Männlich, weilblich, divers

  • ich hatte tatsächlich schon mal eine Schülerin, die mit unklaren Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kam. Ich glaube medizinisch ist die Erklärung ein Chromosom zu viel, xxy oder so, aber da werde ich bestimmt gleich von einem Bio-Lehrer belehrt. 8)

    Ich bin zwar kein Biolehrer, aber da gibt es in der Tat einiges. Im Studium hatten wir im Förderschwerpunkt kmE als Beispiel die testikuläre Feminisierung. Genotypisch ist man ein Mann, aber durch defekte Testosteronrezeptoren wird man praktisch zur Frau und fühlt sich auch so. Das kommt dann im Zweifel auch erst in der Pubertät oder später raus.

  • 1. Du *hast* ihn verwendet, hier im Thread, als einziger.

    2. Gehört: Nur bei Rassisten oder Dummköpfen, die sich über Sprachregelungen lustig machen.

    1. Ja, als Beispiel, weil das der einzige Begriff ist, der mir spontan als politisch korrekte Bezeichnung eingefallen ist. Du kennst ja offenbar selbst keine "richtige" Bezeichnung. Hätte man verstehen können, wenn man denn wollte.


    2. In deiner Filterblase vielleicht. Du meinst die "Sprachregelungen", die du überdies selbst nicht kennst?

  • Frapper : Da ich jetzt auch nicht vom Fach bin, vlt. hast du eine Idee dazu: Wie kann ich mich denn männlich fühlen? Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob ich mich einem bestimmten Geschlecht zugehörig fühle, da das für mich immer biologisch determiniert war, genauso wie meine Händigkeit oder meine Augenfarbe.

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  • Eieieieiei... was ein Begriffsgedöns...

    ...also ich habe so einige "dunkelhäutige" SuS...und wie bezeichne ich die? Wenn nicht mit Namen, dann ggf mit dem Land, aus dem sie stammen wenn ich es weiß, ansonsten ggf auch als afrikanisch (wenn es zutrifft). Das ist schlicht eine Herkunftsbeschreibung und mMn nicht "negativ" besetzt.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @Lehramtsstudent

    Naja, diese Kinder kommen ja von den sichtbaren Geschlechtsorganen her eindeutig als Mädchen auf die Welt. Das ist natürlich schon mal ein großer Faktor. Dann haben die Hormone einen Einfluss auf die Hirnentwicklung.

  • Wir hatten ja mal den Austausch dazu: keine bösen Absichten, wenn überhaupt, dann unterschiedliche Wahrnehmungsweisen bestimmter Aussagen. Im Zweifelsfall das klassische Augezudrücken ;) .

    So lange man die böse Absicht nicht klar ausschließen kann, da solche Aussagen öfter vorkommen, gibt es kein Augezudrücken. Es gibt generell bei bösen Absichten kein Augezudrücken.

  • Ich weiss ja nicht... Bei uns wird da nicht so'n Gewese gemacht. Irgendwie ist die "doppelte Identität" für viele meiner SuS was ganz Normales und die sprechen auch untereinander über "die Thamilin/einer von den drei Italienern... aus der und der Klasse". Und gleichzeitig sind es halt alles Schweizer. Die Namen unserer Thamilen sind so eindeutig, dass da auch bei unbekanntem Namen keiner mit "das dunkelhäutige Mädchen hinten links" umschreiben muss. Ändert aber nichts daran, dass Thamilen in der Regel bemerkenswert dunkle Haut haben. So wie Skandinavier oft bemerkenswert blonde Haare haben. Nur von der Sorte haben wir nicht bei uns an der Schule. Dass einer als "irgendwie türkisch" oder so beschrieben wurde, daran kann ich mich echt nicht erinnern. Allenfalls würde man wohl sagen "irgendwie südländisch" was halt dunkle Haare und vielleicht etwas dunklere Haut meint.


    Divers ist mir davon abgesehen in 7 Jahren noch nie untergekommen. Trans einmal aber nicht in einer meiner eigenen Klassen. Sowieso scheint mir das bei meinen Jugendlichen kein wichtiges Gesprächsthema zu sein. Schwul und lesbisch ist man einfach, aber es wird nicht drüber gesprochen. Wozu auch, so spannend ist das nicht. Keine Ahnung ob das am Alter liegt oder woran auch immer. Könnte mir vorstellen, dass das an der Sek I noch wichtiger ist.

  • ob es kulturell verankert ist

    Ich würde behaupten dass ja. Ich kenne von meinen schweizer Kollegen eigentlich auch nur das "Grüezi mitenand" oder "Morge mitenand". Ich sage manchmal "Guten Morgen 4B", manchmal lasse ich die Klassenbezeichnung auch weg. Wenn ich aus irgendwelchen Gründen explizit die Jungs oder die Mädchen einer Klasse anspreche, sage ich meist sowas wie "Männer, aufgepasst!" oder "meine Damen, hören Sie jetzt gut zu!". Bislang hat sich keiner beschwert.

  • Halten wir fest: um jemanden zu beschreiben, sind äußere Merkmale okay. Wertungen und Zuschreibungen in Zusammenhang mit äußeren Merkmalen sind es nicht.


    Okay: "Der mit der Brille", "Die Große mit den lila Haaren aus der 8c."


    Grenzwertig: "Der Pakistani aus der 5b." Gesagt hab ich das m.E. noch nie. Schon allein deswegen, weil ich nicht weiß, ob der Bursche nicht längst einen deutschen Pass hat und bloß aufgrund seiner Hautfarbe den Rest seines Lebens kein Deutscher sein kann, weil immer irgendwer die Hautfarbe vorne anstellt:(


    Nicht okay: "Die türkische Lehrerin kann Vorbild für schulmüde Kinder im Brennpunktviertel sein." Zum einen geht es hier um die Verbindung "Brennpunkt und Herkunftsland der Eltern" zum anderen wissen wir überhaupt nicht, ob die türkischsprechende Lehrerin sich selbst als "türkische Lehrerin" bezeichnen würde. Und selbst wenn sie es täte, sollte man sie erst mal dazu fragen. Oder anders: "Die deutsche Lehrerin kann Vorbild für schulmüde deutsche Kinder im Brennpunkt sein":sabber:

  • Du machst dir da zu viele Gedanken, @samu . Wenn ich mir da das Vokabular vieler Jugendlicher, sicher auch deiner Schüler, anhöre, gibt es deutlich schlimmeres als wenn man wertneutral den kulturell-ethnischen Hintergrund oder meinetwegen auch die Sexualität einer Person als eindeutiges Charaktrisierungsmerkmal nutzt. Viele der von dir benutzten Begriffe werden als Selbstbezeichnungen genutzt und wenngleich ich es verstehen kann, dass man lieber für andere Dinge bekannt sein möchte als dass man auf Frauen steht oder die Eltern aus Afrika migrierten, so sind das erst einmal Identitätsmerkmale, die jeder von uns aufweist, und wenn man mit sich im Reinen ist (auch das ist ein Prozess), kann man diese selbstbewusst nach außen vertreten.

  • Du machst dir da zu wenig Gedanken Lehramtsstudent. Ich habe bei meiner früheren Arbeitsstelle ausschließlich mit Jugendlichen mit und ohne deutschen Pass und mit Migrationshintergrund gearbeitet. Insbesondere die Kinder mit einem deutsch- türkischen Background haben es als enorm stigmatisierend empfunden in ihren Schulen für Lehrkräfte wie auch Mitschüler prinzipiell "die Türken" zu sein, obgleich ALLE einen deutschen Pass hatten, hier geboren und aufgewachsen sind. Ich habe jeden Nachmittag Tränen trocken müssen von dadurch tief verletzten jungen Menschen, jeden Nachmittag Gespräche geführt mit wütenden und verletzten Jugendlichen, die sich als Reaktion bewusst über ihren Glauben oder sprachlich weiter abgegrenzt haben, weil sie den Eindruck hatten wegen unreflektierter Aussagen wie deiner, dass sie in Deutschland sowieso nie dazugehören würden. Du hast offensichtlich keine Ahnung, was Ausgrenzung Menschen und hier gerade Kindern und Jugendlichen antut, null Gefühl dafür, wie Sprache diese Ausgrenzung transportiert, sonst würdest du nicht solch einen Unfug schreiben. Ich will mir an dieser Stelle gar nicht erst vorstellen, wie deines Erachtens die sexueller Orientierung einer wertneutralen Charakterisierung dienlich sein könnte. Dir ist bewusst, dass das Wort "schwul" unter Jugendlichen vor allem als Beleidigung Verwendung findet? Zur Charakterisierung gibt es bessere Kategorien, vor allem, da ich in der Schule noch nie "die Hete" zur Beleidigung oder Charakterisierung gehört hätte. Ausgrenzung wird aus der Perspektive von Mehrheiten sprachlich gestaltet, die an dieser Stelle die entsprechende definitorische Macht haben, aber auch etwas bewusst besser machen können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Wenn das Probleme sind, die deine Jugendlichen als solche empfinden, dann sollte man dies auf jeden Fall ernstnehmen und daran ansetzen, dass in Zukunft ein angenehmeres Miteinander möglich ist - dirs jedoch nicht durch Zensur, sondern Akzeptanz. Es gibt jedoch auch viele Jugendliche, die deutlich stärker wertende Ausdrücke gesagt bzw. durch soziale Medien und Populärkultur vermittelt bekommen, und da sollte man als erstes ansetzen. Ich möchte da nicht ausschließlich Rapmusik als Problem charakterisieren, aber sie trägt auf jeden Fall dazu bei, wenn man sich den Eklat um Fler letztens betrachtet. Schon getan, CDL ?

  • @Lehramtsstudent Du wertest aber mit deinen Aussagen. Du bist da nicht neutral, wie z.B. oben.


    Alle Brennpunktschüler sind faul

    Alle Lehrerinnen mit Familienmitgliedern, die aus der Türkei irgendwann immigriert sind, können nicht deutsch sein


    Sowas kann Betroffene schwer beleidigen, wie CDL es beschreibt und sowas muss man ernst nehmen. Da kann man nicht einfach Augen zu drücken à la AfD. Nein, eben nicht, da muss man reagieren.

  • Diese Aussagen vom 2. Abschnitt stammen nicht von mir und von ihnen distanziere ich mich auch. Ansonsten: Wenn das in euren Augen die großen Probleme sind, dann akzeptiere ich das. Ich sehe das etwas anders, muss aber nicht auf Zwang euch vom Gegenteil überzeugen.

  • Wenn das Probleme sind, die deine Jugendlichen als solche empfinden, dann sollte man ich dies auf jeden Fall ernstnehmen und daran ansetzen, dass in Zukunft ein angenehmeres Miteinander möglich ist - dirs jedoch nicht durch Zensur, sondern Akzeptanz. Es gibt jedoch auch viele Jugendliche, die deutlich stärker wertende Ausdrücke gesagt bzw. durch soziale Medien und Populärkultur vermittelt bekommen, und da sollte man als erstes ansetzen. Ich möchte da nicht ausschließlich Rapmusik als Problem charakterisieren, aber sie trägt auf jeden Fall dazu bei, wenn man sich den Eklat um Fler letztens betrachtet. Schon getan, CDL ?

    (Ich habe das mal angepasst, damit es stimmiger wird. Das Problem sind nicht "man" oder "meine" Jugendliche.)


    Du als Lehrkraft solltest deinen Sprachgebrauch beruflich wie privat überdenken, weil dieser verletzend ist für Gruppen, die anders als du im Alltag regelmäßig Ausgrenzungserfahrugen machen. Du als Teil vieler Mehrheiten und damit im Besitz großer definitorischer Macht hast eine Mitverantwortung für diejenigen, die über diese nicht im selben Maß verfügen in unserer Gesellschaft. Korrigier mich, wenn ich mich täusche, aber du bist männlich, weiß, heterosexuell, nicht-behindert, ohne Migrationshintergrund/nicht-ausländischer Herkunft, christlich, relativ jung und gehörst damit keiner besonders von Ausgrenzung betroffenen Gruppe an. Umso wichtiger ist es, dass du ehe du über Ausgrenzungserfahrungen solcher Gruppen urteilst dich sehr umfassend informierst und dir die Brille von Betroffenen anziehst ehe du meinst für sie sprechen zu können. Du verweist selbst auf Fler, der neben weiteren Rappern wegen seiner frauenverachtenden Texte im Fokus steht. Auch das ist nur Ausdruck einer gesellschaftlichen Kultur Gruppen mit weniger definitorischer Macht (zu denen auch im Jahr 2020 und auch in Deutschland Frauen qua Geschlecht noch immer gehören) auszugrenzen. Überleg dir, ob du Teil einer solchen Kultur sein möchtest durch deine Art des Sprachgebrauchs oder wo du einen wichtigen Unterschied machen möchtest.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...für Gruppen, die anders als du im Alltag regelmäßig Ausgrenzungserfahrugen machen.

    Das ist m.M.n. der springende Punkt. Sprachst du nicht weiter oben von "Teilen" von dir? Zeigst du Teile davon in der Öffentlichkeit und erlebst dadurch Nachteile?


    Es reicht nicht, zu sagen "wir sind halt verschiedener Meinung", weil es nicht nur um Meinungen geht. Du grenzt aus und da hört die Meinungsfreiheit auf. Dass du das sprachlich geschickter machst als weniger gebildete Menschen macht die Sache keineswegs besser.

  • Klar werde ich auch stigmatisiert wie jeder andere hier auch - das ist Teil von gesellschaftlichem Miteinander. Das heißt aber nicht, dass ich das gut finde.


    Ich hoffe, dass ihr euch gleichermaßen auch gegen deutlich schwerwiegendere Diskriminierung in der direkten Lebenswelt eurer Kids einsetzt. Ich habe mir vorgenommen, rechtzeitig die Bremse zu ziehen, wenn sich eine zähe Diskussion ankündigt, daher belasse ich es dabei, aber im Grundkern verstehe ich eure Intention.

  • Klar werde ich auch stigmatisiert wie jeder andere hier auch - das ist Teil von gesellschaftlichem Miteinander. Das heißt aber nicht, dass ich das gut finde.


    Ich hoffe, dass ihr euch gleichermaßen auch gegen deutlich schwerwiegendere Diskriminierung in der direkten Lebenswelt eurer Kids einsetzt. Ich habe mir vorgenommen, rechtzeitig die Bremse zu ziehen, wenn sich eine zähe Diskussion ankündigt, daher belasse ich es dabei, aber im Grundkern verstehe ich eure Intention.

    Nein, nicht jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens Stigmatisierungserfahrungen und diejenigen die diese machen reflektieren nicht unbedingt in der Folge ihr eigenes Verhalten oder ihren eigenen Sprachgebrauch, um nicht selbst zu Stigmatisierungserfahrungen beizutragen und diese fortzuführen.


    Ja, ich nehme auch im real life- beruflich, wie auch privat- Diskriminierung, Ausgrenzung, Stigmatisierung, Verächtlichmachung oder Entwertung von Mitmenschen gleich welchen Alters nicht unwidersprochen hin, habe ich auch schon als Kind oder Jugendliche nicht und erst recht nicht jetzt als Erwachsene und in meinem Beruf. Besonders deutlich werde ich auch im realen Leben, wenn Kinder und Jugendliche oder andere besonders hilflose und schutzbedürftige Menschen betroffen sind. Das ist mein Job und so bin ich auch, egal wer mich dann deshalb als lästig und unfreundlich empfinden mag. Ich lebe persönlich nach dem Grundsatz, dass ich meinen Mitmenschen nicht abverlangen darf, was ich selbst nicht zu leisten bereit bin und auch tatsächlich leiste.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: +n

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