Eltern, die immer nur fordern, fordern, fordern

  • Seit ich Mama bin, arbeite ich Teilzeit (aktuell 18 Stunden). Ich habe momentan die Klassenleitung einer zauberhaften 6. Klasse. Es sind wahnsinnig viele Kinder in der KLasse, die ehemalige Deutschintensivkinder sind. Das heißt, dass die Vorbereitung und auch der Elternkontakt nicht immer einfach sind. Aber fast alle Kinder sind toll und ich mache es auch eigentlich gerne, eigentlich...

    Letztes Schuljahr habe ich mich schon manchmal geärgert, dass die Mehrbelastung durch die Klassenleitung (Klassenfahrt, Projekttage, Methodentage etc.) ja bei Teilzeit schon völliger Wahnsinn ist, es aber hingenommen.

    Nun habe ich seit diesem Schuljahr aber zwei Schüler in der Klasse, die so wahnsinnig arbeitsintensiv sind, dass ich echt fertig bin. Schüler A kam aus Serbien und ist völlig verplant, obwohl er einwandfrei Deutsch spricht. Ständig habe ich KOntakt zum Vater, spreche mit dem Lehrer der Deutschintensivklasse, in der er vorher war oder mit anderen KOllegen. Ich habe Förderpläne erstellt und den Vater mehrfach gebeten zum Schulpsychologen zu gehen. Nachdem er das nicht getan hat, habe ich einen Termin ausgemacht und den Vater ums Einverständnis gebeten. Ruft der Vater mich heute (ja, am Sonntag an) und empört sich, wie ich denn einen Termin ausmachen könnte, ohne vorher mit ihm zu sprechen. Er sei doch vorletzte Woche sogar extra in die Schule gekommen um mit mir zu sprechen. Wohlgemerkt ohne Termin und ich hatte Unterricht. Auf Terminvorschläge meinerseits geht er gar nicht ein. Ich habe ihm erklärt, dass ich ihn mehrfach gebeten hatte dort einen Termin auszumachen und dass wir als Schule eben auch von uns aus den Schulpsychologen kontaktieren können. Ich musste mich echt zügeln nicht unfreundlich zu werden.


    Schüler B wurde Anfgang des Schuljahres in meine KLasse zwangsversetzt. Ständig habe ich wegen ihm Elterngespräche, Klassenkonferenzen, Kontakt mit dem BFZ, Absprachen mit Kollegen....Wir haben schon mehrfach die Androhung des Schulverweises beantragt, aber da in der Vergangenheit viel zu wenig aktenkundig gemacht wurde, wurde da noch nix genehmigt. Am Freitag hat dieser Schüler von einem Mitschüler in einem Streit eine Metallflasche auf den Kopf bekommen. Klar, geht gar nicht, aber der Vater hat sich aufgeführt wie verrückt. Er hat mich Freitag zweimal angerufen, heute schon sieben WhatsApp Nachrichten. Er wollte ein Gespräch mit den Eltern des schlagenden Jungen. Nennen wir diesen T. Ich habe Ts Eltern Bescheid gegeben und sie haben einen Termin mit Bs Vater ausgemacht. Der hat diesen wieder abgesagt und will nun ein Gespräch bei dem ich und die Schulleitung dabei sind. Ehrlich gesagt sehe ich das nicht mehr ein. Dieser Schüler kostet mich so viel Ärger und Energie und nun ist ihm einmal was wiederfahren und der Vater will, dass sich alle zusammensetzen. Es ist doch schon super, dass die Eltern ihm für das Gespräch entgegen kommen.


    Ich weiß nicht, ob ich mittlerweile zu empfindlich bin, aber ich bin echt nur noch angenervt. Ich habe heute ein Elternschreiben für alle Eltern in meiner Klasse verfasst mit der AUfforderung mich nur noch per Mail oder über das Schulsekretariat zu kontaktieren. Ich habe auch ganz klar reingeschrieben, dass es mich stört, wenn ich abends oder am Wochenende kontaktiert werde und ich auch ein Familienleben habe.

    Mich nervt diese Fordermentalität wirklich wahnsinnig. Ich helfe und unterstütze Kinder gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten. Aber letztlich ist Lehrersein mein Job und ich habe keine Lust mehr, dass durch die Klassenleitung jede Woche 4-5 Stunden Zusatzarbeit anfallen. Nun bin ich am Überlegen, ob ich morgen bei der Schulleitung frage, ob ich meine Klassenleitung zum nächsten Schuljahr abgeben kann.


    Zum Schuljahr 2021/22 würde ich sie abgeben und dann meine Stunden so stark reduzieren, dass ich keine Klassenleitung mehr bekomme.

  • Hallo,


    der Vorteil des Klassenlehrer*innendaseins ist, dass du (wenn alle Kämpfe ausgefochten wurden) deine Ruhe hast. Disziplinkonflikte adé :klatsch: Und du hast ein Klassenzimmer und damit einen Schrank. Überleg' dir, ob du das aufgeben willst.


    Und merke dir, dass man an Eltern keine Telefonnummern rausgibt. Früher hätte auch kein Mensch im Örtlichen geblättert und die 08354/424688XY gewählt, um Lehrerin Frau Schmitt zu sagen, dass man die Eltern von K. zusammenzufalten gedenke. Die Hemmschwelle sinkt durch whatsapp. (Und der Bezug zu Schule ist in anderen Ländern auch ein anderer. Woanders dürfen Lehrer schlagen oder Schule ist nicht verpflichtend, so dass man wirklich erklären muss, was man erwartet.)


    Kannst du nicht eine feste Sprechstunde einrichten und wer was will erscheint dann und nur dann und dort? Nach Anfrage im Sekretariat?

  • Durch die vielen Kontaktmöglichkeiten ist der Stress schon vorprogrammiert.


    Also, da musst du für die Zukunft deine Konsequenzen ziehen, was die Kontaktmöglichkeiten der Eltern dir gegenüber anbetrifft.

    - keine private Telefonnummern

    - kein Whatsapp

    - Konfliktgespräche nicht am Telefon, sondern nur persönlich.


    Mich können Eltern nur über Mail und über die Schule kontaktieren. Die private Telefonnummern oder Handynummer ist tabu.

    Mail wollen viele KuK auch nicht. Viele Schulen haben eine eigene Mailadresse für Lehrer.

    Man kann ja auch nicht andere Berufe, wo man gerne gerade etwas regeln will, ständig privat belästigen.

  • will nun ein Gespräch bei dem ich und die Schulleitung dabei sind

    Den Termin würde ich wahrnehmen und dem Vater dabei sagen, wie die Spielregeln im Hinblick auf Kommunikation und Verhalten nicht nur für seinen Sohn, sondern auch für ihn sind. Das ist dann Aufgabe der SL. Aktenkundig amchen und unterschreiben lassen. Vielleicht wirst du den VAter nicht ändern, aber es geht auch darum, ein Signal zu setzen.

    Ruft der Vater mich heute (ja, am Sonntag an) und empört sich, wie ich denn einen Termin ausmachen könnte, ohne vorher mit ihm zu sprechen.

    Telefon so einstellen, dass bestimmte Nummern zu bestimmten Zeiten nicht durchgestellt werden, ansonsten s.o.

    Über das Thema WhatsApp könnte man auch diskutieren, aber das ist eine individuelle Entscheidung.

  • Versuche, dich mehr abzugrenzen und wie Morse schon sagte, wirklich Teilzeit zu arbeiten.

    Mit hilft es, dass ich ein eigenes Handy für die Schule habe. Ich gehe auch selten direkt ran, wenn Eltern anrufen, sondern höre mir in der Regel erstmal an, was sie wollen und melde mich dann zurück.

  • Er hat mich Freitag zweimal angerufen, heute schon sieben WhatsApp Nachrichten.

    Der Vater hat nicht ernsthaft deine Privatnummer? Ich würde NIEMALS mit Eltern via WhatsApp kommunizieren. Nie habe ich meine private Nummer (weder Festnetz noch Handy) rausgegeben. Das geht für mich definitiv zu weit in den Privatbereich. Zumal wir in BY gar nicht über WhatsApp mit den Eltern kommunizieren dürfen.

  • Ich gebe Eltern grundsätzlich als Telefonkontakt immer die Nummer des Sekretariats. Da können sie anrufen. Oder mich per Email kontaktieren. Nach 18 Uhr, Freitags nach 14 Uhr und Samstag und Sonntag antworte ich nicht.

    Wenn nervige Eltern immer wieder Gespräche wollen, biete ich sehr "günstige" Termine an. Morgens um 7 Uhr oder so.


    Ich würde an deiner Stelle alle Eltern in deinem Handy blockieren, so dass du gar nicht mehr merkst, wenn sie dich fordern. Im Notfall werden sie wohl im Sekretariat anrufen.


    Die Idee mit dem Brief finde ich gut. Ich würde ihn sehr neutral klingen lassen und nichts Persönliches schildern. So in die Richtung:

    Sehr geehrte Erziehungsberechtigte,

    hiermit teile ich Ihnen mit, dass ich ab jetzt nur noch per Email und Anruf im Sekretariat erreichbar bin.
    Meine dienstliche Emailadresse lautet:....

    Die Telefonnr. des Sekretariates lautet:...


    Mit freundlichen Grüßen

    ...


    Ich würde absolut nichts von Kind und Familienleben erwähnen. Es ist aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit, dass die Eltern dich nicht anrufen können und schon gar nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wenn du im Brief zu emotional wirkst, wühlt das auch die Eltern auf und das zieht einen ewigen Rattenschwanz nach sich. Wer unbedingt wissen will, warum du nicht mehr per Handy erreichbar bist, kann dich ja per Email fragen. Ob du dann antwortest ist deine Sache (Ich würde ja schreiben "..., wie bereits im Elternbrief vom xxx mitgeteilt, stehe ich Ihnen nun unter den folgenden Kontaktdaten zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen...)

    • Offizieller Beitrag

    Er hat mich Freitag zweimal angerufen, heute schon sieben WhatsApp Nachrichten.

    auch hier: finde den Fehler!


    Wenn du alles dokumentiert hast, liegt in meinen Auge und nach dem, was ich hier an Infos habe, ein Abgrenzungsfehler deinerseits vor.

    Du bietest Gesprächstermine an, die Eltern nehmen sie nicht wahr? Ersatztermine verpuffen ebenfalls?

    Dann bist du raus.

    Dass man auch mal Ausnahmen macht, dass man kooperativ nach Terminen sucht, nach Lösungen überhaupt: selbstverständlich.

    Wenn die Eltern sich jedoch nicht in die Verantwortung nehmen lassen, musst du ihnen nicht hinterherrennen.

    Alles schön aufschreiben.


    Und blockiere diese Kontakte!!!!

  • Ich habe meine Privatnummer jahrelang nicht rausgegeben. Was mich jetzt dazu gebracht es wieder zu tun, kann ich mir selbst nicht erklären. Früher hatte ich auch ein Diensthandy. Irgendwie war ich da in den letzten 2 Jahren zu verplant.

    Ich fand es schon praktisch, wenn die Eltern morgens kurz eine Nachricht per WhatApp schreiben können, dass das Kind nicht kann, aber diese Distanzlosigkeit mancher Eltern nervt einfach.

    Ich habe den Elternbrief nach euren Anregungen geändert. Danke dafür.

    • Offizieller Beitrag

    Ich fand es schon praktisch, wenn die Eltern morgens kurz eine Nachricht per WhatApp schreiben können, dass das Kind nicht kann,

    dass es krank ist?


    Auch das muss nicht privat mitgeteilt werden. Anruf beim Sekki, gut ist.

    Bis ich in der Schule bin, hätte ich solche Neuigkeiten schon längst wieder vergessen.


    Ich bin übrigens nicht für ALLES bei meinen Schülern verantwortlich. Auch nicht bei meiner eigenen Klasse (eine 6te).

    ich biete ihnen guten Unterricht,

    schaffe Lernsituationen, s

    sage ihnen, was sie machen können, um erfolgreich zu lernen,

    tröste, lobe, freue mich, kritisiere,

    aber ich habe meinen Schulabschluss gemacht.

    Sie müssen den ihren schaffen. Nicht ich muss ihren Abschluss machen.

    Und deshab bin ich nicht für jeden Puff zuständig.


    Vll hilft dir diese Denkweise ein bisschen ;)

  • Ich weiß nicht, ob ich mittlerweile zu empfindlich bin, aber ich bin echt nur noch angenervt. Ich habe heute ein Elternschreiben für alle Eltern in meiner Klasse verfasst mit der AUfforderung mich nur noch per Mail oder über das Schulsekretariat zu kontaktieren. Ich habe auch ganz klar reingeschrieben, dass es mich stört, wenn ich abends oder am Wochenende kontaktiert werde und ich auch ein Familienleben habe.

    Ich habe gleich am Anfang bei der ersten Elternversammlung meine Kontaktdaten gegeben:

    1. die Schul-Tel.Nr.

    2. meine Dienstemail nur an die Elternsprecherin


    Gelegentlich rufe ich meine Dienstemail auch mal ab, aber nicht stündlich oder täglich. Telefonate mache ich, wenn ich in der Schule bin. Konsequenterweise auch nie von zu hause. Und wenn, dann im größten Notfall mit ausgeschalteter Nummernsendung beim Handy-

  • Gelegentlich rufe ich meine Dienstemail auch mal ab, aber nicht stündlich oder täglich.

    Kurze Info an die Kollegen in B.-W. (evt. auch anderswo):


    Man ist verpflichtet bei Anwesenheit in der Schule die dienstliche Mail abzurufen.

    D.h. ein Mal an einem Tag, an dem man in der Schule sein muss wg. Unterricht oder Konferenz etc. genügt.

    Wer will natürlich mehr und auch von zuhause etc. - aber Anweisungen von Schulleitungen wie z.B., dass man täglich so und so oft oder nochmal abends um soundsoviel Uhr reinschauen müsse, sind nicht rechtens.

  • Krankmeldungen von SuS laufen bei uns über die schulische E-Mail-Adresse der jeweiligen Klassenlehrer*innen. Da schaue ich morgens kurz vor'm Klingeln 'rein und notiere die Krankmeldungen im Klassenbuch.

    Meine private Telefonnummer gebe ich auch an meine SuS 'raus, hatte aber noch nie Probleme damit, sprich: ich bekomme nur selten Anrufe von Schüler*innen (von Eltern so gut wie gar nicht, aufgrund der Tatsache, dass meine SuS schon älter sind - also ab 16 aufwärts). Meistens kontaktieren mich die SuS per Mail.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Off-topic:


    Mal eine ganz blöde Frage. Abgesehen von Grundschülern - warum sollen sich Schüler krank melden?

    Als Lehrer muss man doch sowieso die Anwesenheit protokollieren und die Schüler sich später schriftlich entschuldigen, ggfs. mit Attest.
    (Und wenn keine Klassenarbeit geschrieben wurde, ist's in der Praxis zu 99 % grad egal, ob entschuldigt oder nicht.)


    Wozu also die Gründe, warum der oder die nicht auf dem Platz sitzt?


    Mr Morse, der Tobi steckt noch im Stau weil...

    Mr Morse, die Anja kommt heute später weil ihre Oma...

    Mr Morse, der Can hat grad' geschrieben er hat verschlafen aber ist unterwegs...


    Who cares?

  • Ganz einfach: weil sie sich im Betrieb auch morgens ab-/krankmelden müssen, möchten wir das in der Schule auch! Ich kann verstehen, wenn dich nicht interessiert, warum XY später oder gar nicht zum Unterricht kommt, mich aber schon.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Damit (insbesondere bei ständig kranken Schülerinnen und Schülern) die Schule notfalls das Gesundheitsamt einschalten und eine Konsultation eines Amtsarztes veranlassen kann. Das Vorgehen unterscheidet sich dabei überhaupt nicht von der Pflicht eines Arbeitnehmers, den Arbeitgeber unverzüglich über Erkrankung in Kenntnis zu setzen.

  • Ich fand es schon praktisch, wenn die Eltern morgens kurz eine Nachricht per WhatApp schreiben können, dass das Kind nicht kann, aber diese Distanzlosigkeit mancher Eltern nervt einfach.

    Das empfinde ich schon als distanzlos, ich würde den Lehrern meiner Kinder morgens keine Nachricht aufs Handy schicken wollen, dass mein Kind krank ist. Lesen die das dann beim Frühstück? Oder auf'm Klo? Und mache ich das vom Klo aus, weil's ja scheißegal ist, wann man das macht? ;) Nee, das Sekretariat ist die Zentrale und so viel Distanz (und Zeit) muss sein.

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