Unterricht in Zeiten von Corona

  • Hallo zusammen,


    wie in vielen Bundesländern startet am Montag bei uns der Unterricht für die Abschlussklassen u. Oberstufe wieder. Wenn ich mir nun überlege, wie Unterricht unter Einhaltung der gängigen Hygienevorschriften aussehen kann, glaube ich an meine didaktischen Grenzen zu geraten. Deshalb würde mich interessieren, wie ihr konkret gedenkt zu unterrichten - unter der Vorgabe, keine kooperativen Arrangements zu nutzen, sich den sitzenden SuS nicht näher als 1,5m zu nähern, so wenig Materialien wie möglich zu verwenden (Ansage v. oben) und (kein Witz) in zwei Räumen parallel einen geteilten Kurs zu unterrichten.

    Ich tendiere gerade mit Arbeitsplänen, die die SuS innerhalb einer Woche sowohl im Präsenzunterricht als auch zu Hause bearbeiten und ich für Fragen und Hilfestellungen bereitstehe - selbst ein stupides Tafelbild funktioniert nicht in zwei Räumen gleichzeitig.


    Habt ihr kreativere Ideen? Bin für jeden Tipp dankbar.

    LG!

  • Ich mache es genau so, wie du es vorhast (bei uns in RLP ging es ja schon letzte Woche los mit den Abschlussklassen): Die Schüler haben ihre Materialien digital erhalten und im Unterricht haben wir die Arbeitsergebnisse besprochen und Fragen geklärt.

    Nicht kreativ, aber pragmatisch.

  • Vielleicht bin ich da gerade naiv oder habe einen Denkfehler, aber ich sehe das Problem nicht so wirklich. Man kann doch den Unterricht in zwei Räumen sozusagen zeitversetzt machen: Gruppe 1 erhält zunächst einen Arbeitsauftrag zur Stillarbeit (am besten einen zur Wiederholung von Inhalten des momentanen Online-Unterrichts). In der Zwischenzeit machst du mit Gruppe 2 Frontalunterricht und kannst dabei ein Tafelbild erarbeiten, das die SuS abschreiben und anschließend einen Arbeitsauftrag zur Ergebnissicherung bearbeiten. Dann gehst du in den anderen Raum zu Gruppe 1 und machst dasselbe Spielchen; diese Gruppe kann dann ja die Aufgaben zur Ergebnissicherung als Hausaufgabe erhalten.


    Dieses Vorgehen habe ich zumindest in dieser Woche von KuK mitbekommen, die hier in Niedersachsen schon wieder in den 13. Klassen des beruflichen Gymnasiums unterrichtet haben und wo die Kurse ebenfalls auf zwei Räume aufgeteilt wurden. Ich weiß aber ja nun für deinen Fall nicht, wie alt deine SuS sind und inwiefern sie in den Stillarbeitsphasen wirklich konzentriert arbeiten.


    Deine Idee mit den Wochenplänen finde ich aber auch gut!


    Was ich übrigens nicht so ganz nachvollziehen kann, ist die "Ansage von oben", wonach ihr nur wenige Materialien verwenden sollt. Ist es nicht völlig wurscht, ob die SuS in einer Stunde zwei oder fünf Arbeitsblätter erhalten? Die kann man doch vorne (natürlich mit gebührendem Abstand zu dir als Lehrkraft) hinlegen, die Schüler*innen holen sich die Blätter einzeln nacheinander ab und fertig!?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich mache es genau so, wie du es vorhast (bei uns in RLP ging es ja schon letzte Woche los mit den Abschlussklassen): Die Schüler haben ihre Materialien digital erhalten und im Unterricht haben wir die Arbeitsergebnisse besprochen und Fragen geklärt.

    Nicht kreativ, aber pragmatisch.

    Auch so werde ich es mit vielen Klassen machen, denn es ist eben momentan fast nur Frontalunterricht und Einzelarbeit möglich.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die kann man doch vorne (natürlich mit gebührendem Abstand zu dir als Lehrkraft) hinlegen, die Schüler*innen holen sich die Blätter einzeln nacheinander ab und fertig!?

    Noch besser, man legt sie vorher auf die Tische der Schüler und sammelt Sachen erst ein, wenn sie draußen sind.

  • Ein "Vorher" gibt es bei uns z.B. nicht. Die Klassensäle sind eine halbe Stunde, bevor der Unterricht beginnt, geöffnet, damit es beim Betreten keine Menschentraube gibt.


    Also, eine Kollegin von mir hat es letzte Woche ganz professionell gemacht: Sie hat ihre Arbeitsblätter durchgeben lassen. :autsch:

  • Also, eine Kollegin von mir hat es letzte Woche ganz professionell gemacht: Sie hat ihre Arbeitsblätter durchgeben lassen. :autsch:

    sehr professionell. Ich habe meine Arbeitsblätter mit Mundschutz und Einweghandschuhen einzeln ausgeteilt. Prinzipiell sind meine Unterlagen aber so oder so alle online für die Lerngruppen Verfügbar. Was mir fehlt ist eine Möglichkeit der Präsentation von Ergebnissen der Lernenden. Zum Lehrerpult und Dokumentenkamera können sie ja nicht. Über miracast würde es gehen, aber nicht jeder hat die Möglichkeit am Laptop oder Tablet zu schreiben.

  • ... Man kann doch den Unterricht in zwei Räumen sozusagen zeitversetzt machen: ...

    deinen Einsatz in allen Ehren, aber ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Am besten noch parallel dazu den Unterricht online streamen...


    Nein im Ernst, mach dich bitte nicht kaputt :wink2:


    Ich tendiere gerade mit Arbeitsplänen, die die SuS innerhalb einer Woche sowohl im Präsenzunterricht als auch zu Hause bearbeiten ...

    das klingt ideal, weil du dann für die zu Hause nicht noch was vorbereiten musst.

  • Vielen Dank für die bisherigen Ideen und Rückmeldungen. Zeitversetzt in zwei Räumen zu unterrichten stelle ich mir tatsächlich recht belastend vor. Gerade, wenn in einer Diskussion mit der zweiten Gruppe Ideen auftauchen, die es bei der ersten nicht gab - müssten die nachgereicht werden... Ich glaube, ich werde es mit Arbeitsplänen versuchen und dann eben nacheinander Sicherungsphasen einbauen.


    Gar nicht so einfach, seine eigenen Vorstellungen u. Ansprüche so anzupassen.

  • Man könnte der SL zeigen, dass das eine idiotische Idee ist.

    Bei uns kommt die halbe Klasse und sie wechseln sich täglich ab.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • bei uns soll tatsächlich gestreamt werden, an die Hälfte die zuhause sitzt. Einige Kollegen wollen sich scheinbar auch selbst mit aufnehmen, aber da ist bei mir ehrlich gesagt eine grenze erreicht. Ton und Whiteboard oder Tafel ok, aber ein Bild von mir, dass möchte ich nicht.

  • deinen Einsatz in allen Ehren, aber ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Am besten noch parallel dazu den Unterricht online streamen...


    Nein im Ernst, mach dich bitte nicht kaputt :wink2:

    Nein, das finde ich überhaupt nicht anstrengend, muss ich sagen. Ich habe das schon mehrmals so ähnlich gemacht, als KuK ausgefallen waren und ich zwei Klassen gleichzeitig betreuen musste - dann aber sogar mit unterschiedlichen Themen. Hat mir überhaupt nichts ausgemacht und ich fand das nun auch nicht anstrengender als den normalen Unterricht Das klappt aber wahrscheinlich nur bei Gruppen, die nicht lange herumdiskutieren, sondern brav ihre Arbeitsaufträge erledigen, Themen, die man gut frontal unterrichten kann und auch nur, wenn die beiden Räume nicht allzu weit auseinander liegen. Wenn ich schon zwei Schülergruppen beaufsichtigen muss (was bei uns häufiger vorkommt), laufe ich sowieso mehrmals pro Stunde zwischen den Räumen hin und her, um sicherzustellen, dass die SuS keinen Mist bauen und ihnen bei etwaigen Fragen zu helfen ;)


    Die Idee des Streamens finde ich übrigens auch nicht schlecht!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Aber bei Streaming bleibt doch das Problem, dass nicht alle gleichermaßen Fragen stellen können.
    Chat gleichzeitig noch im Blick haben, ist definitiv nicht drin.

  • Nein, das finde ich überhaupt nicht anstrengend, muss ich sagen. Ich habe das schon mehrmals so ähnlich gemacht, als KuK ausgefallen waren und ich zwei Klassen gleichzeitig betreuen musste - dann aber sogar mit unterschiedlichen Themen.

    Humblebee, ich verneige mich vor dir. Ich finde es abartig anstrengend, zwei Klassen gleichzeitig zu beschulen.


    Wir haben letzte Woche Klassen (BF2, HBF Oberstufe, Berufsschulklassen im 3. Lehrjahr) auf mehrere Räume verteilt, diese wurden teilweise von parallel gesteckten Lehrern unterrichtet und teilweise von einem Lehrer parallel. Das ging angesichts der räumlichen Situation aber nur letzte Woche. Ab morgen sind jede Menge weiterer Klassen im Schulgebäude (BF1, BVJ) und somit alle Räume belegt. Wir halbieren die Klassen und bestellen sie 14-tägig ein. Der daheim bleibende Teil bearbeitet digital gestellte Arbeitsaufträge.


    Ich finde das besser, als die Kollegen im Doppelunterricht zu verheizen. Vom Lernertrag, seien wir mal ehrlich, kommt momentan eh nicht sooo viel bei rum. (Und das ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm.)

  • Humblebee, ich verneige mich vor dir. Ich finde es abartig anstrengend, zwei Klassen gleichzeitig zu beschulen.


    Wir haben letzte Woche Klassen (BF2, HBF Oberstufe, Berufsschulklassen im 3. Lehrjahr) auf mehrere Räume verteilt, diese wurden teilweise von parallel gesteckten Lehrern unterrichtet und teilweise von einem Lehrer parallel. Das ging angesichts der räumlichen Situation aber nur letzte Woche. Ab morgen sind jede Menge weiterer Klassen im Schulgebäude (BF1, BVJ) und somit alle Räume belegt. Wir halbieren die Klassen und bestellen sie 14-tägig ein. Der daheim bleibende Teil bearbeitet digital gestellte Arbeitsaufträge.


    Ich finde das besser, als die Kollegen im Doppelunterricht zu verheizen. Vom Lernertrag, seien wir mal ehrlich, kommt momentan eh nicht sooo viel bei rum. (Und das ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm.)

    Mal ganz zu schweigen davon, dass die Schüler mancher Bildungsgänge bestenfalls nichts, schlimmstenfalls Chaos produzieren, wenn man sie unbeobachtet lässt.

  • Bei uns (BK in NRW) gab es zwei Tage nach Schulstart eine Mail der Schulleitung mit der eindringlichen Bitte, die Schüler zwischendurch nicht alleine im Klassenraum zu lassen, weil diese das Abstandsgebot dann nicht einhalten. Wobei ich selbst bisher noch nicht wieder in der Schule war, weil ich keine Abschlussklasse unterrichte.

  • Bei uns (BK in NRW) gab es zwei Tage nach Schulstart eine Mail der Schulleitung mit der eindringlichen Bitte, die Schüler zwischendurch nicht alleine im Klassenraum zu lassen, weil diese das Abstandsgebot dann nicht einhalten.

    Machen wir uns nichts vor: Egal, was wir tun, wir Lehrer werden das Abstandsgebot nicht zur Einhaltung bringen.


    Ich war letzte Woche ja bereits zum Unterrichten in unserer Schule. Gäbe es eine Sirene, die bei Verstößen gegen Abstandsgebot oder Hygieneregel losginge, hätte die dauergeschrillt.


    Und von einer sauberen Schule habe ich nur so lange geträumt, bis ich in zwei Klassensälen stand, deren Boden so dreckig war, dass man dort Fußspuren hinterließ.

  • Bei uns (BK in NRW) gab es zwei Tage nach Schulstart eine Mail der Schulleitung mit der eindringlichen Bitte, die Schüler zwischendurch nicht alleine im Klassenraum zu lassen, weil diese das Abstandsgebot dann nicht einhalten. Wobei ich selbst bisher noch nicht wieder in der Schule war, weil ich keine Abschlussklasse unterrichte.

    Auch unabhängig vom Abstandsgebot habe ich da Probleme. Wir hechten auch gerade zwischen zwei Räumen mit je einer Gruppenhälfte hin und her. Bei Oberstufenschülern geht das noch gut, aber bei Klasse 5-9? Was ist da eigentlich mit der Haftung?

  • Humblebee, ich verneige mich vor dir. Ich finde es abartig anstrengend, zwei Klassen gleichzeitig zu beschulen.


    Wir haben letzte Woche Klassen (BF2, HBF Oberstufe, Berufsschulklassen im 3. Lehrjahr) auf mehrere Räume verteilt, diese wurden teilweise von parallel gesteckten Lehrern unterrichtet und teilweise von einem Lehrer parallel. Das ging angesichts der räumlichen Situation aber nur letzte Woche. Ab morgen sind jede Menge weiterer Klassen im Schulgebäude (BF1, BVJ) und somit alle Räume belegt. Wir halbieren die Klassen und bestellen sie 14-tägig ein. Der daheim bleibende Teil bearbeitet digital gestellte Arbeitsaufträge.


    Ich finde das besser, als die Kollegen im Doppelunterricht zu verheizen. Vom Lernertrag, seien wir mal ehrlich, kommt momentan eh nicht sooo viel bei rum. (Und das ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm.)

    Danke dir, Susi! Aber das ist vielleicht auch "Gewöhnungssache", weil es bei uns wirklich häufiger vorkommt, dass wir zwei Klassen parallel haben. Dabei ist es natürlich am allerwichtigsten, dass die Klassen nicht über Tische und Bänke gehen und wirklich ruhig bleiben und selbstständig arbeiten, wenn man als Lehrkraft gerade nicht im Klassenraum sein kann. Mir ist es durchaus auch schon passiert, dass die SuS dann stiften gegangen sind (mal eben in die Cafeteria oder zum Raucherhof) oder den Lehrer-PC angemacht und Videos auf Youtube geschaut haben. Diese Klassen musste ich dann natürlich ins Klassenbuch eintragen und der Abteilungsleitung melden.


    Allgemein finde ich die Regelung zwei Klassen zeitgleich unterrichten zu müssen aber - genau wie viele meine KuK - aber eher "suboptimal". Leider ist es an unserer Schule aber bis jetzt noch nicht gelungen eine andere Regelung zu finden, wenn sich KuK erst morgens krankmelden.


    Im übrigen bin ich sehr gespannt, wie es bei uns ab der nächsten Woche laufen soll, wenn wieder recht viele Klassen (auch Vollzeitklassen wie die Fachoberschule) zur Schule kommen müssen. Letzte und diese Woche ist es auch noch so, dass nur recht wenige Klassen - nämlich vier 13. Klassen des BG und insgesamt etwa 10 Berufsschulklassen des letzten Ausbildungsjahrs, davon aber in meiner Abteilung nur vier - anwesend waren und daher auf zwei nebeneinander liegende Räume aufgeteilt werden konnten. Ab nächster Woche sind aber insgesamt, wenn ich mich nicht verzählt habe, allein in meiner Abteilung noch elf Klassen dazu (einige zwar nur an ihren Berufsschultagen, aber enger wird es dann natürlich trotzdem). Unsere Schulleitung hält sich leider schon seit Beginn der Schulschließungen mit Infos ziemlich zurück und hat dementsprechend auch noch nichts geäußert, wie der Unterricht dann ablaufen soll.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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