Liebes Ministerium

  • Ja, die vielleicht nicht, aber was ist mit dem Lehrerkollegium und Beschäftigten in den Kitas und Schulen?

    Die sind was die Gesundheit angeht völlig egal für den Dienstherren.

    Die denken da in größeren Maßstäben und Lehrergesundheit wurde ja immer schon hinten angestellt. Alles was interessiert ist, ob eine Gefahr für den Rest der Bevölkerung besteht, also, ob das Öffnen der Schulen die Kurve signifikant nachteilhaft beeinflusst.

    Ich bin mir sicher, dass man in SLH nach den Osterferien wieder normal unterrichten muss. Wenn nicht direkt in der ersten Woche, dann aber sehr bald danach. Der volkswirtschaftliche Schaden wäre zu groß. Mehr als 2 Wochen keinen Unterricht, das gibt es in SLH nicht.

    Bis zu den Sommerferien die Schulen zu schließen wird sich der Staat nicht leisten.

    Großveranstaltungen werden verboten bleiben, Schulen mit über 1000 SuS selbstverständlich geöffnet. Alles für die Wirtschaft.

    Ich finde es einerseits fraglich, auf welcher rechtlichen Grundlage in NRW, das Abitur drei Wochen und die zentralen Abschlussprüfungen hingegen nur wenige Tage (Englisch einen Tag (!)) verschoben werden und dazu frage ich mich, wie unsere Arbeit generell hinsichtlich des Infektionsschutzes ausgeübt werden kann.

    Ich befürchte schon jetzt, dass ich meine Eltern und meine Großeltern nicht mehr besuchen kann, bis es einen Impfstoff und/oder Medikament gibt, sobald die Schulen wieder öffnen, weil ich dann quasi eine wandelnde Virenschleuder bin .

    Infektionsschutz in der Schule? Guter Witz. Schulen sind infektionstechnisch der Supergau, so viele Menschen auf so engem Raum. Damit meine ich nicht nur die Klassenzimmer, wo alle dicht an dicht gedrängt sitzen.

    Sondern auch noch die Pausen mit hunderten SuS, die dicht gedrängt an den aufsichtsführenden KuK vorbeiströmen.

    Und das verhalten von Kindern: Als ob die Sicherheitsabstände einhalten.

    Ist in der Schule eh nicht möglich, das ist halt räumlich die Legehennenbatterie unter den Arbeitsplätzen. Könnte mir gerade keinen Beruf vorstellen, bei dem man Infektionsschutz schlechter durchführen kann als den Lehrerberuf.



    Ich sage es ganz klar, als Supermarktmitarbeiterin hat man ganz sicher ein hundertfach geringeres Ansteckungsrisiko (Abstand wird in der Regel eingehalten, Plastikschutz an den Kassen, Handschuhe) als als Lehrerin. Tobende Kinder (Massen!), eine Toilette für unzählige KuK, keinerlei Schutzausrüstung usw.

    Das wird aber niemanden stören. Man wird die Lehrer reinschicken und sich zunutze machen, dass Kinder in der Regel keine schwerwiegenden Verläufe haben. Die nicht vorerkrankten KuK werden infiziert, fallen dann vllt. für eine Woche aus (bekommen vielleicht ein paar permanente Lungenschäden, sind aber nach der Woche oder zwei wieder einsatzfähig und vor allem resistent!) und stehen dann wieder fürs Arbeiten zur Verfügung.

    So bekommt man das Kollegium schnell durchseucht und durch den Schulbetrieb ist sichergestellt, dass kein Kind mehr zuhause bleiben muss.

    Die KuK die es härter erwischt sind halt Kollateralschaden, also ob den Dienstherrn das stört.

    Aber die Wirtschaft ist beruhigt, die Leute können wieder arbeiten.


    Und ja, Mila, du solltest auf jeden Fall deine Eltern nicht mehr besuchen dann. Mit Sicherheit wirst du zur Virenschleuder, das kann man im Lehrerberuf unter den Bedingungen einfach nicht vermeiden.

  • Ich stelle mir die Fragen nur, da Fr. Gebauer am Freitag in der Pressekonferenz gesagt hat, dass sie davon ausginge, dass die Schulen am 20.4. wieder beginnen würden.

    Gebauer sagt genau so wie alle Kultusminister vor ihr eine ganze Menge. Was sie sagt, muss man cum grano salis nehmen, präziser, man kann es einfach ignorieren. Bislang in allen bisherigen Krisen, bei denen das Kultusministerium berührt war - Kopfnoten, "Oktaeder des Grauens" etc. - wurden die abschließenden Entscheidungen im Büro des Ministerpräsidenten getroffen, oft genug nach tagespolitischer Form zwischen Tür und Angel.

    Kultusministerien sind ein Niedrigkompetenzbereich der Landespolitik. Sie folgen der parteipolitischen Notwendigkeit. Man darf Bildungspolitik nicht ernster nehmen, als sie gemeint ist.

  • (...) Die KuK die es härter erwischt sind halt Kollateralschaden, also ob den Dienstherrn das stört. (...)

    Kann und darf dem Dienstherrn nicht egal sein Firelilly. Würden diese Kolleginnen und Kollegen dauerhaft im restlichen, vor allem aber im kommenden Schuljahr ausfallen, wäre insbesondere an den Grundschulen aufgrund der jetzt schon angespannten Personalsituation wahrscheinlich kaum noch ein regulärer Schulbetrieb möglich.

  • Kann und darf dem Dienstherrn nicht egal sein Firelilly. Würden diese Kolleginnen und Kollegen dauerhaft im restlichen, vor allem aber im kommenden Schuljahr ausfallen, wäre insbesondere an den Grundschulen aufgrund der jetzt schon angespannten Personalsituation wahrscheinlich kaum noch ein regulärer Schulbetrieb möglich.

    Ist für den Dienstherren das hundertmal kleinere Problem, als wenn der Schulbetrieb weiter ausgesetzt wird und die Eltern zuhause betreuen müssen.

    Die Gesundheit der Lehrkräfte steht in dieser Krise noch weiter hinten an als sonst eh schon. Da muss man sich keine Illusionen machen.

  • Kann und darf dem Dienstherrn nicht egal sein Firelilly. Würden diese Kolleginnen und Kollegen dauerhaft im restlichen, vor allem aber im kommenden Schuljahr ausfallen, wäre insbesondere an den Grundschulen aufgrund der jetzt schon angespannten Personalsituation wahrscheinlich kaum noch ein regulärer Schulbetrieb möglich.

    Wie würdest du denn entscheiden und nach welchen Kriterien? Die Schulen wurden von den Gesundheitsämtern geschlossen. Wenn sie wieder geöffnet werden, soll wer genau nicht mehr arbeiten und bis wann und auf welcher Grundlage?

  • Dass der Infektionsschutz des Personals im Bildungsbereich niemanden interessiert, sieht man doch wunderbar an den KiTas und Kindergärten und der gelockerten Notbetreuung. Dagegen geht es uns Lehrern momentan noch recht gut.

    Ich denke, hier kann nur jeder individuell selbst abwägen, welchem Risiko er sich aussetzen kann und will, und muss entsprechend handeln.


    Was die ganzen organisatorischen Dinge angeht, bin ich maximal entspannt. Irgendwann wird es irgendwelche Ansagen geben und bis dahin tangiert mich das alles nicht. Es macht keinen Sinn, sich um ungelegte Eier Gedanken zu machen.

  • Dass der Infektionsschutz des Personals im Bildungsbereich niemanden interessiert, sieht man doch wunderbar an den KiTas und Kindergärten und der gelockerten Notbetreuung. Dagegen geht es uns Lehrern momentan noch recht gut.

    Ich denke, hier kann nur jeder individuell selbst abwägen, welchem Risiko er sich aussetzen kann und will, und muss entsprechend handeln.


    Was die ganzen organisatorischen Dinge angeht, bin ich maximal entspannt. Irgendwann wird es irgendwelche Ansagen geben und bis dahin tangiert mich das alles nicht. Es macht keinen Sinn, sich um ungelegte Eier Gedanken zu machen.

    Warum geht es uns da besser als den Kitas? Wir müssen genauso die Notbetreuung von 7.30-16 Uhr gewährleisten wie die Kitas z.B. auch. Da sehe ich keinerlei Vorteil als Lehrer (also gut, in einigen Bundesländern, z.B. Brandenburg müssen die Lehrer die Notbetreuung nicht machen, in Berlin und anderen Bundesländern schon)

  • Wir müssen unsere Schüler aber nicht wickeln und die springen uns auch nicht auf den Schoß und dergleichen. Kleinkinder auf Abstand zu halten, ist eine ganz andere Nummer, als Kindern im Schulalter das Abstandhalten begreiflich zu machen. Und unsere Schüler nutzen überwiegend ihre eigenen Utensilien, kein Gemeinschaftsspielzeug. Der Betreuungsschlüssel in der Notbetreuung sieht (zumindest bei uns aktuell) auch besser aus. Meine Freundin ist Erzieherin und 5er Gruppen sind dort nicht einzuhalten, dazu gibt es zu viele Kinder auf zu wenig Erzieher.

  • Bei uns werden es aktuell mehr Kinder und das Niveau ist ebenfalls Kindergarten. Rechtzeitig aufs Klo gehen und Naseputzen sind z.B. nicht jedem geläufig (haha, Wortwitz).

    Aber wir werden dafür natürlich besser entlohnt als die Erzieherinnen, das zumindest muss man wohl sagen.


    Schwierig finde ich, dass den Schulleiter*innen die Verantwortung zugeschoben wird, über den Einsatz der Notbetreuung zu entscheiden. Aber es war vermutlich die schnellstmöglichpraktikabelste Lösung.

  • Nein, samu, das ist seit längerem schon gängige, gewollte Praxis, die von einigen Schulleitungen inzwischen ebenfalls praktiziert wird: Man reicht die Verantwortung einfach nach unten durch. Ist man fein raus und kann den schwarzen Peter notfalls dem Entscheider unterschieben, der praktischerweise auch noch deutlich schlechter bezahlt wird als man selbst.:aufgepasst:

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Bei uns sind die Betreuungszahlen auch gestiegen, aber noch nicht so hoch, dass man 12-15 Kinder in einer Gruppe hat.. wie ich es aus Kindergärten höre...


    Ich will das auch nicht schönreden, ich sehe den vermutlich auf uns zukommenden Umgang im Schulbereich auch kritisch. Ich erfreue mich nur daran, dass ich meine Schüler immerhin nicht auf die Toilette begleiten muss oder es mit angelutschtem Spielzeug zu tun haben werde.

  • Bei uns sind die Betreuungszahlen auch gestiegen, aber noch nicht so hoch, dass man 12-15 Kinder in einer Gruppe hat.. wie ich es aus Kindergärten höre...

    Aber dann wird doch in der Notbetreuung was falsch gemacht, denn 12-15 Kinder sind die normalen Gruppenzahlen, NOtbetreeung hat weniger Stunden als normal und weniger Kinder, also müssen die Gruppen kleiner sein, wenn ich genügend Erzieher einsetze.

  • Susannea, auch im Kindergarten sind Risikogruppen von der Notbetreuung freigestellt, was das verfügbare Personal ordentlich zusammenschrumpft. Und in NRW ist der Zugang inzwischen so niedrigschwellig, dass im Prinzip fast jeder seine Kinder wieder bringen kann. Weniger Stunden -> nein, hier muss die reguläre Öffnungszeit abgedeckt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass es regional große Unterschiede in der Beanspruchung gibt, aber bei meiner Freundin sind die Zustände so, dass seit letztem Montag immer mehr als 10 Kinder in der Gruppe waren. Was soll man machen, wenn halt nicht mehr Erzieher da sind...

  • Österreich stellt in Aussicht, Schulen und Universitäten eventuell nicht vor September wieder zu öffnen. Das nur zur Info, nicht um die leidige Debatte "Wann würdest du denn bitte wieder aufmachen und wer soll dann arbeiten?" neu zu beleben.


    Am meisten geht mir im Moment diese Virologen-Profilierungsschlacht auf die Nerven, v.a. wenn es um "die Schulen" geht und "die jungen Schüler" mit "den jungen Eltern", als sei Schule eine reine Schüler-Veranstaltung und Experimentierfeld für eine zügige "Durchseuchung" der Bevölkerung. Das hat teilweise etwas extrem Kaltschnäuziges frei vom Schreibtisch gesprochen und ohne Bezug zum Alltag in deutschen Schulen.


    Natürlich ist es tendenziell leichter, ältere Schüler auf Abstand zu halten - wenn man denn den Platz für Abstand hat. Meine Schüler sitzen aus Raumnot teilweise deutlich weniger als 50 cm vor mir.


    Irgendwo habe ich gelesen, deutsche Politiker schlagen vor, die Schulen in weniger betroffenen Gebieten zuerst zu öffnen und dann eben wieder zu schließen, wenn ein Corona-Fall auftritt. Durchdacht scheint mir das auch nicht. Die Schließung kann man dann gleich mitplanen.


    Ich brauche übrigens auch keinen Applaus, sondern Arbeitsbedingungen, die mir nicht schon im Vorfeld den kalten Schweiß auf die Stirn treiben.

  • Bei uns sind die Betreuungszahlen auch gestiegen, aber noch nicht so hoch, dass man 12-15 Kinder in einer Gruppe hat.. wie ich es aus Kindergärten höre...

    Da gibt es Vorgaben:

    Zitat: "Aus hygienisch-medizinischer Sicht ist eine Gruppengröße von bis zu fünf Kindern zusammen mit einer Betreuungskraft anzustreben. Abweichungen hiervon nach oben sind situationsbedingt möglich, sollen jedoch schriftlich dokumentiert werden.

    Räumliche Anforderungen

    Für die vorbezeichnete Gruppengröße soll eine Mindestraumgröße zur Verfügung stehen, die eine Abstandswahrung von 1,5 Metern zulässt. Der Raum sollte gut belüftbar (Fensterlüftung) sein. Leicht zugängliche Handwaschplätze müssen vorhanden sein. Insbesondere Kontaktflächen in den Klassen sind an jedem Betreuungstag gründlich zu reinigen. Eine intakte Sanitäranlage mit Seifenspender, Papierhandtuchspender und Abfalleinwurf ist vorauszusetzen."


    Quelle:

    https://www.schulministerium.n…iv-2020/200327/index.html

  • rgendwo habe ich gelesen, deutsche Politiker schlagen vor, die Schulen in weniger betroffenen Gebieten zuerst zu öffnen und dann eben wieder zu schließen, wenn ein Corona-Fall auftritt. Durchdacht scheint mir das auch nicht. Die Schließung kann man dann gleich mitplanen.

    Naja, für einige Kinder ist jeder Tag, den sie aus der Familie rauskommen ein gewonnener Tag und so hat man evtl. einfach die Möglichkeit Materialien zu übergeben und evtl. doch was neues einzuführen. Selbst eine Woche offen bei uns wäre eine Erleichterung für alle.

  • Für die, die sich dann evtl anstecken oder die Krankheit in ihre Familien tragen, wohl eher nicht.

    Ich finde, so pauschal kann man das nicht sagen, was ein Gewinn wäre und was nicht.

    Es hängt so viel an dieser Entscheidung, ich bin sicher, dass sich da gerade auch ganz viele Köpfe Gedanken drüber machen und hoffe, dass sie eine verantwortungsbewusste, gute Entscheidung treffen.

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