So viel wie sich in letzter Zeit, auch in den Medien, um diese Endgeräte für Lehrer/Schüler dreht, könnte man fast meinen, dass die mangelhafte Ausstattung an Geräten der einzige Makel beim ansonsten makellosen Schulbetrieb wäre. Gut, dass die Schulen baulich alle in top Zustand sind, dass jede Schule zur Ausübung des Schwimmunterrichts eine Schwimmhalle in der Nähe hat, dass es ausreichend öffentliche Verkehrsmittel zur Beförderung der Schüler gibt, dass es keine verhaltensauffälligen Schüler gibt, dass Eltern immer kooperativ sind, Klassen in Ballungsräumen klein und übersichtlich sind und Inklusion kein Problem in den Schulen ist.
Schulöffnungen NRW
-
-
So viel wie sich in letzter Zeit, auch in den Medien, um diese Endgeräte für Lehrer/Schüler dreht, könnte man fast meinen, dass die mangelhafte Ausstattung an Geräten der einzige Makel beim ansonsten makellosen Schulbetrieb wäre. Gut, dass die Schulen baulich alle in top Zustand sind, dass jede Schule zur Ausübung des Schwimmunterrichts eine Schwimmhalle in der Nähe hat, dass es ausreichend öffentliche Verkehrsmittel zur Beförderung der Schüler gibt, dass es keine verhaltensauffälligen Schüler gibt, dass Eltern immer kooperativ sind, Klassen in Ballungsräumen klein und übersichtlich sind und Inklusion kein Problem in den Schulen ist.
Aka wie gut, dass Deutschland das neue Finland ist, weil bis auf die Endgeräte alles so suppiiiduppii bei uns läuft?
-
Was man als Land aber machen kann, ist zumindest dafür zu sorgen, dass rechtliche Vorgaben zum Umgang mit personenbezogenen Daten eingehalten werden. Und das wird nur über ein Dienstgerät, dass entsprechen aufgestellt ist und das man privat nicht nutzen darf, zu gewährleisten sein.
Bin ich die einzige, die in dem Punkt düstere Vorahnungen hat? Ein Dienstherr, der die Bezahlversion einer Internetplattform bereitstellt, auf allerhand Wegen bei Schülern und Lehrern den Eindruck erweckt, sie seien zur Nutzung verpflichtet und auf dem Bildungsserver gleichzeitig die Verantwortung zurück- und dem einzelnen Lehrer zuweist, wenn er die Plattform nutzt (so z.B. in RLP), der wird vermutlich einfach nackige Laptops für 399,- EUR das Stück ausliefern und den einzelnen Lehrer und ggf. die Schulleitung verpflichten, die Geräte DSGVO-konform zu machen, wohl wissend, dass das nicht geht. Ist aber die zweiteinfachste Lösung, nach der, die wir schon haben (Lehrer besorgt auch den Laptop selbst).
-
Da stellt sich die Frage, was genau an Fernunterricht jetzt so schlimm wäre, wenn das Ganze mit mehr Verbindlichkeit als vor den Ferien aufgezogen werden würde.
Lass mich raten: Du arbeitest an einem gutbürgerlichen Gymnasium?
-
Lass mich raten: Du arbeitest an einem gutbürgerlichen Gymnasium?
Gymnasium ja, gutbürgerlich eher nein. Ruhrpott halt. Ich sehe aber auch die Schüler in der Bringschuld ihren Kram zu erledigen. Wenn die Schule sicherstellt, dass das Material (auf welchem Wege auch immer) ankommt und die Schüler Kontaktmöglichkeiten für Nachfragen haben, dürfte es bei entsprechendem Eigenengagement eigentlich keine größeren Probleme geben.
-
Wenn die Schule sicherstellt, dass das Material (auf welchem Wege auch immer) ankommt und die Schüler Kontaktmöglichkeiten für Nachfragen haben, dürfte es bei entsprechendem Eigenengagement eigentlich keine größeren Probleme geben.
Halte ich für hochgradig kompliziert. Das setzt nämlich voraus, dass die SuS mit Eigenmotivation an die Sache ran gehen. Wo ich in der Schule noch aktiv einwirken kann und vielleicht auch ein gewisser sozialer Druck herrscht, etwas zu leisten, muss das zuhause nicht der Fall sein. Wir reden (gerade in deinem Fall eines Gym) aber noch von Kindern, maximal Jugendlichen. Du weißt selbst, wie hoch da die Eigenmotivation ist. Uns unser Job ist es ja nicht nur, die SuS davon zu überzeugen, dass sie sich selbst um alles kümmern müssen. Dazu benötigen die Kinder Anleitung und Unterstützung. Die wenigsten Kinder kommen wohl mit so etwas zu Welt. Und wenn von zuhause aus nicht darauf geachtet wird, verliert man einen (aus meiner Sicht) viel zu hohen Anteil der Kinder/Jugendlichen auf dem Weg. Das ist zumindest nicht mein persönlicher Anspruch an meinen Job. Ein paar unverbesserliche mag es geben, aber ich habe selbst am BK die Erfahrung gemacht, dass man viele SuS motivieren kann, etwas zu tun. Das kommt aber nicht von selbst, sondern natürlich nur durch Zuspruch, Unterstützung und Hilfe im Unterricht. (Ich unterrichte Mathe, hauptsächlich im FHR-Bereich... ich weiß wovon ich spreche, wenn ich von unmotivierten SuS spreche, die zu uns an die Schule kommen)
-
Sehe ich auch so wie @Kalle29. Sicher, ich würde auch am Gymnasium mehr selbstständiges und eigenständiges Arbeiten als an deren Schulformen erwarten, aber ich kenne genug Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die sehr viel Struktur und auch Kontrolle brauchen, um nicht hoffnungslos überfordert zu sein. Unter diesen Bedingungen können sie mitunter sogar gute Leistungen zeigen, aber wenn die Schule in einem gewissen Alter noch "sozialen Druck", wie @Kalle29 es nannte, ausüben kann, sollte er im langfristigen Interesse der (leistungsfähigen, aber nicht immer auch -willigen) Schüler auch durchgesetzt werden können. Ich bin aber auch jemand, der sehr kritisch gegenüber Fernunterricht ist, was zur Folge hat, dass ich dabei in erster Linie die Nach- statt die Vorteile sehe.
-
"sozialen Druck
Das Wort beschreibt vielleicht härter das, was ich meine, als es sein sollte. In der Schule finden es doch noch eine Menge SuS unangenehm, wenn sie nichts tun, während viele andere in der Klasse arbeiten. Man kann sich schlecht rausziehen. Vielleicht will auch der Nachbar/die Nachbarin am Tisch was gutes abgeben und ich muss da mitmachen, weil ich sie mag. Das meinte ich damit (und vermutlich hast du das auch so verstanden).
Ich glaube, selbst hervorragender Fernunterricht ist immer noch nicht so gut wie mittelmäßiger klassischer Unterricht. Es ist und bleibt halt ein soziales Gefüge, so ne Schule.
-
Ich unterrichte meine eigene Klasse seit 4 Jahren. Es sind Hauptschüler mit einem zusätzlichen Förderbedarf.
Seit 4 Jahre fordere ich konsequent und sehr streng eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen ein. Ich motiviere die Kids seit 4 Jahren dumm und dämlich und "pampere" sie auch oft was das Zeug hält. Wenn sie allerdings kein Eigenengagement zeigen, werde ich schnell ungehalten.
Während der Schulschließung haben ALLE zuverlässig gearbeitet. Wenn Aufgaben mehrfach nicht kamen, gab es sehr schnell eine Anfrage von mir in einem nicht mehr ganz freundlichen Ton, ggf. auch ein Anruf bei den Eltern (Auch Eltern ohne Deutschkenntnisse erkannten an meinem Tonfall schnell, dass ich not amused war).
Die Struktur habe ich ihnen vorgegeben: tägliche Aufgabenstellung mit Abgabetermin am gleichen Tag (Hauptfächer) und regelmäßige Rückmeldung mit viel Lob und Motivation.
Ich denke immer mehr, dass wir früh und in allen Schulformen das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen extrem fördern und einfordern müssen, inklusive etwaiger Konsequenzen.
-
Ich bin mir auch zu 100% sicher, dass jeder Schüler der Sekundarstufe sich ganz genau im Klaren ist, was passiert, wenn er für 12 Wochen abtaucht.
Mir kann niemand erzählen, dass auch nur eines dieser Teenies glaubt, dass 12 Wochen Nichtstun, keine Konsequenzen hätte. Sie würden das vielleicht niemals laut zugeben, aber sie wissen es alle!
Wer 3 Monate GAR NICHTS arbeitet und nicht um Hilfe bittet, wird, wenn nicht im vergangenen Schuljahr, spätestens im nächsten Schuljahr sitzenbleiben oder schlechte Noten erhalten oder sogar den Abschluss nicht schaffen.
Es liegt an uns, diese Konsequenzen umzusetzen. Die Schüler müssen die Folgen ihres Handelns spüren, um Eigenverantwortung für sich und ihr Lernen übernehmen zu können. Je früher, desto besser. Da hilft auch das ganze Jammern und Klagen vor Gericht nicht.
Ich habe keinerlei Mitleid mit Abschlussschülern, die beim Lernen gepokert haben, dass die Prüfungen ausfallen. No Risk, no fun. Sie haben es riskiert und leider verloren. So ist das Leben. Da braucht man dann auch nicht vor Gericht gehen.
-
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Schüler jenseits der Unterstufe alt genug sind, um die Konsequenzen ihres Handels abschätzen zu können und notfalls dann eben auch damit leben müssen. Hier liegt es dann allerdings auch an uns Lehrern, die Konsequenzen klar zu kommunizieren und immer mal wieder vor Augen zu führen. Wenn jemand meine Abgabedeadlines nicht einhält, wird für die entsprechende Schulwoche eine 6 eingetragen. Hatte ich vorletzte Woche bereits im Distanzlernen (Quarantänefall), habe ich im Vorfeld auch so angekündigt und nach Fristablauf der Schülerin und den Eltern nochmal gesondert mitgeteilt. In Woche 2 kam alles pünktlich - geht doch. Käme dann aber immer noch nix, ist das irgendwo auch nicht mein Problem, sondern das des Schülers.
-
Kann man so machen, wenn man denkt, dass 12 bis 13 jährige schon das komplette Feld ihrer Handlungen durchdenken können. Ich kenne wenige, die das tun. Meine Tochter wird, wenn sie in die Mittelstufe kommt, voraussichtlich nicht mal strafmündig sein.
-
Kann man so machen, wenn man denkt, dass 12 bis 13 jährige schon das komplette Feld ihrer Handlungen durchdenken können. Ich kenne wenige, die das tun. Meine Tochter wird, wenn sie in die Mittelstufe kommt, voraussichtlich nicht mal strafmündig sein.
Aber du und deine Tochter wisst doch sicherlich, dass 12 Wochen Nichtstun irgendeine Art von Konsequenz haben wird? Also ich kannte schon in der 5. Klasse die Konsequenz, wenn ich keinen Bock auf Vokabellernen hatte.
Ich habe die Eigenverantwortung in meiner Klasse ab Jahrgang 5 in immer größer werdenden Portionen geübt und dann auch eingefordert. Schwierig war es immer nur für Jugendliche die als Quereinsteiger kamen. Ich arbeite sehr häufig mit individualisierten Lernplänen (nach zentralen Einführungsphasen) und fixen Deadlines. Von Anfang an gibt es eine Rückmeldung in Notenform zu den Bereichen pünktliche Abgabe, Ordnung und Vollständigkeit und ggf. Inhalt (wenn es kein Hausaufgabenplan ist). Mit den Jahren wurde ich immer strenger. Alles immer inklusive Unterschrift der Erziehungsberechtigten.
Heute erhalte ich Terminaufgaben meiner Schüler weitgehend pünktlich und mit einer sehr guten Gestaltung (wenige Ausnahmen wird es wohl immer geben) zurück. Die inhaltliche Qualität war im Homeschooling nicht immer zufriedenstellend, aber das hat mich bei Hauptschülern auch nicht überrascht.
Durch liebevolle Strenge und Konsequenz und ganz ganz viel Motivation lernen meine 14-Jährigen nun weitgehend für sich selbst und ihre eigene Zukunft und das recht erfolgreich.
Ein O-Ton aus meinem Unterricht:
Schüler (gerne etwas bequemer): Ist der Lernplan für die Klassenarbeit Pflicht? Müssen wir das machen?
Lehrer: Wir sehen am nächsten Donnerstag, ob der Pflicht war. Wenn du mir aber vorher etwas zum Korrigieren abgeben möchtest oder Fragen hast, steht ich für dich zur Verfügung.
Ich stehe also währen der gesamten Vorbereitungszeit zur Verfügung, aber ihrer Bringschuld müssen die Teenies schon selbst nachkommen. Auch mein Schüler wusste ganz genau, dass eine Vorbereitung auf die Klassenarbeit sehr sinnvoll wäre. Mit seiner Frage nach der Pflicht, wollte er mir aber die Verantwortung für seine Note zurückgeben. Ich will die aber nicht zurück haben!
In den Klassen 5 und 6 gab es übrigens wesentlich mehr Pflichtaufgaben. Man muss ja vieles auch nach und nach lernen.
-
Aber du und deine Tochter wisst doch sicherlich, dass 12 Wochen Nichtstun irgendeine Art von Konsequenz haben wird? Also ich kannte schon in der 5. Klasse die Konsequenz, wenn ich keinen Bock auf Vokabellernen hatte.
Jo, du und meine Tochter. Aber nicht jede Familie funktioniert so schön, wie du dir das vorstellst. Das weißt du doch. Und ein solches Konzept gibt Kindern wenig Chancen, die von zuhause aus die Arschkarte gezogen haben. Das ist nicht meine Vorstellung von Schule.
In den meisten Teilen stimme ich dir übrigens vollkommen zu - ohne das die Lehrkraft da entsprechend hinterher ist, funktioniert es genauso wenig. Wenn die SuS aber keinen persönlichen Bezug zu dir haben, funktioniert das System auch nur, wenn die Eltern zuhause entsprechend arbeiten. Fallen beide System aus, wirds eng. Und das System fällt schneller aus, wenn SuS im Fernunterricht sitzen, weil du dann nicht mehr dauerhaft erreichbar bist (oder du vielleicht schon - aber nicht alle)
Kurzer Edit: Mir war nicht mal in der Oberstufe bewusst, dass es Konsequenzen haben könnte, wenn ich 2/3 meines Englischunterrichts schwänze. Ich wußte vielleicht, dass meine Note schlecht wird. Die Unmenge an Fehlstunden war mir auch irgendwie bekannt - aber das das später wirklich ein Problem geben könnte, wenn man sich bewirbt, war mir schlicht egal. (zum Glück interessiert sowas die Uni nicht).
-
Jo, ich gebe zu, dass ich eine sehr sehr gute Beziehung zu meiner Klasse habe. Anders wird es in einer Hauptschulklasse aber auch sehr schwer.
Da ich eine Hauptschulklasse an einer Förderschule unterrichte, ist aber auch klar, dass mein Klientel zum Großteil eher schwierig ist. Daher lasse ich das Argument nur eingeschränkt gelten.
Und ja, auch ich hatte Schüler (v.a. in den Lernförderklassen), die komplett abgetaucht sind. Aber wenn ich ehrlich bin, haben die auch vorher nicht wirklich viel getan. Da ist der Schulabschluss schon lange in weiter Ferne. Aber auch die werden letztendlich die Konsequenzen merken, ob mit oder ohne Corona. Es ist traurig, aber die Realität. Wenn Eltern ihren Kinder vermitteln, dass Bildung zu anstrengend und Hartz 4 erstrebenswert und bequem ist, wird es auch vor Ort sehr schwer.
Es ging hier im Thread aber auch um Gymnasiasten (v.a. Oberstufe) und Realschüler. Da erwarte ich einfach von ALLEN Schülern, dass sie Eigenverantwortung übernehmen. Wenn man mit dem Distanzlernen nicht klar kommt (die Gründe können ja ganz vielfältig sein), dann muss man eben seine Lehrer kontaktieren und nicht einfach abtauchen.
Eine Kollegin von mir hat eine schwierigere HS-Klasse, die sich sehr schwer getan haben mit dem eigenständigen Lernen. Sie hat jeden morgen um 9 Uhr eine verpflichtende Videokonferenz zum Thema Tagesplanung durchgeführt. Die Eltern hatten nur die Verantwortung, dass die Kids pünktlich vor einem Endgerät sitzen (das konnte bei uns sichergestellt werden). Das hat sie den Eltern auch genauso kommuniziert. Am Anfang mussten ihre Kids sogar ihre Aufgabenpläne selbst erstellen (da verschiedene Fachlehrer) und ihr bis 10:00 vorlegen. Auch da wurde es immer besser.
Als Fazit nach dem Distanzlernen konnte man sehr gut beobachten, dass Kinder, die eng von der Schule betreut wurden, auch unter schwierigen Umständen lernen konnten. Aber Schule muss auch einfordern (von Kindern und Eltern!) und nicht nur liefern.
Eine befreundete Lehrerin hat mal gesagt: Sie sollen alle Abitur machen, aber bitte IN der Schule. Übersetzt heißt das, dass Eltern das Abitur für ihre Kinder fordern, aber nichts mit dem Weg dorthin zu tun haben wollen. So funktioniert es aber einfach nicht.
-
Als Fazit nach dem Distanzlernen konnte man sehr gut beobachten, dass Kinder, die eng von der Schule betreut wurden, auch unter schwierigen Umständen lernen konnten. Aber Schule muss auch einfordern (von Kindern und Eltern!) und nicht nur liefern.
Sehe ich auch so, ich hab aber immer noch Bauchschmerzen damit, dass der Bildungserfolg von den Eltern abhängen muss. Das es in diesem Land bittere Realität ist, weiß ich auch. Nur gut finden muss ich das nicht - und auch versuchen, dagegen anzuarbeiten.
Jo, ich gebe zu, dass ich eine sehr sehr gute Beziehung zu meiner Klasse habe. Anders wird es in einer Hauptschulklasse aber auch sehr schwer.
Letztlich ist das in einer Hauptschule sicherlich fundamental, aber auch in anderen Schulformen kaum zu unterschätzen. Ich beobachte das auch in meinem Unterricht. Die persönliche Einstellung zur Lehrkraft ist extrem wichtig für den Bildungserfolg. Und wir können viel weg machen, was zuhause nicht vernünftig gelehrt wird. Deshalb bleibe ich dabei: Fernunterricht ist kritisch, weil wir wegfallen. Es gibt Eltern, die haben kein Interesse am Bildungserfolg ihrer Kinder, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich bleib dabei: auch diese Kinder möchte ich nicht im System verlieren. Sie können nichts dafür, wo sie geboren wurden.
-
...wobei es nicht mal zwingend "kein Interesse" sein muss - da kann genausogut "keine Ahnung" im Sinne von völlig clueless stehen...
-
...wobei es nicht mal zwingend "kein Interesse" sein muss - da kann genausogut "keine Ahnung" im Sinne von völlig clueless stehen...
Ich glaube in 99% der Fälle ist der Grund nicht "keine Ahnung".
Ich erlebe immer wieder, dass auch die "einfachsten" Eltern (im Sinne von Bildung) eigentlich wissen, dass Schule und Bildung wichtig ist. Sie schaffen es aber nicht, ihre Kinder zum Lernen anzuhalten. Wenn der Teenie tobt, weil er lernen soll und nicht zocken darf, dann lässt man ihn eben zocken und hat seine Ruhe.
Ich erlebe es ja sogar bei mir zu Hause. Ganz oft würde ich gerne den einfacheren Weg mit meinem Kind gehen und dafür meine Ruhe haben. In der Regel schaffe ich es dann aber doch, für eine ausgewogene Lern- und Freizeitgestaltung zu sorgen. Hier sehe ich den großen Unterschied.
Lesen und 1x1 üben oder Vokabellernen und Vorbereiten für Klassenarbeiten muss eben trotzdem noch zu Hause geleistet werden. Lernen und Bildung wird sich niemals zu 100% in die Schulen verlagern lassen.
-
ich denke es ist nicht mal eine Sache der "Bildung" - es ist eher das Tempo der Entwicklung.
Unsere SuS haben oft mit Dingen zu tun, mit denen ihre Eltern in der eigenen Schulzeit nie in Berührung gekommen sind (größtenteils weil es das schlicht nicht gab), und auch nachher keinen entsprechenden "Kontakt" hatten - wieso also kann sowas "wichtig" sein? Und selbst wenn - wie sollen sie dazu etwas erklären können?
Zumal viele Eltern schlicht im Dauerstress sind... da müssen die Teenies gar nicht "toben". Ich habe so einige, gerade unter meinen Schülerinnen, die "zu Hause" noch eine ganze Menge zur Familie (an Tätigkeit) beisteuern, weil sonst vieles zusammenbräche... Stichwort alleinerziehende mit mehreren Jobs, weil das Geld sonst hinten und vorne nicht reicht.
Ich denke, viele haben gar nicht auf dem Schirm, dass solche Fälle eben nicht mehr "Ausnahmen" sind...
-
Ich hatte mal einen Schüler in einer neunten Klasse, der fehlte mindestens einmal die Woche wegen Migräne. Manchmal auch zwei mal, grundsätzlich "nur" entschuldigt von der Mutter, nicht ein mal mit einem ärztlichen Attest. Es gab mehrere Gespräche mit der Muttter, dass ein Arzt aufgesucht werden müsse (es ging ja auch um die Gesundheit des Kindes). Irgendwann hat die Schule gesagt, dass ein Attest vom Amtsarzt vorgelegt werden muss. Da hat die Mutter dann die Wahrheit erzählt: Sie musste im Schichtdienst arbeiten, der Sohn musste auf die erst zweijährigen Schwester aufpassen, die keinen Platz in einer Kita oder bei einer Tagesmutter hatte.
Nach dem Gespräch hat der Schüler deutlich weniger gefehlt, da ich aber nur in der Klasse unterrichtet habe und nicht in die Klassenleitung involviert war, weiß ich nicht, was genau passiert ist.
Werbung