Erste Unterrichtstunde

  • Hallo ihr Lieben,

    Ich mache gerade mein erstes Orientierungspraktikum an einer Grundschule, am Montag halte ich meine erste Stunde in der 1. Klasse. Dabei wird nicht nur die Lehrerin zuschauen, sondern auch eine FSJlerin. Wir sind ungefähr in einem Alter und haben beide unter anderem die Aufgabe Schüler im Klassenzimmer zu ermahnen, und so die Lehrperson zu unterstützen.
    Ich befürchte nun aber, dass sie zu sehr in meinen Unterricht eingreift. Am Freitag habe ich eine Stunde eingeleitet und hatte Schwierigkeiten die Führung zu übernehmen, da sie begann den Schülern von ihrem Platz aus Anweisungen zu geben. Da es sich um meine erste Stunde vor einer Klasse handelt bin ich ohnehin etwas nervös, und befürchte durch ihr Eingreifen aus dem Konzept zu geraten, und/oder die Autorität im Klassenzimmer zu verlieren.

    Wie sollte ich mit dieser Situation umgehen? Leider habe ich keine Möglichkeit vor Montag mit ihr darüber zu sprechen, da ich keine Kontaktdaten von ihr besitze.

    Vielen Dank für Eure Hilfe

    • Offizieller Beitrag

    Dann schnappst du sie dir beim Reingehen und sagst ihr was im Sinne von "Ich will mal sehen, ob ich das hinkriege, alle im Blick zu behalten, bzw ob ich auch allein die Kurve bekomme, wenn es unruhig wird. Kannst du deswegen heute nur eine Beobachterrolle ohne einzugreifen übernehmen? Das ist lieb, danke!".

    Viel Erfolg!

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • sondern auch eine FSJlerin. Wir sind ungefähr in einem Alter und haben beide unter anderem die Aufgabe Schüler im Klassenzimmer zu ermahnen, und so die Lehrperson zu unterstützen.


    Ich frag mich, welcher Lehrer überhaupt auf die Schnapsidee kommt, Praktikanten und FSJler mit dieser Aufgabe zu betreuen.

  • . Dabei wird nicht nur die Lehrerin zuschauen, sondern auch eine FSJlerin. Wir sind ungefähr in einem Alter und haben beide unter anderem die Aufgabe Schüler im Klassenzimmer zu ermahnen, und so die Lehrperson zu unterstützen.

    Zum einen sollte die FSJlerin nicht "zuschauen". Hat sie denn im Unterricht keine Aufgabe? Kinder, die sie unterstuetzen soll? Gib ihr eine Aufgabe fuer die Stunde.


    Zum anderen ist es eigentlich weder Aufgabe eines FSJlers noch eines Praktikanten Kinder zu ermahnen. Als KL ist das meine Aufgabe, denn es ist mein Unterricht und meine Verantwortung.


    Ich hatte ganz zu Beginn auch mal eine Dame, die ein paar der Schueler unterstuetzen sollte. Sie bruellte dann staendig quer durch den Raum, selbst wenn da eigentlich gar nix war oder ich mich schon drum gekuemmert hatte. Hab die SL dann gebeten sie bitte erst mal anderweitig einzusetzen.


    Deine Konzentration muesste erst einmal darauf liegen dich als "Lehrerin" und nicht als Praktikantin in dieser Stunde zu etablieren. Meine Kleinen sind eigentlich recht gut, clever und machen gerne mit. Aber Unsicherheit koennen die foermlich riechen. Wie die sich manchmal mit unseren mehrheitlich sehr jungen und unerfahrenen Vertretungslehrern benehmen ist der Wahnsinn.

  • Karl-Dieter : Das habe ich mich auch sofort gefragt und habe dann gehofft, dass es vielleicht nur unglücklich formuliert ist.


    Roxane : Es klingt, als würdest du dich mit der FSJlerin ganz gut verstehen. Sag ihr doch offen, was du uns beschrieben hast. Es muss ja nicht so klingen, als sei es ihr Fehler, dass sie den Kindern Anweisungen gab, als du ausnahmsweise vorne standest. Sie hat nur gehandelt wie immer und sonst scheinbar gewünscht.

    Sag ihr einfach, dass du deine Planung und dich als Lehrerin natürlich erproben musst und dafür ist es ungünstig, wenn andere im Raum auch noch mit den Kindern interagieren.


    Ein bisschen zur Vorsicht möchte ich noch mahnen, denn wenn die Kinder es gewohnt sind, dass die FSJlerin sie sonst öfter ermahnt, kann es auch nach hinten losgehen, wenn sie nur hinter den Kindern sitzt und plötzlich nichts zu eventuell auftretendem schlechten Verhalten sagt. Nicht, dass der ein oder andere dann einmal ausprobieren muss, wie weit man heute mal gehen kann.

    Dafür wäre es nicht schlecht, wenn die FSJlerin sichtlich mit etwas anderem beschäftigt wäre, sodass die Kinder erst gar keine Reaktion von ihr erwarten. Sie könnte zum Beispiel etwas schreiben. Wenn du ihr das vorher erklärst, übernimmt sie sicherlich gern eine Beobachtungsaufgabe.

  • Mache es so, wie jotto vorschlägt!

    Aus meinem langen Weg von der unerfahrenen Studentin zur erfahrenen Lehrerin kann ich dir sagen:

    Am Anfang ist nicht alles so, wie man es gerne hätte. Das heißt nämlich noch gar nichts! Sehe alles als Lernfeld und reflektiere, was schon gut ging und an was man arbeiten muss.

    Ich erinnere mich noch an eine der ersten Stunden während meines Studiums: Fremde Klasse, hinten saßen im Praktikum einige Mitstudenten, der Professor und die Lehrerin. Die Schüler waren frech, wahrscheinlich aufgrund meiner mangelnden Autorität. Ich bekam es nicht recht in Griff und hangelte mich mit Ach und Krach durch die Stunde. Die Zuschauenden mischten sich aber nicht ein, auch wenn es so manchen in den Fingern juckte, wie sie mir später bei der Besprechung sagten.

    Ich habe es überlebt und aus jeder Situation gelernt. Dass es damals nicht unbedingt geklappt hat, sehe ich als Anfangsfehler. Andere Stunden im Praktikum haben wieder besser geklappt. Zuerst war es ein Auf und Ab. Ich war ziemlich jung und sah wie eine Schülerin aus, als ich anfing. Autorität musste ich mir erarbeiten und bin einige Irrwege gegangen, bis ich durch zunehmende Professionalisierung meinen Stil fand. Inzwischen bin ich auf einem ganz anderen Level, was das betrifft.

    Also, zeige der FSJlerin ihre Grenze, schließlich bist du diejenige, die üben muss, vor der Klasse zu stehen, nicht sie. Und sehe solche Dinge als willkommene Übung an, die du jetzt ohne irgendwelchen Druck absolvieren kannst.

  • Erste Unterrichtsstunde? Mach einfach. Das Ergebnis wird ohnehin nicht dem entsprechend, was man unter einer fachlich korrekten Unterrichtsstunde erwartet. Es geht für dich darum, dich auszuprobieren und mit deinem Lehrerhandeln zu experimentieren.


    Mach einfach. Es kann ohnehin nichts schiefgehen, da alle beteiligten KuK im Hintergrund selbstredend davon ausgehen, dass du es versemmelst und entsprechende Fallback-Pläne haben. ;)

  • ... und vor allem hör auf, dir düstere Szenarien auszudenken. Es kommt doch anders, als du denkst. Warum wohl heißt es Orientierungspraktikum? Weil du ausprobieren sollst. Und bitteschön denke auch nicht, dass andere Leute daran schuld sind, wenn etwas nicht so klappt, wie du dir das vorgestellt hast. Wenn sich Leute raushalten, ist das auch nicht einfacher.


    Mach, wie du es für richtig hältst, und schau hinterher in Ruhe, was daraus geworden ist. Ohne Verurteilungen. Nur mit Interesse und Neugier: Ups, was war denn das?


    Ich würde niemand anderem vorher irgendwelche Anweisungen erteilen. Lass es auf dich zukommen. Viel Erfolg und berichte, wie es war!

  • Ich hatte letzt noch meine Reflexion einer Unterrichtsstunde aus dem Orientierungspraktikum in der Hand. Da liegen Welten zu jetzt. Da hatte ich viele tolle Ideen und am Ende lief alles drunter und drüber.

    Wichtig ist eben, das zu reflektieren und daraus zu lernen. Dann geht es immer weiter nach vorne.

    (Gilt auch jetzt noch nach dem Ref und überhaupt immer, das eigene Handeln reflektieren und entsprechend Handlungsweisen anpassen)

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