Corona - Homeschooling

  • Es ging mir nicht um Musik als Freizeitgestaltung, sondern um Musik als Unterrichts(-neben-)fach.

    Du hast offensichtlich keine Ahnung, welchen Zweck Musik als Unterrichtsfach überhaupt erfüllt. Musik ist bei uns ein vollzählendes Wahlpflichtfach, die Note hat den gleichen Stellenwert wie die Mathe-Note. Wir führen Klassen mit Schwerpunkt Musik, die machen in diesem Fach eine Maturprüfung. Aber klar, Chemie hat ja gerade auch keine Priorität. Und Geographie sicher auch nicht. Vielleicht magst Du Dich so grundsätzlich noch mal mit dem Humboldtschen Bildungsideal auseinandersetzen. Das ist in Zeiten wie diesen besonders wichtig. In meinem Fachbereich wird z. B. gerade mal wieder sehr deutlich, wie viele Leute mit Zahlen und Fakten nicht richtig umgehen können. Das lernt man nicht allein im Matheunterricht, mit plus/minus/mal/geteilt ist es da nicht getan. Wie wichtig Musik für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist, das haben uns in den letzten Wochen mindestens die Italiener sehr eindrücklich gezeigt. Ich find's gerade ehrlich gesagt ausgesprochen schade, dass ich von meinen Sportkollegen so gar nichts mehr höre. Meine Klasse hat keinen Auftrag im Sport bekommen. Die Hälfte der Klasse macht mit mir jetzt eine freiwillige Fitness-Challenge aber eigentlich hätte ich erwartet, dass sie mal Arbeitsaufträge zur Trainingslehre bekommen.

  • Warum schreib ich das alles? Weil ich Musik irgendwie doch verdammt wichtig finde!

    ... und in dieser Situation über systemrelevante Unterrichtsfächer zu diskutieren finde ich auch daneben. "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum" (Nietzsche) - wir werfen doch jetzt nicht unsere Kultur über Bord.

  • Um das HomeSchooling-Thema hierher zu verlagern, setze ich hier ein Zitat aus dem "Wie geht ihr dem Coronavirus entgegen"-Forum.

    Wer es nachlesen will, das Thema beginnt eigentlich schon bei #3.489 und es geht um gestellte Aufgaben in der Grundschule, was notwendig und was überzogen ist.

    Das ist genau das, was ich als Mutter meine, ich weiß nicht, wie Leute darauf kommen, dass wir im HO für lauter solche Sachen auch noch Zeit haben!

    Ich finde die Rückmeldungen von Eltern ganz gut, u.a. weil wir bisher keine E-Mail- oder Server-Lösung haben und weil man als Lehrkraft vielleicht nicht alles bedacht hat, schon gar nicht in der kurzen Zeit, die vor der Schulschließung blieb.

    Was man daraus aber auch ableiten kann, ist, dass man Eltern in der Zukunft noch mehr an die Hand nimmt und Tipps gibt, wie etwas umgesetzt werden kann.

    Beispiel: Es werden Aufgaben zu Geld und Uhrzeit gegeben. Das habe ich auch gemacht, gerade weil ich auch dachte, dass Eltern das können.

    Auch, weil wir das ohnehin gerade angefangen hatten.

    Dabei gibt es - nun für Zuhause - Aufgaben in den Arbeitsheften, die zu erledigen sind.

    Zusätzlich kann man dann Tipps geben, die im Homeoffice helfen, ohne dass großer Stress aufkommen muss, z.B. dass man, in Ermangelung von Spielgeld, auch mal echtes Kleingeld auf den Tisch legen kann oder dass man eine alte Uhr zum Stellen nimmt oder einen analogen Wecker.


    Das Zweite ist, dass man bei den zukünftigen Aufgaben vielleicht sehr deutlich kommunizieren muss oder bedenken sollte, welche Möglichkeiten zu Hause gegeben sind.

    Sind Arbeitshefte zu Hause angekommen oder können geholt werden? Dann kann man diese einsetzen.

    Braucht es Arbeitsblätter? Dann muss man sie irgendwie zur Verfügung stellen, was schon eine Hürde ist (abholen, Post, Drucker?)

    Vielleicht muss man bei Aufgaben bedenken, dass kein Drucker zur Verfügung steht. Manches kann man dann auf ein Blatt schreiben oder muss die Einschränkung geben, dass es dann mündlich zu machen ist.

    Gerade dabei finde ich aber die digitalen Möglichkeiten auch gut. Das, was sonst mit viel visueller Unterstützung im Unterricht gemacht wird, kann man zum Teil über learningapps oder andere Sachen auffangen. Das kann ich dann zwar nicht kontrollieren, aber darum ist die Aufgabe selbst nicht schlecht.


    Das Dritte ist, dass man vielleicht noch deutlicher kenntlich machen muss, was erwartet wird und was ein Angebot ist.

    Das Bastelangebot zur Uhr ist dann eben ein Angebot und als solches deutlich so benannt. Man schafft die Aufgaben auch ohne die Bastelei, aber es gibt vielleicht Kinder, die sich freuen, wenn sie so etwas machen dürfen, oder Eltern, die für Tipps dankbar sind.

    Es gibt immer Eltern, denen alles zu viel ist, und es gibt immer Eltern, denen alles zu wenig ist und die noch mehr Stoff haben wollen, selbst wenn man schon meint, es sei mehr als genug. Bei Angeboten kann man dann das wählen, was man nutzen möchte fürs eigene Kind ... oder worauf das Kind Lust hat. Die Bastelfrenetiker werden sich auf die Uhr stürzen und angegebenen Seiten nach weiteren Ideen filzen, die Grobmotoriker lassen das bestimmt links liegen. Das ist bei Angeboten so und wird sonst im Unterricht auch erwogen, ob es Pflicht sein muss oder man auf Freiwilligkeit oder Wahlpflicht setzen kann.

  • Aus dem gleichen Thread:

    Keine Lehrerin wird neuen Stoff den Eltern überlassen, das wird ja alles wieder aufgegriffen,

    Da muss man nach den Ferien spätestens schon sehen, wie es weitergeht.

    Die Ansagen in den BL waren offenbar unterschiedlich.

    Auf die Schnelle und knapp vor den Osterferien hat man es ggf. anders bewertet, als NACH irgendwelchen Frühlingsferien, HH kam gerade aus solchen und hatte offenbar gar keinen Unterrichtstag.

    In einigen BL gab es offenbar Hinweise, man möge Aufgaben zum Üben mitgeben, in anderen BL nicht ... und die Schulen oder Lehrkräfte fassen es dann noch wieder unterschiedlich auf.


    Da fehlt mir schon jetzt, dass ich direkt im Unterricht beobachten, einschätzen und reagieren kann.

  • Da fehlt mir schon jetzt, dass ich direkt im Unterricht beobachten, einschätzen und reagieren kann.

    Das fehlt mir ganz eklatant, ich unterrichte im zweiten Jahr und manche Fächer / Klassen im ersten Durchlauf. Ich bin auf Rückmeldungen angewiesen und die bekomme ich gerade gar nicht. Da fällt mir das angemessene Arbeiten sicherlich schwer.

    Allerdings sind bei mir keine Eltern betroffen und die Schüler machen gefühlt sehr wenig.

    Hatte als Spaß zwischendurch ein kahoot erstellt (bzw. nutze ich regelmäßig im Unterricht, die Schüler machen das sehr gerne) und es haben sich selbst da nun kaum welche beteiligt. Und ich habe nicht verpflichtet den wirklichen Namen anzugeben.

  • Allerdings sind bei mir keine Eltern betroffen und die Schüler machen gefühlt sehr wenig.

    Es ist schon ein Unterschied, ob man Erstklässler hat oder Dritt-/Viertklässler.

    Der Unterschied zu SuS in der SekI und in der SekII in unterschiedlichen Schulformen ist sicherlich auch deutlich.

    Grundschullehrkräfte erwarten etwas anderes, wenn sie davon sprechen, dass SuS "selbstständig" arbeiten oder sind, als Lehrkräfte an anderen Schulformen.

    In Klasse 1 ist es schon schwierig, die Kinder die richtige Seite im Buch/Heft finden zu lassen, da die Kinder die Zahlen nicht beherrschen.

    Solche Sachen machen es derzeit nicht einfacher.

    Für manche ist schon das Eingeben von Name und Passwort eine nicht zu erklimmende Hürde.

  • Grundschullehrkräfte erwarten etwas anderes, wenn sie davon sprechen, dass SuS "selbstständig" arbeiten oder sind, als Lehrkräfte an anderen Schulformen.

    In Klasse 1 ist es schon schwierig, die Kinder die richtige Seite im Buch/Heft finden zu lassen, da die Kinder die Zahlen nicht beherrschen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass man genau deswegen erstmal nur die Primarschulen wieder öffnet. Ich finde, wir in der Sek II können mindestens bis August noch ganz gut im Modus Fernunterricht bleiben. Meine Schafe versuchen sich gerade herbeizureden, dass das online lernen ja voll viiiiiel schwieriger sei, als würde man sich im Schulzimmer von der Lehrperson berieseln lassen. Tatsächlich erkenne ich keinerlei Unterschied im Lernfortschritt. Den fehlen allmählich einfach nur die sozialen Kontakte.

  • Beispiel: Es werden Aufgaben zu Geld und Uhrzeit gegeben. Das habe ich auch gemacht, gerade weil ich auch dachte, dass Eltern das können.

    Das war auch bei uns die Überlegung. Zudem lässt es sich vermutlich besser auffangen, wenn da etwas nicht verstanden (oder auch gar nichts gemacht) wurde, als wenn ein Kind sich den zählenden Zehnerübergang angewöhnt hat.

    Da fehlt mir schon jetzt, dass ich direkt im Unterricht beobachten, einschätzen und reagieren kann.

    Das fehlt mir auch sehr. Von einigen wenigen Eltern bekomme ich regelmäßige Rückmeldungen, was klappt und was nicht; einige fragen auch nach zusätzlichen Tipps oder Material; aber bei den meisten tappe ich so ziemlich im Dunkeln. Sobald die Schulen wieder öffnen, werden wir also erst mal "testen" müssen, wer jetzt eigentlich was kann.


    In der Kommunikation mit den Eltern fällt es mir unglaublich schwer einzuschätzen, was das richtige Maß ist. Bestimmt haben die meisten ja keine Zeit, endlos lange Mails zu lesen, andererseits gibt es aber doch zu den meisten Sachen mehr zu sagen, als auf der Schnelle in einen Infobrief gequetscht werden konnte.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass man genau deswegen erstmal nur die Primarschulen wieder öffnet.

    Mein Gedanke war eher, dass die Abschlussprüfungen wichtig sind, damit die SchülerInnen einen guten Übergang haben.

    Wenn in Klasse 2 etwas nicht passt, dann habe ich noch ein wenig Zeit, das aufzufangen.

  • Ich hätte jetzt auch eher getippt, dass zuerst die Abschlussklassen wieder Unterricht erhalten.


    Als Mama und Online-Lehrerin erlebe ich gerade zwei Seiten der Schul-Medaille.


    Mein eigenes Kind ist fit und clever. Zu Hause wird es von mir einigermaßen gut beschult, bei Fragen kann ich helfen und bei Schwierigkeiten kann ich weiterführendes passendes Übungsmaterial aus dem Schrank ziehen. Auch wenn die Schule noch bis zum Sommer zu bleiben würde, müsste er die zweite Klasse definitiv nicht wiederholen, weil er alle Lernziele des Schuljahres weitgehend erreicht hätte, dank seiner Lehrermutter!


    Die Schüler meiner eigenen Klasse (8. Hauptschulklasse) haben dagegen deutlich weniger oder auch gar keine Unterstützung zu Hause. Und obwohl ich den Online-Unterricht nach meinen besten Möglichkeiten gestalte, ist er bei Weitem nicht so effektiv wie das täglich gemeinsame Lernen. Sobald das Thema komplexer wird, geht nur noch sehr wenig. Wenn die Schule bis Sommer geschlossen bleiben würde, würde ich allen Eltern empfehlen, dass ihre Kinder die 8. Klasse wiederholen, damit sie nächstes Jahr einen guten Abschluss machen können.


    Diese Schere macht mir zunehmend Bauchweh als Lehrerin. Als Mama bin ich dagegen sehr froh, dass mein Kind keine / kaum Nachteile aus dieser Situation davontragen wird. Mit diesem inneren Widerspruch kann ich manchmal nur schwer umgehen.

  • Mein Gedanke war eher, dass die Abschlussprüfungen wichtig sind, damit die SchülerInnen einen guten Übergang haben.

    Die müssen aber vor der Prüfung keinen Unterricht mehr haben. Als zumindest bei uns wird es so gemacht, dass die Schulen schon mal sicher erst nach den Maturprüfungen wieder öffnen.

  • Die müssen aber vor der Prüfung keinen Unterricht mehr haben. Als zumindest bei uns wird es so gemacht, dass die Schulen schon mal sicher erst nach den Maturprüfungen wieder öffnen.

    Klingt vernünftig. Bei uns plant man beides parallel abzuhalten. Sicher ist es noch nicht, aber die Tendenz besteht dazu. Mit anderen Worten, wenn es nach dem Ministerium gehen würde, dann wären die Schulen direkt am 20.04. wieder komplett offen. Man behält sich lediglich vor es nicht zu tun, wenn von höherer Instanz ein Verbot kommt.

  • Die Schüler meiner eigenen Klasse (8. Hauptschulklasse) haben dagegen deutlich weniger oder auch gar keine Unterstützung zu Hause. Und obwohl ich den Online-Unterricht nach meinen besten Möglichkeiten gestalte, ist er bei Weitem nicht so effektiv wie das täglich gemeinsame Lernen. Sobald das Thema komplexer wird, geht nur noch sehr wenig. Wenn die Schule bis Sommer geschlossen bleiben würde, würde ich allen Eltern empfehlen, dass ihre Kinder die 8. Klasse wiederholen, damit sie nächstes Jahr einen guten Abschluss machen können.


    Diese Schere macht mir zunehmend Bauchweh als Lehrerin. Als Mama bin ich dagegen sehr froh, dass mein Kind keine / kaum Nachteile aus dieser Situation davontragen wird. Mit diesem inneren Widerspruch kann ich manchmal nur schwer umgehen.

    Ich habe da weniger Bauchschmerzen. Die Gesundheit geht vor, alles andere ist verrückt und im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde.

    Klar sollten wir als Lehrer versuchen, dafür werden wir bezahlt, dann eben aus der Ferne so gut zu beschulen, wie es geht.

    Wenn sich dann eher die SuS "durchsetzen", die eben selbstständiger sind, kognitiv stärker sind und mit dem eigenständigen Arbeiten anhand von Musterlösungen und Material besser wegkommen, dann ist das gar nicht so schlimm.

    Die anderen sind anscheinend eh besser aufgehoben in praktischen Berufen (Einzelhandel oder z.B. die Altenpflege sucht händeringend!).

    Und, da das deutschlandweit so ist, dass die eher schwachen SuS eben keine guten Noten bekommen werden bei ihren Abschlüssen (oder von mir aus auch die Quote der Abschlüsse sinkt), ist man dann mit schwachem oder fehlendem Abschluss in guter Gesellschaft.

    Anstatt so viele Sorgen zu machen, wie man in die, die ohne einen neben ihm stehenden Lehrer nichts lernen (das alleine sagt schon alles aus, finde ich), doch noch auf einen bestimmten Bildungsstandard bringt, könnte man sich eher Gedanken machen, wie man solche Leute in die Gesellschaft einbindet.

    Keine Ahnung, Betrieben Bonuszahlungen geben, wenn Sie Schulversager (aufgrund von Corona) Ausbildungsplätze (z.B. in der Altenpflege usw.) zur Verfügung stellen.

    Das Zwangsbeschulen von SuS die weder wollen noch können halte ich seit jeher für ziemlich sinnbefreit. Solche Leute sollten möglichst früh und zügig praktisch arbeiten.

    Aus so einem Grund nun die Schulen wieder zu öffnen und das absolute Infektionsparadies zu schaffen halte ich für total daneben.

  • Firelilly: Sorry, aber deine Antwort ist sehr arrogant.


    Dann sagen wir doch gleich, dass wer schon in der Grundschule zeigt, dass er nicht so gut lernen kann oder will, es nicht wert ist, weiter gefördert zu werden...

    Meine Schüler WOLLEN zum großen Teil lernen, aber sie sind leider nicht so intelligent und haben Hörschädigung, die sie zusätzlich benachteiligt. Sie haben eben andere Bedürfnisse als Gymnasiasten. Bis die Schulen geschlossen hatten, war ich mir bei 2/3 meiner Klasse sicher, dass sie die Werkrealschulstufe zur Erlangung der mittleren Reife besuchen können. Sie brauchen auch nicht rund um die Uhr einen Lehrer der neben ihnen steht, aber sie lernen in Beziehung einfach besser und erfolgreicher.


    Nein, ich will nicht, dass die Schulen schnellstmöglich wieder öffnen. Aber ich möchte, dass schwächere oder benachteiligte Kinder die Zeit bekommen, die ihnen jetzt gerade genommen wird, damit sie, egal wo sie herkommen oder welche Benachteiligung sie mitbringen, zumindest eine Chance auf bessere Bildung und ggf. sozialen Aufstieg haben!

  • Firelilly: hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie SuS mit schwachem oder sogar ohne schulischem Abschluss eine Ausbildung schaffen sollen? Oder sollen "solche Leute" deiner Meinung nach zeitlebens als ungelernte Arbeitskräfte arbeiten?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    <Mod-Modus>

    Ich habe mir mal erlaubt, die 4 Beiträge von dir zu einem Beitrag zusammenzufassen.


    kl. gr. frosch, Moderator


    Mod ist farbenblind und kann die verschiedenen Nuancen von lila, pink und rosa und so nicht auseinanderhalten. ;)

    Ich hole mir jetzt ein Bier und mache Feierabend. Gute Nacht!

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