Was kann man aus dieser Krise positiv für die Schulentwicklung nutzen?

  • In der Überschrift steht die entscheidende Frage: Was kann man aus dieser Krise positiv für die Schulentwicklung nutzen?

    Die Ideen können (derzeit) durchaus noch utopisch sein. Aber vll. bewegt sich die Politik ja (falls nötig) oder es führt zu einem Umdenken in den Schulen selbst


    1) Ich empfinde es nach den ersten Erfahrungen in der Q2 sehr entspannend nur mit meinen Abiturienten, die das entsprechende Fach als (3. oder 4.) AF gewählt haben zu sitzen. Die Vorbereitung kann so deutlich effektiver sein als wenn noch SuS in dem Kurs sitzen, die innerlich schon abgeschaltet haben.

    Für die Zukunft könnte ich mir gut eine solche Abiintensivwoche vorstellen, in der ich nur meine Abiturienten beschule.


    2) Ich habe bisher nur die Q2, aber vll. wären auf Dauer auch kleinere Klassen effektiver (bessere individuelle Förderung möglich u.a.)

    Ja ich weiß, die Frage ist, woher die Lehrer kommen sollen und die Räume, aber man wird ja träumen dürfen.


    3) Die Digitalisierung sollte weiter voran getrieben werden.

    Cool wäre es schon, wenn jede Schülerin / jeder Schüler ein eigenes Tablet / Laptop (vom Schulträger bekommt) und auch jede Kollegin / jeder Kollege sein Dienstgerät zur Verfügung gestellt bekommt.

    Was könnte man Kopierkosten sparen? Vll. könnte man auch verstärkt digitale Schulbücher nutzen. Die SuS müssen dann nur noch ihr Tablet / ihren Laptop mitschleppen.

    Vorne in den Raum kommt dann z.B. ein Whiteboard, ein Apple TV oder ähnliches!

  • Für mich wichtig und interessant: (Manche) Kollegen denken wieder über ihren Unterricht nach. Taschenunterricht mit dem Blatt von 2006, das ja immer gut funktioniert hat im Frontalunterricht, klappt auf einmal nicht mehr. Man wird aus der Bequemlichkeit herausgetrieben und muss sich mal wieder Gedanken machen, was besser funktioniert.


    Punkt 3 ist natürlich - gerade aus meiner Sicht - ziemlich wichtig. Ich arbeite seit einigen Wochen mit einem iPad zuhause. Das Ding ist nicht mal ansatzweise ein Ersatz für meinen Arbeits-PC zuhause. Aber ich schreibe handschriftlich unglaublich gerne darauf, sei es für Unterricht, Korrekturen oder einfach für Anmerkungen zu Dingen. Letzte Woche habe ich das mal mit nem AppleTV in der Schule ausprobiert (inkl. Kabelsalat, da der AppleTV natürlich nicht fest verkabelt war) und auch das hat super geklappt.


    Für die SuS würde ich mir wünschen, dass mehr Kollegen davon wegkommen, einfach nur Unterricht nach Schema zu machen. Viele verteilen tatsächlich immer noch alte Arbeitsblätter (jetzt digital) und korrigieren dann dort mit Word direkt rein. Vielleicht entwickeln sich hieraus andere, mehr projektorientierte Formen der Arbeit mit Schülern.

    • Offizieller Beitrag

    zu 3)

    Ja, das wäre sehr zu begrüßen. Das setzt aber auch eine entsprechende Infrastruktur bezüglich der Bandbreite des Internets an den einzelnen Schulen voraus.

    Neben den Endgeräten und der schulischen Infrastruktur brauchen die Schüler aber auch kostenloses Internet - die paar GB Datenflat, die sie auf ihrem privaten Handy haben, reichen da oft nicht aus - und heimisches Internet kann nach wie vor nicht flächendeckend vorausgesetzt werden.

    Neben den Investitionskosten sind da aber auch noch die Instandhaltungskosten - und hier würde ich mich als Lehrer weigern, für die schulischen Endgeräte wie Smartboards etc. zuständig zu sein. Da bräuchten wir analog zum Schulverwaltungsassistenten einen IT-Verwaltungsassistenten, der nur dafür da ist und bei Bedarf sofort reagieren kann. ist alles machbar, ist auch alles bezahlbar - so man als Landesregierung denn will.

    Hier noch etwas zum Thema Komplettumstieg auf digital:
    Ich arbeite ja jetzt seit einiger Zeit in der Behörde und seit vier Wochen komplett im Homeoffice. Das Lesen am Bildschirm ist schon etwas anders als das Lesen von Papier. Ebenso in Bezug auf das Markieren. Solange Markieren auf vielen Geräten eben nicht ebenso leicht mit einem Handstrich funktioniert wie auf Papier, ist das für mich kein dauerhafter überzeugender Ersatz. Der Überarbeitungsmodus ist hingegen eine feine Sache, die das Arbeiten mit vielen Kollegen erleichtert.

  • Also definitiv die Digitalisierung. Kaum war Ende März die Schule ausgesetzt, haben wir iServ anschaffen können. Da kämpft unsere SL schon seit Längerem für. Noch in der Testversion mit dem virtuellen Server, im Sommer dann hoffentlich von der Stadt auch in der richtigen Version genehmigt. Das ist ein großes Plus, wie ich denn finde.


    Ich glaube noch nicht dran, aber ggf. können kleinere Klassen (ok, Personalmangel) realisiert werden. Seien wir gespannt!

    "If you never try, then you'll never know" - Coldplay

  • Stimme Bolzbold absolut zu. Wenn mehrere hundert Milliarden Euro für die Wirtschaft zur Verfügung stehen, sollten auch ein paar Milliarden für Glasfaserkabel zu den Schulen genutzt werden.


    Was mir noch einfällt:

    Die Reduzierung der Anwesenheit bei Konferenzen. In den letzten Wochen habe ich festgestellt, dass sich viele Dinge problemlos über Audio- oder Videokonferenzen lösen lassen. Bei einer durchschnittlichen Lehrerkonferenz sitzen 100 hochbezahlte (A13++) Menschen drei bis vier Stunden in einem Raum, haben vorher vermutlich noch zwei Stunden gewartet und hören drei Leuten zu, die referieren. Bei Fachkonferenzen ein ähnliches Bild mit weniger Menschen.


    Ich behaupte, für viele von uns wäre es schon eine große Entlastung, nicht mehr körperlich anwesend zu sein, wenn mal wieder über den Eigenanteil des Buchs "Hansi lernt Eier anmalen" für den Kunstunterricht debattiert wird. Außerdem sitze ich um Welten lieber in meinem Büro als in der muffigen Aula.

  • Gleitzeit, das Beste finde ich, dass ich nicht mehr um 6 aufstehen muss. Für die Kinder ist das auch ein unheimlicher Zugewinn an Lebensqualität, dass sie ihren Tag einteilen können!

  • Gleitzeit, das Beste finde ich, dass ich nicht mehr um 6 aufstehen muss. Für die Kinder ist das auch ein unheimlicher Zugewinn an Lebensqualität, dass sie ihren Tag einteilen können!

    Dem stimme ich absolut zu!

    Ich habe hier 2 Teenager, die alleine dadurch viel ausgeglichener sind, dass sie nicht um halb 6 aufstehen müssen. Selbst unser 9jähriger schläft jetzt bis 8 Uhr.

    Ein späterer Schulstart täte sicher vielen Schülern und Lehrern gut.

    • Offizieller Beitrag

    Das würde aber auch bedeuten, dass der Unterricht später endet.
    Ein späterer Unterrichtsbeginn würde darüber hinaus für viele Eltern morgens erhebliche Betreuungsprobleme verursachen - es sei denn, man würde ein Betreuungsangebot analog zur OGS VOR dem Unterrichtsbeginn einrichten.

    • Offizieller Beitrag

    Glasfaser - kommt heute. Sitze gerade im Büro und warte darauf, dass hier ein maskiertes Team aufschlägt und mich aus dem Büro vertreibt, damit es hier den NTB anbringen kann.


    Ich denke auch, dass man die hier genannten Punkte mal "visionär" anpeilen kann.

    Im März sind viele Lehrer in die "digitalen Möglichkeiten" gestolpert worden - da kommen sie so jetzt nicht mehr raus.


    Was ich mir wünsche, dass man mitnehmen soll: aktuell beruhige ich meine Kolleginnen damit, dass es nicht darum geht, mit Gewalt Stoff durchzudrücken. Man muss Abstriche im Stoff machen. Vielleicht merkt man jetzt auch, dass die Themenbandbreite in einzelnen Klassen doch etwas hoch ist und man auch mit weniger nicht dumm wird. Wer weiß.


    kl. gr. frosch

  • Ich habe gerade bei meiner 11. Klasse FHR bei Teams mal in den letzten Aufgaben geguckt. Es haben zwischen 6 und 15 von 28 Leuten abgegeben, je nach Fach.

    Da einige Schüler aber gar nicht reagieren weiß ich nicht warum. Es haben sich immerhin 28/29 bei Teams angemeldet, also haben sie irgendwie einen Zugang. Aber haben sie keine Lust, keine Zeit, keine Möglichkeit? Oder liegt es daran, dass es eh nicht negativ bewertet werden darf?


    Da muss also dann was passieren.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Wichtig ist auf jeden Fall eine Evaluation.

    Das werde ich versuchen hier in einzelnen Kursen bei mir abzufragen. Eben genau, warum es bei manchen scheiterte.



    Was ich mir wünsche:

    Schüler bekommen eine Schul Mailadresse mit ihrer Anmeldung. Dadurch ist Kommunikation vom ersten Tag an möglich.


    Dienstgerät bin ich gar nicht so scharf drauf, ich will definitiv kein Apple Gerät.

    Und ich will nicht noch mehr Arbeit mit Schüler Geräten haben. Wäre das eher ein Fan von BYOD.


    Mehr Unterricht im Sinne von Flipped Classroom.


    Ich hoffe, dass nun mehr Kollegen die Form von digitalen Plattformen als Ergänzung zum Unterricht über die Zeit hinaus mitnehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist eine Mischung aus vielen Dingen - auch bei der Bewertung von Leistungen ist es zumindest weit vor Schuljahresende im regulären Unterrichtsbetrieb auch noch recht vielen Schülern egal, wie ihre Leistungen bewertet werden. Panik bekommen sie erst dann, wenn es auf ein Defizit hinausläuft oder die Note den eigenen, völlig illusorischen, Erwartungen nicht entspricht. Dann wollen auf einmal noch alle Referate machen.

    Dass nicht negativ bewertet werden darf, ist ein Zugeständnis an die unterschiedlichen häuslichen Voraussetzungen - und das kann ich verstehen.

  • Was ich mir wünsche, dass man mitnehmen soll: aktuell beruhige ich meine Kolleginnen damit, dass es nicht darum geht, mit Gewalt Stoff durchzudrücken. Man muss Abstriche im Stoff machen. Vielleicht merkt man jetzt auch, dass die Themenbandbreite in einzelnen Klassen doch etwas hoch ist und man auch mit weniger nicht dumm wird. Wer weiß.

    Das würde ich mir auch wünschen.


    Was ich definitiv mitnehmen werde: die neu eingerichtete Lernplattform, um Erklärvideos zur Verfügung zu stellen, die sich die Kinder dann zum Beispiel bei den Hausaufgaben noch mal anschauen können, und Lernspiele zu verlinken.

  • Dass nicht negativ bewertet werden darf, ist ein Zugeständnis an die unterschiedlichen häuslichen Voraussetzungen - und das kann ich verstehen.

    Stimmt.

    Dummerweise habe ich den EIndruck, dass

    a) nicht wenige der schwachen Schüler auch schwache häusliche Voraussetzungen haben und umgekehrt.

    b) selbst wenn ich mit den anderen Schülern jetzt andere Dinge machen. Ich mache keine sinnlose Arbeitsbeschäftigung mit denen. Sprich: Obwohl ich digitale Nichtausstattung jetzt nicht negativ bewerte: "Spannend" wird es dann im nächsten Schuljahr. Dann wird ein Teil noch leistungsstärker sein als sonst und ein Teil noch leistungsschwächer.

    Leider sehe ich keine Lösung in dem Problem; mit Ausnahme möglichst schnell und laut zumindest die digitale Aussattung aller Schüler zu versuchen. (Insbesondere auch für die nächsten Jahre), selbst dann, wenn man noch (bzw. wieder) gerne bevorzugt "klassisch" unterrichten möchte/kann/soll.


    Positiv empfinde ich das erneute Nachdenken über Vor- bzw. Nachteile von (kompletten) Klassen vs. (teilweise bzw. kompletten) Kursunterricht.

  • Das würde aber auch bedeuten, dass der Unterricht später endet.
    Ein späterer Unterrichtsbeginn würde darüber hinaus für viele Eltern morgens erhebliche Betreuungsprobleme verursachen - es sei denn, man würde ein Betreuungsangebot analog zur OGS VOR dem Unterrichtsbeginn einrichten.

    In Sachsen gibt es sowieso Hort und Kita ab 6 oder 7 Uhr, das sollte machbar sein. Und es spricht auch nichts dagegen, dass in vielen anderen Berufen später angefangen wird. Der Großteil der Bevölkerung ist Eule, nicht Nachtigall. Es gibt inzwischen auch Studien dazu, wie viel leistungsfähiger Schüler*innen sind, die man nicht mit Gewalt aus dem Bett holen muss...

    • Offizieller Beitrag

    Extrem gesprochen müsste man nach Mitteln und Wegen suchen, um den negativen Einfluss der häuslichen Voraussetzungen auf den Lernerfolg der Schüler zu minimieren. Die "technologische Waffengleichheit" ließe sich wie weiter oben dargelegt bei entsprechendem politischen Willen sicherlich herstellen. Mangelnde Kooperation seitens des Elternhauses oder die Arbeit von KiTas, Tagesmüttern und Schulen konterkarierendes Verhalten bei eigenem Mangel an entsprechender Sozialisation des Elternhauses lässt sich hingegen damit nicht in den Griff bekommen.

  • So ist es.

    In Ländern, in denen der Unterricht später beginnt, beginnt natürlich auch die Arbeitszeit der Eltern später.

    Meine pubertierenden Kinder machen ihre Aufgaben jetzt oft erst am späten Nachmittag oder Abend, teilweise nachts. Sie sind dabei erstaunlich effektiv und schnell.

    Ich selbst bin auch Nachteule, ich arbeite am besten spät abends.

  • Ich weiß nicht, mir dünkt jetzt langsam, welchen Mehrwert digitales Lernen wirklich hat und da scheint mir die Ausbeute mager zu sein. In Berufsschulen und Oberstufe Gymnasium nutzt die Vorbereitung für berufliche Anwendung vielleicht, das kann ich nicht beurteilen. Für Grund-/Ober-/Förderschulen/SEK I sehe ich keine Vorteile, das ganze Homeschoolen ist eine Notlösung, der Erklärfilm ersetzt nicht unsere Anwesenheit, die App nicht das Übungsheft, die Videokonferenz nicht das Gespräch.

  • Das unterstreiche ich auch fürs Gymnasium. Ich finde, die ganze digitale Sache zeigt mir deutlich auf, wo die Grenzen des digitalen Lernens sind. Ich will meinen normalen Unterricht zurück!

  • Was ich in den letzten Wochen positiv fand: interessanterweise ist dir Kommunikation und Absprache mit KuK intensiver und effektiver, weil auf das Wesentliche reduziert. Es bleibt auch mehr Zeit dafür als im stressigen Schulalltag.

    Ich erstelle einen Wochenplan für meine Klasse, zu dem mehrere KuK etwas beisteuern. Ich kann so die Menge der Aufgaben gut aufeinander abstimmen, das finde ich super.

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