Kann man gezwungen werden, digitalen Unterricht zu halten?

  • Was ist, wenn man das nicht will, und zwar aus folgenden Gründen:


    - Man ist nicht bereit, seine private Software dafür zu nutzen, in der Schule ist sie nicht nutzbar.

    - Aus Datenschutzgründen - ich gehe davon aus, dass 6jährige Hilfe brauchen und Eltern andere Kinder beobachten können.

    - Man kann nicht davon ausgehen, dass alle Kinder die digitalen Voraussetzungen haben.

    - Man will dabei nicht gefilmt oder fotografiert werden, was ja sein könnte.

    - Man weiß nicht, wie es geht.

  • Was genau meinst du mit "digitalem" Unterricht?

    Ich finde, das ist ein recht weit zu fassender Begriff. Beispielsweise habe ich mir für das Englischbuch, das wir in der Fachoberschule benutzen, die "Handreichungen für den Unterricht" gekauft und diese beinhalten u. a. auch einen "Unterrichtsmanager" auf DVD-ROM; auch die gehört m. E. zum "digitalen Unterricht(en)".


    Oder meinst du damit den Online-Unterricht, den die meisten Lehrkräfte während der corona-bedingten Schulschließungen durchgeführt haben?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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  • Oder meinst du damit den Online-Unterricht, den die meisten Lehrkräfte während der corona-bedingten Schulschließungen durchgeführt haben?

    Ja, das meine ich. Meine Schülereltern meinen das gerade einfordern zu wollen. Aber mal ehrlich, es steht angeblich ein Digitalpaket in Milliardenhöhe zur Verfügung, das von den Schulen/Ländern nicht abgerufen wird und ich soll da mit meinem privaten PC rumbosseln? Sehe ich nicht ein. Außerdem finde ich es wirklich fraglich wegen des Datenschutzes.

  • Hallo,

    für Baden-Wüttemberg habe ich zumindest keinen Erlass oder keine Verordnung gefunden, die den Einsatz digitalen Unterrichts verpflichtend macht. In einer Meldung des Kultusministeriums heißt es:


    "Die Klassen, die nicht vor Ort präsent sind, sollen weiter online bzw. über von Lehrkräften zusammengestellte

    Arbeitspakete unterrichtet werden. Lehrkräfte, die keinen Präsenzunterricht erteilen, werden für Fernlernangebote oder auch
    für Korrekturen der schriftlichen Abschlussprüfungen eingesetzt."

    (https://km-bw.de/,Lde/Startsei…triebs+ab+dem+4_+Mai+2020)


    Dass die "Arbeitspakete" digital anzufertigen sind, geht hieraus nicht eindeutig hervor. Für Erziehungsberechtigte, die diesen fordern, hat das Kultusministerium digitale Angebote bereits bereitgestellt: https://km-bw.de/digitale-angebote. Theoretisch denkbar wäre aber die Nutzung von Moodle, einer Software, die laut des Landesbildungsservers Baden-Wüttemberg zumindest datenschutzkonform sein soll (https://www.schule-bw.de/service-und-tools/webtools/moodle).

  • Die Argumente ziehen zum Teil:


    Wenn es mit dem Erledigen von Routinetätigkeiten getan wäre, müssten Lehrer in eine der Entgeltgruppen / Besoldungsgruppen bis maximal 9 eingruppiert werden. Die Fähigkeit, sich selbständig - z. B. anhand einer Vielzahl verfügbarer Tutorials - in Videokonferenztools oder das Erstellen einfacher Lehrfilmchen etc. einzuarbeiten, sollte man eigentlich erwarten können. Wenn man nicht gefilmt/fotografiert werden möchte, zeigt man sich eben nicht.


    Voraussetzung wäre aber natürlich, dass Hard- und Software zur Verfügung gestellt werden und dass auch die Zeit zur Verfügung steht, sich einzuarbeiten. Außerdem müsste die Schulleitung ein Konzept entwickeln, dass Merkmale des digitalen Unterrichts festhält, wie er an deiner Schule aussehen soll. Es kann ja nicht in jeder Klasse anders laufen.*


    Was wirklich zieht, ist m. E. das Argument, dass nicht alle Kinder gleichermaßen an digitalem Unterricht teilhaben können. Wir bieten z. B. Videokonferenzen an, in denen Kinder Gelegenheit zu Nachfragen usw. haben, das ist aber nicht verpflichtend. Dort wird natürlich auch nichts neu eingeführt, das geschieht in den paar Stunden Präsenzunterricht, in denen alle Kinder da sind.


    * Und dabei muss die SL natürlich die Anforderungen des Datenschutzes berücksichtigen.

  • Das Digitalpaket dient doch gar nicht der Ausstattung der Lehrer, wenn ich das richtig in Erinnerung habe...

    Aber der Schulen. Warst du mal in einer GS? Da gibt es keine Visualizer oder sonst was Schönes, sondern alte OHPs. Und ein paar PCs müssten drin sein, also mehr als einer und funktionierende Internetverbindung auch.

  • Mich wundert schon länger, dass nicht mehr Lehrer (oder auch Eltern) digitalen Unterricht aus ethischen Gründen ablehnen und um Alternativen bitten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Wir bieten z. B. Videokonferenzen an, in denen Kinder Gelegenheit zu Nachfragen usw. haben, das ist aber nicht verpflichtend. Dort wird natürlich auch nichts neu eingeführt, das geschieht in den paar Stunden Präsenzunterricht, in denen alle Kinder da sind.

    Ich habe zum Austausch tägliche Telefonsprechstunden angeboten in einem festen Zeitraum. Das was schwierig ist, habe ich in den Präsenzunterricht verschoben. Ansonsten habe ich sehr ausführliche differenzierte Lernpakete mit Lernplänen zusammengestellt und die immer für alle Schüler kopiert und geheftet.

  • @Lehramtsstudent :Wie kommst du denn jetzt darauf? Welche "ethischen Gründe", die gegen digitalen Unterricht sprechen könnten, wurden denn hier genannt?

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  • Habe ich dir ja auch nicht unterstellt, dass du das behauptet habest ;) Ich frage mich nur, wie du in diesem Zusammenhang darauf kommst!?

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  • Ich habe zum Austausch tägliche Telefonsprechstunden angeboten in einem festen Zeitraum. Das was schwierig ist, habe ich in den Präsenzunterricht verschoben. Ansonsten habe ich sehr ausführliche differenzierte Lernpakete mit Lernplänen zusammengestellt und die immer für alle Schüler kopiert und geheftet.

    Klingt für mich total ausreichend. Zumindest unter den Umständen - wenn heute bekannt wäre, dass die Kinder bis Ende 2021 nur drei Unterrichtsstunden in der Woche haben, würde ich als Eltern auch mehr einfordern.


    Mehrere Videotools bieten die Möglichkeit, ein Whiteboard zu zeigen, auf das du und die Kinder schreiben können. Man kann auch ein Fenster zeigen, in dem gerade ein Programm läuft (Word, Paint, Powerpoint, ein Internetbrowser, ganz egal). Das eröffnet - theoretisch - einige Möglichkeiten und man umgeht es so auch, selbst zu sehen zu sein. Tatsächlich wird es aber von meinen Kolleginnen kaum genutzt.

  • Habe ich dir ja auch nicht unterstellt, dass du das behauptet habest ;) Ich frage mich nur, wie du in diesem Zusammenhang darauf kommst!?

    Die Frage war ja, ob man zu digitalem Unterricht "gezwungen" werden kann und ich denke mal, dass die Hauptgründe für die Ablehnung entweder technischer, pädagogischer oder ethischer Natur sind.

  • Mich wundert schon länger, dass Lehrer (oder auch Eltern) digitalen Unterricht aus ethischen Gründen ablehnen und um Alternativen bitten.

    Hier schreibst du es doch.


    Was mir wichtig ist: Ich wohne auf dem Dorf und möchte nicht, dass Eltern andere Kinder, die vllt. nicht so schlau sind, beobachten können(und ratschen).

    Aus dem Grund sollen Eltern auch nicht im Unterricht hospitieren.


    Die Eltern waren bisher auch so zufrieden, es geht vor allem darum, wenn diese Beschränkungen wieder kommen oder länger gehen werden.



    Voraussetzung wäre aber natürlich, dass Hard- und Software zur Verfügung gestellt werden und dass auch die Zeit zur Verfügung steht, sich einzuarbeiten. Außerdem müsste die Schulleitung ein Konzept entwickeln, dass Merkmale des digitalen Unterrichts festhält, wie er an deiner Schule aussehen soll. Es kann ja nicht in jeder Klasse anders laufen.*

    Das finde ich auch wichtig.


    Prinzipiell bin ich ja willens, brauche aber Unterstützung. Am besten das, was ThOr5ten oben schreibt. Frage mich andererseits aber, ob es bei den ganz Kleinen wirklich so viel bringt.

  • Wir haben eine Dienstanweisung zum digitalen Fernunterricht vom Kanton bekommen und der Kanton stellt die entsprechende Infrastruktur. Die gab es natürlich vorher schon. Wenn das bei euch nicht der Fall ist, also wenn es keine Dienstanweisung gibt, dann musst du gar nichts in der Richtung. Tu genau das, wozu man dich angewiesen hat.

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