Corona - Homeschooling

  • Ich dachte, du bist an einem Gymnasium. Da sind doch in den meisten Bundesländern nur mündliche Prüfungen dezentral oder arbeitest du an einer besonderen Schulform?
    Ich wollte damit aber natürlich nicht sagen, dass es nicht viel Arbeit ist, lauter mündliche Prüfungen auszuarbeiten. Das kenne ich in Mathe ja auch.

    Da ich auch in SH am Gym bin: Die Prüfungen im Profilfach sind dezentral und werden von den Prüfern erstellt. Mein Englischkurs, der ,,nur’’ Kernfach ist, bekommt z.B. hingegen zentrale Prüfungsaufgaben.

  • Danke für die Info. In SH scheint ja einiges besonders zu sein.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Ich habe auch den Eindruck, dass das sehr stark von der Schulform abhängt. Zwei sehr gute Freundinnen von mir sind Förderschulkollegen und das sind einfach auch ganz andere Typen Mensch als ich, die in ihrer Arbeit ganz andere Ziele und Schwerpunkte sehen. Und die auch mit ganz anderen Problemen und Ausgangsbedingungen konfrontiert sind.



    Hier müssen sie zwingend drucken und die Arbeitsblätter und Tabellen ausfüllen und die dann ausgefüllt zurückschicken oder sogar eben ein KUNST-Arbeitsblatt nutzen, wo man genau das Gitternetz vervollständigen muss.

    Kann man die Tabelle nicht abzeichnen und dann ein Foto schicken?
    Und das andere geht halt nicht, fertig. Die Schule kann sich ja viel wünschen, wenn der Tag lang ist, aber das würde ehrlich gesagt komplett an mir abperlen. Was passiert denn, wenn der Kram nicht erledigt wird? Wenns hart auf hart kommt, nichts...


    Aber du hattest ja schonmal geschrieben, dass eure Schule da etwas speziell zu sein scheint.

  • Kann man die Tabelle nicht abzeichnen und dann ein Foto schicken?
    Und das andere geht halt nicht, fertig. Die Schule kann sich ja viel wünschen, wenn der Tag lang ist, aber das würde ehrlich gesagt komplett an mir abperlen. Was passiert denn, wenn der Kram nicht erledigt wird? Wenns hart auf hart kommt, nichts...


    Aber du hattest ja schonmal geschrieben, dass eure Schule da etwas speziell zu sein scheint.

    Da scheint es vor den Ferien noch deutliche Ansagen gegeben zu haben, denn seit heute darf man das nun auch alles handschriftlich machen und vor allem es passiert nichts mehr und die Kinder sollen ruhig was weglassen, vor den Ferien hieß es ja, dann gibt es eine 6.



    Auch die Menge ist reduziert worden und gerade kam eine doch recht freundliche Mail der Klassenlehrerin, dass die Kollegen gerne auch über GotoMeeting mit den Kindern Stunden halten wollen usw.

    Da hat scheinbar die Rückmeldung vor den Ferien, die ja wohl dann doch ziemlich negativ und geballt kam, doch viel gebracht. Einzelne haben der Sinn der Korrekturen bzw. der Rückgabe dieser noch nicht verstanden, da habe ich gerade noch mal die Klassenlehrerin drauf angesprochen, aber ich habe das Gefühl, das könnte gehen, auch wenn ich heute nicht mehr als vielleicht 3 Stunden gearbeitet habe, aber ich war eben einfach total unproduktiv und kam nicht wieder rein, selbst die Kuscheleinheit heute Mittag mit meinem Kleinen habe ich nicht geschafft, aber immerhin hatten wir was zu Essen Musste ich nur noch warm machen), sauberes Geschirr und Wäsche.

  • FLIXE Jetzt mach bitte mal nen Punkt. Bei uns ist das Gymnasium nach wie vor eine traditionelle Leistungsschule mit dem primären Ausbildungsziel der Studierfähigkeit. Wenn ich in der (ich erwähne es noch mal: frewiwilligen!) Sek II anfange den SuS den Hintern hinterher zu tragen, dann widerspricht das genau diesem Ausbildungsziel. Es geht bei uns auch darum, den SuS zu zeigen, was sie NICHT können und dann ist es meine Aufgabe als Klassenlehrperson halt auch mal im Elterngespräch auf andere Schulformen oder die Berufslehre zu verweisen. Ich habe in irgendeinem Jammer-Thread letztens mal vorgerechnet, dass ich pro Schuljahr auf ca. 600 Korrekturen komme und dabei bin ich noch gut dran weil bei uns die Klassen ja kleiner sind und ich fast nur Schwerpunktfach mit mehr Lektionen pro Woche unterrichte. Ein Kollege der mehr Kurse im Grundlagenfach Chemie oder Physik hat, kommt noch mal auf deutlich mehr Korrekturen. Ich bin jemand, der darüber eigentlich überhaupt nicht jammert (es war nicht mein Jammer-Thread) aber da ist mir das zum ersten mal überhaupt wirklich bewusst geworden, was wir mit den Leistungskontrollen für einen Aufwand betreiben. Das ist an einer leistungsorientierten Schulform halt einfach ein grösserer Teil der Arbeit und dafür hat man weniger mit der pädagogischen Betreuung der Jugendlichen zu tun.


    Das heisst aber nicht, dass wir unsere Jugendlichen nicht auch zu verantwortungsvollen und empathischen Menschen erziehen, natürlich gehört das auch dazu. Gerade meine Schule hat sehr viele Migrantenfamilien mit schwachem Einkommen im Einzugsgebiet, ich habe in meiner eigenen Klasse mehrere SuS für die wir regelmässig Formulare für Sozialbeiträge aufüllen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Stunden ich schon gesessen und mir irgendwelche Familiengeschichten angehört habe. Wir sind an der Sek II keine empathiebefreiten Fachidioten. Ein Schüler, der aber nicht 1. grundsätzlich leistungsbereit ist und 2. die kognitiven Voraussetzungen fürs Gymnasium mitbringt, ist bei uns an der falschen Schulform. Erst wenn diese beiden Bedingungen erfüllt sind, kann ich mich auch um alles andere kümmern und selbstverständlich mache ich das auch.


    Ich unterrichte nicht nur am Gymnasium sondern auch an der Fachmittelschule und da ist die Gewichtung Fachdidaktik-Pädagogik dann auch gleich eine andere. Ich bin Fachvorstand für Chemie an der Fachmittelschule und habe mich dafür auch explizit gemeldet mehr Lektionen an der FMS zu unterrichten um dort auch Spezialgefässe zu übernehmen. Man begleitet die Jugendlichen an der FMS auf eine ganz andere Art als am Gymnasium, das merke ich selbst jetzt im Fernunterricht. Die Jugendlichen an der FMS melden sich viel häufiger über den Teams-Chat, fürchten sich dass sie irgendwas falsch machen könnten und wollen manchmal auch einfach nur kurz was schreiben. Die Damen und Herren am Gym brauchen das nicht, da sind die meisten gerade froh, dass sie uns endlich mal los sind.


    Wir haben übrigens bevor der Fernunterricht losging evaluiert, ob alle unsere Jugendlichen Zugriff auf ein Laptop haben. Wir *wissen* dass alle unsere knapp 800 SuS die Möglichkeit haben, auf die verteilten Unterlagen zuzugreifen und wir haben zu *jedem* unserer knapp 800 Jugendlichen gerade auch regelmässig Kontakt, da ist kein einziger ins Nirvana verschwunden.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Okay. Du bist der Superlehrer. Alle anderen sind Abseiler, die nicht den nötigen pädagogischen Ethos haben. Es ist eine Ehre, dass so ein Überpädagoge wie du sich dazu herablässt, uns Minderleister an seiner Weisheit teilzuhaben. Ich erstarre in Erfurcht, lausche deinem Evangelium und mache mir eifrig Notizen, damit ich auch mal so ein toller Lehrer wie du werde, wenn ich groß bin.

    Ach so ein Quark! Und all das. Weil ich gesagt habe, dass ich als Klassenlehrerin meinen Job mache.


    Machen Sie es einfach anders, deswegen müssen sie nicht Auf der persönlichen Ebene angriffslustig werden. Das sind Dinge, die Sie an Ihrer Schule klären müssen. Ich mache meinen Job und muss mich dafür nicht rechtfertigen.

  • @Wollsocken80: Ich glaube, ich habe schon mehrfach geschrieben, dass ich hier schon viele tolle Beispiele von Gymnasiallehrern gelesen habe und du gehörst da sicher dazu! Daher entschuldige ich mich hiermit persönlich bei dir, wenn ich dich mit meinem Beitrag angegriffen habe!


    Trotzdem erlebe ich es in meinem Umfeld zum Teil (!) anders und auch hier in Foren berichten Lehrereltern oft genug vom Desinteresse der Gymnasien, wenn Probleme auftauchen. Und natürlich muss ein Leistungswille da sein und auch die kognitiven Voraussetzungen, aber vielleicht reicht das auch bei manchen in dieser besonderen Situation einfach nicht ausreicht. Und auch Susannea ist frustriert und das bestimmt nicht zu unrecht. Auch in meiner Schulzeit habe ich erlebt, dass das Machtgefälle zwischen Schülern und Lehrern umso größer wird, je höher die Schulform wird (und wieder gilt das nicht für alle Lehrer!!!)


    Es gibt einfach einige (oder sogar einige mehr) Kollegen, die eine echt extreme Friss-oder-Stirb-Mentalität fahren, weil sie ja immer abschulen können. Das machen die Realschullehrer bei uns auch gerne. Habt doch dann auch mal Verständnis, dass die Lehrer, die am Ende der Kette sitzen, da manchmal ungläubig den Kopf schütteln, weil sie das so nicht kennen und nicht können.

  • Ach so ein Quark! Und all das. Weil ich gesagt habe, dass ich als Klassenlehrerin meinen Job mache.


    Machen Sie es einfach anders, deswegen müssen sie nicht Auf der persönlichen Ebene angriffslustig werden. Das sind Dinge, die Sie an Ihrer Schule klären müssen. Ich mache meinen Job und muss mich dafür nicht rechtfertigen.

    I

    Selbstverständlich. Da muss man sich kümmern; machen auch alle Klassenlehrer am Gymi - wenn es brennt. Ist nicht oft der Fall, aber es gehört dazu. Vor allem in der Unter- und Mittelstufe. Alltag für Schulleitung und Kollegium.

  • Machen Sie es einfach anders, deswegen müssen sie nicht Auf der persönlichen Ebene angriffslustig werden.

    Komische Reaktion, nachdem du einen ähnlichen Tonfall durchaus auch schon angeschlagen hast:

    Firelilly, das haben hier alle mitbekommen, dass Sie zu den LehrerInnen zählen, die hart arbeiten.

    Extrem hart.

    Auch ohne Schüler zu betreuen am Telefon, auch ohne Lernplattform, auch ohne dies und jenes, auch ohne nach der Wiederöffnung in die Schule zu gehen. Sie werden das rocken!

  • OT: Nach dem was ich hier lese muss ich echt sagen, dass ich froh bin nicht am Gymnasium zu unterrichten.

  • Nach dem was ich hier lese muss ich echt sagen, dass ich froh bin nicht am Gymnasium zu unterrichten

    Ich hab ein Jahr an der Berufsschule gedient, da waren wir viel mehr mit betüten beschäftigt als am Gymnasium.

  • Dazu - ob man sich um die kümmert, um die sich sonst niemand kümmert - heute die Kultusministerin in BW:


    Da in den vergangenen Wochen nicht alle Schülerinnen und Schüler im Fernlernunterricht erreicht wurden, sind die Schulen zudem gehalten, gezielt Präsenzangebote für diese Schüler aller Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen zu machen. „Nicht alle Schüler haben zu Hause Zugang zu einem Laptop oder Computer, und manche konnten weder telefonisch oder per E-Mail erreicht werden. Da diese Schüler in der aktuellen Situation benachteiligt sind, müssen wir ihnen nun gezielte und passende Lernangebote machen – und zwar vor Ort und durch persönliche Förderung durch die Lehrerin oder den Lehrer“, sagt Ministerin Eisenmann.

  • Trotzdem erlebe ich es in meinem Umfeld zum Teil (!) anders und auch hier in Foren berichten Lehrereltern oft genug vom Desinteresse der Gymnasien, wenn Probleme auftauchen. Und natürlich muss ein Leistungswille da sein und auch die kognitiven Voraussetzungen, aber vielleicht reicht das auch bei manchen in dieser besonderen Situation einfach nicht ausreicht. Und auch Susannea ist frustriert und das bestimmt nicht zu unrecht. Auch in meiner Schulzeit habe ich erlebt, dass das Machtgefälle zwischen Schülern und Lehrern umso größer wird, je höher die Schulform wird (und wieder gilt das nicht für alle Lehrer!!!)


    Es gibt einfach einige (oder sogar einige mehr) Kollegen, die eine echt extreme Friss-oder-Stirb-Mentalität fahren, weil sie ja immer abschulen können. Das machen die Realschullehrer bei uns auch gerne. Habt doch dann auch mal Verständnis, dass die Lehrer, die am Ende der Kette sitzen, da manchmal ungläubig den Kopf schütteln, weil sie das so nicht kennen und nicht können.

    Ich kann deine Erfahrung aus der Beratung teilen. Die Mentalität zwischen Gym auf der einen Seite und GS/H/R-Lehrern ist in Teilen schon recht unterschiedlich. Eine Lehrerin in der Beratung am Gym sagte mir das auch einmal sehr reflektiert, dass sie in der bequemen Situation seien, dass eben manche Schüler dann einfach gehen: Problem weg. Das ist den Grundschulen sowie den hiesigen üblichen weiterführenden Schulen (GES / H/R-Schule) anders. Da wandert man eine Laufbahn runter, aber der Schüler bleibt an der Schule oder gar in der Klasse. Bei uns an der Förderschule Hören ist das eh so.

    Ich bin im Moment auch recht nah an meiner R-Klasse: Videochats zu zweit oder dritt per Whatsapp; jede Woche einzelne Videochats/Telefonate zum Teil über längere Zeit, um individuell zu erklären, sich rückzuversichern und dann einfach mal kurz plaudern, da man über die familiären Verhältnisse sehr genau Bescheid weiß. Das ist in der Masse einfach undenkbar. Ich weiß aber auch, wie hoch die Korrekturbelastung am Gym ist. Da hätte ich auf manchen pädagogischen Tand auch keine Lust. So hat halt jeder seine Baustellen.

    Andererseits habe ich zum Halbjahr eine H-Klasse in Englisch geerbt, die schon im Unterricht echt fast null Motivation zeigt. Da renne ich dann auch nicht hinterher. Das schont meine Nerven. ;)

  • Da es immer heißt, dass Deutschland Bildungsnation sei, muss es eben auch eine Schulform geben, in der Leistung und Selbstständigkeit hohen Stellenwert haben. Jeder von uns weiß das durch die eigene Schulzeit, jeder Gymnasiast weiß auch, worauf er sich da einlässt. Keiner muss unbedingt auf das Gymnasium gehen, aber wer später die Privilegien der allgemeinen Hochschulreife genießen will, muss zeigen, dass er die nötige Reife dafür besitzt.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Da es immer heißt, dass Deutschland Bildungsnation sei, muss es eben auch eine Schulform geben, in der Leistung und Selbstständigkeit hohen Stellenwert haben. Jeder von uns weiß das durch die eigene Schulzeit, jeder Gymnasiast weiß auch, worauf er sich da einlässt. Keiner muss unbedingt auf das Gymnasium gehen, aber wer später die Privilegien der allgemeinen Hochschulreife genießen will, muss zeigen, dass er die nötige Reife dafür besitzt.


    Mit freundlichen Grüßen

    "Lehrerinnen und Lehrer erziehen, unterrichten, beraten und betreuen [...]" (Paragraph 86 des Hessischen Schulgesetzes)

    Es ist unter Anderem Aufgabe eines Lehrers, Schüler zu erziehen, sie zu beraten und zu betreuen. Auch am Gymnasium. "Wenn du nicht spurst, gehst du halt auf die Realschule." hältst sicher nicht mal du für erfolgreiche, pädagogische Arbeit.


    Was sollen das übrigens für Privilegien sein, die so ein Abitur mit sich bringt?

  • ... Wenn man von den Schülern trotz der Bitte um Rückmeldung nichts liest, muss man schonmal anrufen oder zur Not auch hinfahren - das ist unser Auftrag.

    :schreck:


    Na herzlichen Dank, wenn hier ein Lehrer vor der Tür steht, weil irgendwas mit dem Runterladen von Aufgaben schief lief und er es für seinen Auftrag hält mal nachzusehen, dann frag ich bei der Polizei nach, wieso der Mensch meine Adresse bei sich zu Hause hat.


    Allerdings läuft das Homeschooling wohl an den wenigsten Schulen ideal. M.M.n. sollten die SL langsam anfangen, bei der Koordination zu helfen, der KL kann das nun schlecht für alle Kollegen in die Hand nehmen, weil jeder Kollege sein eigenes Ding macht.

  • Was sollen das übrigens für Privilegien sein, die so ein Abitur mit sich bringt?

    Das Privileg zu studieren z.B.. Und wenn man das einigermaßen erfolgreich hinkriegt kann das ein Baustein für sozialen Aufstieg sein.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Das Privileg zu studieren z.B.. Und wenn man das einigermaßen erfolgreich hinkriegt kann das ein Baustein für sozialen Aufstieg sein.

    Studieren kann man (in Hessen) auch mit Fachhochschulreife oder Ausbildung bzw. Ausbildung mit Berufserfahrung. Oder mit Ausbildung und Aufstiegsfortbildung.

    Erzieher bspw. können an Universitäten jedes beliebige Fach studieren.

    Die Zeiten, in denen man nur mit Abitur studieren konnte, sind schon länger vorbei.

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