Verschlampte Schulaufgabe - Walk of Shame

  • @TE: Begriffe wie "Respizienz", "Ablage" und "Fachbetreuung" solltest Du hier sparsam verwenden. Diese feinen Dinge, die dem Lehrer so sehr den Alltag erleichtern, sind außerhalb Bayerns vollkommen unbekannt.

    Dank des Forums sind sie mir bekannt, sie gruseln mich und erinnern mich daran, dass ich sehr froh, nicht dort zu unterrichten.

  • Solange es auf einer kollegialen Ebene befindet, finde ich das gar nicht schlecht. Ich wende mich sowieso in den fachfremden Fragen an die Fachkonferenzen ,weil diese sich meistens auskennnen. Und einige sagten auch schom, dass es sich nicht wie Kontrolle anfühlt.

  • Dank des Forums sind sie mir bekannt, sie gruseln mich und erinnern mich daran, dass ich sehr froh, nicht dort zu unterrichten.

    Och mir geht's eigentlich ganz gut :prost:

    (Dafür gibt es bestimmt andere Dinge bei euch, die uns total seltsam oder verrückt vorkommen)

  • Dank des Forums sind sie mir bekannt, sie gruseln mich und erinnern mich daran, dass ich sehr froh, nicht dort zu unterrichten.

    Das kann man so oder so sehen. Dafür ist die Stelle des Fachbetreuers/Fachsprecher hier am Gym eben für viele Fächer eine A15-Stelle, was bedeutet, dass es viel mehr Möglichkeiten gibt, auf diese Stufe aufzusteigen, wenn man denn will. Mehr als 10 A15er sind an Gymnasien keine Seltenheit. A14 bekommt man als Gym-Lehrer automatisch nach so 10-12 Jahren, wenn man kein expliziter Minderleister ist. Das erkauft man sich aber wiederum mit einer Regelbeurteilung alle 4 Jahre, für die der Chef drei unangekündigte Unterrichtsbesuche macht. Das ist nervig, erspart aber wiederum die Anlassbeurteilung mit Lehrprobe inkl. Entwurf, wenn man sich irgendwo bewerben will.


    Als ich zwischenzeitlich in einem anderen Bundesland unterrichtet habe, habe ich mich schrecklich von der Existenz eines Prüfungsvorsitzenden in den mündlichen Abiturprüfungen gegängelt gefühlt - vor allem, weil der die Prüfungsmaterialien "absegnen" musste. Da hab ich mich wie ein Ref gefühlt. In Bayern hab ich das noch nicht erlebt, da hat der Erstprüfer den Vorsitz, außer der SL kommt aus irgendeinem Grund dazu, was aber die Ausnahme ist.

    In der Zeit habe ich auch gemerkt, wie viel, na ja, "zeitsparender" viele Kollegen ohne Respizienz korrigieren. Das kann man auch so oder so sehen...


    Es muss nicht immer alles besser oder schlechter sein, manchmal ist es halt einfach nur anders.

  • In der Zeit habe ich auch gemerkt, wie viel, na ja, "zeitsparender" viele Kollegen ohne Respizienz korrigieren. Das kann man auch so oder so sehen...


    Es muss nicht immer alles besser oder schlechter sein, manchmal ist es halt einfach nur anders.

    Um mal noch eines anzufügen: Wenn (in Bayern) eine Arbeit eines Schülers wegkommt, dann ist das halt so. Es ist unangenehm, kann aber passieren - und das weiß auch jeder Beteiligte.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • In den Grundschulen Bayerns ist einiges anders im Vergleich zur Realschule und dem Gymnasium, so weit ich weiß in den Mittelschulen auch. Da wir keine Beförderungsstellen für Fachbetreuer haben, gibt es andere "Kontrollmaßnahmen".

    Wir geben unsere Proben- ABs mit den Schnitten bei der Schulleitung ab und die muss überprüfen, ob das Niveau stimmt. Klassentagebücher sind bei uns am Verschwinden, d.h. sie werden nicht zwingend genutzt. Wir müssen immer einen sogenannten Lehrnachweis auf Verlangen vorzeigen, das ist eine so Art Wochenplan. Die Form ist nicht vorgeschrieben, eher der Inhalt. Das muss das Stundenthema so halb genau skizziert sein. Der Lehrnachweis kann auch auf dem Computer erstellt werden. Für die Absenzen gab es bisher immer extra Vordrucke vom Maiß Verlag. Doch wir sind gerade am Umstellen auf digital über eine Schulapp.

    Die Proben werden wieder abgegeben und wir bewahren sie 2 Jahre auf. Ich weiß nicht, ob es aktuell sogar nur ein Jahr ist. Und wenn einmal eine Probe nicht mehr auffindbar ist, dann hat sie fast immer der Schüler verschlampt, der sie am Ende des Schuljahres irgendwo wieder findet, wenn alles aufgeräumt wird. (Bei mir gibt es Schüler, die haben monatelang ihre unterschriebenen Zeugnisse in der Hausaufgabenmappe und niemand kümmert sich darum, obwohl schon Zettel von mir draufkleben, dass man das Zeugnis zuhause lassen soll.)


    Zum Notenschnitt:

    Eine Notenverteilung dürfen wir nicht mitteilen, was auch richtig ist. Gerade in der Grundschule will man die schubladenartige Leistungszuteilung nicht fördern.

    Die Bekanntgabe des Notenschnitts ist eher eine pädagogische Entscheidung und Ansichtssache. Gerade für die schwächeren Schüler ist es frustrierend, wenn sie sehen, dass sie immer unter dem Schnitt sind. Ich gebe die Notenschnitte seit Jahren nicht mehr von vorneherein genau bekannt und ich meine, dass das für alle besser ist. Ich sage nur, ob eine Probe normal, schlechter oder gut ausfällt. Ich habe schwache Schüler, die freuen sich, wenn sie ihr persönliches Level halten können oder sogar etwas besser sind. Meistens sind deren Noten unter dem Klassendurchschnitt. Das muss ich ihnen nicht auf die Nase binden. Der persönliche Fortschritt und der Einsatz zählt. Im Elterngespräch relativiere ich bei Bedarf die Noten im Klassenvergleich.

  • Ich respiziere als Fachschaftsleitung in Bayern regelmäßig die Arbeit meiner Fachkollegen und meine Arbeiten werden natürlich auch von einer Kollegin respiziert. Gegängelt oder kontrolliert fühle ich mich dabei nicht. Mir fällt bei der Respizient aber schon das unterschiedliche Niveau der Arbeiten bzw. der Korrekturen auf. Bei manchen habe ich nur ganz selten mal eine Anmerkung, weil mal etwas übersehen etc. wurde. Bei anderen habe ich bei jeder Arbeit eine kürzere oder längere Liste, wo ich schon den Eindruck habe, dass die Korrektur nicht immer so sorgfältig erfolgt. Es gab auch schon Fälle, wo die Respizienz dazu führte, dass eine Note noch einmal zuguntes des Schülers geändert wurde. Mir ist das auch schon mal passiert, dass ich einen Punkt übersehen hatte, die Kollegin das bei der Respizenz feststellte, und das prompt an der Grenze zu besseren Note war. Also ging ich zu dem Schüler hin und sagte ihm, dass ich einen Punkt übersehen hätte und er sich freuen kann, weil er nun eine bessere Note bekommt. Er hat sich gefreut und gut war. Ich überprüfe bei der Respizienz die Formalia, schaue mir die Aufgabenstellung und den Lösungsvorschlag an und dann stichprobenartig einige Schülerareiten. Ich kenne es nicht anders und finde es auch okay. Ab einem Schnitt von schlechter als 4,0 oder über 40% Fünfer und Sechser muss die Arbeit vor der Herausgabe erst dem Fachschaftsleiter und dann der Schulleitung vorgelegt werden. Das ist keine bayernweite feste Regel, sondern jede Schule handhabt es ein bisschen unterschiedlich. Ich habe jedes Jahr mindestens eine Arbeit, die ich der Schulleitung vorlege und da gab es auch noch nie Probleme. Selbst im Referendariat fragte der damalige Schulleiter nur, ob die Arbeit lehrplankonform wäre und ob ich den Stoff vorbereitet und besprochen hätte.


    Sarek

  • Ab einem Schnitt von schlechter als 4,0 oder über 40% Fünfer und Sechser muss die Arbeit vor der Herausgabe erst dem Fachschaftsleiter und dann der Schulleitung vorgelegt werden.

    Autsch, dann müsste unsere Schulleitung aber Nachtschichten schieben :lach: Schnitte, die besser als 4,0 sind, sind hier ein selteneres Phänomen, das manche nur vom Hörensagen kennen :pfeif: Sowas ist doch, je nach Schule, eine riesen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder nicht? Also mich würde das stören - ich habe dabei irgendwie ein Gefühl von Misstrauen und Kontrolle. Beim Gedanken daran fühlt sich das so an, als würde über jedem Lehrer-Kopf permanent eine Wolke der Unterstellung schweben, man würde seine Arbeit nicht richtig machen und bräuchte deshalb Überwachung. Vielleicht ist das aber nur so ein Gefühl von einem NRW´ler, der nix Guts gewöhnt ist :lach:

  • Bei uns sind die Schnitte in meinen Fächern oft eher zu gut. Dagegen versucht die Fachbetreuung anzukämpfen, aber viel ausrichten kann sie dann doch (leider) nicht.

    Das betrifft aber den Anfangsunterricht, richtig? Da fallen ja die Arbeiten oft wirklich gut aus, werden aber mit den Jahren stetig schlechter, wenn mehr Schüler an den Grundkenntnissen knabbern.

  • Schön wär's... Leider zieht sich das teils bis in die Oberstufe...


    Wenn es nur 5./6. Klasse wäre, wäre es nachvollziehbar, da der Stoff noch leichter ist. (Aber auch da hatte ich Klassen, die in der ersten Ex mit einer 2,5 gestartet sind solche, die mit einer 4,0 gestartet sind...).

  • Ich frage mich auch immer, woran es liegt, dass Notenschnitte permanent so unglaublich mies sind. Bzw. habe ich da für mich plausible Gründe für in Verdacht. Meistens liegt es an fehlenden Grundlagen. Aber warum, das kann ich mir nicht erklären. Selbst wenn man eine Sache xxxx mal gemacht hat, der Stoff dann sogar beim Großteil "sitzt", ist trotzdem alles nach kürzester Zeit wieder weg. Jetzt nach der "Corona-Pause" ist es fast so, als hätten viele meiner SuS noch nie im Unterricht gesessen quasi. Selbst wenn ich vorher bis ins Detail verrate, was in einer Klassenarbeit kommen wird und sogar die Aufgaben schon vorher mit der Klasse durcharbeite, kommt am Ende Müll raus, wenn nur eine Woche Zeit dazwischen liegt. Wenn Grundlagen gelegt werden, dann sind diese fast nie von dauerhaftem Bestand. Und das völlig Lehrer- und fächerübergreifend. Es kann also nicht am Unterricht oder dem Fach liegen, das Problem ist bei uns wirklich allen bekannt. Die Sus sind idR dem Bildungang, in dem sie sich befinden, nicht gewachsen. Formal haben sie haber die Berechtigung, diesen zu besuchen. Und man kann ja schlecht das Niveau so weit absenken, dass es passt. Das wäre ja so, wie wenn man in der Oberstufe nur noch Grundrechenarten im Unterricht macht, weil die SuS keine Funktionen können.

  • Es kann also nicht am Unterricht oder dem Fach liegen, das Problem ist bei uns wirklich allen bekannt.

    Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht auch am Fach liegen kann. Ich war selbst nicht so gut in Mathe und konnte mich nur über Wasser halten, weil ich fleißig war. Wirklich begriffen habe ich manches auch nie. Ich habe selbst gemerkt, dass ich manches schon wieder vergessen hatte oder nicht mehr durchgeblickt habe, obwohl wir es mehrfach wiederholt hatten. Ich war einfach nie der Mathe-Typ...


    Wohingegen mir das Sprachliche immer leicht fiel. Grammatik war für mich logischer als Mathe. Und in meinen Fächern sehe ich auch gut in Klasse 5/6, wo sich im Laufe der ersten 2 Lernjahre die Spreu vom Weizen trennt. Wer bis Ende 6. Klasse nicht merkt, dass er während des Schreibens zwischen den Zeiten hin- und herwechselt, weil er Past Tense, Present Perfect und Present Tense und die jeweiligen Verlaufsformen nicht auseinanderhalten kann, wird das nach meiner Erfahrung nie richtig lernen. Manche merken auch einfach nichts dass man nun mal nicht sagen kann: he has be oder he was went oder was auch immer. Sie haben entweder nie richtig gelernt oder trotz Lernens einfach kein Gespür dafür entwickelt.


    Das gibt es wahrscheinlich für alle Fächer.


    Und dass es immer welche gibt, die falsch an der Schulart sind, ist ja noch ein anderer Aspekt.

  • Sarek : Welche Formalia musst du denn bei der Respizienz überprüfen? Ich wüsste jetzt so auf Anhieb gar nicht, dass wir hinsichtlich der Form bei Klassenarbeiten irgendetwas Besonderes beachten müssten. Aber vielleicht komme ich gerade nur nicht darauf, weil es so selbstverständlich ist!?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Nein, nein, das war von mir unglücklich ausgedrückt: Ich wollte damit sagen, dass es nicht am Fach liegen kann, weil es in allen Fächern so ist. Nicht nur in Mathe. Aber was du beschrieben hast kenne ich, so ging es mir in Mathe auch immer, irgendwie habe ich da einfach nichts verstanden, egal was oder wie viel ich geübt habe. Und wenn ich mal was verstanden habe, dann brauche sich nur eine kleine Nuance in der Fragestellung ändern und ich konnte es doch nicht mehr. Mathe ist für mich nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Aber meinen Schülern geht es so in fast allen Fächern. Egal welche Grundlagen in welchem Fach - sofort ist alles wieder weg :gruebel:

  • Nein, nein, das war von mir unglücklich ausgedrückt: Ich wollte damit sagen, dass es nicht am Fach liegen kann, weil es in allen Fächern so ist. Nicht nur in Mathe. Aber was du beschrieben hast kenne ich, so ging es mir in Mathe auch immer, irgendwie habe ich da einfach nichts verstanden, egal was oder wie viel ich geübt habe. Und wenn ich mal was verstanden habe, dann brauche sich nur eine kleine Nuance in der Fragestellung ändern und ich konnte es doch nicht mehr. Mathe ist für mich nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Aber meinen Schülern geht es so in fast allen Fächern. Egal welche Grundlagen in welchem Fach - sofort ist alles wieder weg :gruebel:

    Das sieht bei uns genau so aus (BK in NRW).

  • Autsch, dann müsste unsere Schulleitung aber Nachtschichten schieben :lach: Schnitte, die besser als 4,0 sind, sind hier ein selteneres Phänomen, das manche nur vom Hörensagen kennen :pfeif: Sowas ist doch, je nach Schule, eine riesen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder nicht? Also mich würde das stören - ich habe dabei irgendwie ein Gefühl von Misstrauen und Kontrolle. Beim Gedanken daran fühlt sich das so an, als würde über jedem Lehrer-Kopf permanent eine Wolke der Unterstellung schweben, man würde seine Arbeit nicht richtig machen und bräuchte deshalb Überwachung. Vielleicht ist das aber nur so ein Gefühl von einem NRW´ler, der nix Guts gewöhnt ist :lach:

    Nein, so viel Arbeit ist das nicht. Die Arbeiten werden ja nicht nachkorrigiert. Im Regelfall gehe ich mit den Arbeiten zum Schulleiter, berichte davon, er segnet es ab und ich gebe in der nächsten Stunde die Arbeiten heraus. Da er meine Fächer nicht unterrichtet, kann er mit der Aufgabenstellung nicht viel anfangen. Manchmal sieht er sich die Notenliste der Schüler durch. Das ist dann schon alles. Ich als Fachleiter kann natürlich die Aufgabenstellung besser beurteilen als der Schulleiter, der das Fach gar nicht unterrichtet. Ich schaue mir dann auch die Aufgabenstellung und die Musterlösung durch. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Arbeit wegen eines zu schlechten Schnittes tatsächlich einkassiert wurde.


    Sarek

  • Sarek : Welche Formalia musst du denn bei der Respizienz überprüfen? Ich wüsste jetzt so auf Anhieb gar nicht, dass wir hinsichtlich der Form bei Klassenarbeiten irgendetwas Besonderes beachten müssten. Aber vielleicht komme ich gerade nur nicht darauf, weil es so selbstverständlich ist!?

    Einhaltung der Korrekturzeit, Vorliegen einer Angabe und einer Musterlösung, Notenliste der Schüler, Punktesprung (also welche Note bei welcher Punktzahl), alle Schülerarbeiten abgegeben (bzw. die nicht abgegebenen vermerkt), Notendurchschnitt.

    Bei der Aufgabenstellung achte ich darauf, ob die Aufgaben lehrplankonform sind, ob die Operatoren eindeutig verwendet werden (also dass die Schüler wissen, was sie machen sollen), ob das Anforderungsniveau passt. Bei der Korrektur stichprobenartig, ob Fehler übersehen wurden, ob die Punktzahl stimmt, ob der gleiche Fehler bei verschiededenen Schülern gleich bewertet wurde. Bei Kollegen, wo die Korrektur über Jahre zuverlässig erfolgt, muss ich die korrigierten Arbeiten gar nicht mehr durchsehen, aber mache es meistens dennoch stichprobenartig. Einfach so.


    Sarek

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