Korrekturfach und Sozialleben

  • Was ich sagen will: ein, zwei konkrete Probleme zu fassen und bewusst zu machen scheint mir tausendmal nachhaltiger zu sein als jeder rot angestrichene Fehler.

    Unbedingt! Aber 1. macht man auch das schriftlich mit Rotstift, und 2. ist es beim Korrigieren doch nicht das Anstreichen von Fehlern, das Zeit kostet!

    Irgendwo wurde hier vorgeschlagen, die Klausurlängen einfach zu kürzen. Das geht nicht und ist meiner Meinung nach auch nicht sinnvoll, denn, so lästig die Korrekturen auch sind, die Klausuren sind eben auch ein Instrument zur Prüfungsvorbereitung.

    Ach, da ginge schon etwas, in der Tat. Wir könnten die Klausurlängen kürzen und schlechter aufs Abitur vorbereiten, und ich wäre voll dafür! (In Englisch geschieht das bereits und ist vom Kultusministerium abgesegnet.) In Deutsch ist das vom Kultusministerium explizit nicht gewünscht, aber eben auch nicht explizit wörtlich direkt und unmittelbar verboten. Da sträuben sich allerdings die Kollegen und Kolleginnen tatsächlich.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Ach, da ginge schon etwas, in der Tat. Wir könnten die Klausurlängen kürzen und schlechter aufs Abitur vorbereiten, und ich wäre voll dafür! (In Englisch geschieht das bereits und ist vom Kultusministerium abgesegnet.) In Deutsch ist das vom Kultusministerium explizit nicht gewünscht, aber eben auch nicht explizit wörtlich direkt und unmittelbar verboten. Da sträuben sich allerdings die Kollegen und Kolleginnen tatsächlich.

    Unsere Fachkonferenz hat mit großer Mehrheit dafür abgestimmt, die Klausurlängenvorgabe voll auszuschöpfen, mit dem Argument, die SuS würden strukturierter formulieren, wenn sie mehr Zeit für die Klausur haben. In Einzelfällen mag das sicher auch stimmen...

  • Unsere Fachkonferenz hat mit großer Mehrheit dafür abgestimmt, die Klausurlängenvorgabe voll auszuschöpfen, mit dem Argument, die SuS würden strukturierter formulieren, wenn sie mehr Zeit für die Klausur haben. In Einzelfällen mag das sicher auch stimmen...

    Strukturierter formulieren? Lange Klausuren führen zu seitenweiser Wiederholung und totalem Bullsh... Genau das, was die Sprachkollegen mit Recht so belastet.


    Das Problem ist, das Abhaken der Erwartungshorizonte gibt den Schülern Recht, einfach alles zu schreiben. Und alles andere als prägnant.

  • An einzelne rote Bemerkungen oder gar Anstriche erinnere ich mich hingegen nicht mehr.

    Die mache ich auch nicht primär für die Jugendlichen sondern aus reinem Selbstschutz. Rate, warum ich in meiner Fachschaft die EINZIGE bin, die NIE Diskussionen wegen Prüfungen mit den Jugendlichen hat. Ich bin die einzige, die eine vollständige Positivkorrektur macht. Wenn da einer kommt mit "ja aber" sage ich "steht da doch". Fertig. Selten kommt es vor, dass mal sagen wir 80 % der ganzen Klasse ein und denselben Fehler gemacht hat, dann schreibe ich es nicht mehr extra auf jede einzelne Prüfung, sondern mache in der folgenden Lektion eine kurze (!) Besprechung. Prüfungsbesprechungen gibt es ansonsten bei mir NIE.


    Seitenlanges blödsinniges Geschwafle gelingt es mir unterdessen einigermassen erfolgreich zu verhindern mit der simplen Anweisung "erklären Sie in 2 - 3 Sätzen". Ich lese redundanten Text nicht mehr per se sondern schaue zuerst nur nach relevanten Stichwörtern. Das muss in einem Fach wie Geographie auf jeden Fall auch möglich sein.

    • Offizieller Beitrag

    Die ausfallenden Kurse nach den Osterferien werden bei uns mit "Sondereinsätzen" ausgefüllt. D.h. Vertretungstunden ohne dass sie bezahlt werden.

    10 Stunden pro Woche Vertretung??


    Habe ich überlesen, wieviele Kollegen ihr in Geographie seid?


    Wenn du so viel Oberstufe unterrichtest, bist du ja weniger in der Sek I eingesetzt. Auch da würden Korrekturen anfallen, zwar weniger umfangreiche, aber sicherlich mehr (in meinen Fächern zumindest).


    Wenn du am frühen Nachmittag Feierabend machst-- (so habe ich es in Erinnerung) vll doch lieber zwei Korrekturen in den Nachmittag legen? D.H. deine häusliche Arbeitszeit gleichmäßiger verteilen.


    Warst du denn nun bei dem Date? ;)

  • Wie kommst du auf 10 Stunden pro Woche? In meinem Fall wären es 5 Stunden, die Gefahr laufen, anderweitig delegiert zu werden.


    Ja, ich bin auf der anderen Seite auch froh, weniger in Sek 1 unterrichten zu müssen. Deswegen habe ich der Übernahme von 2 LK´s zunächst einmal mit positiver Erwartung zugestimmt. Das Problem ist jetzt, dass die Klausuren so kurz hintereinander geschrieben werden und ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe. Bisher war es immer so, dass ich die eine Klausur korrigieren konnte, bevor die nächste auf dem Tisch landet. Früher waren die Klausurzeiten auch kürzer, so dass weniger geschrieben wurde.

  • ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe

    So wie ich Deine Beiträge lese, scheint das ein zentraler Teil des Problems zu sein. Mir fällt auch auf, dass Du mindestens zum zweiten mal der Frage nach Deinem Gesamtdeputat und Deiner sonstigen Korrekturbelastung jenseits der zwei Leistungskurse ausweichst.



    Bisher war es immer so, dass ich die eine Klausur korrigieren konnte, bevor die nächste auf dem Tisch landet.

    :rofl:


    Entschuldigung, aber zu Stosszeiten habe ich auch mal 4 - 5 Stapel auf dem Tisch legen und in der Woche drauf kommt dann der Rest. Wenn Dich der blosse Anblick eines Stapels Papier so sehr ängstigt, solltest Du dort vielleicht mal ansetzen.

  • So wie ich Deine Beiträge lese, scheint das ein zentraler Teil des Problems zu sein. Mir fällt auch auf, dass Du mindestens zum zweiten mal der Frage nach Deinem Gesamtdeputat und Deiner sonstigen Korrekturbelastung jenseits der zwei Leistungskurse ausweichst.

    Gesamtdeputat sind 26 Stunden, davon 13 in der Sek2. Korrekturen nur in Sek2: 2 Klausuren EF, jeweils 4 Klausuren Q1 und Q2 pro Schuljahr. Dazu noch Klassenleitung in der 5. Das ist zwar viel, aber wenn ich mir die anderen Kollegen anschaue, machen die auch nicht viel weniger.

  • Das ist zwar viel

    Nein, eigentlich nicht. Ich mache auch bei einem kleineren Volldeputat deutlich mehr, hab ich ja schon vorgerechnet. Klassenleitung habe ich auch. Sieh zu dass Du Deine Arbeitsprozesse optimierst, Vorschläge wurden hier ja gemacht.

  • Abgesehen davon, dass ich noch immer der Meinung bin, dass man fachschaftsintern Einigkeit über eine möglichst gleichmäßige Belastungsverteilung sprechen muss, wären das bei einer vollen Stelle also 3 Korrekturgruppen und die Klassenleitung in der 5.

    Für eine volle Stelle ist das nicht viel, auch wenn die SuS im LK viel schreiben.

    Man muss seinen eigenen Weg finden und Belastungen werden auch subjektiv empfunden, das ist Fakt. Vielleicht gibt es im Kollegium jemanden, der mit einer vergleichbaren Korrekturanzahl gut zurecht kommt und ein paar Tipps geben kann.

    Für mich gilt: Ich arbeite die Dinge so ab, wie ich es kann und wie die Wichtigkeit ist. Das sage ich den Schülern so, fast alle verstehen und akzeptieren das. Umgekehrt gebe ich ihnen in Zeiten, wo viele Klassenarbeiten liegen, nicht noch unbedigt ein Referat auf. Damit fahre ich ganz gut und habe nie Drängelei.

  • Nein, eigentlich nicht. Ich mache auch bei einem kleineren Volldeputat deutlich mehr, hab ich ja schon vorgerechnet. Klassenleitung habe ich auch. Sieh zu dass Du Deine Arbeitsprozesse optimierst, Vorschläge wurden hier ja gemacht.

    Deutlich mehr???


    Naja, wenn auch die Besoldung in der Schweiz besser ist, dann stimmt doch da auch etwas nicht?

  • Für mich gilt: Ich arbeite die Dinge so ab, wie ich es kann und wie die Wichtigkeit ist. Das sage ich den Schülern so, fast alle verstehen udn akzeptieren das.

    Ich habe dem LK, der Ende nächster Woche schreibt, bereits vor einer Woche verkündet, dass die Rückgabe erst nach den Osterferien erfolgt. Das wurde auch so akzeptiert.

  • dann stimmt doch da auch etwas nicht

    Ich find's hier völlig in Ordnung. Grosser Unterschied: Ich habe viel weniger starre Rahmenbedingungen, aka zentrale Prüfungen und so nen Quatsch, das lässt mehr Freiheiten und macht gelassener.

    • Offizieller Beitrag

    Bisher war es immer so, dass ich die eine Klausur korrigieren konnte, bevor die nächste auf dem Tisch landet. Früher waren die Klausurzeiten auch kürzer, so dass weniger geschrieben wurde.

    da hilft nur zu priorisieren!


    Der LK in Kl.11 hat Zeit, die Vorabi Klausuren sind nicht ganz so eilig.


    Und ja; jeder kennt die Situation, dass mehrere Stapel Korrekturen auf dem Schreibtisch liegen. Ich versuche das auch zu vermeiden, aber das geht eben nicht immer. Dazu kommen bei mir noch unendlich viele Tests, die zwar schnell korrigiert sind, aber in Summe eben auch Arbeit machen.


    Ich fahre gut mit der devis: stetig korrigieren, aber keinen Kraftakt. Ich wäre nicht der Nachtschichtarbeiter.

    Muss jeder für sich austetesten.

  • Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mittlerweile einen regelrechten Hass auf die Arbeitsbedingungen des Lehrerjobs und die Bezirksregierung entwickelt habe und alles dafür unternehme, mich selbst zu schützen. Dazu gehört auch, dass ich meine Korrekturweise auf ein Minimum zurückgeschraubt habe. Grundsätzlich mache ich keine Positivkorrektur, lese die Klausur nur einmal durch, schreibe keine Randnotizen oder gar Texte zur Reflektion.

    Danke für dieses wichtige Feedback!


    Daran kann man nämlich auch sehr gut ablesen, dass die vermeintliche "Gewissenhaftigkeit" der Korrektur in der praktischen Umsetzung dramatische Nachteile für den ohnehin schon geringen didaktischen Wert einer Klausur erzeugen kann! Wenn ich Lehrer durch Ansprüche überlaste, erzeuge ich Frustration, die dann in - völlig natürliche und gerechtfertigte! - Selbstverteidigungsmechanismen mündet. Und ist das als Strategie für schulische Arbeit sinnvoll? Nein.


    Ähnliches habe ich mir bei dem Beitrag oben von CatelynStark gedacht: da stellt jemand fest, dass seine sehr mühsame und arbeitsaufwändige Strategie bei der Klausurkorrektur offensichtlich ins Leere fällt, weil die SuS das Feedback nicht zur Kenntnis nehmen, vor allem die nicht, die es bräuchten. Und dann greift die systemisch typische Reaktion, auf die wir alle im Diskurs "Schule" getrimmt sind: wir fragen nicht, ob unsere Methode vielleicht einfach nicht sinnvoll sind und suchen stattdessen Schuld bei unseren SuS, die entweder "zu faul" oder "zu ignorant" sind, unsere pädagogisch und didaktischen Maßnahmen zu reflektieren. Und dann greifen wir zu erpresserischen Mitteln, ganz im Sinne der Schultradition über die Notensanktion. Wir neigen dazu, Erfolg über die Erpressung unserer Lerner zu suchen.


    Aber was erreiche ich damit? Eigentlich möchte ich doch, dass sich meine SuS mit den Schwierigkeiten ihres verschriftlichten Denkvorgangs auf inhaltlicher und sprachlicher reflektierend auseinandersetzen. Wenn ich sie mit "ungenügend" bei Ignorierung des "Reflexionsbogens" erpresse, amplifiziere ich doch nur die negative Prägung meiner Klausurbewertung. Ich werde sie nicht dazu bewegen, über Verbesserungsmöglichkeiten nachzudenken, sondern eher dazu, eine zeitsparende Alibi-Reaktion auf den Bewertungsbogen zu kritzeln, um dem Schmerz des Versagens (den Begriff meine ich ABSOLUT UNIRONISCH) möglichst schnell zu entgehen. Kognitiv ist nichts gewonnen.


    Schlimmer noch - durch das angedrohte "ungenügend" bei der Klausurreflexion ist nur noch die Einstellung verstärkt, dass Sinn und Zweck einer Klausur letztlich nur das Finden einer Zahl zur Bewertung ist.


    Mein Selbstverständnis als Lehrer ist ein anderes. Ich würde nicht zu solchen Methoden greifen.

  • Einmal Abi schreiben reicht doch... Ich verstehe den Sinn dieser Vorabi-Klausuren nicht.

    Eine Abiturklausur schreibt man als Normalbürger (zum Glück!) nur einmal.

    Die Abiturklausur ist ein völlig willkürliches und atypisches Prüfungsformat, das nichts mit Problemstellungen der realen Welt zu tun hat. Sie ist eine Theateraufführung.

    Es ist extrem wichtig, Kandidaten, die nur einmal im Leben mit dieser Theateraufführung konfrontiert werden, darauf auch vorzubereiten.

    Die Generalprobe des Schauspiels "Abiturklausur" ist die Vorabi-Klausur.

  • Bei mehreren Stapeln priorisiere ich ganz einfach: Erst Sek II (Q2 vor Q1 vor EF)

    Dann Sek I: 5er zuerst (die sind doch immer sehr ungeduldig und es geht schnell), danach auch hier von oben runter (also 9 vor 8 vor7 vor 6)


    Ich habe in einer Woche die Facharbeiten und die Vorabiturklausuren bekommen. Pech für die SuS mit den Facharbeiten. Das habe ich ihnen erklärt.

    • Offizieller Beitrag

    wären das bei einer vollen Stelle also 3 Korrekturgruppen und die Klassenleitung in der 5.

    Für eine volle Stelle ist das nicht viel, auch wenn die SuS im LK viel schreiben.

    dem stimme ich zu. Vll ist dein Anspruch, immer erst eine Klausur fertig korrigiert zu haben, bevor die nächste kommt, einfach zu hoch?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe dem LK, der Ende nächster Woche schreibt, bereits vor einer Woche verkündet, dass die Rückgabe erst nach den Osterferien erfolgt. Das wurde auch so akzeptiert.

    selbst wenn die Schüler es nicht akzeptieren: so what??

    Kann dir völlig wumpe sein, aber sowas von


    P.S.Die Schüler sind im Regelfall alles andere als scharf darauf, ihre Arbeiten schnell korrigiert zu bekommen ;)

Werbung