Wie geht ihr mit Schülern um, die von den sog. "Lernangeboten" keinen Gebrauch machen?

  • Ich bin gerade etwas ärgerlich über die Weise, wie die Dinge derzeit laufen. Die Politik erklärt uns, den Schülern und ihren Eltern, dass es keine Nicht-Versetzungen geben wird, dass Noten im Prinzip keine Rolle spielen und dass es sich bei dem, was wir mit viel Aufwand von zu Hause aus vorbereiten, um sog. "LERNANGEBOTE" handelt. Was mache ich aber mit Schülern, die bislang noch von keinem (!) der Lernangebote in erkennbarer Weise Gebrauch gemacht haben, die sich im Prinzip seit Wochen totstellen und mir keinerlei Arbeitsergebnisse zuschicken? Ich habe inzwischen mehrfach an diese Schüler appelliert, dass sie sich vernünftig und kooperativ verhalten sollen, um sich nicht ins eigene Fleisch zu schneiden - zumal eben dann, wenn die Situation, wie derzeit prognostiziert, noch über viele Monate hinweg anhalten wird.


    Und nein, es handelt sich nicht um irgendwelche pubertierenden Schwerenöter, sondern um Schüler der E-Phase in der gymnasialen Oberstufe. In meinem Kurs sind ganze drei Schüler, von denen ich bislang rein gar nichts gehört habe. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Auch sonst vermute ich unter meinen Schülern solche, die nichts machen, ich kann es ihnen allerdings derzeit noch nicht nachweisen. Die drei Schüler, wegen der ich so zornig bin, sind hingegen schon eindeutig überführt.


    Ich habe erwogen, die Schulleitung darüber in Kenntnis zu setzen und um Anweisungen, wie ich mich in diesen Fällen verhalten soll, zu bitten. Ich habe aber die Befürchtung, dass die Schulleitung mit den Schultern zuckt und mir sagt, dass man da nichts machen kann. Das wäre aus meiner Sicht der absolute SUPER-GAU.

  • Kurze Antwort: Du kannst nichts machen.


    Solange die Vorgabe ist, dass Nichts-Tun nicht negativ angerechnet werden kann (NRW), musst du das hinnehmen, so frustrierend das auch ist.

  • Die haben Pech gehabt und werden dann halt später auf die Schnauze fallen.

    Zum Glück ist ja dank der EMails o.Ä. belegbar, dass wir unser bestes getan haben.


    Das Geheule hinterher kann man mit etwas Übung ganz wunderbar ausblenden.

  • Du kannst dich sogar freuen, dass es nur 3 sind, von denen du gar nichts gehört hast. Das meine ich vollkommen unironisch, das ist gegenüber meinen Klassen und Kursen eine sehr gute Quote.

  • Auf die Idee wäre ich nie gekommen als Schülerin. Ich war nie super aber das wäre mir nicht im Traum eingefallen. Ob's denen wirklich gut geht?

  • Leider kannst du nix machen. Du darfst ja nur positiv bewerten, wenn SuS gute Ergebnisse erzielen, sich reinhängen.

    So könnte man auch bei einem leistungssschwachen Schüler, der sich redlich bemüht, aber vll. nicht so pralle die Aufgaben löst, es dennoch positiv honorieren, dass er sich bemüht hat ... muss ja nicht über alle Maßen sein.

    Spätestens im Abi fallen die SuS dann auf die Schnauze ...

  • Auf die Idee wäre ich nie gekommen als Schülerin. Ich war nie super aber das wäre mir nicht im Traum eingefallen. Ob's denen wirklich gut geht?

    Meine Schüler sind (biologisch) Erwachsene, aber da sind durchaus einige dabei, die das gar nicht merken, wenn Emails kommen, die es nicht hinbekommen sich auf der Lernplattform einzuloggen etc.

    Wir haben auch im Regelunterricht hohe Fehlzeiten und Dropout-Quoten. Wir verlieren durch Corona auch einfach Schüler, die vom Klassenverband mitgezogen werden, aber keine Motivation haben, sich alleine dran zu setzen.

  • Was spricht bei überschaubaren drei „Karteileichen“ dagegen, diese einfach einmal direkt anzurufen, nachfragen, was los ist? Vielleicht gibt es gute Gründe, die diese vom Mitarbeiten abhalten wie fehlende technische Voraussetzungen oder auch zu viele Menschen, die sich zu wenig Endgeräte teilen müssen, vielleicht gibt es gesundheitliche Gründe, die dir bislang nicht bekannt sind oder gar ein verstorbenes Familienmitglied (soll es ja sogar unabhängig von Corona geben). Aufregen bringt angesichts der rechtlichen Lage in keinem Fall etwas, eine direktere Ansprache via Telefon unter Umständen aber durchaus, wenn es nicht an anderen Problemen als fehlender Motivation liegt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich unterrichte auch nur Sek II und habe lediglich in einer meiner Abschlussklassen das "Problem" dass die Mehrheit der SuS vermeintlich nichts tut. Schlussendlich ist das aber eben nicht mein Problem und es ist noch nicht mal meine Aufgabe, denen hinterher zu telefonieren, das muss die Klassenleitung tun (ich bin selbst Klassenlehrperson einer anderen Klasse). Die sind alle mindestens 18 und werden Mitte Mai Maturprüfungen schreiben. Wer dann zu wenig geübt hat und nicht besteht, der wiederholt die 4. Klasse, so einfach ist das. Ich habe tonnenweise Übungsmaterial bereitgestellt und mehrfach schriftlich (!) dazu aufgefordert, dieses auch zu bearbeiten. Ein paar wenige tun das und für die bin ich immer mal wieder was am Korrigieren. So müsste der Rest auch mitbekommen, dass das nützlich sein könnte. Klarer Fall von "wer nicht will, der hat schon" und damit ist die Sache für mich erledigt.

  • Ja und? Ehrlich jetzt, das darf man nicht immer alles so persönlich nehmen. Ich habe einzelnen SuS aus meiner Klasse sogar explizit empfohlen Rekurs einzulegen, falls sie nicht befördert werden. Das geht bei uns immer dann (ich glaube in Deutschland ist es auch so), wenn ein Zeugnis laufbahnentscheidend ist. Bei einem Rekurs kann sich dann der Schulrat mit der Sache auseinandersetzen, dann ist es erst recht nicht mehr mein Problem. Die übergeordneten Behörden haben jetzt ja auch die Promotionsbedingungen entsprechend angepasst, dann können sie sich bitte auch direkt mit den Jugendlichen bzw. deren Eltern streiten.

  • Ja und? Ehrlich jetzt, das darf man nicht immer alles so persönlich nehmen.

    Das kann man nur unterschreiben. Es ist eine typische Lehrerkrankheit, mangelnden Arbeitseifer bei den Schülern gleich als persönlichen Affront aufzufassen. Ich will gar nicht behaupten, dass mir das nicht auch ab und zu passiert, aber man muss sich halt immer wieder bewusst machen, dass es albern ist, sich darüber zu ärgern oder es persönlich zu nehmen.

  • wir sind von der Schulleitung gebeten worden, hinterher zu telefonieren und dann die Namen zu melden (es gibt dann evtl. Präsenzunterricht).


    Irgendwie ärgert mich der Gedanke , dass die faulen (ich kenne meine Klasse) sich jetzt wieder treffen dürfen und direkte Hilfe durch Lehrer erfahren, während andere, die es wirklich schwer haben, aber alles tun, um mitzuarbeiten, nicht gemeint sind.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ja und? Ehrlich jetzt, das darf man nicht immer alles so persönlich nehmen.

    Ist das Persönlichnehmen, wenn man guckt, dass alle die Aufgaben machen? Erziehungs- und Bildungsauftrag, das ist uns halt in Fleisch und Blut übergegangen :P

    • Offizieller Beitrag

    Ja, auf jeden Fall. Nur dann wird es heißen, die Krise ist dran Schuld und nicht die Arbeitshaltung des Kindes. Wie meistens wird irgendein anderer Grund gefunden... :(

    Richtig. Das ist aber wieder nur ein Beleg für die "alle anderen sind schuld, nur nicht ich"-Mentalität. Die legen die Schüler bzw. deren Eltern auch ggf. ganz unabhängig von dieser Episode an den Tag.

  • Natürlich schaue ich, dass alle die Aufgaben machen. Wenn ein 18- oder 19-jähriger nach dreimaliger Aufforderung aber immer noch nichts macht, dann macht er halt nichts. Wieso soll mich das persönlich ärgern?

  • Ich überlege gerade, ob es mich wirklich ärgert oder ob ich mich persönlich angegriffen fühle/enttäuscht bin, wenn die Schüler irgendwas nicht machen. Bin noch nicht ganz schlüssig. Irgendwie nicht, oder nicht mehr vielleicht aber wenn es anfängt egal zu werden ist irgendwie auch nicht gut.

  • Na, ich denk mir vielleicht schon mal "meine Güte, bist du blöd" aber nachdem meine ersten Schüler aus dem Schwerpunktfach z. B. Matura gemacht hatten, war ich dann doch überrascht, wie schnell ich die meisten von denen wieder vergessen hatte. Es kommen halt neue und die sind wieder genauso doof. Irgendwie ist es schon ein verrückter Job ...

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