Fleisch-, Arbeitsbedingungen- und Bürgerkriegs-Diskussion (aus: Schulöffnungen)

  • Unsere Hofläden in der Region haben auch Kooperationen mit verschiedenen Landwirten. Heißt bei einem Hofladen bekommst du nicht nur die eigenen Eier, sondern auch noch andere, ebenso eben die verschiedenen Fleischsorten und Gemüse und Milchprodukte, auch wenn der Hof selber nur ne Rinderzucht hat.
    Das macht es attraktiver, auch für alle Preisklassen.

    Würde da auch nachfragen.

  • Das geht ganz einfach. Die Politik muss es regulieren und Punkt. Freiwillig läuft da gar nichts.

    So schaut's aus. Verbesserte Mindeststandards der Haltung, dann wird Fleisch teurer und die Leute essen weniger.


    Wobei ich mir vorstellen könnte, dass das 4-stufige Tierwohllabel den einen oder anderen doch zum Nachdenken anregt. Aber man kann nicht alles auf "den Verbraucher" abwälzen.

  • Zunächst mal müsste diese unsägliche Denke weg, täglich Fleisch sei ein Menschenrecht und man dürfe Fleisch nicht teurer machen, weil das ja sozial so ungerecht sei.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Und noch was gefunden:


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    Bemerkenswert: Nur 20 € mehr pro Schwein und denen geht's schon trillionen mal besser. Echt jetzt... Das muss doch wohl drin sein.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, wir argumentieren hier aus einer sehr komfortablen Warte heraus, da wir uns die Preise eines Bio-Ladens, eines Bio-Bauernhofs etc. in der Regel problemlos leisten können.
    Sind wir in der Position, Menschen mit niedrigerem Einkommen zu sagen, dass sie zugunsten nachhaltigerer Tierhaltung auf ihr täglich (Billig)Fleisch verzichten sollen?

    Nur am Rande: Ich finde es immer faszinierend, wenn Menschen, die ein geringeres Einkommen als meine Frau und ich haben, deutlich teurere Urlaube als wir machen, teurere Autos fahren und auch ansonsten teurere elektronische Gadgets haben. Da frage ich mich manchmal, wie die das machen.

  • Zu Gunsten von Tierwohl und Klima wäre es sinnvoll auf (Billig-)Fleisch zu verzichten.

    Wie du selber im zweiten Absatz schreibst, es ist häufig eine Frage der Prioritäten.


    Ich habe auch schon im Studium mit wenig Geld auf Bio geachtet und viel auf dem Markt und in Hofläden eingekauft. Das ist gar nicht mal teurer, insbesondere nicht, wenn man selber kocht.

    Teuer sind verarbeitete Lebensmittel.

  • Nur am Rande: Ich finde es immer faszinierend, wenn Menschen, die ein geringeres Einkommen als meine Frau und ich haben, deutlich teurere Urlaube als wir machen, teurere Autos fahren und auch ansonsten teurere elektronische Gadgets haben. Da frage ich mich manchmal, wie die das machen.

    Sowas denke ich immer dann, wenn ich eine Elternmail mit der Bitte bekomme, für einen Ausflug einen Antrag bei der Stadt auf Kostenübernahme wegen Bedürftigkeit auszufüllen, und in der Signatur steht: „Send with my ipad."

    Aber irgendwie schäme ich mich dann auch wiederum für meine Gedanken ...


    Btw.: Die Preise auf dem Bonner Markt hätte ich mir auch nicht leisten wollen ...

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Sind wir in der Position, Menschen mit niedrigerem Einkommen zu sagen, dass sie zugunsten nachhaltigerer Tierhaltung auf ihr täglich (Billig)Fleisch verzichten sollen?

    Wir sind Menschen, die Tiere halten und essen (in diesem Fall zudem soziale Säugetiere mit höherer Intelligenz als Hunde sie haben, die bei uns im Bett liegen) und somit selbstredend in der Position, uns um ihr Wohl zu kümmern. Wir leben in einem reichen Industriestaat und müssen nicht mit ethisch wertvoll klingenden Scheinargumenten das niedrigere Einkommen von irgendwem vorbringen.


    Davon ab bin ich mit Sozialhilfe und entsprechend wenig Fleisch groß geworden und hab's erstaunlicherweise überlebt. Das ist keine Geldfrage, sondern allenfalls eine von Bildung und Mitgefühl mit Lebewesen.


    Edit: ich frage mich gerade, wie meine Mutter das gemacht hat, dass es soundsooft trotzdem Marktgemüse gab.

    • Offizieller Beitrag

    @samu 
    Ich empfinde Deine Antwort zum Teil herablassend und zu einem gewissen Grad selbstgefällig - das war ja letztlich genau meine Frage, die ich mir gestellt habe. Sind wir in der Position, so etwas zu sagen - vorzugsweise mit dem Argument, dass das bei uns ja auch geklappt habe.

    Ich bin fern davon, das niedrige Einkommen als Legitimation für Billigfleisch und die Zustände in der Fleischindustrie aktiv heranzuziehen. Wir sollten uns als Gutverdiener jedoch dessen bewusst sein, dass uns das von Dir erwähnte Mitgefühl mit Lebewesen weniger abverlangt als Menschen mit niedrigerem Einkommen. Für uns bedeutet das "nur" mehr Geld auszugeben. Für Menschen mit niedrigem Einkommen bedeutet das aktiven Verzicht.
    Haben Letztgenannte jetzt schlicht und ergreifend "Pech" gehabt?

  • Haben Letztgenannte jetzt schlicht und ergreifend "Pech" gehabt?


    Gegenfrage: sollten Menschen in anderen Ländern wie Sklaven arbeiten müssen, damit Menschen in Deutschland, die weniger verdienen als du und ich, häufiger billige Jeans kaufen können? Ist es herablassend zu sagen, dass es Lieferkettengesetze geben muss?


    Also wenn du so willst wäre es wohl "Pech", wenn nicht mehr jeder jeden Tag minderwertiges Fleisch essen und Jeans für 7,99 kaufen könnte. Ich finde, es wäre normal. Normal im Verhältnis zur Erdgeschichte, denn industrielle Massentierhaltung ist ein verhältnismäßig junges Phänomen.

    • Offizieller Beitrag

    Mit Lieferkettengesetzen bin ich grundsätzlich durchaus einverstanden. Und wenn man einmal sieht, wie viel Wertschöpfung beispielsweise ein Paar Turnschuhe abseits des Ladenpreises von 100 Euro erzielt, dann besteht hier dringend Handlungsbedarf. Dass Material- und Lohnkosten in der reinen Herstellung eines solchen Schuhs im Vergleich zum Ladenpreis so lädcherlich gering sind, erschreckt mich immer wieder.

    Das Konsumverhalten einer Wegwerfgesellschaft mit "größer, höher, weiter" Mentalität ist das nächste große Problem im unmittelbaren Zusammenhang damit. Da müssen wir ran. Im Idealfall aber so, dass der Verzicht nicht einseitig zu Lasten einzelner Bevölkerungsgruppen ausfällt.

  • Bolzbold Samu ist hier nicht die einzige die weiss, wie ein Leben ohne Geld geht. Insofern mag es ja auf Dich zutreffen dass Du über etwas urteilst, was Du Dir nicht vorstellen kannst, generalisieren kannst Du das aber nicht. Guck das Video an, das ich verlinkt habe, es braucht kein teures Bio Siegel um schon gewaltig was zu ändern.

    • Offizieller Beitrag


    Nur am Rande: Ich finde es immer faszinierend, wenn Menschen, die ein geringeres Einkommen als meine Frau und ich haben, deutlich teurere Urlaube als wir machen, teurere Autos fahren und auch ansonsten teurere elektronische Gadgets haben. Da frage ich mich manchmal, wie die das machen.

    ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das wirklich wissen will:gruebel:

  • Du kannst davon ausgehen, dass die Geräte und Autos sowieso "auf Pump" sind, ihnen also gar nicht wirklich gehören. Und was die Urlaube angeht... ich weiß von vielen, die da extrem an der Unterkunft sparen... nicht alles, was teuer aussieht, ist es auch (oder ist überhaupt bezahlt).

    Was das Fleisch angeht... es ginge besser und zu besseren Bedingungen und dennoch erschwinglich für "alle" (eine solche Klassengesellschaft darf es einfach nicht geben), aber damit das klapp,t darf eben ganz oben nicht derart gegiert werden, wie es noch oft der Fall ist. Man muss auch mal von Begriffen wie "human resources" weg - wie war das noch mit Menschenwürde?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Gier fängt aber doch letztlich unten an und geht nur durch alle Einkommens- und Bildungsschichten durch; das einfach einer Gruppe anlasten zu wollen ist deutlich zu verkürzt, vor allem, da wir hier in Deutschland- anders als in anderen Staaten- eine vollwertige Demokratie haben, ergo etwas ändern können an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen durch unsere Wahlentscheidung und durch unsere alltäglichen Entscheidungen, die eben geprägt sind von unseren Werten und Haltungen. Eben diese entscheiden dann halt auch darüber, ob man auch mit geringem Einkommen eher etwas nachhaltiger konsumieren möchte oder doch lieber Geld für Zigaretten oder Alkohol oder Statussymbole (die in allen sozioökonomischen Schichten ihre spezifische Ausdrucksweise, Ausgestaltungsform und Relevanz haben) etc. ausgibt. Dabei ist gerade der nachhaltige Konsum etwas, was man durchaus auch als Statussymbol unserer sozioökonomischen Schicht betrachten könnte und als bewusstes Abgrenzungsmerkmal von anderen Bildungsschichten, für die eben andere Statussymbole im Vordergrund stehen, die unter Akademikern durchaus auch zu gerümpften Nasen führen können (auch wenn man sie womöglich selbst ganz genauso praktiziert).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Also ein Kilo Hähnchen bekommt man im Discounter für 5 €. Beim Biometzger zahlt man 30 €.


    Ich bin der Meinung, dass es irgendetwas dazwischen geben muss: Wenn die Politik die Vorgaben so verschärft, dass Fleisch doppelt so teuer wird, hätte man bestimmt eine ganze Menge für das Tierwohl erreicht, und trotzdem können sich auch einkommensschwache Familien Fleisch leisten. Dann halt nur 3-4 mal die Woche statt 7x. Reicht vollkommen.


    Muss ja nicht gleich von 0 auf 100 (=Super Bio Fleisch) sein, ein paar kleine Schritte für den Anfang täten es doch auch. Dann aber bitte flächendeckend und auf Dauer.

  • Der Metzger hier macht neuerdings Werbung, dass er seine Schweine von einem örtlichen Bauern bezieht. Geschlachtet wird auch vor Ort. Das Rindfleisch ist Weidefleisch. Bio ist es nicht. Ist bei Hochlandrindern auf der Weide auch eigentlich wurscht, ob die ne Ökozertifizierung haben.

    Ich hab bei dem Metzger heute für 4 Weißwürste 3,78 bezahlt. Das ist genau doppelt so teuer wie beim Aldi (1,89). Dafür, dass die Schweine vor Ort aufgezogen und geschlachtet wurden und die Würste mindestens doppelt so lecker sind wie die bei Aldi, müsste das zumindest eigentlich für jeden Durchschnittsverdiener drin sein.

  • Wir haben hier auch so einen Fleischer, der seine "Rheinschweine" anbietet, mit Außenluftstall und so weiter. Allerdings kostet da ein Kilo auch immer mindestens 30 €. Für die 4 Würste würde ich hier definitiv doppelt so viel wie du zahlen.

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