Differenzieren

  • Hey ihr da draußen, wie differenziert ihr im Alltag bei lernzielgleichen Kindern? Mir geht's v.a. um die Machbarkeit im täglichen Unterricht (jeden Text in 3 Lesestufen verfassen?) und die Bewertungsrichtlinien (jede Klassenarbeit in drei Lesestufen anbieten, ohne inhaltlich zu differenzieren?)


    Ich sollte es inzwischen wissen, aber irgendwie scheint es mir immer für irgendwen ungerecht/zu leicht/zu schwer... zu sein.

  • Wie meinst du das genau? Eine Gruppe, die insgesamt lernzielgleich unterrichtet wird, oder eine Gruppe, wo ein paar Schüler lernzielgleich sind, der Rest aber nicht?

  • Wie meinst du das genau? Eine Gruppe, die insgesamt lernzielgleich unterrichtet wird, oder eine Gruppe, wo ein paar Schüler lernzielgleich sind, der Rest aber nicht?

    Die ISS sind alle lernzielgleich z.B. trotzdem hast du drei Niveaustufen (meist letztendlich Hauptschulabschluss, erweiterter Hauptschul und MSA).

    • Offizieller Beitrag

    Nein bzw. selten.

    Es gab zwar einen Rahmenlehrplan mit mehreren verschiedenen Lernentwicklungen zielgleich unterrichteter Kinder, aber bei der Benotung wurde von meinem Bundesland keine Möglichkeit geschaffen, dies differenziert zu tun. Also findet es quasi nicht statt.

    Es gibt zwei Ausnahmen:

    Kinder, die zwar zielgleich beschult werden, aber z.B. starke Konzentrationsprobleme, stark verringerte Frustrationstoleranz und einen entsprechenden Befund vom Psychologen / Facharzt / Sozialpädriatischen Zentrum haben. Dann differenziere ich den Aufgabenumfang.

    Kinder mit LRS, bei denen ich die Aufgabenstellungen leichter formuliere oder Wörter hervorhebe bzw. Aufgaben vorlese.


    Im Alltag schaffe ich es auch kaum, das alles vorzubereiten. Zusätzlich sind unsere Kopien stark begrenzt. Ich drucke eh immer mal für die Schule, auch mal einen Klassensatz, wenn ich knapp dran bin und keinen Stress am nächsten Tag möchte. Jeden Lesetext differenziert ausdrucken würde noch mehr Kosten verursachen.


    Allerdings haben wir Lehrwerke mit recht vielen Differenzierungsmöglichkeiten: Unser Lesebuch hat einige Texte in 2 oder 3 Niveaustufen. Im Mathe- und Deutschlehrwerk sind die Aufgaben nach Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet und die leistungsschwächeren Kinder lösen i.d.R. nur die Aufgaben für den Mindeststandard, manchmal auch nur einen Teil davon, während die sehr leistungsstarken Schüler auch mal in Partner- oder Kleingruppenarbeit die wirklich schweren Aufgaben lösen.

    Zusätzlich habe ich in den letzten beiden Jahren Lesehefte erstellt, weil unser Budget in Deutsch für das vollständige Lehrwerk nicht reicht. Diese sind dann differenziert.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • 1) Differenziertes Unterrichtsmaterial zu den Lehrwerken auch wirklich nutzen. Da bekommen die Schwächsten dann auch Mal das richtige Fördermaterial, das eigentlich für die zieldifferenten Kinder ist.


    2) Bei selbst erstelltem Material differenziere ich meist über die Menge (Experten Aufgaben für die Schnellen und so) oder ich differenziere auch gerne über Tippkarten. Das heißt alle haben das gleiche Material, können aber auf unterschiedliche Hilfestellungen zurückgreifen.


    3) Im Musikunterricht teile ich die Instrumente/Stimmen zu je nach Fähigkeiten.


    4) Im Fremdsprachen Unterricht sind auf den Folien Satzanfänge und Sprachstrukturen für einzelne Aufgaben vorgegeben, die genutzt werden können... Wer Sätze frei formuliert ist damit automatisch ein Anforderungsniveau höher.


    Bei zielgleichen Schülern gibt's aber auch nur eine Klassenarbeit. In Hamburg gibt's ja die e und g Noten an den Stadtteilschulen je nach Anforderungsniveau und da baut man dann eben aus jeder Niveaustufe Aufgaben rein und ganz praktisch haben dann eben nicht alle eine wirkliche Chance alles zu schaffen.

    Für die Zieldifferenten gibt's natürlich eine extra Klassenarbeit.

  • Unsere Lehrwerke für die Sek1 bieten bereits drei Schwierigkeitsgrade an plus Werke für Lerner. Früher habe ich in der GS tatsächlich die Arbeitsblätter alle differenziert angeboten. Da habe ich dann z.B. die Texte gekürzt, Silbenschrift eingefügt und Tippkarte ausgelegt.

    Nun gibt es bei Klassenarbeiten tatsächlich für fast jede Aufgabe Tippkarten. Mein Fach unterrichte ich außerdem binnendifferenziert, also habe ich die E- und die G-Kurs Teilnehmer gemischt, dazu DAZ, Lerner, Sprache oder LRS.

    Für E-und G-Kurs gibt es unterschiedliche Arbeiten und somit unterschiedliche Tippkarten und Bewertungsbögen. Lerner haben auch andere Arbeiten. Die Aufgaben bewegen sich hauptsächlich auf Anforderungsniveau 1 und zusätzlichen Tippkarten. DAZ schreibt teilweise nicht mit. Sprache und LRS müssen durch die regulären Arbeiten, wobei hier ein Nachteilsausgleich gewährt wird. Diese Schüler erhalten die Arbeiten in der nächsten Stunde noch einmal und können sie sauber abschreiben und achten nun auf Rechtschreibung und Satzbau etc. Bei LRS gibt es einen Extra Bewertungsbogen ohne die Rechtschreibpunkte.

    Im laufenden Unterricht arbeite ich gerne mit Lernexperten und Lösungsbögen. Das schafft mir etwas Freiraum, um mich 1 zu 1 um einige SuS zu kümmern. Weiterhin biete ich für die ganz schnellen digitale Übungen an oder auch vertiefende Aufgaben aus dem Lehrwerk.

    Diese weitgehende Differenzierung ist besonders bei den jüngeren Kids wichtig. Je älter die werden, desto weniger differenziere ich.

  • Eine L-Klasse, manche tendieren Richtung Hauptschule, manche Richtung GB. Lehrplan derselbe.

    Welche Jahrgangsstufe und welches Fach?

    Da würde ich überhaupt erst einmal schauen, ob es realistisch möglich ist, dass man an einem Thema arbeitet - bei Mathe und Englisch ist das oft kniffelig. Man differenziert sich im Zweifel einen Wolf und verzettelt sich mit Differenzierungsstufen, die dann zum Teil auch wenig bringen, nur weil sie am gleichen Thema arbeiten sollen.

    Sind die Niveaus nicht zu weit auseinander, würde ich ein Grundniveau in der Mitte einziehen. Von dort aus kann man schön nach oben mit Extraaufgaben differenzieren. Mit den Grundaufgaben sind die fitteren Schüler häufig schnell fertig und es kann weitergehen. Bei den ganz schwachen würde ich schauen, was für Hilfen ich ihnen geben kann, damit sie das allernotwendigste mitnehmen. Ist auch das fraglich oder sind sie so langsam darin, wäre ich in den Hauptfächern eher bei einem ganz anderen Thema.

  • Unsere Lehrwerke für die Sek1 bieten bereits drei Schwierigkeitsgrade an plus Werke für Lerner. Früher habe ich in der GS tatsächlich die Arbeitsblätter alle differenziert angeboten. Da habe ich dann z.B. die Texte gekürzt, Silbenschrift eingefügt und Tippkarte ausgelegt.

    Nun gibt es bei Klassenarbeiten tatsächlich für fast jede Aufgabe Tippkarten. Mein Fach unterrichte ich außerdem binnendifferenziert, also habe ich die E- und die G-Kurs Teilnehmer gemischt, dazu DAZ, Lerner, Sprache oder LRS.

    Für E-und G-Kurs gibt es unterschiedliche Arbeiten und somit unterschiedliche Tippkarten und Bewertungsbögen. Lerner haben auch andere Arbeiten. Die Aufgaben bewegen sich hauptsächlich auf Anforderungsniveau 1 und zusätzlichen Tippkarten. DAZ schreibt teilweise nicht mit. Sprache und LRS müssen durch die regulären Arbeiten, wobei hier ein Nachteilsausgleich gewährt wird. Diese Schüler erhalten die Arbeiten in der nächsten Stunde noch einmal und können sie sauber abschreiben und achten nun auf Rechtschreibung und Satzbau etc. Bei LRS gibt es einen Extra Bewertungsbogen ohne die Rechtschreibpunkte.

    Im laufenden Unterricht arbeite ich gerne mit Lernexperten und Lösungsbögen. Das schafft mir etwas Freiraum, um mich 1 zu 1 um einige SuS zu kümmern. Weiterhin biete ich für die ganz schnellen digitale Übungen an oder auch vertiefende Aufgaben aus dem Lehrwerk.

    Diese weitgehende Differenzierung ist besonders bei den jüngeren Kids wichtig. Je älter die werden, desto weniger differenziere ich.

    Willst du mir ein schlechtes Gewissen machen?! :P


    Im Ernst, danke euch allen für Ideen und auch, ein bisschen einordnen zu können was machbar und notwendig ist...

  • Ich bin ehrlich: Ich schaffe es im Alltag selten zu differenzieren. Ich habe insgesamt ca. 120 SuS, meine Klassen sind normalerweise vollgestopft / viel zu groß.


    Wenn ich es schaffe, gebe ich den Schnellen Zusatzaufgaben, in manchen Klassen klappt es auch mit Lerntandems/Lernteams; meist bin ich aber glücklich, wenn ich überhaupt was geschafft kriege mit meinen Rabauken. :rotwerd:

  • Sind die Niveaus nicht zu weit auseinander, würde ich ein Grundniveau in der Mitte einziehen. Von dort aus kann man schön nach oben mit Extraaufgaben differenzieren. Mit den Grundaufgaben sind die fitteren Schüler häufig schnell fertig und es kann weitergehen. Bei den ganz schwachen würde ich schauen, was für Hilfen ich ihnen geben kann, damit sie das allernotwendigste mitnehmen.

    So mache ich es auch. Im Laufe der Jahre differenziere ich viel mehr nach oben, als in meinen Anfangsjahren. Bei den Fitten sind das meistens trotzdem Selbstläufer. Währenddessen kann ich mich den Schwachen widmen.

  • Willst du mir ein schlechtes Gewissen machen?! :P


    Im Ernst, danke euch allen für Ideen und auch, ein bisschen einordnen zu können was machbar und notwendig ist...

    ^^ Nein! Sorry!

    Das mache ich nicht alles selber. Wie gesagt, finde ich das Lehrwerk einfach schon mal gut - das ist also keine Arbeit. Teilweise hat das auch schon die Lösungen hinten drin.

    Jedes Klassenzimmer hat einen Rechner mit Internetzugang und ein interaktives Whiteboard. Dadurch kann ich immer digitale Ergänzungsübungen anbieten.

    Die Klassenarbeiten inklusive Differenzierung werden von unserer Fachschaft erstellt. Wir haben komplett festgelegte Bewertungsbögen, woran sich alle Mitglieder halten müssen. In der Regel überarbeite ich jedes Jahr zwei LZK mit Bögen und erstelle ggf. eine Arbeit komplett neu. Außerdem gibt es bei mir immer eine Probearbeit vor der eigentlichen Arbeit. Das hält sich also wirklich in Grenzen ;)

    Durch die Entlastung in der Vorbereitung (gute Fachschaftsarbeit, gutes Lehrwerk) kann ich dann auch meine Zeit nutzen, um noch mal Differenzierungsmaterial herzustellen.

    Das mache ich übrigens alles nur in Deutsch. In den Nebenfächern gibt es bisher keine Differenzierung. Wobei ich als Fachvorsitz für Reli auch ein Lehrwerk bestellt habe, was differenziert aufgebaut ist. ^^

    Du findest bei uns auch alle Unterrichtsreihen auf den zentralen Arbeitsrechner. Unsere didaktische Leitung hat da sehr hohe Ansprüche. Falls du also spontan nächstes Fahr fachfremd unterrichten solltest, müsstest du auf den Rechnern folgende Ordner finden: Fach - Curriculum, Leistungsbeurteilung, Jahrgang - Unterrichtsreihe 1, 2, 3... - Lerner - LZK

  • Ich bin ehrlich: Ich schaffe es im Alltag selten zu differenzieren. Ich habe insgesamt ca. 120 SuS, meine Klassen sind normalerweise vollgestopft / viel zu groß.


    Wenn ich es schaffe, gebe ich den Schnellen Zusatzaufgaben, in manchen Klassen klappt es auch mit Lerntandems/Lernteams; meist bin ich aber glücklich, wenn ich überhaupt was geschafft kriege mit meinen Rabauken. :rotwerd:

    Das geht mir ähnlich. Bei uns an den BBS treffen in vielen Klassen so unterschiedliche Niveaus zusammen, dass eine DIfferenzierung meist nicht möglich ist (insbesondere dann nicht, wenn ich die SuS nur einmal in der Woche für eine Doppelstunde sehe). In Englisch unterrichte ich z. B. in den Berufsfachschulklassen auf dem Niveau der Hauptschule bis Realschule Klasse 9-10. Da bekommen ggf. die besonders Guten und Schnellen Extra-Aufgaben, aber für die besonders Schlechten kann ich leider relativ wenig tun (die müssen sich notfalls Nachhilfe nehmen oder mit besseren SuS in Lernteams zusammensetzen). In den Lernfächern in Wirtschaft mache ich des öfteren Gruppenarbeiten auf unterschiedlichen Niveaus.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Du findest bei uns auch alle Unterrichtsreihen auf den zentralen Arbeitsrechner. Unsere didaktische Leitung hat da sehr hohe Ansprüche.

    Wow, das klingt sehr organisiert. Darf ich noch fragen, was eine didaktische Leitung ist? Welche Entscheidungsbefugnis hat sie für deine Arbeit?

  • Unsere Lehrwerke für die Sek1 bieten bereits drei Schwierigkeitsgrade an plus Werke für Lerner. Früher habe ich in der GS tatsächlich die Arbeitsblätter alle differenziert angeboten. Da habe ich dann z.B. die Texte gekürzt, Silbenschrift eingefügt und Tippkarte ausgelegt.

    Nun gibt es bei Klassenarbeiten tatsächlich für fast jede Aufgabe Tippkarten. Mein Fach unterrichte ich außerdem binnendifferenziert, also habe ich die E- und die G-Kurs Teilnehmer gemischt, dazu DAZ, Lerner, Sprache oder LRS.

    Für E-und G-Kurs gibt es unterschiedliche Arbeiten und somit unterschiedliche Tippkarten und Bewertungsbögen. Lerner haben auch andere Arbeiten. Die Aufgaben bewegen sich hauptsächlich auf Anforderungsniveau 1 und zusätzlichen Tippkarten. DAZ schreibt teilweise nicht mit. Sprache und LRS müssen durch die regulären Arbeiten, wobei hier ein Nachteilsausgleich gewährt wird. Diese Schüler erhalten die Arbeiten in der nächsten Stunde noch einmal und können sie sauber abschreiben und achten nun auf Rechtschreibung und Satzbau etc. Bei LRS gibt es einen Extra Bewertungsbogen ohne die Rechtschreibpunkte.

    Im laufenden Unterricht arbeite ich gerne mit Lernexperten und Lösungsbögen. Das schafft mir etwas Freiraum, um mich 1 zu 1 um einige SuS zu kümmern. Weiterhin biete ich für die ganz schnellen digitale Übungen an oder auch vertiefende Aufgaben aus dem Lehrwerk.

    Diese weitgehende Differenzierung ist besonders bei den jüngeren Kids wichtig. Je älter die werden, desto weniger differenziere ich.

    Same here. Könnte mein Haufen sein, für den Du da konzipierst. :top:

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

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