Fachwechsel oder nicht?

  • Hallo, ich würde mich über eure Gedanken zu folgenden Überlegungen freuen.

    Ich stand vor der Wahl zwischen den Fächern Englisch, Ethik und Wirtschaft. (Sekundarstufe I)
    Ich entschied mich für Englisch und Wirtschaft, weil ich die Hoffnung habe, dass damit meine Chancen besser stehen. Laut Prognosen ist momentan jedoch Ethik gefragt. Macht es denn einen großen Unterschied, ob man die Kombination Englisch/Wirtschaft vs. Englisch/Ethik hat oder sind die Chancen ungefähr gleich gut/schlecht (also langfristig)? (Ich überlege das Fach zu wechseln)

    Zwar würde ich gerne alle drei Fächer studieren, aber so lange zu studieren + Auslandssemester (für Englisch), halte ich schwierig, da sich das (bis zu 13+ Semester) auch finanzieren muss. Ich glaube die Benutzerin CDL meinte mal, dass man sich in BW auch während des Berufs nachqualifizieren kann? Also würde das für Wirtschaft/Ethik gehen und muss man dann erst darauf warten bis einen die Schulleitung darauf anspricht? Wäre man dann offiziell anerkannter Lehrer in diesem Fach oder nur an seiner jeweiligen Schule? In Bayern kann man beispielsweise während des Berufs Erweiterungsfächer studieren. Das habe ich so noch nicht für BW nachlesen können.

    Vielen Dank im Voraus!


    Auch Ethik wird im Zuge des Ausbaus dieses Fachs gefragt sein. Überbelegt sind v.a. die Fächer Deutsch, Englisch, Biologie, Geschichte und Geographie.

  • Ich würde mich bei der Wahl meines Studienfaches nicht danach richten, wo jetzt gerade Bedarf herrscht und wo nicht. Das kann von Region zu Region und sogar von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Meine Schule ist zum Beispiel in Mathe total überbelegt. 40km entfernt (an meiner neuen Schule) haben sie verzweifelt versucht, einen Mathelehrer zu finden (und hätten wohl keinen bekommen, wenn ich mich nicht freiwillig aufgedrängt hätte...).


    An beruflichen Schulen (besonders im Kaufmännischen) ist die Kombi Englisch/Wirtschaft sehr gefragt. Das würde ich niemals gegen Englisch/Ethik tauschen. Auch vom Korrekturaufwand stelle ich mir Englisch/Ethik schlimmer vor.

  • Gibt es denn in deinem Bundesland einen Beschluss, dass Ethik ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr fachfremd unterrichtet werden darf?


    Falls nein, lass das mal schön sein.


    Ethik ist neben Arbeitslehre mMn so ziemlich das Sinnfreieste, was man auf Sek I studieren kann. Das wird meinem Empfinden nach zu 99% fachfremd unterrichtet. Wenn die Schulen dann Planstellen zur Verfügung haben, stellen sie natürlich Leute für Fächer ein, die nicht so leicht fachfremd unterrichtet werden können oder für die es generell nicht zulässig ist, und lassen Ethik schön weiter fachfremd unterrichten, weil scheinbar die Mehrheit der Schulleitungen der Meinung ist, das könne eigentlich jeder, der was Geisteswissenschaftliches oder auch nur Deutsch studiert hat.

  • Gibt es denn in deinem Bundesland einen Beschluss, dass Ethik ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr fachfremd unterrichtet werden darf?


    Falls nein, lass das mal schön sein.


    Ethik ist neben Arbeitslehre mMn so ziemlich das Sinnfreieste, was man auf Sek I studieren kann. Das wird meinem Empfinden nach zu 99% fachfremd unterrichtet. Wenn die Schulen dann Planstellen zur Verfügung haben, stellen sie natürlich Leute für Fächer ein, die nicht so leicht fachfremd unterrichtet werden können oder für die es generell nicht zulässig ist, und lassen Ethik schön weiter fachfremd unterrichten, weil scheinbar die Mehrheit der Schulleitungen der Meinung ist, das könne eigentlich jeder, der was geisteswissenschaftliches oder auch nur Deutsch studiert hat.

    Das gilt im Zweifelsfall je nach Schule und Bedarf in der Sek. I auch für Wirtschaft, Gemeinschaftskunde, Geschichte, Geograhie, Deutsch, BK... und ist insofern absolut kein Kriterium der Studienwahl. Sich nach den Bedarfsprognosen zu orientieren ergänzend zum eigenen Interesse ist durchaus vernünftig, um eben am Ende nicht der fünftausendste arbeitslose Sek.II- Lehrer mit Geschichte-Deutsch oder ähnlich glorreichen Kombinationen zu werden.

    Ethik wird in BW seit diesem Schuljahr in der Sek.I ab Klasse 7 angeboten, studiert wird das Fach aber offenbar noch sehr selten, insofern kann man noch nicht einnal an allen WHRS-Seminaren fürs Ref zugeteilt werden, weil nicht alle einen Ethikkurs anbieten. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Fach auch noch in fünf Jahren einstellungsrelevant sein wird, weil es eben an vielen Schulen nur fachfremd unterrichtet wird bislang. Wirtschaft taucht in der aktuellen Bedarfsprognose zwar nicht auf, da gab es in dieser Ausschreibungsrunde aber deutlich mehr Stellen bei denen entweder Wirtschaft explizit gesucht wurde als Ethik oder aber in der Beschreibung stand, dass z.B. Wirtschaft zu einer bevorzugten Einstellung führen kann, insofern wäre ich auch bei Wirtschaftslehre ziemlich optimistisch. Durch die gerade erst neu eingeführte Projektprüfung ist der Bedarf an WBS-Lehrern ja an allen Schulen eher noch gestiegen, weil man eben mehr Fachstunden in WBS reinbuttern muss. Ob das auch noch in fünf Jahren so sein wird weiß ich natürlich nicht, insofern könntest du Kamin dir überlegen doch direkt ein 3.Fach jetzt mitzustudieren, dann wirst du im Ref auch schon in allen drei Fächern ausgebildet. Auch später kannst du aber natürlich noch weitere Fächer nachstudieren. Ein Kollege an meiner Ausbildungsschule hat das gemacht und wird jetzt natürlich auch in dem nachträglich studierten Fach eingesetzt, darf dort auch Prüfungen abnehmen. Allerdings solltest du dir dessen bewusst sein, dass es deutlich anstrengender ist ein Fach berufsbegleitend nachzustudieren, als jetzt einmal die Pobacken zusammenzukneifen und direkt drei Fächer zu studieren. Ich habe auch eine Sprache studiert, war ein Jahr im Ausland studieren und habe drei Fächer abgeschlossen (war in meiner PO für alle so vorgesehen)- das geht also auch ohne exorbitanten zusätzlichen Zeitaufwand, auch wenn deine PO das nicht regulär vorsieht. Bitte, wenn du dich je zu einem Wechsel entschließen solltest, dann auf gar keinen Fall Ethik/Wirtschaft machen als Kombi. Ich weiß, die komische PO die aktuell gültig ist erlaubt solche in der Praxis völlig unsinnigen Kombinationen, aber sowohl für eine spätere Einstellung, als auch deinen Arbeitsaufwand leistest du dir damit einen echten Bärendienst, denn mit zwei kleinen Nebenfächern wirst du bei einem vollen Deputat mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht nur einer Schule zugeordnet werden können, sondern mit Teilstunden an einer weitere Schule abgeordnet werden, an der du ebenfalls die Verpflichtung hast an allen Konferenzen teilzunehmen. Also entweder wie jetzt Hauptfach-Nebenfach oder eben direkt drei Fächer studieren (würde ich dir durchaus empfehlen, dann musst du als Klassenlehrer weniger Fächer fachfremd in deinen Klassen übernehmen künftig, wenn du schon direkt drei Fächer regulär abdecken kannst). Melde dich gerne, wenn du noch weitere Fragen haben solltest. Und überleg dir doch mal, ob du nicht die Bili-Ausbildung noch draufpacken willst, das ist eine einstellungsrelevante Zusatzqualifikation die man zwar auch noch im Ref draufsatteln, aber eben auch schon im Studium mitnehmen kann. Das ist gerade in Kombination mit Englisch für viele Realschulen in Baden-Württemberg interessant, die entsprechende Bili-Züge an ihren Schulen haben. (Französisch gibt es zwar auch ein paar Bili-Schulangebote, aber deutlich weniger, als für Englisch.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • MrsPace : Glückwunsch zur erfolgreichen Versetzung. :rose:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das gilt im Zweifelsfall je nach Schule und Bedarf in der Sek. I auch für Wirtschaft, Gemeinschaftskunde, Geschichte, Geograhie, Deutsch, BK...

    Für Deutsch wäre mir das neu, aber bei den anderen von dir genannten Fächern ist dies wohl auch Gang und Gäbe, ja. Trotzdem sind dort die Quoten an fremdunterrichtenden Personen deutlich geringer als in Ethik.


    Hier in Hessen wird Ethik schon Ewigkeiten ab der 7. Klasse angeboten. Selbst zu meiner Zeit als Schüler in der Sek 1 vor über 15 Jahren schon.


    Trotzdem wird es auch heute noch fast ausschließlich fachfremd unterricht. Da hat sich absolut nix geändert. Geredet wird immer viel. Aber was dann nachher dabei rauskommt, steht auch einem anderen Blatt.

  • Vielleicht sieht das in Hessen in der Sek.I anders aus; ich wurde in einem der Vorstellungsgespräche gerade erst explizit von einer Schule gefragt, ob ich u.a. Deutsch fachfremd unterrichten würde, damit man mich in allen Klassenstufen als Klassenlehrerin einsetzen könne- entsprechenden Mangel vorausgesetzt gibt es das also hier in BW durchaus (viele andere Schulen haben bereits in den Ausschreibungen wahlweise darauf verwiesen, dass die Übernahme fachfremden Unterrichts oder das Mittragen des Klassenlehrerprinzipis vorausgesetzt werden, was, wie ich von Freunden weiß, immer bedeutet hat, dass die Schulen im Bewerbungsgespräch explizit nachgefragt haben ob Deutsch oder Englisch fachfremd unterrichtet würden, so diese kein studiertes Fach waren).


    Ja, der Anteil an fachfremdem Unterricht dürfte auch in BW in Ethik besonders groß sein, daraus ableiten zu wollen, dass deshalb dafür nicht eingestellt würde ist aber ein Fehlschluss: Es gibt einfach kaum ausgebildete Ethiklehrer, insofern müssen die Schulen sich in diesem Fach besonders stark anders behelfen. Nachdem der Ethikunterricht in BW gerade ausgebaut wird, steigt der Bedarf an Lehrkräften weiter, weshalb die Schulen zwar nicht ausschreiben für Ethik (weil sie wissen, dass sie das im Regelfall eh nicht bekommen), Ethik aber sehr gerne als Bonus zu einem oder zwei weiteren benötigten Fächern nehmen, wenn sie es bekommen können. Das Fach steht nicht grundlos in der Einstellungsprognose für BW. ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ethik aber sehr gerne als Bonus zu einem oder zwei weiteren benötigten Fächern nehmen, wenn sie es bekommen können.

    Das trifft bestimmt zu.


    Aber Ethik ist in meinen Augen auch kein besonders schwer studierbares Fach (viele studieren es ja eben als Drittfach und es wurde m.W. auch früher explizit so angeboten, je nach Uni). Wenn das so ein gutes Einstellungsargument wäre, würden das viel mehr Leute studieren, schätze ich. ;)


    Ich kenne mehrere Leute, die Ethik studieren oder studiert haben. Die Anzahl an ausgebildeten Ethiklehrern an den Schulen, an denen ich bisher war, bewegt sich trotzdem zwischen 0 und 1.


    Da sich das in den letzten knapp 20 Jahren hier nicht geändert hat, habe ich da nicht viel Hoffnung.



    Im konkreten Fall hier ist es aber ohnehin m.E. nicht ausschlaggebend. Englisch ist doch in der Sek 1 ein recht gesuchtes Fach. Wenn man da Ethik als Zweitfach studiert, wird das nicht besonders tragisch oder förderlich sein bei der Stellenfindung, egal, wie sich die Lage entwickelt. Aber wenn, dann würde ich es aus Überzeugung und nicht aus Kakül bzgl. Einstellungschancen studieren.

  • (...)

    Im konkreten Fall hier ist es aber ohnehin m.E. nicht ausschlaggebend. Englisch ist doch in der Sek 1 ein recht gesuchtes Fach. Wenn man da Ethik als Zweitfach studiert, wird das nicht besonders tragisch oder förderlich sein bei der Stellenfindung, egal, wie sich die Lage entwickelt. Aber wenn, dann würde ich es aus Überzeugung und nicht aus Kakül bzgl. Einstellungschancen studieren.

    Englisch ist laut Einstellungsprognose nicht ganz so gesucht in BW, deshalb ja mein Hinweis zu Bili, aber als Hauptfach gibt es natürlich mehr Bedarf, als für Ethik. Wobei man halt dann doch mehr will, als nur Hauptfachlehrer, die fachfremd den ganzen Rest abdecken, den dummerweise niemand studiert hat, obwohl es die Fächer nicht grundlos gibt. ;)

    In BW hat man erst vor kurzem den Wert von klassischem Fachunterricht wiederentdeckt und diesem Zug alte Fächerverbünde (wo auch schon immer ein Fach wenigstens fachfremd unterrichtet worden war) aufgelöst in Einzelfächer, für die man jetzt eben auch gerne grundständig dafür ausgebildete Lehrkräfte nimmt. Ethik "wandert" gerade erst runter in den Klassenstufen hier in BW, ist jetzt in KLasse 7 angekommen, Klasse 5/6 gibt es zwar Ergäzungsfassungen zum laufenden Bildungsplan, die aber noch nicht in Kraft gesetzt sind, was u.a. damit zu tun hat, dass man schon jetzt nicht einmal annähernd genügend Fachlehrer für den Ethikunterricht hat, die man im Rahmen des neuen Bildungsplans der seit 2016 gültig ist aber doch verstärkt einsetzen möchte anstelle fachfremder Lösungen (die dennoch weiterhin möglich sind). Insofern ist Ethik hier in BW attraktiver geworden mit dem neuen Bildungsplan.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich würde auch zu Englisch/Wirtschaft raten. Ethik wird einfach zu oft fachfremd unterrichtet. Mach halt erstmal Englisch/Wirtschaft und wenn du es dir als fertiger Lehrer immer noch vorstellen kannst mit Ethik zu erweitern, kannst du das ja nachträglich machen :)

  • In den Bedarfsprognosen steht doch ganz klar, dass es zu viele Englischlehrer gibt :/ . Wirtschaft ist nicht angegeben, dürfte aber zumindest kein Mangelfach sein. Geographie und Geschichte sind überbelegt, was nahelegt, dass es bei einem artverwandten, gesellschaftswissenschaftlichen Fach ähnlich sein könnte.

  • Dafür ist Englisch in vielen anderen Bundesländern ein sehr gesuchtes Fach. Es wird sogar in der Prognose der KMK für Gesamtdeutschland als Mangelfach genannt neben den Klassikern.


    Zur Not muss man halt das Bundesland wechseln, sollte man wirklich gar nichts kriegen.


    Immer noch besser als ein Fach, das nirgendwo gesucht ist. Wirtschaft gibt es als eigenständiges Fach doch in vielen Bundesländern noch nicht mal in der Sek 1.

  • Bei uns gibts in Bayern schon immer Wirtschaftslehre an Realschulen. Die Realschule hat dafür sogar, schon ewig, einen eigenen Zweig mit Abschlussprüfungsfach BWR (Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen).


    Ich würde an deiner Stelle einfach erstmal Englisch/Wirtschaft machen und dann schauen.

Werbung