Erst einmal, möchte ich hallo sagen. Ich bin Kathrin, werde bald 31 und brauche dringend euren Rat.
Eigentlich bin ich studierte Sozialpädagogin. Meine Eltern sind beide Lehrer und nach meiner Erstausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte hatte ich nochmal Soziale Arbeit studiert. Mit 29 war ich dann mit dem Master fertig.
Leider merkte ich, dass die beruflichen Bedingungen katastrophal sind. Ich arbeitete 6 Monate in meinem studierten Fach und war extrem unglücklich.
Die Augen geöffnet haben mir mehrere Gespräche mit Freunden und ein Bewerbungsgespräch, bei dem sich auf eine befristete Stelle von einem Jahr 3 Mütter im Alter zwischen 35 und 40 auf eine Stelle bewarben. Ich dachte mir nur großer Gott, wenn die immer noch nichts festes haben, wie soll das dann mit mir werden? Bewerbe ich mich dann mit 40 immer noch um eine befristete Stelle mit dieser schlechten Bezahlung?
Freunde und eigene Erfahrungen bestätigten mir: Die Soziale Arbeit ist schlecht bezahlt, undankbar und durchsetzt von befristeten Stellen.
Für eine 40 Stundenstelle wollte man mir einen Bruttolohn von 2800 Euro bieten, was netto nach 5 Jahren Studium nicht mal 2000 Euro sind. Ich wusste, ich muss da raus. Zumal die Arbeit sehr undankbar ist.
Und zumal ich Single und kinderlos bin.
Zum Glück hatte ich mir das Studium mit Nachhilfe finanziert und merkte daher schnell, dass sich Lehramt als eine passable 2. Möglichkeit erweist.
Gesagt getan. Ich bewarb mich also vor gut einem Jahr für ein weiteres Unistudium auf Lerhamt für Berufsbildende Schulen.
Ich wurde sofort genommen. Mein Studium der Sozialen Arbeit erkannte man mir auch an.
Ab hier beginnt die Sache dann zu bröckeln und es beginnen meine Zweifel. Im ersten Semester bin ich durch 2 Prüfungen gefallen, die ich aber nachholen konnte und dann auch bestanden habe. Die Fächer sind Deutsch und eben Sozialpädagogik. Meine Zweifel bewegen sich nicht in Hinblick auf das Studium, sondern die Uni. Die ist nämlich Chaos pur. In die Seminare kommt man kaum herein, weil alles überfüllt ist, man muss ständig um alles kämpfen. Die Mehrheit der Dozenten mobbt die Studenten. Freunde von mir sind teilweise wie unmündige Kinder behandelt wurden. Es gibt viele Schikanen. Und die Anwesenheitspflicht, die es so nicht mehr geben dürfte. Da ich noch einen Nebenjob habe, war es teilweise extrem schwer zu koordinieren.
Nun kam Corona und das verschärfte die Sache extrem. Ich bekomme am Tag 40 Mails und mein Postfach quilt über und ich verliere mehr und mehr den Überblick. Homeoffice klappt überhaupt nicht. Meine Gruppenmitglieder melden sich nicht mehr. Mein Nebenjob ist durch Corona weggebrochen.Es gibt ständig technische Probleme bei den Videkonferenzen mit den Dozenten.
Das alles erschwert es.
Ich befinde mich derzeit in Hoffnungslosigkeit und wache jeden Morgen mit dem Gedanken auf, ob ich nicht abbrechen sollte? Ich bin fast 31 und habe noch nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Mein Nebenjob ist weggebrochen und ich habe das Gefühl dass ich bezüglich der Uni auf der Stelle trete.
Ich brauche noch 35 Punkte, um den Bachelor für Deutsch anerkannt zu bekommen und noch etliche für den Master.
Dieses Semester läuft alles noch unorganisierter und es ist pures Chaos. Ich weine viel. Ich zweifle wie gesagt nicht an der Lehrtätigkeit, denn die hat mir großen Spaß gemacht, sondern an der Uni und der derzeitigen Situation, meinen Ängsten bezüglich Erwerbsleben und dem Fach.
Ich befürchte, dass meine Fächerkombination kaum gesucht wird. An beruflichen Schulen erst recht nicht und ich verliere den Glauben an mich immer mehr und bekomme morgens schon Panik, weil ich mit Entsetzen an meine Zukunft denke. Ich werde kaum die 40 Jahre bis zur Rente schaffen und ob durch Corona selbst wenn ich das Studium schaffe jetzt noch verbeamtet wird, steht auch in den Sternen.
Alles sehr ungewiss. Wer kann mir einen Rat geben.
Sollte ich abbrechen?