Schweden geht einen anderen Weg, weil sein Chefvirologe Anders Tegnell anderes rät. Ob das besser oder schlechter ist, werden wir wohl erst nach der Corona-Krise wissen.
ZitatAlles anzeigenWarum bleiben in Schweden trotz steigender Infektionszahlen die Kindergärten und Grundschulen geöffnet? Warum gibt es keine Kontaktsperre wie in Deutschland? Tegnell antwortet auf diese wiederkehrenden Fragen fast immer gleich: der epidemiologische Nutzen von Schulschließungen im Falle des Coronavirus sei zweifelhaft. Weder in Italien noch in China hätten sich Schulen als Verbreitungs-Hotspots für das Virus erwiesen.
Nach Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation WHO in China gebe es bisher keinen einzigen belegbaren Fall, bei dem sich ein Erwachsener bei einem Kind angesteckt habe. Wieso sollte man dann Zehntausende gesunde Kinder zu Hause behalten? Zumal sonst viele Eltern, die in wichtigen Berufen für die Krisenbekämpfung arbeiten, nicht mehr zur Arbeit gehen könnten? Tegnells Credo: "Alle Maßnahmen, die wir treffen, müssen auch über einen längeren Zeitraum durchführbar sein." Ansonsten verliere man in der Bevölkerung die Akzeptanz für die gesamte Corona-Strategie. ...
Der schwedische Weg lässt sich epidemiologisch auf zwei Grundregeln reduzieren. Ältere oder gesundheitlich vorbelastete Menschen sollen so gut es geht isoliert werden. Also keine Besuche der Kinder oder Enkel, keine Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn möglich auch keine Einkäufe. Das ist die eine Regel. Die andere lautet: Alle, die Symptome aufweisen, sollen sofort zu Hause bleiben, selbst beim geringsten Husten.
"Wenn man diese beiden Regeln befolgt, braucht man keine weiteren Maßnahmen, deren Effekt sowieso nur sehr marginal ist," wiederholt Tegnell. Das sagt er genau an jenem Abend, an dem in Deutschland die Kontaktsperre verkündet wird. Die schwedischen Gesundheitsbehörden verlassen sich bei ihrem Kurs auf eine Grundannahme, die in anderen Ländern durchaus umstritten ist. Menschen ohne Symptome gelten als nicht ansteckend. Mit diesem Hinweis ziehen auch alle schwedischen Ärztinnen und Krankenpfleger in den Kampf gegen das Virus.
Ich frage mich vor allem, wie soll es nach den Osterferien weitergehen? Wie lange sollen die Schulen denn geschlossen bleiben? Wie können sie öffnen, wenn das Corona-Virus noch grassiert?
Wie lassen sich Schulschließungen vor dem Hintergrund des Zitierten überhaupt noch rechtfertigen?