nach ist eine Anlehnung an das Flipped-Classroom-Modell sinnvoll, wobei der Classroom durch eine Videokonferenz ersetzt wird.

    Das setzt neben dem Videokonferenzsystem eine E-Learning-Plattform voraus, auf der dann Arbeitsaufträge verfügbar sind, alternative Kommunikationsformen angeboten werden (z.B. wenn die Videokonferenzen technisch nicht funktionieren oder auch zwischen den Videokonferenzen), Feedbacks gegeben werden etc..

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Es kommt drauf an, wen man fragt:


    1. "Die Presse" bzw. "Die Öffentlichkeit" (natürlich pauschalisiert):

    Wir mögen gefälligst hochprofessionelle Online-Lernmethoden einsetzen, die wir am besten schon seit Jahren vorbereitet und mehrfach erprobt haben. Nicht nur ödes "Videodrehen und Aufgaben schicken', sondern natürlich unter Ausnutzung aller Möglichkeiten von professionellen Lernplattformen un Internet-Erarbeitsungsmöglichkeiten. Jede online-Aufgabe muss akribischst kontrolliert werden. Aber nein, doch wieder nicht, denn die "Kinder" sind ja alle mündig und lernbegierig.

    Gleichzeitig mögen wir aber alle SchülerInnen in Präsenz betreuen, und wenn wir notfalls zu ihnen nach Hause kommen. Das ist aber wiederum nicht erwünscht, weil, die Privaaaaaatsphäre. Ach, da fällt mir noch ein: Alles absolut Datenschutzkonform,


    2. Die Dienstherren und Schulträger:

    Wie Gruppe 1. Zusätzlich ohne jegliche sinnvollen Hilfen oder Ausstattung, am besten mit komplett eigenem Arbeitsmaterial ohne zu murren. EDIT: Und natürlich gelten alle einschlägigen Gesetze weiter. Also auch Anwesenheitspflichten. Oder doch nicht. Oder... wer weiß... auf jeden Fall... wir machen mal einfach und kriegen dann danach ans Bein gepisst.


    3. Meine SL:

    (sinngemäß zusammengefasst) "Wir erwarten von Ihnen dass Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten sinnvolle Angebote machen. Ihre Schüler sind aber alle alt genug, dass Sie ihnen nicht hinterherrennen müssen. Wir bieten intern ein paar Fortbildungen an. Trotzdem ist niemand verpflichtet, bspw. wöchentliche Zwangs-Videositzungen durchzuführen. Bringen Sie Ihren Unterricht so voran, wie Sie denken, dass es nötig ist.


    4. Meine SchülerInnen (ausnahmsweise stimmt das mal. Jawohl, ich hab ne Schülerin! :D )

    (ebenfalls sinngemäß zusammengefasst): Ach Herr E., bei Ihnen läuft das doch super.

    (Ich habe eine Mischung aus Info-Videos, wenn's nötig ist, "erledigt die Aufgaben aus den Unterlagen" und den zugehörigen Besprechungen per Video gemacht. Dazu den Bürokratiewahnsinn heruntergeschraubt und viel Unterstützung per Mail, notfalls auch mal telefonisch gegeben).


    Eine dieser Ansichten ist mir wichtig, eine sehr wichtig. Auf die zwei andere sch...e ich geflissentlich.

    Welches das sind, darf jeder selbst entscheiden.

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